Archive for the ‘22 Medien’ Category

Ukraine-Berichte verengen politischen Diskurs

4. März 2023

Deutschland liefert immer mehr Waffen in die Ukraine – befeuert durch eine Berichterstattung, die das als zielführender für eine Beendigung des Krieges darstellt als Verhandlungen. In der Bevölkerung dagegen wächst die Sorge, Panzer würden weniger zur Friedenssicherung als zur Eskalation des Konflikts beitragen und im Lande die soziale Spaltung verschärfen. (…)

Mitte Dezember 2022 veröffentlichten die Medienforscher Marcus Maurer, Jörg Haßler und Pablo Jost die erste empirische Studie zur Ukraineberichterstattung in deutschen Medien. Mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse hatten sie rund 4.300 Beiträge untersucht, die von Kriegsbeginn am 24. Februar bis Ende Mai in acht deutschen Leitmedien erschienen.

Mit Ausnahme des „Spiegel“ präsentierten alle – „FAZ“, „Süddeutsche Zeitung“, „Bild“, „Zeit“, ARD-Tagesschau, ZDF-Heute und RTL Aktuell – die militärische Unterstützung der Ukraine, insbesondere durch die Lieferung schwerer Waffen als „deutlich überwiegend sinnvoll und auch als sinnvoller als diplomatische Maßnahmen“. Als Kanzler Scholz mit der Waffenlieferung abwartete, wurde er „als Zauderer kritisiert“.

Diese mediale Diskursverengung setzte sich im Laufe des Jahres fort. (…)

Quelle: Menschen machen Medien (ver.di)

Funke Mediengruppe entlässt Redakteure

28. Februar 2023

Es rumort derzeit wieder bei der Funke Mediengruppe: Sämtliche Wochenblätter in NRW sollen künftig zentral produziert werden und ohne eigene Inhalte – mit etwa der Hälfte an Redakteur*innen. (…)

Funke hat Erfahrung in der Schaffung von „Zombie-Zeitungen“, die zentral in Essen produziert werden und kaum Kosten und Personal verursachen. So haben die Essener bereits vor zehn Jahren die Redaktionen der „Westfälischen Rundschau“ dichtgemacht. Ohne eigene Redaktion erscheint das Blatt bis heute und soll noch ordentlich Erträge abwerfen. (…)

Quelle: Menschen machen Medien (ver.di)

Anmerkung: In Hagen gehört der Stadtanzeiger in diese Kategorie. Die Entscheidung des Funke-Konzern ist bedauerlich für die betroffenen festen und freien Mitarbeiter, aber das redaktionelle Niveau dieses Blattes kann darunter nicht leiden – das tendiert sowieso gegen Null.

Wie sich die Headlines gleichen

31. Januar 2023

Kriegsbegeisterung reicht bis in die Provinz

Nicht nur überregionale Medien rufen nach immer mehr Waffen, auch in den provinziellen Niederungen der Presselandschaft greift der Bellizismus immer mehr um sich. So funktionierte es auch schon im Ersten Weltkrieg.

Die Beispiele aus den Hagener Blättern Westdeutsche Volkszeitung (1914/15) und Westfalenpost (2023) bedürfen  – inklusive der Toni-Sailer-haften Skilehrer-Präsentation eines Söldners – keiner Kommentierung (Screenshots: DW):

Westdeutsche Volkszeitung. Hagen 269 (19.11.1914)

WP 27.01.2023

Westdeutsche Volkszeitung. Hagen 18 (23.1.1915)

WP 28.01.2023

Zur Rolle der Medien siehe auch den Beitrag von Christoph Habermann, von 1999 bis 2004 stellvertretender Chef des Bundespräsidialamts bei Bundespräsident Johannes Rau:

Die Berichterstattung in Deutschland über den Krieg in der Ukraine gerät in eine immer stärkere Schieflage. Man bekommt den Eindruck, dass eine wachsende Zahl von Journalisten und Journalistinnen sich nicht mehr als Berichterstatterinnen und Kommentatoren verstehen sondern als Influencer.

Es geht nicht mehr um das pro und contra zu jedem einzelnen Vorschlag zur Unterstützung der Ukraine und zur Frage, wie das Sterben so schnell wie möglich beendet werden kann. Es geht um Bekenntnisse. Die möglichst laute Forderung nach Panzern – und absehbar auch nach den von der Ukraine geforderten Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen bis hin zu einer Flugverbotszone -, ersetzt die nüchterne Auseinandersetzung mit der Frage, was verantwortungsvolles Handeln ein Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine bedeutet. Panzer-Politik und Panzer-Journalismus beherrschen die Schlagzeilen der Zeitungen, die Fernseh-Nachrichten und die talk-shows.

Wer nach dem Sinn von Panzer-Lieferungen fragt, wer nach den Zielen fragt, die damit erreicht werden sollen, wer auf Risiken und Gefahren hinweist, die mit der Lieferung von Panzern verbunden sind, der wird in die Ecke gestellt und muss sich vom hohen moralischen Ross herab belehren lassen. Das geht nicht selten bis hin zu persönlichen Angriffen, die beleidigend, ja verleumderisch sind.

Ein besonders übles Beispiel dafür ist, wie der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk, heute Vize-Aussenminister der Ukraine, am vergangenen Wochenende Rolf Mützenich, den Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag angegriffen hat.

Begründungspflichtig ist nicht mehr die Lieferung von immer mehr Waffen. Wer verantwortlich abwägt, dem werden mangelnde Solidarität mit der Ukraine vorgeworfen.

Quelle: Blog der Republik

Polizei sieht in Silvester-Ereignissen keine Dramatik

30. Januar 2023

Obwohl Polizei und Ordnungsbehörden vier Wochen nach den erschreckenden Silvester-Bildern aus Altenhagen die dortigen Ereignisse als „bei weitem nicht so dramatisch wie dargestellt“, so Polizeisprecher Tino Schäfer, einordnen, regt die Politik in Hagen an, die Sozialarbeit in den Brennpunktquartieren weiter zu intensivieren. (…)

Polizei-Sprecher Schäfer wiederholte, wie auch schon nach den Halloween-Ereignissen in der Badstraße, dass es ureigenste Aufgabe der Polizei sei, bei der Nachbetrachtung der Silvesternacht zu objektivieren, nicht zu verharmlosen. Auch er habe sich beim Blick auf die ersten Videos zunächst „erschrocken“.

Doch nach ausführlicher Sichtung der Bilder aus den Bodycams der Beamten habe sich das Bild relativiert: „Damit wollen wir das Thema nicht kleinreden, auch wir bekommen die Emotionen mit. Wir müssen aber nicht nur auf das gucken, was auf der Straße passiert: Wütender Mob ist vor allem in den sozialen Netzwerken unterwegs“, verwies Schäfer auf die dort „kaum zu ertragende unsachliche Kritik“.

Hier würde die Wahrheit komplett verschoben, warnte er vor einer gefährlichen Entwicklung, die das Vertrauen in die Polizei zerstöre.

Thomas Lichtenberg, Chef des Stadtordnungsdienstes bestätigte die Perspektive der Polizei: „Diese Silvesternacht war nicht außergewöhnlich“, vermutete er auch einige Krawall-Touristen in Altenhagen. Zugleich betonte er, dass die Feuerwehr in der Nacht keinen einzigen Übergriff gemeldet habe und auch die Busse unbehelligt geblieben seien. (…)

Quelle: wp.de (Bezahlschranke)

Siehe dazu auch:

„Schulterzuckender Duldungsliberalismus“
Silvester-Randale: Hagener CDU sieht Verantwortung in Berlin

Rocker gut – Migranten böse
Wie die WPWR als selbsternannte „Stimme der Heimat“ Stimmung macht

Was mit Tieren

28. Januar 2023

Horizontales: Jetzt greift der Chef persönlich zu seinem Stift

Ein Eichhörchen verirrte sich ins Bordell – ob dienstlich oder wie auch immer, konnte der Geselle mit dem buschigen Schwanz nicht erklären. Leider hatte das Tier Pech und fiel in einen Schacht.

Gemessen an der bisherigen Berichterstattung aus der Düppenbeckerstraße wäre dieses Ereignis eigentlich in den Zuständigkeitsbereich des WPWR-Reporters Mike Fiebig gefallen. Aber dieses Mal packte Redaktionsleiter Jens Stubbe selbst seinen Stift aus bzw. griff in die Tastatur.

Mit viel Liebe (sogar zu den baulichen Details des Puffs) wusste Stubbe zu berichten:

„Und doch ist es vielleicht dieser besondere Ort, an dem Damen leben, die ein großes Herz für Tiere haben, dem es dieses Eichhörnchen zu verdanken hat, dass es noch lebt. (…) Und nur weil die Frauen, die dort ihre Liebesdienste anbieten, sich über Tage liebevoll gekümmert haben und schließlich den Tierschutzverein eingeschaltet hatten, konnte der Nager gerettet werden.“

Auch Birgit Ganskow, Vorsitzende des Tierschutzvereins, zeigte sich angetan:

„Im zweiten Geschoss befinden sich die Zimmer, in die sich Frauen und Freier zurückziehen“, so Ganskow. „Die Fenster liegen in rund vier Metern Höhe. Von hier aus haben die Damen das Eichhörnchen mit Trauben und mit Nüssen versorgt.“

„Sie sind sehr tierlieb“, sagt Ganskow, „einige haben selbst kleine Hunde“.

Prostituierte Isabella sowie die Tierschützerinnen Birgit Ganskow und Karin Schwarz machten auf dem Foto zum Bericht nach getaner Arbeit jedenfalls einen erlösten Eindruck.

Na bitte, was mit Tieren geht immer – selbst im Puff.

WPWR: Forcierter Schwund

25. Januar 2023

7,2 Prozent weniger Abos als vor einem Jahr

Die Hagener Ausgabe der WPWR setzt den Niedergang ihrer Auflagenzahlen mit zunehmendem Tempo fort. Im 4. Quartal 2022 verlor der Verkauf nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Verbreitung von Werbeträgern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 5,8 Prozent, bei den Abonnements betrug der Rückgang sogar rekordverdächtige 7,2 Prozent.

Dass sowohl andere Ausgaben der Funke-Gruppe als auch Zeitungen anderer Verlage ebenfalls unter beständigem Schwund leiden, macht die Sache nicht besser. Warum sollte Hagen nicht mal ausnahmsweise mit positivem Beispiel – zum Beispiel mit einer gut gemachten Lokalgazette – vorangehen?

Die gesamte täglich verkaufte Auflage betrug im Mittel nur noch 23.290 Exemplare, wobei die Ausgabe Herdecke/Wetter schon mitgezählt wurde. Die Einzelangabe der Auflagezahlen nur für Hagen wurde bereits 2017 von der Funke-Mediengruppe eingestellt.

In der Volmestadt dürften bei realistischer Einschätzung durchschnittlich nur noch 17 – 18.000 Funke-Zeitungen pro Tag an die Leser gebracht werden. Bei 166.000 Einwohnern, die 15 Jahre und älter sind (Stand: 2021) entfällt damit etwa ein Exemplar auf 10 Hagener. Der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung bekommt also von dem, was das Blatt schreibt, überhaupt nichts mit.

Die Funke-Gruppe behauptet in ihren Medienunterlagen, dass ein Exemplar ihrer Zeitungen von fast 4 Personen gelesen wird. Solche Darstellungen, die in ähnlicher Form auch von anderen Printmedien verbreitet werden – dort ist etwas zurückhaltender von 2,7 Personen die Rede -, halten Medienwissenschaftler für fragwürdig.

Auch etwas anderes spricht dagegen: Der Anteil von Ein-Personen-Haushalten beträgt in Hagen mehr als ein Drittel aller Haushalte, und die Zahl der Friseursalons, Arztpraxen und Cafés, in denen die WPWR ausliegt, dürfte sich in Grenzen halten und statistisch nicht relevant sein.

Das Blatt nimmt in seiner manchmal maßlosen Selbstüberschätzung für sich in Anspruch, das Sprachrohr der Bürger oder alternativ der Stadtgesellschaft zu sein. Dumm nur, dass die Stadtgesellschaft mit Kündigungen abstimmt und sich in immer stärkerem Maße davon verabschiedet, sich von wenigen selbsternannten Meinungsmachern die Denkrichtung vorgeben zu lassen.

Knapp vorbei am Hurenkind

23. Januar 2023

Neues vom horizontalen Journalismus

„Gestern war ich auf dem Weg ins Bordell.
Dienstlich.
Wie auch immer.“
Mike Fiebig

Die Texter im Hagener Pressehaus, eigentlich nur noch Etagen in einem schnöden Bürogebäude, haben so ihre eigenen Vorlieben. Das ist erst einmal nicht zu bekritteln. Leider kommt dabei aber die Aufgabe des Journalismus, der sich selbst gerne als „Vierte Gewalt“ neben Legislative, Exekutive und Jurisdiktion versteht, zunehmend zu kurz.

Kritische Berichterstattung wird immer mehr durch gefällige Beiträge ersetzt, die an Verlautbarungen aus den PR-Abteilungen von Unternehmen erinnern. In der Geschäftsverteilung der „Stadtredaktion“ (früher gab es noch die zwei Redaktionen der Westfälischen Rundschau und der Westfalenpost) lassen sich die Rollen einzelner Schreiber grob zuordnen.

Da gibt es zum Beispiel Hubertus Heuel, den Verfasser liebevoller Geschichten über Rockerbanden, den Freund von Kirche, Privatschulen und (ehemals humanistischen) Gymnasien. Oder Yvonne Hinz, die Protagonistin von Kleiderständern und Fritteusen, die offenbar wesentliche Teile ihres Arbeitsalltags mit Schlendern durch die innerstädtische Fußgängerzone verbringt.

Und dann ist da noch Mike Fiebig. Der hatte sich zwischendurch schon mal als Kulturredakteur versucht, obwohl er von der Materie nach eigenem Eingeständnis keine Ahnung hat („Ich habe keinen Kunstverstand“) und sich selbst als „Einfaltspinsel“ outete.

Auch dieser Knaller war nicht von schlechten Eltern: Im März 2020 suchte Fiebig „jemanden, der nicht schreiben und lesen kann“ oder „jemanden, der sein Kind geschlagen hat“ oder „eine Frau, die sich nicht rasiert“ oder „jemanden mit Blasenschwäche“ oder „einen Mörder/Totschläger“ oder „jemanden, der unter Zwangsstörungen leidet“. Damit sollte das alljährliche Sommerloch gefüllt werden und es fanden sich sogar Teilnehmer, die in dieses mediale Dschungelcamp einziehen wollten.

Aber der Mann hat daneben noch andere Qualitäten. Und die liegen in einer eher horizontalen Berichterstattung. Wenn es dem einschlägigen Gewerbe jemals an Öffentlichkeitsarbeit gemangelt haben sollte – kein Problem: Fiebig liefert.

Erst gerade wieder. Am Samstag mit einer Schilderung der aktuellen Immobilienaktivitäten in der Düppenbeckerstraße. Der Autor setzt damit einen Erzählstrang fort, dem er seit Jahren folgt.

Kleiner Auszug aus seinem bisherigen Œuvre:

Hinter den Kulissen der sündigsten Straße Hagens (22.11.2014)

Tag der offenen Tür im Hagener Bordell lockt viele Frauen (27.08.2018)

Tantra-Lounge in Hagen-Helfe: Die Kunst der Berührung (06.03.2020)

Später fiel dann allerdings ein Schatten auf Fiebigs Massagekünstlerin:

Eklat um Russland-Ukraine-Reise: AfD-Frau aus Hagen dabei (21.09.2022)

Aber ein Meister der roten Laterne wirft seine Flinte nicht so schnell ins Korn:

Rotlichtviertel in Hagen: Im Schlender-Strom der Freier (17.07.2022)

Und aktuell eben die Immobilien-Berichterstattung – dienstlich oder wie auch immer:

Bordell: Umbau und Haus-Verkäufe auf Hagens Rotlichtmeile (20.01.2023)

Kleines Schmankerl am Rande:

Früher wurden Zeitungstexte technisch noch von Schriftsetzern zusammengebaut, und die hatten ihre eigene Sprache. Da gab es beispielsweise das „Hurenkind“. So wurde die letzte Zeile eines Absatzes bezeichnet, wenn sie zugleich die erste einer neuen Seite oder Spalte ist. „Hurenkinder“ galten im Schriftsatz als schwere handwerkliche Fehler. Diese Zeiten sind schon lange vorbei, heute wird noch nicht einmal Korrektur gelesen.

Solch ein „Hurenkind“ taucht ironischerweise (fast) in der Printversion von Fiebigs jüngstem Puffartikel auf (s. Abb.). Genaugenommen sind es eine Zeile und ein Wort, die aber auch nicht optimal umbrochen sind und die Sache somit nicht viel besser machen.

Immerhin, wenigstens beim Druckerzeugnis kann man mit ganz viel Wohlwollen sagen: Es ging noch einmal so gerade knapp vorbei am „Hurenkind“.

Bordell

Rückblende: Besuch aus der Ostzone

22. Januar 2023

Vor 50 Jahren startete die Fernsehserie „Ein Herz und eine Seele“

„Ein Herz und eine Seele“ war eine deutsche Fernsehserie nach einer Idee von Wolfgang Menge, die von 1973 bis 1976 in zwei Staffeln vom WDR produziert wurde. Die erste Folge wurde am 15. Januar 1973 ausgestrahlt.

Im Mittelpunkt steht das Leben der kleinbürgerlichen westdeutschen Familie Tetzlaff, deren ebenso cholerisches wie reaktionäres Oberhaupt „Ekel“ Alfred vom Schauspieler Heinz Schubert verkörpert wurde. 1951 holte ihn Bertolt Brecht an sein Berliner Ensemble, bei dem Schubert bis zum Bau der Berliner Mauer 1961 blieb.

Alfred Tetzlaff stellt die Hauptfigur dar und ist ein reaktionärer Spießer. Sein chauvinistisches Auftreten, seine abfälligen Äußerungen über die SPD-Regierung, seinen Schwiegersohn, Ausländer, Gastarbeiter, Juden und vieles mehr zielen dabei auf die zeitgenössischen kleinbürgerlichen Stammtischpolitiker.

Die Serie erreichte hohe Popularität, einzelne Folgen werden bis heute regelmäßig wiederholt. Während die Zuschauer vor 50 Jahren die dargestellten Charaktere noch problemlos verstanden, darf das heute anscheinend nicht mehr so ohne Weiteres vorausgesetzt werden. Um identitätspolitisch orientierte Sensibelchen (m/w/d) nicht unvorbereitet zu schockieren, wurde dem Youtube-Video eine Triggerwarnung vorgeschaltet.

Ex-Kulturredakteur Hubertus Heiser verstorben

20. Januar 2023

Als Redakteur der WESTFALENPOST im Kultur-Ressort prägt er über Jahrzehnte die Berichterstattung: Jetzt ist Hubertus Heiser verstorben. (…)

Über 27 Jahre lang bewegte er sich zwischen Stadttheater, Museen, Bibliotheken, Kulturzentren, Stadthalle sowie Kunst-Galerien und genoss aufgrund seiner hohen Fachlichkeit allerorten Anerkennung. Seiner Initiative ist es im Wesentlichen zu verdanken, dass die Kreativen der Stadt unter dem Dach der Hagener Künstlergilde zueinanderfanden, die Heiser sowohl als Vorsitzender und später als Ehrenvorsitzender repräsentierte. (…)

Quelle: wp.de

Anmerkung: Über Tote soll man ja bekanntlich nichts Schlechtes sagen. Dieser Nachruf trägt allerdings reichlich dick auf. War es nicht vielmehr so, dass mit dem Wirken Heisers der Niedergang der Kulturberichterstattung der Westfalenpost seinen Anfang nahm? Nicht „die Kreativen der Stadt“ fanden auf Initiative Heisers zusammen – der Hagenring wurde bereits 1924 gegründet -, mit der Künstergilde schuf sich der Redakteur ein eigenes Universum, in dem er hobbymalende Hausfrauen um sich scharte. Heiser war auch wesentlich daran beteiligt, im Kulturzentrum Hasper Hammer einen vorbestraften Hochstapler und Betrüger zu instalieren.

Fernsehtipp: Unter Nazis

17. Januar 2023

„Bonn. Alte Freunde, neue Feinde“ in der ARD

Ab heute Di., 17.01.23, 20:15 Uhr, Das Erste

Bundesrepublik 1954: Die sechsteilige ARD-Serie „Bonn. Alte Freunde, neue Feinde“ ist zwar eine Schmonzette, erzählt aber in exzellenter Besetzung auch von einem abgedrängten Stück Nachkriegsgeschichte. (…)

Regisseurin Claudia Garde, die (mit Martin Rehbock und Peter Furrer) auch das Drehbuch schrieb, konzentriert sich auf das Jahr 1954, mit guten Gründen. Der Hauptkonflikt spielt sich zwischen Otto John, dem Chef des nagelneuen Verfassungsschutzes, und Reinhard Gehlen ab, dem Chef der „Organisation Gehlen“, des späteren Bundesnachrichtendienstes. Eine exemplarische Konfrontation: der linksintellektuelle John, nach seiner Beteiligung an der Vorbereitung des Attentats vom 20. Juli 1944 ins englische Exil entkommen, setzt als Heimkehrer auf Entnazifizierung, Aufklärung, Demokratisierung. Zum Behördenleiter wird er nicht zuletzt, weil die Auswahl an unverdächtigen Deutschen klein ist. (…)

Sein Widersacher ist das Paradebeispiel des ans rettende Ufer gelangten strammen Nationalsozialisten, Gehlen ist der Leiter der Abteilung „Fremde Heere Ost“ gewesen und weiterhin bestens vernetzt und in Geheimhaltungs- sowie Spionageangelegenheiten ein Profi. Martin Wuttke spielt ihn – mit der offenbar typischen Sonnenbrille – als genießerischen Schurken und maximalen Geheimniskrämer. (…)

Quelle: Frankfurter Rundschau

Vor zehn Jahren starb die „Rundschau“

17. Januar 2023

Beängstigend rasende Zeit: Zehn Jahre soll das schon wieder her sein, dass am 15. Januar 2013 die damalige WAZ-Gruppe (heute Funke-Mediengruppe) das faktische „Aus“ für die Westfälische Rundschau (WR) verkündet hat? (…)

Bis dahin hatte die Rundschau auch mit den anderen Zeitungen der WAZ-Gruppe (Westfalenpost, Westdeutsche Allgemeine Zeitung) einigermaßen heftig im Wettbewerb gestanden. Seit der WR-Schließung war jedoch häufig dieser Effekt zu beobachten: Fehlt ernsthafte Konkurrenz, so verloddern mitunter die journalistischen Sitten. Man hat’s ja nicht mehr nötig. (…)

Quelle: RevierPassagen

Rocker gut – Migranten böse

8. Januar 2023

Wie die WPWR als selbsternannte „Stimme der Heimat“ Stimmung macht

Supporters_LOSC_vs_PSV_EindhovenSeit Jahrzehnten zählt Hooligan-Randale zur „Fußball-Kultur“. Symbolbild: Liondartois, CC BY-SA 3.0.

An Spieltagen des milliardenschweren Fußball-Business mit der Bahn zu fahren, ist nicht unbedingt ein freudiges Ereignis. Um die Banden sogenannter „Fans“ wenigstens halbwegs in Schach zu halten, wird ein immenser Aufwand betrieben. Nicht nur in den Zügen und der Nähe der Arenen, sondern auch weiter entfernt.

Regelmäßig sind auch am Hagener Hauptbahnhof vor und nach Bundesligaspielen Polizeitruppen in voller Kampfmontur zu beobachten, um im Bedarfsfall der Szene Einhalt zu gebieten. Und um das Milliardengeschäft Fußball zu sichern – auf Kosten der Steuerzahler.

Hat die WPWR diese Zustände jemals problematisiert? Eher nicht.

Eine Rockerbande marschiert offenbar unangemeldet mit 200 Mann durch Wehringhausen, um ihren Gebietsanspruch zu verdeutlichen. „Das ist ein Zeichen an alle, dass Hagen unsere Hauptstadt ist“, so der Anführer gegenüber der WPWR.

Kritik von Seiten des Blattes angesichts dieser Machtdemonstration? Keine.

Im Gegenteil. So erstarrte Redakteur Hubertus Heuel in einem sehr ausführlichen Bericht geradezu vor Ehrfurcht: „Die Freeway Riders sind die Hagener Rocker. Männer wie Bäume, mit breitem Kreuz, ausladendem Brustkorb und muskelbepackten Armen. Männer wie Schränke.“

Später gab es dann Schießereien auf offener Straße im Rockermilieu, in dichtbebauten Wohngebieten. Die wurden von der WPWR als simple Strafsachen abgehandelt, ohne großartig auf die Gefahrenlage für die Hagener Bevölkerung hinzuweisen.

Wochenende für Wochenende müssen die Anwohner im Umfeld des Elbers-Geländes die Exzesse von Besuchern der dort ansässigen Disko ertragen. Ein Kriminalitätsschwerpunkt mit Schlägereien, Messerattacken und lautstarkem Gegröle.

Was macht das Blatt? Liefert am laufenden Band PR-artige Artikel zu Gunsten des (inzwischen ehemaligen) Betreibers dieses Etablissements.

Grundsätzlich anders erscheint die Gemütslage der Redaktionsstube (das ehemalige Pressehaus ist zum Großteil fremdvermietet), sobald es nur einen Anhaltspunkt gibt, Migranten in Haftung zu nehmen. Dass hier Rassismus im Spiel sein könnte, ist nur schwerlich von der Hand zu weisen.

Jüngstes Beispiel ist die Berichterstattung (soll man diese Elaborate wirklich so nennen?) zu den Altenhagener Exzessen in der Neujahrsnacht. Dort hatten, so die übereinstimmenden Meldungen von Polizei und Medien, etwa 20 Jugendliche mit Feuerwerk teilweise gezielt auf Polizeibeamte und andere Menschen geschossen und Mülltonnen und Sperrmüll in Brand gesetzt.

Für die WPWR ein willkommener Anlass, ihre ins Stocken geratene Kampagne gegen Migranten und EU-Zuwanderer neu zu befeuern. Immer im Versuch, mit Sensationsmeldungen die dem Abgrund entgegen strebenden Auflagenzahlen irgendwie zu stabilisieren.

Die andauernde pauschale Diskreditierung von Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien trägt bereits Früchte, wie in einem Leserbrief an die WPWR zu erkennen ist. Dort wusste ein Klaus Weimer, dass es sich bei den Tätern um „Jugendliche, oft osteuropäischer Herkunft“ handelt.

Die Hagener Polizei erklärte dagegen auf Anfrage der WPWR, dass es sich bei den Silvester in Altenhagen in Gewahrsam genommenen Personen um „Deutsche mit Migrationshintergrund (deutsch-türkisch bzw. deutsch-tunesisch)“ handele. Die mediale Propaganda war also auf fruchtbaren Boden gefallen.

Gegen solches Geschreibsel hilft nur faktenbasierte Aufklärung. Mehr als 74 Prozent der 6.105 Bürger im statistischen Bezirk  Eckesey-Süd, dazu gehört überraschenderweise auch die Alleestraße in Altenhagen, haben einen Migrationshintergrund oder sind Ausländer. Das sind 4.536 Personen (Quelle: Hagener Bevölkerungsatlas, Stand: 31.12.2021). Davon sind bei den Silvesterkrawallen gerade einmal 20 in Erscheinung getreten. Kein Grund also, pauschal das große Geschütz gegen „jugendliche Migranten“ aufzufahren.

Selbst die Zuordnung „jugendlich“ trifft nicht in ihrer Absolutheit zu, wie folgendes Bild zeigt:

Screenshot 2023-01-07 at 22-26-36 Lokalzeit aus Dortmund 02.01.2023 ARD MediathekAugenscheinlich kein Jugendlicher mit Waffe in der Alleestraße. Screenshot: WDR

Ob sich der bewaffnete Mann inzwischen im Fokus der Polizei befindet, ist nicht bekannt.

Der Hagener Oberbürgermeister Schulz hat sich bisher sachlich zu den Vorgängen in der Silversternacht geäußert. Der WPWR sagte er: „Mir ist aktuell nicht bekannt, welche Herkunft jene offensichtlich rund 20 Personen haben, die für die Ausschreitungen in der Alleestraße verantwortlich sein sollen.“

Wohl um sich bei der heimischen Presse nicht weiter unbeliebt zu machen, fügte er hinzu; „Aber unabhängig von diesen verabscheuungswürdigen Ereignissen in unserer Stadt bleibt nach den bundesweiten Medienberichten der letzten Tage festzuhalten, dass ein nicht geringer Teil der Täter augenscheinlich über einen Migrationshintergrund verfügt.“

Ein Kriterium, das im Vergleich mit anderen kriminellen Erscheinungen in dieser Stadt nicht inbedingt an erster Stelle stehen dürfte.

(Anm.: In einer früheren Version dieses Beitrags war die Allestraße dem statistischen Bezirk Altenhagen-Süd zugewiesen worden. Tatsächlich wird diese Straße in Altenhagen von den städtischen Statistikern aber Eckesey zugeschlagen. Für die Bewertung der Presseberichterstattung ist diese Zuordnung allerdings irrelevant.)

Greatest Hits 2022

1. Januar 2023

Die Top 20 der beliebtesten DW-Beiträge im Jahr 2022

  1. Johannes-Hospital wird geschlossen
  2. Was Bürger nicht wissen dürfen
    Bilanz der Wirtschaftförderung wird unter Verschluss gehalten
  3. „Ein Tsunami des Schreckens“
    WPWR-Redakteur Martin Weiske kritisiert (indirekt) die eigene Redaktion
  4. René Röspel: Die Waffen müssen schweigen!
    Nachfolger Schisanowski, Seeheimer und politischer Ziehsohn Dietmar Thiesers, ist derweil auf Sommerfesten unterwegs
  5. Dankeschön-Prämie für den Schwimmverein
    20.000 Euro extra für Unterstützung von OB und Ratsmehrheit?
  6. Obrigkeit verordnet Maulkorb
    Schülerin kritisiert laschen Umgang mit Corona an Schulen –
    Das geht ja gar nicht!
  7. Ein Häuschen weiter
    HEB-Geschäftsführer wechselt nach Paderborn
  8. Wärmestube Wirtschaftsförderung
    Millionen fließen rein – so gut wie nichts kommt raus
  9. Dauerwerbesendung „Mike Henning“
    Trotz Disko mit Randale-Umfeld und Corona-Testzentren ohne Kontrolle – WPWR bietet Henning fern jeder Kritik eine permanente Plattform. Jetzt betritt das Strandhaus Hengstey die Bühne
  10. Neue Baugrundstücke in Emst und Eppenhausen
    (War auch schon 2020 und 2021 auf der Liste)
  11. Die Nullnummer
    Keine CO2-Ersparnis durch Tretroller – System soll trotzdem ausgeweitet werden
  12. Zeitungsenten und Amnesiepolitiker
    Hohenhof: Rekonstruktion der historischen Gartenanlagen wird zum Skandalon verklärt
  13. „Karriereorientierter Jungpolitiker“
    Schisanowski-Interview: Allianz des Grauens schlägt zurück
  14. Neue Bahnlinie fährt an Hagen vorbei
    Stadtrat: RE 34 soll auch in Hohenlimburg halten
  15. Tunnel durch die Stadt wird geprüft
  16. Maulkorbaffäre erreicht neuen Höhepunkt
    Schulleiter des Albrecht-Dürer-Gymnasiums schwärzt Kollegin bei der Polizei an
  17. Steinchen vor die Fenster
    WPWR macht gegen Kinder mobil – dabei geht es auch anders
  18. I frrrroi mi!
    von Christoph Rösner
  19. SPD: Die Stadt verkommt
    Oberbürgermeister bleibt auf Tauchstation
  20. Ausflug ins Phantasialand
    Wirtschaftsförderung träumt vom „Hagen Valley“

Hinter der Schranke

30. November 2022

WPWR: Jetzt soll auch schon für Pressemitteilungen bezahlt werden

Die Medien der Funke-Gruppe müssen arg mit dem Rücken an der Wand stehen. Anders ist es nicht zu verstehen, dass neuerdings auch schon Pressemitteilungen, die z.B. vom Hagener Einheitsblatt WPWR wiedergegeben werden, hinter einer Bezahlschranke verborgen werden.

So bei einem Bericht zur Strom- und Gaspreiserhöhung des heimischen Energieversorgers Mark-E. Der Text ist fast ausschließlich einer Mitteilung der Mark-E entnommen, ein eigenständiger Beitrag oder kritische Anmerkungen der Redaktion fehlen (Screenshot: DW).

Screenshot 2022-11-29 at 03-33-51 Hagen Es wird teurer – Mark-E erhöht Strom- und Gaspreise

Pressemitteilungen sind natürlich dazu gedacht, ihren Weg in die Öffentlichkeit zu finden. Dass die WPWR allerdings den Eindruck erweckt, der Artikel sei auf ihrem eigenen Mist gewachsen, indem sie ihn hinter der Bezahlschranke versteckt, ist schon dreist.

Das Funke-Blatt will sich auf diese Weise für eine Leistung bezahlen lassen, die es selbst bzw. seine Schreibstube, gar nicht erbracht hat. Und es handelt sich nicht um einen Einzelfall, Leser hinter die Bezahlschranke zu locken.

Einen anderen Trick, diesmal aus Meschede, beschreibt zoom – das sauerland und mehr („Westfalenpost: Große Klappe, nichts dahinter„). Demnach verspricht das Funke-Blatt hinter einer aufgebauschten Überschrift: „Das sind die Gründe:“

„Die Gründe“ werden allerdings nicht geliefert. Die Formulierung entpuppt sich nur als Lockstoff, mit dem Leser in den Bezahlbereich gelockt werden sollen.

„Ein Tsunami des Schreckens“

12. November 2022

WPWR-Redakteur Martin Weiske kritisiert (indirekt) die eigene Redaktion

„Nachdem die Szenen an Halloween in der Hagener City in den Sozialen Netzwerken sich wie ein Tsunami des Schreckens verbreitet haben, fühlte sich sogar der Rat bemüßigt, einen Blick auf die Ereignisse zu werfen“, schreibt der stellvertretende Leiter der Hagener Lokalredaktion der WPWR in der heutigen Samstagsausgabe des Blattes und geht nebenbei indirekt auch mit der Berichterstattung seiner Kollegen ins Gericht.

Vordergründig spielt Weiske auf die sogenannten „sozialen“ Medien an, auf denen sich in der Realität massenhaft Asoziale austoben. Aber es ist nicht zu übersehen, dass er auch seine Kollegen ins Visier genommen hat. Der „Tsunami des Schreckens“ ist auch ein Machwerk des hiesigen Pressehauses.

So stellt Weiske infrage, ob „die verwackelten Handy-Filmchen tatsächlich eine Realität“ widerspiegeln. Solch ein Filmchen (auf dem fast nichts zu sehen ist) hatte auch das Heimatblatt online veröffentlicht. In der Ratssitzung am Donnerstag hat die Polizei das Video als „irreführend“ bezeichnet.

Dass es sich nach Angaben der Polizei um „vermutlich“ fünf Straftäter handelt, wie Weiske jetzt schreibt, war ebenfalls nicht der Tenor der „Berichterstattung“ des Heimatblattes. Redaktionsleiter Jens Stubbe titelte großmäulig: „Ausschreitungen in der Innenstadt“ und behauptete wahrheitswidrig: „Mehr als 200 Jugendliche und zum Teil sogar Kinder haben nach Angaben der Polizei im Bereich Körnerstraße/Badstraße Einkaufswagen umgekippt und offenbar Feuer gelegt.“

Das mediale Feuer war damit jedenfalls auch von der WPWR gelegt und wurde weiter angefacht. Schreiber Mike Fiebig, der sich in anderen Zusammenhängen schon mehrfach selbst für ahnungslos erklärt hat, wusste sogleich: „Gewalt in Hagen erreicht nächste Eskalationsstufe. Und immer mehr schockierende Details kommen ans Licht.“

Und seine Kollegin Laura Handke versuchte noch mit einem „Tumult“ zu toppen und die Zahlen zu erhöhen: „Rund 250 Jugendliche hatten sich in der Innenstadt versammelt und dort besonders mit einigen Aktionen für Fassungslosigkeit in der Stadtgesellschaft gesorgt.“

Der stellvertretende Redaktionsleiter Weiske hält sich dagegen lieber an die Angaben der Polizei, die, so Weiske, versuche, „zu objektivieren, nicht zu relativieren: Es gab keine hohe kriminelle Energie, aber die üblichen Beleidigungen und Respektlosigkeiten. Nach 45 Minuten war der Spuk vorbei und der Platz geräumt. Die Statistik beweise nicht, dass es in Hagen immer schlimmer werde.“

Handy-Videos (wie von der WPWR veröffentlicht) zeigten lediglich Schlaglichter, aber keine umfassende Realität, kritisiert Weiske: „Es gab weder marodierende Banden noch Straßenbarrikaden, wie im Netz kolportiert.“ Dass sein eigenes Blatt von solchen Kolportagen zumindes nicht weit entfernt war, erwähnt Weiske natürlich nicht. Wer will sich schon selbst ans eigene Bein pinkeln?

„Ohne die unendlichen Weiten der Online-Kanäle wäre der Abend des 31. Oktobers vermutlich niemals zum Stadtgespräch geworden“, resümiert Weiske. Was er nicht explizit erwähnt, aber offenbar mitdachte: Sein eigenes Blatt ist dort ebenfalls fleißig unterwegs gewesen. Die WPWR hat also kräftig mitgeholfen und dem „Tsunami des Schreckens“ Vorschub geleistet.

WPWR-Verkauf weiter auf Talfahrt

24. Oktober 2022

Wie soll es mit dem Lokaljournalismus noch weitergehen?

Die Informationsgemeinschaft zur Verbreitung von Werbeträgern (ivw) ermittelt seit Jahrzehnten die Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften. Unser Hagener Heimatblatt kennt seit langem nur eine Richtung: abwärts.

Auch im abgelaufenen Quartal hat die WPWR laut ivw gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum wieder 4,5 Prozent eingebüßt, bezogen auf den durchschnittlichen Verkauf. Die Abonnements waren sogar um 5,6 Prozent rückläufig.

Die Druckauflage beträgt nur noch 21.952 Exemplare pro Erscheinungstag, und da sind Herdecke und Wetter schon miteingerechnet. Eine separate Ausweisung nur für Hagen gibt es schon seit 2017 nicht mehr, wahrscheinlich weil die Zahlen dann noch schlechter aussähen.

Bei einer Einwohnerzahl von etwa 240.000 Personen in allen drei Städten zusammen wird also nur noch eine kleine Minderheit überhaupt erreicht. Das hat natürlich Folgen: Viele Menschen wissen nicht mehr, was in ihrer Stadt an jenen Schaltstellen passiert, die gerne auf ihre demokratische Legitimation verweisen.

Es darf also nicht verwundern, dass die Beteiligung an den Kommunalwahlen seit Jahren rückläufig ist und 2020 in Hagen nur noch 42 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben. Mit einer „demokratischen Legitimation“ der Gewählten – Oberbürgermeister, Ratsmitglieder und Bezirksvertreter – ist es also nicht mehr allzuweit her.

Das lässt sich zwar nicht pauschal der Berichterstattung des heimischen Monopolblatts in die Schuhe schieben, aber sie hat ihren Anteil daran.

Um die Auflage zu stabilisieren, versucht es die WPWR mit vermehrtem Einsatz von Boulevardthemen: Berichte über den aktuellen Zustand von Shopping-Gelegenheiten, Kneipenwirten, Blaulichtmeldungen und – als lebten wir noch in Zeiten der Monarchie – regelmäßigen Ansagen über die Befindlichkeiten des Hohenlimburger „Fürstenhauses“.

Die Redaktion glaubt offenbar, auf diese Weise mithalten zu können. Erkennbar ein Irrtum, die Auflage sinkt trotzdem. Krawallinteresierte beispielsweise brauchen nur ein Smartphone – aber keine Lokalzeitung.

Wo liegen also die Probleme, die ja nicht nur Hagen betreffen?

Dazu Ralf Heimann auf dem MDR-Blog „Altpapier“:

Der Publizist Henryk Balkow hat mit Torben Heine für Meedia über die Krise im Lokalen gesprochen. Eine zentrale Aussage steht in der Überschrift: „Es ist nicht allein das böse Internet.“ (…)

„Wo sollen die Leute eigentlich herkommen, die Lokaljournalismus machen? Die wirklich guten Leute, die sogenannten ‚High Potentials‘, gehen alle in die Großstädte, wo sie studieren, dort gute Jobs kriegen und dann bleibt auf dem Land der traurige Rest übrig.“ (…)

Wäre es nicht vielleicht ratsam, etwas Kontraintuitives zu machen und die Qualität zu steigern?

Das würde allerdings voraussetzen, dass Lokalmedien sich entscheiden, unter dem Strich tatsächlich weniger zu produzieren. Blättert man Lokalausgaben durch, erscheint dieser Schritt in vielen Fällen naheliegend. Für viele Zeitungen wäre es schon eine Qualitätsoffensive, wenn sie ein paar Seiten einfach weglassen würden. (…)

Für Magazine wie den „Spiegel“ oder „Zeit“ kann es zu einem wirtschaftlichen Risiko werden, ein gewisses Maß an Aufwand nicht zu betreiben, also ein bestimmtes Qualitätsniveau zu unterschreiten. Würde der „Spiegel“ einfach eine Pressemitteilung abdrucken, um eine Seite zu füllen, könnte das viele Abos kosten.

Die Lokalzeitung kann sich das erlauben, die Erwartungen schweben in Knöchelhöhe. (…)

Man könnte auch die Frage stellen, ob das alles mit einem etwas verrutschten Selbstverständnis im Lokaljournalismus zu tun hat. Wer in der Kantine arbeitet und die Unzufriedenheit mit sich herumschleppt, mittelmäßiges Essen am Fließband herstellen zu müssen, der kann natürlich darauf warten, dass die Bedingungen sich ändern. Besser wäre es vermutlich, die eigene Rolle zu überdenken. (…)

Quelle: Altpapier (MDR)

Dauerwerbesendung „Mike Henning“

21. September 2022

Trotz Disko mit Randale-Umfeld und Corona-Testzentren ohne Kontrolle – WPWR bietet Henning fern jeder Kritik eine permanente Plattform. Jetzt betritt das Strandhaus Hengstey die Bühne

„Sein Name ist immerhin in dieser Zeitung schon hundertfach erwähnt worden“, schreibt WPWR-Autor Mike Fiebig in entwaffnender Offenheit in seiner Kolumne „Guten Morgen Hagen“ am vergangenen Montag. Der Name des Herrn ist in diesem Fall Mike Henning, und der ist in der Tat in einer Art Dauerwerbesendung in der heimischen Gazette präsent. Am Montag gleich zweimal.

Im vergangenen März habe Henning die Großraumdiskothek „Capitol“ verkauft, berichtet Fiebig. Jenes Etablissement, das neben redaktionell kaschierter Werbung seit Jahren vor allem seinen Niederschlag in zahlreichen Polizeimeldungen findet, die von diverser Randale in seinem Umfeld zu berichten wissen.

Anerkennend lobt der WPWR-Schreiber, Henning habe in der Pandemie zu den Ersten gehört, die für breite Schichten an Leuten Bürgertests anbieten konnten, „weil er nach einem halben Jahr versucht hat, seine Disko-Kunden getestet in den Betrieb zu bringen“.

Dass diese Versuche auch schon mal an der geltenden Rechtslage vorbei jongliert wurden – geschenkt! Sie waren ja von ganz oben gedeckt. Eine „Testparty“ mit 200 Teilnehmern hatte das Hagener Ordnungsamt genehmigt, obwohl die Corona-Schutzverordnung zum damaligen Zeitpunkt selbst Ausnahmen untersagt hatte.

Der Veranstalter schien sehr genau gewusst zu haben, wohin er seine Genugtuung über diesen Coup addressieren musste: „Ein Dank an unseren Oberbürgermeister Erik O Schulz und sein Team für die Unterstützung bei der Umsetzung!“, ließ er seine Fakebook-Freunde wissen.

Mit Testzentren in unterschiedlichen Städten habe sich der Geschäftsmann einen finanziellen Handlungsspielraum erarbeitet, berichtet Fiebig weiter. Den haben sich wohl so einige „Geschäftsmänner“ (und „-frauen“) „erarbeitet“, nachdem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Boden für ein neues Geschäftsfeld bereitet hatte. Testzentren mussten noch nicht mal nachweisen, dass sie überhaupt Antigentests eingekauft hatten.

Auf Nachfragen aus der Hagener Politik wartete man wie gewohnt vergebens. Es läuft ja alles wie geschmiert. Auch zur Verpachtung des Hensteyer Strandhauses an Henning sind keine Einzelheiten bekannt. Gab es vielleicht auch andere Interessenten? Wenn ja, nach welchen Kriterien wurde die Vergabe entschieden?

Einen kleinen Hinweis dazu gibt (wohl unbeabsichtigt) der WPWR-Kolumnist, der den „Macher“ Henning fragte: Warum Hagen? Die vielsagende Antwort: „Weil ich gemerkt habe, dass ich hier Möglichkeiten habe und weil man hier sofort netzwerken kann.“

Darunter kann man sich jetzt einiges vorstellen.

Beobachtung in der Parallelwelt Bodelschwinghplatz

28. August 2022

Es ist eine persönliche Beobachtung. Und ich möchte betonen, dass meine Achtung und mein Respekt vor den vielen rumänischen Familien, die sich im unteren Wehringhausen niedergelassen haben, groß ist. Seine Heimat zu verlassen und in einer fremden Kultur, einem fremden Wertesystem anzukommen und weiterzuleben, ist etwas, was ich bislang nicht erleben musste. (…)

Der für über 1,2 Millionen Euro sanierte Platz, das Häuserensemble drumherum und die ganze mittlerweile vom Verkehr abgeklemmte Wehringhauser Straße ist für mich Sinnbild fehlender Steuerungspolitik auf dem Hagener Wohnungsmarkt und dazu jahrelanger Blindheit der Verwaltungsoberen. Was man hier leider beobachten kann, ist Ghettoisierung im Sinne ihrer Definition. Eine ganz bestimmte Bevölkerungsgruppe lebt abgesondert und isoliert vom Rest der Stadtgesellschaft in einem kleinen Bereich, in dem Mieten schwindelig niedrig und die Augen der Vermieter Hunderte Kilometer weit weg sind. (…)

„Als Rumäne kriegst du nirgends eine Wohnung. Auch nicht bei den großen Wohnungsvereinen.“ Ja, das ist die Kehrseite. Ignorante Abzock-Vermieter einerseits, aber auch ein heimischer Wohnungsmarkt, der Zutritt für diese Personengruppen nicht will. (…)

An die wirkliche strukturelle Arbeit müssen Politik, Verwaltung und Streetworker. Die Sommertour des OB müsste hier halten, nicht auf dem Wilhelmsplatz. (…)

Quelle: wp.de (Bezahlschranke)

Anmerkung: Ganz neue Töne aus dem Pressehaus.

Weiter in den Keller

22. Juli 2022

Auch Boulevardisierung und Märchen helfen der WPWR nicht

Wie schon seit Jahren ist die verkaufte Auflage der heimischen Ausgaben der WPWR auch im 2. Quartal 2022 weiter rückläufig gewesen. Nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (ivw) gingen die Abonnements im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5,08 Prozent zurück, der, allerdings zahlenmäßig unbedeutende, Einzelverkauf sogar um 7,34 Prozent.

Die sogenannten ePaper spielen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Während die verkaufte Printauflage (Hagen, Hohenlimburg, Herdecke/Wetter) um durchschnittlich mehr als 1.000 Exemplare täglich zurückging (von 25.302 auf 24.207), legten die ePaper nur leicht von 3.222 auf 3.474 zu.

Eine Verlagerung von gedruckten Medien in Richtung Internet erklärt also längst nicht den anhaltenden Bedeutungsverlust. Vor allem vor dem Hintergrund der faktischen Monopolstellung der WPWR in der lokalen Berichterstattung müssen weitere Ursachen für den kontinuierlichen Abstieg verantwortlich sein.

„Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern“ lautet ein Bonmot aus der Zeit vor der inflationären Verbreitung von Twitter, Instagram & Co. Unsere heimische Gazette schafft es, diesen Spruch noch zu toppen: Da trifft er manchmal auch schon auf die Zeitung von heute zu.

Paradebeispiel sind die Serien, mit denen die Lokalredaktion versucht, das alljährliche Sommerloch irgendwie zu überbrücken. In Artikeln, deren Neuigkeitswert gegen Null tendiert (Sommerserie „Neulich in Hagen“), werden olle Kamellen zum Besten gegeben, die das Papier nicht wert sind, auf denen sie gedruckt werden. Im Bedarfsfall wird keine Peinlichkeit ausgelassen, auf die sogar überregionale Medien aufmerksam werden.

Oder Geschichten, die die Chance hätten, Eingang in die Sammlung der Brüder Grimm zu finden – wenn sie noch leben würden.

So wie in der Mittwochsausgabe. Da berichtete Yvonne Hinz, in der redaktionsinternen Geschäftsverteilung normalerweise die Schutzpatronin der Einzelhandels und der Gastronomie, über ihre vermeintlichen „Abenteuer für neun Euro“.

Gemeint war natürlich das 9-Euro-Ticket, mit dem man momentan deutschlandweit den ÖPNV benutzen darf. „Also haben wir uns am Samstag per App das Ticket runtergeladen. Unser Ziel: Düsseldorf. Um 8 Uhr ab zur heimischen Bushaltestelle, mit dem Bus zum Bahnhof und dort rein in den Zug.“

Von irgendwelchen Problemen oder besonderen Vorkommnissen auf der Reise nach Düsseldorf hatte unsere Reporterin nichts zu vermelden. Allerdings: „Die Rückfahrt hätte glatter laufen können – dass unberechtigte Personen auf den Gleisen rumlungern, kostet uns eine Stunde.“

Die Erzählungen unserer Shoppinqueen haben nur einen Haken: Seit vier Wochen ist die Bahnverbindung nach und von Düsseldorf unterbrochen. Der Grund sind umfangreiche Bauarbeiten, die den Bahnhof Düsseldorf-Gerresheim leistungsfähiger machen sollen.

Alle Züge aus Hagen enden bereits in Wuppertal. Von dort aus geht es nur mit dem „Schienenersatzverkehr“ weiter, das sind häufig Busse, die ihr Verfallsdatum längst überschritten haben. Ein Erlebnis, das Yvonne Hinz bestimmt ausführlich beschrieben hätte.

Es ist deshalb sehr unwahrscheinlich, dass der Ausflug an den Rhein überhaupt zum jetzigen Zeitpunkt – und mit der Bahn (!) – stattgefunden hat. Aber das Resumee der heimischen Reiseschriftstellerin lautet: „Schön war’s. Der Monat Juli ist ja noch nicht rum. Mal schauen, vielleicht ist ja noch ein Trip drin…“

Beispielsweise – nur so ein Vorschlag – zum Museum der Brüder Grimm in Kassel. Die waren schließlich nicht nur Märchensammler, sondern gelten auch als Begründer der Germanistik. Ein wenig Fortbildung kann ja nie schaden.

Hinrichtungsszene: Ku-Klux-Klan im Ordnungsamt

8. Juli 2022

Beim Ordnungsamt der Stadt tritt keine Ruhe ein: Nach Nazi-Vorwürfen gegen zwei Mitarbeiter, die sich einen „Passierschein“ aus dem Führerhauptquartier, mit Hakenkreuz und unterschrieben von Adolf Hitler, gebastelt haben sollen, ist jetzt ein makabres Foto zum Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen geworden.

Das Bild aus dem städtischen Büro an der Böhmerstraße zeigt eine Schreibtischplatte, die äußerst geschmacklos dekoriert worden ist: mit zwei Schoko-Nikoläusen, denen man statt einer Mütze eine Kapuze des Ku-Klux-Klans übergestülpt hat. Vor ihnen liegt die braune, also entkleidete, Hohlfigur eines Weihnachtsmannes mit abgetrenntem Kopf.

Es bedarf keiner großen Fantasie, zu erkennen, dass in der Amtsstube eine offensichtlich rassistische Hinrichtungsszene aufgebaut wurde. (…)

Quelle: wp.de (Bezahlschranke)

Nur eine Woche zuvor von Jubel-Fiebig:

Nach Ordnungsamt-Skandalen: „Wir sind Menschen“

Die Fehltritte weniger Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die an die Öffentlichkeit kamen, rissen zuletzt nicht ab: Ein Kollege, der Prostituierte in illegalen Wohnungen unter Druck setzte und sich sein Schweigen in Naturalien bezahlen lassen wollte. Mitarbeiter, die bei Querdenker-Demos mitliefen. Kollegen, die einem jungen Masken-Verweigerer die Nase brachen oder zwei Mitarbeiter, die einen „Passierschein“ mit Nazi-Symbolen entwarfen.

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund ein Auftritt der beiden Stadtordnungsamtsmitarbeiter Anne Dietrich und Dirk Stucken, die vor dem Hauptausschuss der Stadt einen Vortrag gehalten haben. Noch bemerkenswerter ist der Umgang mit den eigenen Fehlern.

Nickende Köpfe im Ratssaal an der Volme, als Dirk Stucken, der sich mit seinen Händen an seiner Schutzweste festhält, diesen Satz sagt: „Wir sind Menschen und auch Bürger in dieser Stadt.“ (…)

Quelle: wp.de (Bezahlschranke)

Anmerkung: Bei nur 16 Beschäftigten im Stadtordnungsdienst von „Fehltritten weniger Mitarbeiter“ zu sprechen, kann angesichts der Häufung von Vorfällen und der Anzahl der beteiligten Personen wohl nur einem Mike Fiebig einfallen.

Aufschlussreich ist auch das Protokoll der von Fiebig erwähnten Ausschuss-Sitzung: Der zuständige (auf Vorschlag der „Grünen“ installierte) Beigeordnete Arlt „erläutert, dass er die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Städtischen Ordnungsdienstes (SOD) als sehr aufgeschlossen, kompetent und freundlich kennengelernt hat. Allerdings haben weniger schön besetze Themen die Berichterstattung geprägt“.

So kann man die Exzesse auch verharmlosen. Die „nickenden Köpfe im Ratssaal“ (Fiebig) passen dazu.

Siehe auch hier:

Passierschein mit Nazi-Symbolen beim Hagener Ordnungsamt

Mit Links zu weiteren Vorkommnissen

Und hier:

„Im Rathaus ist kein Platz für eine rechtsradikale Gesinnung“ – Och, sag bloß.

Gute Nacht Hagener Medien

2. Juli 2022

Bei Yvonne Hinz kann man sich nie sicher sein: Ist die Dame wirklich Journalistin – oder als PR-Tante für Boutiquen und Kneipen unterwegs? So auch aktuell.

In der WPWR-Rubrik „Guten Morgen Hagen“ lässt sie eine Lobeshymne für das Elbersgelände vom Stapel:

„Die Elbershallen (…) verstehen sich als Kultur- und Freizeitfabrik. Zu Recht, beherbergt der Komplex am Rande der Innenstadt doch heute etliche Gastro-Betriebe, Tanz-, Sport- und Freizeiteinrichtungen, das Theater an der Volme sowie Dienstleistungsbetriebe. Und auch karitative Einrichtungen.

Dank zahlreicher Veranstaltungen wie Food-Truck-Festivals, „Swing in die Ferien“ oder „Extraschicht – die Nacht der Industriekultur“ werden auch zahlreiche Menschen aus Nachbarstädten auf das Areal gelockt.“

Wer da so alles „auf das Areal gelockt“ wird, und das seit Jahren, wie vor allem die Anwohner wissen, ist in derselben Ausgabe des Blattes und auch noch auf derselben Seite zu lesen:

„Nach der Messerattacke in den frühen Morgenstunden des Sonntags, 19. Juni, auf dem Elbersgelände sucht die Polizei Hagen jetzt mit Hilfe von zwei Fahndungsfotos nach weiteren Beteiligten.

Wie bereits berichtet kam es gegen 3.40 Uhr zu einer Auseinandersetzung vor einer Diskothek an der Dödterstraße zwischen zwei bereits namentlich bekannten Beschuldigten, zwei noch unbekannten Tatverdächtigen und zwei Opfern. Dabei wurde auch ein Messer eingesetzt.“

Besonders die Diskotheken-Betreiber, die auch im Coronatest-Business unterwegs sind, erfreuen sich einer penetrant anmutenden Wertschätzung sowohl durch die hiesige Presse als auch durch das Hagener Rathaus.

„Da gehen mir die Nackenhaare hoch“

2. Mai 2022

Wolfgang Jörg verurteilt WPWR-Berichterstattung zu angeblichen „Problemstadtteilen“

In der von Unternehmerlobby und Westfalenpost organisierten „Wahlarena“ ging es auch um Zuwanderung und Integration. Wolfgang Jörg, Hagener Landtagsabgeordneter der SPD, der sich zur Wiederwahl stellt, verurteilte die seit Jahren betriebene mediale Hetzkampagne auf das Schärfste.

„Ich finde die Berichterstattung dramatisch, zu sagen Wehringhausen und Altenhagen wären Problemstadtteile“, fand Jörg in der „Wahlarena“ klare Worte. „Da wohnen ganz viele Menschen ganz glücklich über Jahre. Da gibt es Ecken, wo wir in Wehringhausen einmal im Jahr die Tische zusammenstellen und zusammen essen. Und so weiter und so weiter.“

„Und das jetzt als „Problemstadtteil“ abzustempeln – da gehen mir die Nackenhaare hoch“, stufte Jörg die Polemiken des Einheitsblatts unmissverständlich ein. „Anschließend kann man da sein Haus nicht mehr verkaufen, weil man in der Presse liest, man liegt in einem „Problemstadtteil“.“

Man habe in Stadtteilen Probleme, aber die könne man auch gemeinsam lösen. Vor allem, wenn eine Kommune wie Hagen finanziell besser ausgestattet sei, so der Abgeordnete abschließend.

Sollte die WPWR mit ihrer speziellen Art der Berichterstattung auf eine vermehrte Akzeptanz und damit verbunden höhere Auflagezahlen spekuliert haben, hätte sie sich jedenfalls gründlich verschätzt. Der Trend nach unten setzte sich wie schon in den vergangenen Jahren weiter fort: Im ersten Vierteljahr 2022 lag die Zahl der verkauften Exemplare um 4,9 Prozent unter dem 1. Quartal des Vorjahres

„Übertreibung und Skandalisierung“

23. März 2022

Grundlegende Kritik am Jour­na­lis­mus

Nicht nur in Medienhäusern ist das In­te­res­se­ groß, welches Zeugnis Jour­na­lis­ten nach zwei Jah­ren Pan­de­mie ausgestellt wird. Eine aktuelle, repräsentative Publikumsbefragung des Instituts für Jour­na­lis­tik der Technischen Universität Dortmund, durch­ge­führt von forsa, zeigt: 41 Pro­zent der Be­völ­ke­rung sind der Meinung, die Glaubwürdigkeit des Jour­na­lis­mus habe durch die Co­ro­na-Be­richt­er­stat­tung abgenommen. Demgegenüber ge­ben nur 8 Pro­zent an, die Glaubwürdigkeit habe sich erhöht.

„Ein alarmierender Wert“, sagt der Leiter der Studie „Jour­na­lis­mus und De­mo­kra­tie“, Prof. Michael Steinbrecher von der TU Dort­mund, „zumal sich in der Be­fra­gung auch zeigt, dass mehr als ein Drittel der Men­schen glaubt, der Jour­na­lis­mus sei meist abhängig vom Ein­fluss der Mächtigen aus Politik und Wirt­schaft. Wenn sich diese Positionen verfestigen, kann dies auf Dauer die Akzeptanz des Jour­na­lis­mus in seiner demokratischen Funktion beschädigen.“

Die Be­frag­ten übten, auch unabhängig von der Co­ro­na-Be­richt­er­stat­tung, grundlegend Kritik am Jour­na­lis­mus: So stimmten 43 Pro­zent der pauschalen Aussage zu, der Jour­na­lis­mus sei in den ver­gang­enen Jah­ren schlechter geworden. 62 Pro­zent befanden, im Jour­na­lis­mus werde zu sehr auf Übertreibung und Skandalisierung ge­setzt, und 28 Pro­zent stimmten zu, der Jour­na­lis­mus habe den Kontakt zu Men­schen wie ihnen verloren.

Doch so groß die Kritik an der journalistischen Be­richt­er­stat­tung aktuell auch ist: Noch wird der Jour­na­lis­mus in seiner Be­deu­tung von der großen Mehrheit der Be­völ­ke­rung nicht in Fra­ge gestellt. 87 Pro­zent der Be­frag­ten sehen den Jour­na­lis­mus als wich­tig für das Funktionieren einer De­mo­kra­tie an.

Die Langzeit-Studie „Jour­na­lis­mus und De­mo­kra­tie“ erhebt regelmäßig, wel­che Erwartungen un­ter­schied­li­che gesellschaftliche Grup­pen an den Jour­na­lis­mus haben.

Hagener Forum: Start der Projektgruppe Medien

12. März 2022

Zu der konstituierenden Sitzung der „Projektgruppe Medien“ lädt das Hagener Forum Nachhaltigkeit am Dienstag, 15. März, von 16.30 bis 18.30 Uhr in die Stadtbücherei auf der Springe ein. Im Rahmen einer Seminarreihe geht es dabei um die Analyse und Beurteilung der gegenwärtigen Medienlandschaft insgesamt und um die Rolle der „Neuen Medien“ im Kontext der öffentlichen Meinungsbildung.

„Strukturwandel der Öffentlichkeit“ lautet der Titel eines Buches des Philosophen und Gesellschaftstheoretikers Jürgen Habermas aus den 1960er Jahren. Derzeit finden diese Aussagen wieder viel Beachtung und Habermas selbst schreibt nun 60 Jahre später seine eigene Aktualisierung. Dieser wissenschaftsgeschichtlich einmalige Vorgang soll Ausgangspunkt und theoretischer Rahmen für Überlegungen und Diskussionen im Zuge der Seminarreihe des Hagener Forum Nachhaltigkeit sein.

In der konstituierenden Sitzung am 15. März werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam Themenschwerpunkte sowie den Seminarablauf festlegen. Die Leitung der Treffen übernehmen Klaus Hirschberg und Dr. Ulf Schimmel. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Es gelten die an dem Veranstaltungstag aktuellen Coronaregeln.

Wie 1914

14. Februar 2022

Kriegsrhetorik reicht bis in die lokalen Medien

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Bellizisten in der Provinz: Titel der in Hagen erschienenen Westdeutschen Volkszeitung im Juli 1914 – immerhin noch mit Fragezeichen …

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… nun wird einfach etwas behauptet: Schlagzeile der Hagener Westfalenpost von heute (14.02.2022). Fotos: DW.

Es fühlt sich mittlerweile an wie ein Dé·jà-vu: Das Herbeireden eines Krieges zwischen Russland und der Ukraine erinnert an den Vorabend des Ersten Weltkriegs 1914. Und (fast) alle Medien machen mit – bis hinein in die tiefste Provinz.

„Putin als Gegner behandeln – nicht als Partner“ fordert Maximilian Popp in einem Leitartikel des Spiegel. „Die Nato-Staaten müssen auf Konfrontation zu Kremlchef Putin gehen. Dazu gehört neben wirtschaftlichen Sanktionen auch, Waffen in die Ukraine zu liefern“, konkretisiert der junge Mann (Jahrgang 1986) seine kriegerischen Vorstellungen.

Politik und Medien sind offensichtlich inzwischen derartig mit sogenannten „Transatlantikern“ durchsetzt, dass sie nicht mehr zur Kenntnis nehmen, wie die von der US-Administration präsentierten Behauptungen in der Regel ohne Beweise geliefert werden. So prophezeien die Amerikaner neuerdings, der Krieg werde am Mittwoch, also übermorgen, beginnen. Belege? Keine (auch wenn die Westfalenpost diese Spekulationen eifrig nachplappert).

Stimmen, die nicht in den US-gesteuerten Mainstream einstimmen, sind kaum noch zu hören.

Wie die von Harald Kujau, seines Zeichens immerhin ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr. Der sagte laut tagesschau.de mit Blick auf die derzeit angespannte Lage: „Es muss doch unser Interesse sein, zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen, zu deeskalieren und auch zu einer Entspannung zu kommen mit Russland und natürlich immer unter Berücksichtigung auch der Sicherheitsinteressen der Ukraine. Das ist doch völlig klar.“ Es könne nicht sein, „dass wir immer nur von Krieg reden und nicht davon, wie ein Krieg verhindert werden kann“.

Oder wie die der langjährigen Russland-Korrespondentin und Moskau-Expertin Gabriele Krone-Schmalz. Die warnte in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse: „Vielleicht liegt es am Generationenwechsel, dass gegenwärtig so leichtfertig über Krieg und Frieden geredet wird. Der Zweite Weltkrieg liegt lange zurück, da haben einige wohl vergessen, was Krieg bedeutet.“

Bei der Einstimmung der Bevölkerung auf kriegerische Auseinandersetzungen will auch die Provinz nicht abseits stehen.

So glaubt die Hagener Westfalenpost zu wissen: „Westliche Geheimdienste haben sich nicht geirrt: Seit Jahresanfang sagen sie voraus, dass Russland bis Mitte Februar ausreichend Soldaten, Raketen und Panzer an der Grenze zur Ukraine auffahren lässt, um das Nachbarland überfallen und besetzen zu können. Jetzt ist es so weit, der Krieg könnte jederzeit beginnen.“

Ähnlich formulierte es auch schon die in Hagen erschienene Westdeutsche Volkszeitung 1914. Die Folgen der damaligen Kriegsrhetorik sind bekannt.

Preiswürdiger Lokaljournalismus gesucht

10. Februar 2022

Neuer Journalistenpreis der Verbraucherzentrale NRW zeichnet herausragende Beiträge zu Verbraucherthemen aus

Journalistinnen und Journalisten aus Hagen oder andernorts in NRW, die über Verbraucherthemen berichten, können sich noch bis zum 28. Februar 2022 um den Journalistenpreis der Verbraucherzentrale NRW in den Kategorien „(über)regional“ und „lokal“ bewerben. Um verbrauchernahe Berichterstattung und unabhängigen Journalismus auch auf lokaler Ebene zu stärken, zielt die Preiskategorie „lokal“ bewusst auf qualitativ hochwertige Beiträge in einer NRW-Lokalzeitung oder einer NRW-Lokalausgabe eines Mediums.

Gefragt sind Arbeiten aller Mediengattungen zu verbraucherrelevanten Themen aus dem Jahr 2021, die durch eine originelle Herangehensweise, eine investigative Eigenleistung oder eine außergewöhnliche Darstellungsform überzeugen. Im besten Fall bieten sie zusätzlich Hilfestellung für Betroffene. Insgesamt ist der Preis mit 5.000 Euro dotiert.

Die möglichen Themen reichen von Bankgebühren oder Energieberatung über Starkregen bis zur Pflegeberatung. Journalistinnen und Journalisten können sich selbst mit ihren Beiträgen bewerben oder Dritte diese für den Preis vorschlagen. Einsendeschluss ist der 28. Februar 2022.

Weitere Details zu den Bewerbungsvoraussetzungen und das Online-Bewerbungsformular finden Sie hier:
www.verbraucherzentrale.nrw/journalistenpreis

WPWR verliert weiter an Zuspruch

1. Februar 2022

Sind Blogs die neue Lokalzeitung?

Auch im IV. Quartal 2021 hat die heimische WPWR weiter an Zuspruch verloren. Nach der Erhebung der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (ivw) waren die Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,7 Prozent rückläufig. Damit hat die Monopolstruktur der Funke-Medien innerhalb von 10 Jahren fast die Hälfte der Auflage eingebüßt.

Eine Ursache ist sicher das veränderte Medienverhalten. Jüngere Mitmenschen bewegen sich zunehmend in jenen Netzwerken, die langläufig „sozial“ genannt werden, interessanterweise auch von den gebeutelten Printmedien, die sie dazu noch aufwerten – und damit vielmals das asoziale Spektrum als Plattform für allerlei Abstruses befördern.

Aber entscheidender dürften die Fehler sein, die Lokalzeitungen wie die WPWR selbst zu verantworten haben. In einem Beitrag für die Bundeszentrale für politsche Bildung benennt die Journalismusforscherin Prof. Dr. Wiebke Möhring (TU Dortmund) die Ursachen:

„Der Lokalteil ist unter anderem zu stark ereignisbezogen und zu wenig kontinuierlich („Terminjournalismus“), beinhaltet zu wenig Hintergrundinformationen, zu wenig Politisches, er ist zu wenig reflektierend („Verlautbarungsjournalismus“), die lokale Elite ist überrepräsentiert und insbesondere gegenüber dieser wird zu wenig Kritik geübt („Hofberichterstattung“).“

Lokalredaktionen seien zudem besonderen Einflussfaktoren ausgesetzt, zentrales Merkmal sei die soziale Nähe der Lokaljournalisten zu den Themen und Akteuren ihres Verbreitungsgebiets. Zusätzlich zu den sich beruflich ergebenden Kontakten träten noch persönliche hinzu.

In Hagen gut zu beobachten an der Gefälligkeitsberichterstattung über Einzelhandel, Gastronomie sowie Kirmesbuden- und Diskobetreiber.

Eine andere Frage stellt sich der freie Journalist Klaus Raab, der u.a. für Zeit online, MDR, Freitag, Bayrischer Rundfunk und taz gearbeitet hat: Sind Blogs die neue Lokalzeitung?

Raab kritisiert, dass Lokaljournalismus „an einem halbwegs anspruchsvollen Publikum vorbeiarbeite“. Mancherorts seien oder schienen auch die Verbindungen zur lokalen Wirtschaft oder Politik zu eng.

2011 führte dieser Eindruck etwa zur Gründung der Kontext-Wochenzeitung in Stuttgart: Der ehemalige Chefreporter der Stuttgarter Zeitung beklagte eine zunehmend oberflächliche Berichterstattung in der Presselandschaft, nicht nur zum Bahnhof „Stuttgart 21“, und gründete alsbald, zunächst online, sein eigenes Medium.

Gerade in sogenannten Einzeitungskreisen, in denen eine Lokalzeitung ein Monopol hat (wie in Hagen), seien Lokalblogangebote wichtig, so Raab. Aber flächendeckend sind sie kein Ersatz, sondern eine Ergänzung, wie Journalistik-Professorin Möhring meint. In zehn Jahren wisse man mehr.

Entwicklung Hagener Medien (indiziert)

Entwicklung Hagener Medien 1991 - 2021

Index: 2011= 100
WPWR: Durchschnittliche verkaufte Auflage, jeweils im IV. Quartal
DW: Durchschnittliche Zugriffe pro Tag
Grafik: DW, Datenquellen: ivw, wordpress

Zeitungsenten und Amnesiepolitiker

25. Januar 2022

Hohenhof: Rekonstruktion der historischen Gartenanlagen wird zum Skandalon verklärt

Hohenhof Ostseite 1910

Hohenhof–Ostfassade und Anger um 1910. Foto: Bildarchiv Foto Marburg.

„Die Stadt Hagen hat am Hohenhof alte und wertvolle Bäume fällen lassen, ohne die Öffentlichkeit oder die politischen Gremien davon in Kenntnis zu setzen“, schreibt so oder sinngemäß unser heimisches Qualitätsblatt in der Montagsausgabe gleich dreimal: Im Mantelteil prominent auf Seite 2 und als Aufmacher des Lokalteils ebenso prominent sowie in der dazugehörigen Bildunterschrift.

Bei der mangelnden Information der Öffentlichkeit kann sich die Zeitung an die eigene Nase fassen – sie hätte ja für die nötige Kenntnis sorgen können. Die zweite Behauptung – die politischen Gremien seien nicht informiert worden – ist schlicht eine Zeitungsente.

Autor Hubertus Heuel geht bei seiner Falschinformation auch noch ins vermeintliche Detail: „Dass für die Rekonstruktion des Gartens jedoch so viele alte Bäume verschwinden müssen, davon war bei der Vorstellung des Projektes nicht die Rede. Als die Mitglieder des Naturschutzbeirates vom geplanten Wegrasieren der Gewächse erfuhren, regte sich Widerstand.“

Beide Behauptungen sind frei erfunden. Die vorgesehenen Änderungen des Areals lagen den Gremien vor, auch die als angebliche Zeugin erwähnte Antje Selter, Vorsitzende des Naturschutzbeirates, kann dafür nicht ins Feld geführt werden. Selter hatte sich laut Protokoll der Sitzung vom 26.10.2021 lediglich für die Erhaltung eines einzelnen Baumes stark gemacht: „Der Naturschutzbeirat regt an, dass zum Schutz des verbleibenden Bestandes die zu fällenden Bäume vorsichtig abgetragen werden und die Buche an der Mauer der Buddha-Grube erhalten und nicht gefällt werden soll.“ Von einem „Widerstand“, wie ihn Heuel herbeiphantasiert, kann keine Rede sein.

In der heutigen (Dienstags-)Ausgabe unserer Heimatpostille wird dazu noch Wilhelm Bögemann, ebenfalls Mitglied des Naturschutzbeirats zitiert: „Was man sich da erlaubt hat, ist wirklich das Letzte.“ Es habe sogar mit Mitgliedern des Naturschutzbeirats einen Ortstermin gegeben, sagt Bögemann. „Da war von einzelnen Bäumen die Rede und dichten Büschen, die man zurückschneiden wollte. Aber nie im Leben von so einem Kahlschlag.“

Bei dem Streit geht es vor allem um den sogenannten Anger an der Ostseite des Hohenhofs, eines Areals, das ursprünglich einen freien Blick ermöglichte (siehe Foto von 1910 oben) und sich im Laufe der Jahre bewachsen hat. All das ist gut dokumentiert. Über die jetzige Planung, nach der wesentlich der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt werden soll, lässt sich natürlich vortrefflich streiten.

Dumm nur, dass die dem Naturschutzbeirat detailliert vorgelegen haben – offensichtlich aber nicht oder nur oberflächlich gelesen wurden. Wäre es anders gewesen, hätte es die Möglichkeit gegeben, Einfluss zu nehmen und auf einen sinnvollen Kompromiss zwischen Natur- und Denkmalschutz bzw. Rekonstruktion der historischen Anlage hinzuarbeiten.

Das trifft selbstredend nicht nur auf den (weitgehend machtlosen) Naturschutzbeirat zu, sondern noch mehr auf jene politischen Instanzen, die mehr Gewicht haben und das Gremium, das letzlich die Entscheidung fällt: den Stadtrat.

Haupt- und Finanzausschuss, Umweltausschuss (in dem auch Antje Selter als sachkundige Bürgerin vertreten ist), Stadtentwicklungsausschuss, Kulturausschuss, Bezirksvertretung Hagen-Mitte und Rat: Alle haben der Planung (in der Regel einstimmig) zugestimmt oder sie anstandslos zur Kenntnis genommen. Und allen lagen die vollständigen Planungsunterlagen vor. Auch hier liegt die Frage auf der Hand, ob die denn gelesen wurden.

Die muss man auch Jörg Meier stellen, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD in der BV Mitte, „Es ist unverständlich, dass es von Seiten der Verwaltung im Vorfeld weder Ankündigungen noch Erläuterungen zu der Fällaktion gegeben hat“, so der angeblich oder tatsächlich ahnungslose Emster Architekt in der heutigen WPWR-Ausgabe.

Nur – es war eben anders. Aber ein bisschen Amnesie muss halt sein.

Hier das zentrale Dokument, das neben anderen Unterlagen allen mit dem Vorhaben befassten Gremien vorlag:

Villa Hohenhof – Rekonstruktion der historischen Gartenanlage

Steinchen vor die Fenster

12. Januar 2022

WPWR macht gegen Kinder mobil – dabei geht es auch anders

Mit einem reißerisch aufgemachten Titel bläst das Hagener Lokalblättchen Dinge auf, die in vergangenen Zeiten keiner Berichterstattung wert gewesen wären – und es auch heute nicht sind. Es sein denn, man verfolgt eine ganz andere Agenda damit: die des Rassismus.

Am Donnerstag vergangener Woche (05.01.) erschien im Hagener Lokalteil der WPWR groß aufgemacht der Beitrag „Herumstreunende Kinder attackieren die Bürger“. Ein Pärchen aus Altenhagen berichtete von „von seinen Erfahrungen mit den Zuwanderer-Kids“, wie es das Blättchen nannte.

Unflätige Bemerkungen sollen gefallen und „Steinchen vor die Fenster“ geworfen worden sein. Stellungnahmen der Gegenseite, also von den inkriminierten Kindern, wurden offensichtlich nicht eingeholt. Und das, obwohl doch die Presse fortwährend ihre angeblichen Standards immer so hoch hält, wonach auch der Gegenseite Gehör zu verschaffen sei.

Aber das war wohl auch nicht der Sinn dieses Artikels. Denn schnell wird die Stoßrichtung klar. Schon der Einstieg gibt die Linie vor: „Kinder-Banden machen den Bürgern in Altenhagen das Leben zur Hölle.“

Ältere Hagener werden sich erinnern: Konflikte zwischen Kindern und Erwachsenen gab es auch schon früher, als die Bürgersteige noch breiter waren und zum Spielen genutzt wurden (und nicht als Parkfläche). Kinder waren manchmal laut und die Alten wollten ihre Ruhe haben. Kinder wurden verjagt und versuchten im Gegenzug, es den Jägern heimzuzahlen.

Solche Alltagssituationen waren allerdings nie Gegenstand einer Presseberichterstattung und sind es auch heute nicht – es sei denn, es kann ein rassistisches Ressentiment bedient werden.

Der Verfasser des Artikels, WPWR-Redakteur Martin Weiske, weiß denn auch geschwind mitzuteilen: „Gemeint sind vorzugsweise Jungs im Alter zwischen 8 und 14 Jahren, die politisch korrekt als EU-Zuwanderer zu bezeichnen sind, meist aus Bulgarien und Rumänien stammen, aber dort als reisende Randgruppe auch wenig geschätzt sind.“

Der ausdrückliche Hinweis auf die „politisch korrekte“ Bezeichnung lässt ahnen, dass Weiske viel lieber etwas anderes geschrieben hätte.

Leserbriefe setzten sich daraufhin sehr kritisch mit dieser Veröffentlichung auseinander. Ein Zeichen dafür, dass sich zumindest in Teilen die Zivilgesellschaft noch nicht abgemeldet hat. So schrieb Leserin Annika M. empört:

Ich kann nicht glauben, dass so ein unreflektierter, rassistischer Artikel von Ihnen veröffentlicht wurde. Schon alleine die zynische Formulierung „Gemeint sind vorzugsweise Jungs […], die politisch korrekt als EU-Zuwanderer zu bezeichnen sind […]“, ist alles andere als (journalistisch) neutral und füttert die rassistische Stimmung und Meinungsmache. In welchen anderen Berichten über freche Kinder und Jungsstreiche wird bei Ihnen so penetrant die Herkunft der Eltern betont?

Mit keinem Wort wird der Bericht des Paars in Frage gestellt oder hinterfragt, welche Taten und/oder Äußerungen gegebenenfalls vorherig von ihnen kamen. Stattdessen wird Hetze gegen Menschen mit diesem Artikel angestachelt und aus einer Fliege ein Elefant gemacht.

Schlimm.

Auch Dieter R. verurteilte diese Art von „Journalismus“:

Ich bin einigermaßen entsetzt über diesen sehr tendenziösen Artikel und dessen Einseitigkeit, fußt er hauptsächlich auf der subjektiven Wahrnehmung eines Anwohnerpaares im Wohnbezirk. Da könnte ich jetzt glatt entgegnen und tue das auch, dass ich ebenfalls lange in diesem Quartier lebe und es hier ganz überwiegend lebhaft, aber friedlich zugeht. Es stellt sich für mich die Frage nach der grundsätzlichen Haltung und Gesinnung dieser Anwohner gegenüber anderen Mitbürgern.

Insbesondere Kinder haben feine Antennen dafür, wie man ihnen entgegentritt, so dass wir es hier möglicherweise mit Reaktionen zu tun haben, dessen Wahrheitsgehalt ohnehin nur schwer festzustellen ist. Daraus aber eine solche Darstellung abzuleiten, die ohne hin vorhandene Ressentiments nur noch befeuert, halte ich für mehr als bedenklich.

Natürlich meldeten sich auch diejenigen Zeitgenossen zu Wort, die sich ihre Meinung auf der Grundlage von Falschmeldungen und Gerüchten bilden. So wusste eine Leserin, dass „die Steuerzahler“ die Reparaturen an angeblich beschädigten Bussen zahlen müssten. Es sind allerdings keine Busse zu Schaden gekommen.

Den Vogel schoss ein Lothar R. ab, der nicht nur in völliger Verkennung der Rechtslage die zuständige Beigeordnete persönlich verantwortlich machen wollte:

Die Lösung sollte von Dezernentin Margarita Kaufmann kommen, hat sie doch – sicherlich in Absprache mit OB Schulz – seit 2013 dafür gesorgt, dass scharenweise Sinti und/oder Roma den Weg nach Hagen finden, Tendenz steigend. Bevor Frau Kaufmann sich durch das bevorstehende Ende ihrer Amtszeit aus der Affäre ziehen kann, erwarte ich von ihr bzw. OB Schulz eine öffentliche Erklärung, wie sie „die Geister, die sie rief“ wieder loswerden und weiteren Zuzug verhindern will.

Wie sich mögliche Konfliktlagen leicht und zivilisiert lösen lassen, zeigt dagegen ein Beispiel aus Haspe.

Dort wussten zugezogene Familien aus Rumänien zunächst nicht, wo die Kinder gefahrlos spielen dürfen. So kam es dazu, dass in der kleinen Fußgängerzone gern immer öfter Fußball gespielt, getobt oder die Sitzgelegenheiten wie bei einer Slalomstrecke mit Fahrrädern umfahren wurden.

Sicheres Spielen für die Kinder – aber gleichzeitig oft ein Ärgernis für Leute, die einfach ungestört bummeln und einkaufen wollen.

Durch gemeinsames Engagement des Bezirksbürgermeisters, des städtischen Quartiersmanagements und des Roma-Vereins „Romano Drom“ (in dessen Vorstand neben Roma u.a. auch ein ausgewanderter Rumäne vertreten ist, der in seinem Herkunftsland der dortigen deutschsprachigen Minderheit angehörte) ist es gelungen, an vier Tagen in der Woche einen Fußballplatz in der benachbarten Bezirkssportanlage zu bekommen.

Das Training wird von Mitgliedern der rumänischen Gemeinde „Rugul Aprins“ begleitet, die selbst engagierte Kicker sind. Die Kinder haben das Angebot sofort begeistert angenommen.

Darüber hat unser heimisches „Qualitätsmedium“ natürlich nicht berichtet – es passt wohl nicht ins Konzept.

Das Selbstbespiegelungsblatt

6. Januar 2022

Eigeninszenierungen und persönliche Befindlichkeiten der WPWR-Schreiber prägen zunehmend den Inhalt der Hagener Lokalseiten

Kürzlich im Blatt, Lokalseite 1: „Gestern Morgen beim Einkauf hab’ ich bestimmt vier oder fünf Mal mitbekommen, dass sich Leute beim Personal erkundigt haben, wann der Lebensmittel-Discounter an der Eppenhauser Straße dicht macht“, berichtet WPWR-Shoppingqueen Yvonne Hinz über ihre neuesten Abenteuer in der Welt der Händler und Brater.

„Aufgrund des Abstands zu den Kunden konnte ich die Antworten allerdings nicht verstehen.“ Das ist sicherlich äußerst bedauerlich, aber Mitleid wäre fehl am Platze, denn Hinz weiß sich ja zu helfen: „Und hab’ natürlich prompt selbst nachgefragt.“ Da lehnt sich der Leser erleichtert zurück und dankt der großen Gnade, eine Textverfasserin in seiner Lieblingsgazette zu haben, die selbst nachfragen kann.

Angesichts stetig sinkender Verkaufszahlen verfällt das heimische Blatt zunehmend in selbstreferentielle Attitüden. Die hält man im Hagener Pressehaus offenbar für den Königsweg heraus aus dem seit Jahren fortschreitenden Auflagenschwund.

Neben selbst inszenierten Wettbewerben wie der Wahl einer quasi WPWR-eigenen Schützenkönigin setzen sich vermehrt die eigenen Schreiber ins Licht der veröffentlichten Meinung. Damit sind beileibe nicht Kommentare zu merkwürdigen Vorgängen in dieser Stadt gemeint – Letztere gibt es mehr als genug. Die werden allerdings hauptsächlich aufs Korn genommen, wenn es in den Kram passt.

Nein, es sind die Selbstbespiegelungen von Redakteuren, die ihre eigene Maßgeblichkeit weit überschätzen. Wen von den (leider nur noch wenigen) Interessierten in dieser Stadt sollen eigentlich die persönlichen Befindlichkeiten der Zeitungsdichter in ihrem Homeoffice tangieren? Oder die privaten Misslichkeiten einer hauptsächlich auf Eröffnungen (oder Schließungen) von Boutiquen und Burgerbratern spezialisierten Redakteuse?

Die neueste Masche dieses unterkomplexen „Journalismus“ ist es, Mitleid zu erheischen, indem der Schreiber seine eigene vermeintliche Unvollkommenheit ins Schaufenster stellt. So wie der WPWR-Autor Mike Fiebig, der sich in seinen Hymnen an Sylvester Stallone anlässlich dessen Bilderschau im Osthaus-Museum erst als „Einfaltspinsel“ outete und anschließend einräumte: „Ich habe keinen Kunstverstand.“

Da kann man ihm nur beipflichten. Und Fiebig entblättert sich in ungewollter Offenheit weiter:

„Nun ja, aus Sicht jener Kollegen meiner Zunft (…) bin ich vermutlich sowas wie der Provinzschreiberling. Der, der über Karnickelzuchtschauen und Grünkohlessen schreibt und Gefahr läuft, die Orientierung zu verlieren, sobald er das Hagener Stadtgebiet verlässt. Vermutlich sogar Angst hat, herunterzufallen, weil die Welt hinter dem Ortsausgangsschild zu Ende sein könnte.“

Sehr treffend. Auch über mangelnde Aufmerksamkeit mokiert er sich:

„Bundeskanzleramt und die NRW-Staatskanzlei (…) müssen die Lokalpresse wohl irgendwie vergessen haben. Sie war nicht vorgesehen.“

Bei solchem Personal und ihrem journalistischen (?) Selbstverständnis ist das auch nicht verwunderlich.

Erst gestern präsentierte sich Fiebig als Einkäufer im Supermarkt, in der Printausgabe mit prominent angelegtem Selbstbildnis inklusive Einkaufskorb. Der Artikel beginnt mit Fiebig („Meine Frau schickt mich nicht einkaufen. Das hat Gründe.“) und endet mit ihm („Das nächste Abholfenster werde so gelegt, dass ich den Einkauf nach der Arbeit einfach einsammele.“).

Restbestände von Journalismus, Unternehmens-PR und eitle Selbstbespiegelung gehen immer mehr fließend ineinander über.

Mitte des Monats werden die neuesten Auflagenzahlen veröffentlicht werden. Es dürfte nicht vermessen sein, schon jetzt einen weiteren Rückgang zu prophezeien.

Greatest Hits 2021

1. Januar 2022

Die Top 20 der beliebtesten DW-Beiträge im Jahr 2021

  1. Noch freie Termine im Hagener Impfzentrum
  2. Hochstapler im Impfzentrum: Das sagt OB Schulz
  3. Völkische Beobachter
    Die Hetze gegen Roma ist unerträglich geworden
  4. „Gelebte Diktatur“
    Hagener Aktivisten-Kreis wirft Mitglied raus
  5. Millionen auf Nummernkonten verschoben?
    Massive Vorwürfe gegen Filmfestival-Organisator Steinkühler
  6. Die Trash-Allianz
    Hagener Politiker lassen sich von Krawall-Berichterstattung leiten
  7. Neue Baugrundstücke in Emst und Eppenhausen
    (War auch schon im Vorjahr auf der Liste)
  8. Naturdenkmal von Fäkalien bedroht
    Wo mal ein Spielplatz war, soll jetzt eine „Hundewiese“ hin
  9. SPD Hagen: Parteispenden durch die Hintertür?
    René Röspel erhebt schwere Vorwürfe gegen den Vorstand des Hagener Unterbezirks und seinen Vorsitzenden
  10. Treten Sie zurück!
    Dank eines grotesken Generalversagens: Zeit für Konsequenzen
    von Christoph Rösner
  11. Fundsache: Mein Austritt aus der SPD
    (Video leider nicht mehr verfügbar)
  12. Aus Scheiße Gold machen
    Hagen kassiert Millionengewinne aus den Gebühren für die Stadtentwässerung
  13. Solidaritäts-Tüten sollen Platz schaffen
    Weltladen-Aktion vor der Renovierung
  14. Ein hoffnungsloser Fall
    Hagens Oberbürgermeister konterkariert sich selbst
  15. Hetzpressen-Artikel „inhaltlich nicht korrekt“
    Es hat keine Würfe mit Eisenstangen auf Busse gegeben
  16. Hallo, ich will mit auf’s Foto!
    Hagens Oberbürgermeisters verwechselt PR mit wirksamer Corona-Strategie
  17. Hagen: Alle Macht dem Wirtschaftsbetrieb?
    Entscheidung hinter verschlossenen Türen
  18. Timo auf der Resterampe unterwegs
  19. Der falsche Arzt – ein Leiharbeiter
    Verwaltung weist Verantwortung von sich und zündet Nebelkerzen
  20. Thomas Lorenzen ist neuer Sinn-Chef
    Eklat bei Sinn: Göbel und Geschäftsführer Altenscheidt müssen gehen

TV-Tipp: Oeconomia

8. November 2021

Heute, 22:25 Uhr, 3sat. Bis 07.02.2022 auch in der 3sat-Mediathek

„Oeconomia“ legt episodisch die Spielregeln des Kapitalismus offen: ein Aufklärungsfilm über den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum, Verschuldung und Vermögenskonzentration. Deutschland 2020.

Dazu:

„Es gibt keine dummen Fragen“

Von Jochen Gutsch

In ihrem jüngsten Dokumentarfilm Oeconomia beschäftigt sich Carmen Losmann mit dem Finanzsektor und einigen seiner großen Geheimnisse. In dem anderthalbstündigen Film stellt die deutsche Regisseurin Experten aus verschiedenen Bereichen scheinbar einfache Fragen wie „Wie wird Geld gemacht?“ und „Wie werden Schulden erzeugt?“. Die Antworten, die sie bekommt, fördern sowohl die Arroganz als auch die Verwirrung zutage, die oft auf der höchsten Ebene der globalen Finanzindustrie herrschen. (…)

Quelle: Goethe-Institut

Im Abwärtssog

25. Oktober 2021

WPWR verliert weitere 5 Prozent der Käufer

Auch im 3. Quartal 2021 waren die Verkaufszahlen der WPWR im Vergleich zum Vorjahr wieder rückläufig. Im Bereich Hagen/Herdecke/Wetter – separate Zahlen nur für Hagen werden seit 2017 nicht mehr ausgewiesen – ging die durchschnittlich verkaufte Auflage nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (ivw) um 5,03 Prozent auf nur noch 24.847 zurück.

Damit sind in den letzten 30 Jahren fast zwei Drittel der Auflage (63 Prozent) verloren gegangen. Im 3. Vierteljahr 1991 lag sie noch bei 66.600 im täglichen Durchschnitt. Für diesen Aderlass allein die Krawallplattformen im Internet verantwortlich zu machen, wie häufig kolportiert wird, greift allerdings bei Weitem zu kurz. Schon vor der Gründung von Diensten wie Fakebook (2004) oder Twitter (2006) zeigte die Kurve bei der Auflagenstatistik nach unten.

In den 15 Jahren zwischen 1991 und 2006 verloren die Hagener Ausgaben der damals noch zwei Zeitungen des WAZ-Konzerns (heute: Funke-Mediengruppe) bereits etwa ein Viertel ihrer Leserschaft. In den folgenden anderthalb Jahrzehnten beschleunigte sich allerdings die Talfahrt. Im Vergleich zu 2006 halbierte sich bis heute die tatsächlich verkaufte Auflage.

Auflagenentwicklung WPWR 1991-2021Entwicklung der Verkaufszahlen der WAZ/Funke-Blätter im Raum Hagen/Herdecke/Wetter. Datenquelle: ivw.

Die Liquidierung der Westfälischen Rundschau 2013 und damit die Auflösung einer eigenständigen Lokalredaktion dürfte den weiteren Niedergang eher befördert haben – aufhalten konnte sie ihn jedenfalls nicht. Dazu kommt der strategische Fehler, Plattformen wie Fakebook de facto auch noch zu bewerben, indem auf den (gedruckten) Lokalseiten „Stimmen“ dieses Mediums veröffentlicht werden.

Gestammelte Kurzprosa wird so salonfähig gemacht, während die Zahl der (veröffentlichten) Leserbriefe erkennbar rückläufig ist. Ein Kreislauf nach unten, denn welcher Leserbriefschreiber, der sein Anliegen ernst nimmt, will sich schon auf der Lokalseite 2 neben Ergüssen aus den asozialen Medien wiederfinden.

Was – neben vielem anderen – passieren kann, wenn ein Lokalblatt endgültig abgewirtschaftet hat und von der Bildfläche verschwindet, zeigt eine Studie aus den USA, über die die Süddeutsche Zeitung kürzlich berichtete: Wenn Redaktionen schließen, steigen in den betroffenen Regionen beispielsweise Wirtschaftskriminalität und Umweltverschmutzung. Leidtragende sind die Bürgerinnen und Bürger.

CDU-Wahlhelfer muss gehen

20. Oktober 2021

Bild-Chef und Nienhaus-Promotor ist seinen Job los

Julian Reichelt ist von seiner Funktion als Vorsitzender der Chefredaktion des Krawallblatts Bild abberufen worden, da er Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt habe. Im September war er noch als Wahlhelfer für seinen Springer-Kumpel und hiesigen CDU-Kandidaten Christian Nienhaus aufgetreten.

Am 17. Oktober 2021 veröffentlichte die New York Times einen umfassenden Bericht über die Machtmissbrauchsvorwürfe gegen Reichelt, darin auch die Aussage einer Mitarbeiterin vor Anwälten der von der Unternehmensgruppe Axel Springer beauftragten Anwaltskanzlei Freshfields. Vorher stoppte der Zeitungsverleger Dirk Ippen* eine Recherche des verlagseigenen Investigativ-Teams über Reichelts Machtmissbrauch, ohne inhaltliche Begründung.

Laut dieser Zeugenaussage hatte Reichelt ihr im November 2016 gesagt, er würde seinen Job verlieren, wenn sie herausfänden, dass er eine Affäre mit einer Auszubildenden habe. Er habe die Beziehung jedoch weitergeführt, auch nachdem er 2017 zum Vorsitzenden der Chefredaktion befördert worden war. Er habe sie in Hotelzimmer in der Nähe des Axel-Springer-Hochhauses in Berlin kommen lassen und sie auf eine Führungsrolle im Newsroom befördert. Es sei immer so bei der Bild, wer mit dem Chef schlafe, werde befördert.

Dieser Chef trat im Bundestags-Wahlkampf auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Jungen Union Hagen und Ennepe-Ruhr in Schwelm auf. Wie Reichelt den Weg nach Schwelm fand, schilderte damals die Westfalenpost: „Den hat Nienhaus eingeladen, denn beide sind persönlich gut bekannt. Christian Nienhaus ist hochrangiger Manager bei Axel Springer SE, wozu auch die Bild-Zeitung gehört.“

Bereits im Mai 2021 hatte der Spiegel über das System Reichelt unter dem Titel „Vögeln, fördern, feuern“ berichtet. Für Nienhaus und den CDU-Nachwuchs offensichtlich kein Grund, von einer Einladung an den Bild-Mann abzusehen.

CDU-Kandidat Nienhaus, der Mann aus dem Dunstkreis des geschassten Bild-Schreibers, wurde vom Hagener CDU-Vorsitzenden Christoph Purps noch im jüngst erschienenen WP-Interview als „das bessere personelle Angebot“ gelobt. Und das Heimatblatt selbst hatte Nienhaus während des Wahlkampfs seinen Lesern als „Manager mit Herz für die Provinz“ anempfohlen.

Die vermeintliche „Heimatverbundenheit“ Nienhaus‘, der in der Nähe von Freiburg lebt, hatte sich nach seiner Wahlniederlage schnell erledigt. Es sei „ja ab heute wieder Verlagsmanager und kein Politiker mehr“, zitierte ihn die WPWR.

Zur Mediengruppe Ippen gehören auch Lokalzeitungen in der Hagener Nachbarschaft, z.B. die Lüdenscheider Nachrichten, das Altenaer Kreisblatt und die Meinerzhagener Zeitung.

Putzig!

28. September 2021

WPWR-Redakteur fabuliert von einem „politischen Erdbeben made in Hagen“

Der bei der Bundestagswahl am Sonntag gescheiterte Kandidat der Hagener CDU, Christian Nienhaus, „fordert den Rücktritt von Kanzlerkandidat Armin Laschet“, verkündet Jens Stubbe, der Leiter der Hagener WPWR-Lokalredaktion. Und schlussfolgert: „Das könnte zu einem politischen Erdbeben made in Hagen führen.“

Nienhaus, so Stubbe, sei „der Erste“, der eine solche Rücktrittsforderung erhoben habe. Nun ja, der Heimatredakteur veröffentlichte seinen Beitrag um 20:43, also fast auf die Minute genau 7 Stunden, nachdem bereits die rheinland-pfälzische CDU-Landtagsabgeordnete Ellen Demuth getwittert hatte: „#Armin Laschet, Sie haben verloren. Bitte haben Sie Einsicht. Wenden Sie weiteren Schaden von der #CDU ab und treten Sie zurück.“

Auch die rechtskonservative „Werte-Union“ und der sächsische Landesverband des CDU-Nachwuchses Junge Union hatten da schon Laschets Rücktritt gefordert.

Stubbe untermauert die Bedeutsamkeit seines Schützlings u.a. damit, dass der im Breisgau lebende Nienhaus vor Jahrzehnten in Hagen zur Schule gegangen sei. Und misst dessen Rücktrittsforderung „Gewicht“ bei, denn „Nienhaus hat mit der WP gesprochen. Nienhaus hat mit der Bild-Zeitung gesprochen.“ Deshalb seien seine Äußerungen „ein Paukenschlag“.

Warum Armin Laschet oder die CDU-Gremien ausgerechnet der Äußerung eines politischen Novizen, der in Hagen (immer noch) weitgehend unbekannt ist, von seiner Partei als Notlösung aufgestellt wurde und anschließend in seinem Wahlkreis für die CDU das seit Menschengedenken schlechteste Ergebnis eingefahren hat, ein besonderes Gewicht beimessen sollten, bleibt das Geheimnis des Schreibers aus dem Pressehaus.

Es ist einfach nur putzig.

Nienhaus hat sich übrigens laut WPWR nach seinem kurzen Zwischenspiel schnellstens wieder aus der Politik abgemeldet. Er sei „ab heute wieder Verlagsmanager und kein Politiker mehr“.

Damit wirkt Stubbes Traktätchen noch lächerlicher.

Der Westen wird in Schwelm verteidigt

14. September 2021

„Bild“-Chef im Wahlkampf

Schwelm, zwischen Hagen und Wuppertal gelegen, hat nicht mal 30.000 Einwohner. Die größte Berühmtheit der Stadt, die Brauerei, ist vor zehn Jahren pleite gegangen. Am Freitagabend ist der Bahnhof voll mit Jugendlichen, die ins zehnmal so große Wuppertal fliehen, um etwas zu erleben. Kurz gefasst, Schwelm ist nicht der Ort, in dem man „Bild“-Chef Julian Reichelt am Vorabend des 11. September erwartet, um über Terrorgefahr und Weltpolitik zu reden.

Dass er es dennoch tut, liegt an Christian Nienhaus. Der 61-Jährige ist hier Bundestagskandidat der CDU. Und er ist langjähriger Medienmanager. Bei „Bild“ war Nienhaus von 2001 bis 2008 als Verlagsgeschäftsführer tätig. Danach strukturierte er die WAZ zur Funke-Mediengruppe um. Seit 2015 ist er wieder bei Axel Springer. Zur Zeit unter anderem als Verlagsgeschäftsführer der „Welt“. Nienhaus und Reichelt kennen sich. (…)

Quelle: übermedien

„Selbstsüchtige Eigenwerbung“

30. August 2021

Politik und Verwaltung empört über Hagener Einheitsblatt

Das hat es in der jüngsten und wohl auch längeren Vergangenheit noch nicht gegeben: Sowohl die Spitze der Hagener Stadtverwaltung als auch fast alle Fraktionen und Gruppen im Stadtrat üben scharfe Kritik an der Berichterstattung des örtlichen Funke-Mediums, das immer so tut, als seien es zwei – Westfalenpost und Westfälische Rundschau.

Bisher war es häufig so, dass die WPWR Themen vorgab und Rat und/oder Verwaltung bereitwillig über die Stöckchen sprangen, die ihnen aus dem Pressehaus hingehalten wurden. Diesmal lief es anders: Die, die springen sollten, bissen zurück.

Am Donnerstag erschien auf der Titelseite des Lokalteils ein Bericht unter der Überschrift „Nach der Flut: Kritik an Stadtspitze“. Autor Mike Fiebig berief sich darauf, was Anwohner in angeblich „vielen Gesprächen mit der Stadtredaktion in den von der Flut schwer getroffenen Gebieten wie dem Volmetal, Eckesey oder Hohenlimburg beklagen“.

„Viele betroffene Hagener“, so Fiebig, fühlten sich „von Stadtspitze und Politik“ alleingelassen. Viele seien „zusätzlich verängstigt, das offen zu sagen, weil sie letztlich ja auf die Hilfe der Stadt angewiesen seien“.

Als Beleg für seine Thesen führte Fiebig dann aber keine Stimme aus den von ihm genannten Stadtteilen, sondern fünf Personen (von bislang etwa 5.100 registrierten Flutopfern) aus Delstern an. Die „klagen auch Politik und Verwaltungsspitze an“, so der Beitrag, und sprächen von einem „Skandal“, von einem „Trauerspiel“.

Ob das Fiebig-Traktat repräsentativ ist – den Eindruck erweckt er jedenfalls – oder eher der überschäumenden Phantasie des Autors entsprungen ist, lässt sich für Aussenstehende nicht verifizieren. Das ist aber auch nicht des Pudels Kern.

Überraschend ist dagegen, mit welcher Vehemenz sowohl die Verwaltungsspitze als auch fast der gesamte Stadtrat (mit Ausnahme der „Bürger für Hohenlimburg“) reagierten, nachdem sie ein Frageschreiben Fiebigs erhalten hatten.

Der Verwaltungsvorstand konstatierte: „Ihre Unterstellungen und Mutmaßungen zu kommentieren, ist hier nicht der geeignete Moment. (…) Uns, den Mitgliedern der Verwaltungsspitze, Untätigkeit, mangelnde Präsenz oder gar Empathielosigkeit gegenüber dem Schicksal der Betroffenen zu unterstellen – so wie es mit den Fragestellungen bewusst suggeriert wird – hat uns fassungslos gemacht.“

Die Ratsfraktionen und -gruppen warfen Fiebig vor, er suche „offensichtlich nach einem anderen Spin“ und werfen ihm Verdrehung der Tatsachen vor: „Würde Ihre minimalistische Auflistung der Fakten stimmen, könnten wir eine Unzufriedenheit der Menschen sogar verstehen.“

Tatsächlich pflege und kommuniziere die Stadtverwaltung bis heute tagesaktuelle Listen aller öffentlichen und privaten Hilfsangebote. Diese Liste liege den Ansprechpartnern in den Stadtbezirken, den Fraktions- und Gruppengeschäftsstellen sowie allen anderen Organisationen vor, die Menschen vor Ort beraten.

Die Ratsmitglieder stellten lapidar fest: „Diese Fakten sind auch der Redaktion der Westfalenpost bekannt.“

Sie hätten von „eigenen Betroffenen sowie Helferinnen und Helfern sehr konkrete und differenzierte Rückmeldungen erhalten“. Demnach hätten viele Hilfen vor Ort sehr schnell und unbürokratisch gegriffen. Bislang laufe dieser Prozess hervorragend. Von daher erübrige sich auch Fiebigs Hinweis, dass „man dort Dinge erfahren kann, die (…) in Fraktionssitzungen Berücksichtigung finden können.“

Weiter betonen die Ratsvertreter an die Adresse der WPWR: „Unsere Kolleginnen und Kollegen haben angepackt, wo sie gebraucht wurden. Das war deutlich klüger, als die Arbeiten der Hilfskräfte mit selbstsüchtiger Eigenwerbung oder plakativen politischen Ratschlägen zu erschweren.“

Auch Fiebigs intellektuelle Fähigkeiten werden angezweifelt: „Die abstrakte Frage, ob „kritischen Stimmen falsch (liegen), wenn sie sagen, dass sie sich allein gelassen fühlen“ können wir nicht beantworten, weil sich unspezifisch anonyme Vorwürfe schon rein logisch nicht konkret beantworten lassen.“

Zum Abschluss geben die gewählten Vertreter der Bevölkerung aus dem Rathaus dem nichtgewählten und nur selbsternannten Sprachrohr des Volkes aus dem Pressehaus noch etwas mit auf den Weg:

„Sie sollten auch reine Symbolpolitik von Kommunalpolitik trennen können. Und wir glauben, dass es Aufgabe eines Redakteurs ist, abstrakte Tatsachenbehauptungen erst einmal zu überprüfen, bevor er sie weiter verwendet. Schließlich könnte die Übernahme fremder Inhalte nach außen den Eindruck erwecken, man vertrete diese Ansichten selbst.“

Werbeminus um 40 Prozent: Funke streicht Stellen in der Anzeigenabwicklung

29. August 2021

Die Funke Mediengruppe plant laut „Horizont“, die Anzeigenabwicklung ihrer Regionalzeitungen zu „straffen“. Im Bereich „Operations“ stünden deswegen 50 Stellen zur Disposition. (…)

Quelle: Kress

Dröge Frage-und-Antwort-Spielchen

24. August 2021

„Wahlarena“ umschiffte aktuelle Probleme

BTW 2021Knapp zwei Stunden dauerte die von WPWR und Unternehmerverbänden organisierte „Wahlarena“ am vergangenen Freitag im Haus der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer in Hagen. Die wichtigsten aktuellen Themen wurden erst gar nicht angesprochen.

Das Heimatblatt lobte die eigene Veranstaltung natürlich ausgiebig. Sie habe sich als „kurzweiliger Talk mit überraschenden Erkenntnissen“ entpuppt, klatschte Redakteur Martin Weiske schon in der Samstagsausgabe pflichtschuldig Beifall. Zu diesen „Erkenntnissen“ gehörte beispielsweise ein Einblick in den Schuhschrank des SPD-Bewerbers Timo Schisanowski.

Die „Kurzweil“ bestand im Wesentlichen aus einem drögen Frage-und-Antwort-Spielchen, bei dem die aktuellen Themen nur am Rande oder überhaupt nicht zur Sprache kamen.

Die heraufziehende Klimakatastrophe, die nicht nur in Hagen mit bislang ungekannten Überflutungen ihren Schatten vorausgeworfen hat, wurde der „internationalen Wettbewerbsfähigkeit“ untergeordnet. Bei der Zusammensetzung der „Wahlarena“-Veranstalter nicht verwunderlich.

Ursache und Wirkung wurden in diesem Punkt nur vom Kandidaten der Grünen (und einzig auch überregional bekannten Teilnehmer der Runde), Dr. Janosch Dahmen, klar benannt: „Wenn wir uns um Klimawandel nicht kümmern, wird es keine Industrieproduktion mehr geben.“ Die anderen Mitwirkenden ergingen sich in den üblichen Relativierungen, die seit Jahr und Tag aus dem Politikbetrieb durch die Medien geschickt werden.

Die seit eineinhalb Jahren grassierende Coronapandemie wurde erstaunlicherweise nicht thematisiert. Dabei wäre es schon für die Zuhörer interessant gewesen, wie sich die einzelnen Protagonisten dazu verhalten, dass ausgerechnet in Zeiten wieder explodierender Infektionszahlen die NRW-Landesregierung unter der Leitung des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet auf weitgehende Lockerungen setzt.

Offenbar hatten sich die Veranstalter dazu entschieden, Laschet und die im Hintergrund treibende FDP unter Welpenschutz zu stellen, um deren Wahlchancen nicht zu schmälern.

Ähnlich dürfte es sich beim dritten Punkt verhalten, der gerade brandaktuell ist: der Außenpolitik und damit verbunden den deutschen Kriegseinsätzen im Ausland. Auch dieser Bereich wurde in der Frage-und-Antwort-Runde sorgsam ausgespart. Es hätten vielleicht fundamentale Unterschiede zutagetreten können. Dabei müssen Bundestagsabgeordnete hier zu einer Entscheidung kommen und für oder gegen etwas votieren.

Ob schon in der Vergangenenheit außen- und militärpolitische Entscheidungen immer fundiert gefällt wurden, daran sind vor allem in den letzten Tagen im Zusammenhang mit Afghanistan erhebliche Zweifel aufgekommen.

Dazu ein Beitrag des Nahostexperten Michael Lüders:

Besatzer, nicht Befreier

Afghanistan: 20 Jahre diente Deutschland den USA als Hilfssheriff – ohne irgendeinen Plan. Die Folgen zeigen sich jetzt

Quelle: der Freitag

WPWR: Weiter rückläufige Verkaufszahlen

26. Juli 2021

Grotkamp-Famile stockt Anteile an Funke-Medien auf 100 Prozent auf

Wie bereits seit Jahren war der Verkauf der hiesigen WPWR auch im 2. Quartal 2021 weiter rückläufig. Das meldet die Informationsgemeinschaft zur Festellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (ivw).

Danach ging die verkaufte Auflage im Vergleich zum Vorjahresquartal erneut um 4,55 Prozent zurück, obwohl die Zahl der ePaper um 9,3 Prozent zulegte. Allerdings auf niedrigem Niveau, sodass im Saldo der Rückgang auch weiterhin nicht zu stoppen war.

Vor einem Monat hatte die Funke-Mediengruppe, zu der die WPWR gehört, bekannt gegeben, dass der Familienstamm Grotkamp – Petra Grotkamp, Julia Becker, Nora Marx und Niklas Wilcke – die Anteile der Familienstämme Schubries und Holthoff-Pförtner aufkauft und damit 100 Prozent der Funke Mediengruppe übernimmt.

Die Transaktion soll in zwei Stufen vollzogen werden: die unternehmerische Führung geht sofort an die Familie Grotkamp über, der Anteilserwerb erfolgt zum 2.1.2024. Wie der Mediendienst kress berichtete, soll es zwischen den Funke-Gesellschaftern einen langen Streit gegeben haben, der sich an der Frage entzündet haben soll, ob und in welcher Höhe in das Unternehmen und sein journalistisches Profil investiert wird.

Die Familie Grotkamp hält bislang zwei Drittel an dem Medienunternehmen, die anderen beiden Familienstämme Schubries und Holthoff-Pförtner zusammen ein Drittel.

Geplant ist eine umfassende Neuausrichtung der Funke Mediengruppe. Vorgesehen sind die drei Sparten Regionalmedien, Zeitschriften und Digitales. Hinzu kommt ein „Center of Excellence“ mit den Zentralbereichen, z. B. IT und kaufmännische Abteilungen. Die Sparten und das Center of Excellence sollen jeweils unternehmerisch weitgehend unabhängig und für Partnerschaften mit anderen Medienhäusern anschlussfähig sein.


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