19 Tote und mehr als 340 teils schwer Verletzte sind die Bilanz des Duisburger Spaßevents „Loveparade“, das am Samstag als „Death Parade“ endete.
Die Verantwortung für die Katastrophe wird von den meisten Beobachtern und Kommentatoren den Veranstaltern und der Duisburger Verwaltungsspitze zugewiesen. Bereits im Vorfeld ergangene Warnungen von Polizei und Feuerwehr, aber auch Bedenken von einfachen Bürgern, die sich z.B. unter DerWesten.de als Kommentatoren geäußert hatten, wurden nach Medienberichten von den Verantwortlichen vom Tisch gewischt.
Veranstalter des Duisburger Spektakels war eine Lopavent GmbH, deren Geschäftsführer Schaller die Muckibuden-Kette „McFit“ betreibt, die auch als Hauptsponsor der Loveparade auftrat. „McFit“ betreibt auch in Hagen auf dem Gelände des ehemaligen Foto-Großlabors Bochhamer an der Wehringhauser Str. eine Filiale mit 24-Std.-Betrieb.
SPIEGEL ONLINE berichtet über Schaller:
„Gegründet hat Schaller McFit 1997. Das Konzept: ein Fitness-Studio, das 24 Stunden am Tag geöffnet hat und seine Mitglieder nur 16,90 Euro pro Monat kostet. Einen „Kampfpreis“ nennt das Schaller. Er kann ihn bieten, weil seine Studios ohne Sauna und andere Wellnessangebote auskommen – und im Schnitt zehn Trainer auf 7000 Kunden kommen, wie die Wirtschaftsprüfer von Deloitte ausgerechnet haben. Fünf Minuten Duschen kostet 50 Cent extra.
Mittlerweile hat McFit über 120 Filialen, 3000 Mitarbeiter und über 800.000 Kunden. Es gibt Studios in Österreich und auf Mallorca – und Schaller will weiter expandieren. 134 Millionen Euro Umsatz hat die Fitnesskette im vergangenen Geschäftsjahr gemacht, wie viel Gewinn davon bleibt, hält er geheim. Laut Bundesanzeiger hat McFit im Geschäftsjahr 2008 bei einem Umsatz von rund 110 Millionen Euro 10,3 Millionen Euro Jahresüberschuss erzielt.“
Ein Hagener Architekt und Stadtplaner hat inzwischen den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) zum Rücktritt aufgefordert. In der Begründung heißt es:
„Bei 500.000 angemeldeten Besuchern durften Sie kein Gelände ausweisen, das nur für 250.000 Besucher ausgelegt war, wie Sie selbst bestätigt haben, bei 1 qm/Person, was leicht auf den Stadtplänen der Web-Seite der Stadt Duisburg nachzumessen ist .
Sie und Ihr ganzer Stab bleiben die Antwort schuldig, wo die restlichen ca. 250.000 bis 1.000.000 Besucher verbleiben sollten bzw. die Zielfläche der Hauptereignisse erreichen sollten?
Einzäunung, Abgrenzung mit Autobahn und befahrenen Gleisen sowie der kanalisierte Zugang durch einen Tunnel waren schon für 250.000 Besucher eher für ein Straflager geeignet als für eine Festfläche.
Jeder Architekt in Deutschland hat sich bei öffentlichen Gebäuden an die Bauordnung zu halten, die mit Recht ausreichend Fluchtwege vorsieht. Die Versammlungstättenverordnung hat ebenfalls entsprechende Vorgaben gemacht. Warum wurde in Duisburg alles ausser Kraft gesetzt?
Im übrigen liegen wöchentlich Erfahrungen der Fussballbundesliga bei Füllung und Leerung von Stadien vor! Die letzte „Loveparade“ in Essen hatte mehr als 1.400.000 Besucher.
Sie haben zahlreiche Warnhinweise im Vorfeld ignoriert.
Dieser Horrorakt zeigt erneut, dass politische Oberbürgermeister für diese Amt ungenügend vorbereitet sind und gerne zur Last der Bürger an ihren lukrativen Pöstchen kleben, die auch noch in jungen Jahren dafür mit dem Leben bezahlen müssen!“
In die gleiche Richtung zielt auch ein weiterer Bericht auf SPIEGEL ONLINE:
„Ein internes Verwaltungsdokument zeigt nach Informationen von SPIEGEL ONLINE gravierende Mängel beim Sicherheitskonzept für die Love Parade. Demnach war das Gelände in Duisburg für 250.000 Menschen freigegeben – dabei rechneten die Veranstalter mit deutlich mehr als einer Million.“
„So befreit der Sachbearbeiter der Unteren Bauaufsicht im Duisburger Amt für Baurecht und Bauberatung die Organisatoren von der Vorschrift, die vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege einhalten zu müssen. Gleichzeitig verzichten die Beamten großzügig auf „Feuerwehrpläne“.“
Und: „Wie SPIEGEL ONLINE erfuhr, wurden bei einer Dienststelle der Bundespolizei inzwischen sämtliche Unterlagen zur Love Parade – Einsatzbefehle, Lagemeldungen, Karten – von den Computern der Beamten sowie aus deren E-Mail-Accounts gelöscht. „Da kam sehr schnell der ganz große Staubsauger“, sagte ein Beamter, der sogar eine konzertierte „Vertuschungsaktion“ im Gang wähnt.“
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