Milly-Steger-Haus steht für 1,2 Millionen Euro zum Verkauf
Der kleine Huldigungsbalkon wird von einer Karyadide getragen, das Haus mit 241 m² Wohnfläche steht auf einem 829 m² großen Grundstück. Zwischen 1911 und 1917 lebte und arbeitete dort die Bildhauerin Milly Steger. Ein Hagener Immobilienbüro bietet das Anwesen aktuell zum stolzen Preis von 1,2 Millionen Euro zum Kauf an (Foto: Klaus Bärwinkel, CC BY-SA 4.0).
Das Haus am Stirnband 48 in Hagen-Eppenhausen war eines von neun Bauten, die der niederländische Architekt Johannes Ludovicus Mathieu Lauweriks zwischen 1910 und 1914 auf Veranlassung des Hagener Kunstmäzens Karl-Ernst Osthaus realisierte.
Lauweriks entwickelte eine neue architektonische Systemlehre, der er eine Gestaltung nach arithmetisch-geometrischen Formeln mit festen Maßeinheiten zugrundelegte. Jedes der Häuser ist individuell gestaltet, doch bilden sie durch das angewandte System, durch Linien, die vom einen zum andern Bau wiederaufgenommen werden und durch immer wiederkehrende Materialien und Farben – Ziegel, Naturstein, Holz – eine Einheit. Die vor- und zurückspringenden Einzel- und Doppelhäuser verbinden sich durch eine durchlaufende Firsthöhe, deren Zusammenhang durch die aufeinander bezogenen Giebel verstärkt wird.
Milly Steger, die von Osthaus zur Übersiedlung nach Hagen bewegt worden war, erhielt damals vom Bauamt der Stadt Hagen den Auftrag, Plastiken für die Fassade des neuerbauten städtischen Theaters auszuführen.
Die vier überlebensgroßen nackten weiblichen Figuren lösten bei der Enthüllung am 5. Oktober 1911 einen Skandal aus, in erster Linie wohl aus dem Grunde, weil sie von einer jungen Frau stammten und zudem auch noch nackt waren. Durch Bomben ist die Figurengruppe im Zweiten Weltkrieg beschädigt worden. Nach dem Krieg hat sie der Hagener Bildhauer Karel Niestrath in mühevoller Arbeit restauriert.
Aus Milly Stegers Hagener Zeit sind neben den vier Skulpturen am Stadttheater die Karyatide an ihrem Haus am Stirnband, ein Teilstück des Frieses der alten Sparkasse, ein kleiner Kopf als Schlußstein des Mittelportals am Osthaus-Museum, zwei Figuren über dem Hintereingang und die Steinkanzel in der Aula der Realschule in Altenhagen erhalten geblieben.
Dagegen sind Stegers Arbeiten für die Stadthalle Hagen nach dem Abriss spurlos verlorengegangen. Es handelte sich um sechs Panther, die oberhalb der Eingangszone auf dem Dach links und rechts in zwei Dreier-Gruppen angeordnet waren. Nach Fotografien aus den 50er Jahren zu urteilen, haben die Figuren den Bombenangriff im März 1945 mehr oder weniger unbeschädigt überstanden.
Wo sie nach der endgültigen Sprengung der Stadthalle im Oktober 1954 geblieben sind, ist heute ein Rätsel. Mutmaßungen gehen dahin, dass die Panther entweder privat „abgezweigt“ oder als „Bauschutt“ irgendwo vergraben wurden.