Archive for the ‘05 Geschichte Hagen’ Category

Rückblende: „In jedem Fall ein Verrat“

26. März 2023

Der Streit um das Deserteursdenkmal in Hagen 1995

„Wir brauchen so etwas nicht.“
Dietmar Thieser, damals Oberbürgermeister

1995, fünfzig Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus und neun Jahre nach der Errichtung des ersten Deserteursdenkmals in Bremen, entstand in Hagen eine Initiative zum Bau eines Denkmals, die maßgeblich vom Verein Friedenszeichen getragen wurde. Das Mahnmal sollte außerdem an eine weitere ausgeschlossene Opfergruppe, die ausländischen Zwangsarbeiter, erinnern.

Der Verein beantragte 1996 aus Anlass des Stadtjubiläums bei der Bezirksvertretung Mitte die Errichtung eines Mahnmals, das durch Spenden finanziert werden sollte. Als Aufstellungsort war eine Stelle in der Nähe des Denkmals für die Hagener Kriegsgefangenen von 1955 im Volkspark vorgesehen. Die Inschrift sollte lauten:

„Die Menschen dieser Stadt gedenken der von den Nazis ermordeten Deserteure und Zwangsarbeiter, ehren die Hagener Frauen und Männer, die sich dem Naziterror nicht beugten, werden gemahnt, Menschlichkeit gegen Unrecht zu setzen.“

Bezirksbürgermeister Jürgen Glaeser (CDU) bezeichnete den Text als Provokation und erklärte, es sei ja schließlich nicht so, daß der Soldat, der seine Knochen hingehalten und seine Waffe nicht weggeworfen habe, deshalb ein überzeugter Anhänger des Systems gewesen sei. Er habe vielmehr in Verantwortung für seine Gemeinschaft gehandelt.

Ein Deserteur indes schließe sich selbst aus der Gemeinschaft aus, vertrete gewissermaßen einen Ohne-mich-Standpunkt. Außerdem seien Schmierereien von Rechtsradikalen zu befürchten. Die Entscheidung wurde dem Rat der Stadt Hagen überlassen.

Ruth Sauerwein (Verein Hagener Friedenszeichen und Bündnis-Grüne) erklärte dazu: „Im Mittelpunkt stehen uns zur Zeit zu sehr nur die Opfer des Krieges. Wir denken, daß zu wenig nach den Ursachen dieses verbrecherischen, faschistischen Krieges geforscht wird“. Deserteure bezeichnete sie als „Menschen, die ,Nein‘ gesagt haben zu diesem Krieg“. Viele von ihnen hätten diesen Schritt mit dem Leben bezahlt. „Auch Hagener haben desertiert und dafür mit ihrem Leben gezahlt. Einige wurden in der Donnerkuhle verscharrt.“

Flugblatt DeserteureDas Projekt war in Hagen sehr umstritten und wurde mehrheitlich abgelehnt. In Leserbriefen sowie Anträgen und Schreiben an den Oberbürgermeister Dietmar Thieser (SPD) wurde verlangt, die Errichtung des Denkmals zu verhindern.

Die Hagener Abteilung des Verbandes der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen forderte die Ablehnung des Antrags:

„Die Handlung eines Deserteurs ist in jedem Fall ein Verrat an seinen Kameraden gewesen. Jeder Deserteur wird, nach dem er zum Feind überlaufen ist, dort eingehendst verhört. […] Die Folgen dieses Verrats waren immer opfer- und verlustreich für die in dem betreffendem Frontabschnitt liegenden Einheiten. Leute, die so gehandelt haben, sollen nicht durch ein „Mahnmal“ für ihren Verrat ,erhöht‘ werden.“

„Die Aufstellung dieses Denkmals wäre ein Schlag in das Gesicht jeder Frau, deren Sohn oder Mann nicht wiederkam, weil er seine Pflicht erfüllte. Ein Schlag in das Gesicht jedes Soldaten, nicht nur der Deutschen“, meinte ein weiterer Bürger in einem Leserbrief. Desertion sei ein ganz marginales Phänomen in der Wehrmacht gewesen. Ein Denkmal würde die Meinung bestätigen, Soldaten seien „potentielle Mörder“.

Soldaten und ihre Angehörigen seien auch Wähler, warnte ein Leser die SPD.

Auch die Junge Union Hagen nahm Stellung: „Deserteure sind keine Menschen, die ein ehrendes Gedenken verdienen: Sie sind feige, egoistisch, oft gewalttätig, gewissenlos.“

Ein Großteil der Deserteure seien vorbestrafte Verbrecher, wurde in einem weiteren Leserbrief behauptet.

Die Reaktionen auf die Denkmalinitiative waren aber nicht nur ablehnend. Auch Befürworter des Projekts meldeten sich in Leserbriefen zu Wort, darunter Dr. Kingreen, Vorsitzender des Vereins Friedenszeichen:

„Das Mahnmal des ‚Hagener Friedenszeichen‘ will die Deserteure nicht zu Helden machen. Es scheint uns aber dringend geboten zu sein, der Deserteure genauso zu gedenken wie der vergasten Juden, der zerfetzten Soldaten, der verbrannten Menschen in den Städten und all der anderen Opfer dieses von unserem Land in verbrecherischer Weise angezettelten Krieges.“

Der Hagener Stadtrat musste schließlich eine Entscheidung über die Errichtung des Deserteursdenkmals treffen. Die SPD war gespalten. Das Wort „Deserteure“ sollte in der Inschrift vermieden werden, um die Gefühle der Kriegsveteranen nicht zu verletzen.

Oberbürgermeister Thieser sprach sich gegen das Mahnmal aus:

„Ein Denkmal für die Zwangsarbeiter gibt es bereits. ,Die‘ Deserteure gibt es so nicht. Da muß differenziert werden, das geht aber nicht mit einem Mahnmal. Wir brauchen so etwas nicht. Viele würden sich beleidigt fühlen.“

Bei der entscheidenden, stürmischen Ratssitzung am 26. März 1998 versuchte Frau Kingreen (Die Grünen), die Bedenken gegen das Denkmals zu beseitigen.

„Nicht alle deutschen Deserteure des 2. Weltkrieges waren Helden. Aber sie sind unter Anlegung rechtsstaatlicher Maßstäbe zu Unrecht zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.“

Die Errichtung des Denkmals auf städtischem Gelände wurde mit den Stimmen der CDU und einem Großteil der SPD mit klarer Mehrheit abgelehnt. Thieser zeigte sich offen für ein zentrales Mahnmal für alle Opfer der Kriege.

Der Denkmalstreit hatte gezeigt, dass 50 Jahre nach dem Krieg die Tendenzen zur Verdrängung und Verleugnung der Vergangenheit, zur Schuldabwehr und Diffamierung der Opfer noch immer weit verbreitet waren. Die historische Aufarbeitung der Verbrechen der Wehrmachtjustiz hatte in Hagen einfach zu spät begonnen.

Im September 1998 wurde der Streit um das Hagener Denkmal fortgesetzt. Die Partei Bündnis 90-Die Grünen stellte erneut einen Antrag und begründete dies mit einer veränderten Situation. Der Antrag bezog sich auf das am 28. Mai 1998 verabschiedete Bundesgesetz, das eine partielle Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz beinhaltete und parteiübergreifend unterstützt wurde. In der deutschen Öffentlichkeit habe ein Umdenken stattgefunden, auch in der Frage der Entschädigung der Zwangsarbeiter.

Mit ihrem Antrag wichen die Hagener Grünen von der offiziellen Linie der Parteileitung in Berlin ab: Nach der Bildung einer Regierungskoalition SPD/Grüne 1998 stoppten die Partner ihre Initiativen zur Rehabilitierung der Deserteure, die im Widerspruch zu ihren Bemühungen standen, die Beteiligung der Bundeswehr am Kosovo-Krieg zu rechtfertigen.

Der Oberbürgermeister – der inzwischen gewählte Wilfried Horn (CDU) – und der Rat lehnten am 16. Dezember 1999 das Mahnmal erneut ab, wieder mit eindeutiger Mehrheit.

Da das Mahnmal, ein Werk des Künstlers Heinz Richter, ohne die Zustimmung des Rates nicht im öffentlichen Raum aufgestellt werden durfte, wurde es schließlich am 8. Mai 2000, 55 Jahre nach Ende des Krieges, auf einem privaten Grundstück gegenüber der Synagoge eingeweiht.

Der vorstehende Text ist ein Auszug aus:

Pablo Arias Meneses:
Das kurze Leben des Eduard Dunker – Hagener Opfer der NS-Militärjustiz
Hagener Geschichtsheft Nr. 10, 144 S., zahlr. Abb.
Herausgeber: Hagener Geschichtsverein e. V.
1. Auflage, Hagen 2021, ISBN 978-3-00-068549-1

Nachwort: Das Thema Deserteure ist nach wie vor aktuell, im Bedarfsfall wird mit zweierlei Maß gemessen. Siehe dazu: Bundesamt für Migration lehnt Asyl für russischen Verweigerer ab

Koloniale Spuren in Hagen

23. März 2023

Stadtführung durch die Innenstadt

Zu einer Führung durch die Innenstadt zu den kolonialen Spuren in Hagen lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) zusammen mit dem Lehrgebiet „Geschichte Europas in der Welt“ der FernUniversität im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus am Samstag, 25. März, von 15 bis 17 Uhr ein. Der Treffpunkt ist auf dem Friedrich-Ebert-Platz vor dem ehemaligen Ratskeller.

Hagen liegt nicht am Meer. Kein Kolonialministerium war hier angesiedelt und die großen Entscheidungen im internationalen Handel wurden nicht zwischen Ruhrgebiet und Sauerland, sondern in Zentren wie Berlin, Hamburg oder Bremen getroffen, bei denen das koloniale Thema auf der Hand liegt.

Und doch zeigt gerade ein dezentrales Beispiel wie Hagen besonders deutlich, welche vielfältigen Verbindungslinien zwischen Stadtgeschichte und Kolonialgeschichte, vor allem zwischen etwa 1850 und 1960, bestanden. Koloniales Denken und Handeln waren im Alltag fest verankert.

Koloniale Vereine, Völkerschauen, unternehmerische Tätigkeit in Übersee, Auswanderung, die Entsendung von Missionaren und Kolonialbeamten, Alltagsrassismus, Straßenbenennungen und revisionistische Ansprüche verdeutlichen, dass koloniales Denken keine bloße Randnote von Stadtgeschichte ist. Während der Führung wird die koloniale Vergangenheit Hagens im Stadtbild verortet.

Der Rundgang ist barrierefrei und wird auf ebenem Gelände in der Hagener Innenstadt durchgeführt. Die Gehstrecke beträgt rund zwei Kilometer. Die Teilnahme an dem Stadtrundgang mit der Kursnummer 1305 ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich und kann beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622 oder über die Internetseite www.vhs-hagen.de vorgenommen werden.

VHS im Erzählcafé: „Hagener Kinos“

22. März 2023

Zu einer Kino-Gesprächsrunde mit Uli Weishaupt zum Thema „Hagener Kinos“ lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) alle interessierten Hagenerinnen und Hagener am Freitag, 24. März, von 17 bis 19.15 Uhr in das Erzählcafé „Altes Backhaus“, Lange Straße 30, ein.

Im Mittelpunkt der Gesprächsrunde soll die Glanzzeit der 18 Hagener Lichtspieltheater in den Fünfziger- und Sechzigerjahren sowie das Thema Spielfilme stehen.

Als besonderen Gast hat Uli Weishaupt die Tochter des letzten Theaterleiters des OLYMPIA-Kinos, das von 1948 bis 1967 in der Altenhagener Düppelstraße existierte, eingeladen. Als Zeitzeugin erzählt sie den Teilnehmenden von ihren Erinnerungen an den Familienbetrieb, dazu begleitend werden einige historisch wertvolle Fotos auf eine Leinwand projiziert.

Im Rahmen der Veranstaltung wird auch an die verstorbenen Filmstars Hardy Krüger, Gina Lollobrigida und Nadja Tiller erinnert. Alte Programmhefte helfen den Gästen dabei, von ihren Erinnerungen an deren Filme zu erzählen.

Der Eintritt für das Erzählcafé beträgt 2 Euro. Eine Anmeldung zu der Veranstaltung mit der Kursnummer 1203B ist auf der Internetseite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622 erforderlich.

Mehr als sieben Jahrzehnte Kaufhof in Hagen

16. März 2023

Ein kleiner Rückblick in Bildern aus dem Hagener Stadtarchiv

Hinweis: Im Nachsatz heißt es: „Die Stadt Hagen kann ihren Kaufhof behalten.“ Das bezieht sich auf die erste Insolvenz 2020.

Rückblende: „Das Dorf bei Odessa“

20. Februar 2023

Vor 80 Jahren wurde am Stadttheater Hagen ein Stück von Herbert Reinecker aufgeführt

Herbert Reinecker - Das Dorf bei Odess - Hagener Zeitung 20.2.1943Rezension in der Hagener Zeitung vom 20. Feb. 1943. Screenshot: DW. (Vergrößerte Darstellung in neuem Fenster: Bild anklicken)

Drehbücher für Krimiserien wie „Der Kommissar“ oder „Derrick“ mit seinen unvergesslichen Dialogen – damit wurde Herbert Reinecker berühmt. Aber der 1914 in Hagen-Wehringhausen geborene Autor hatte auch eine Vorgeschichte, die er zwar nie geleugnet haben soll, aber doch wohl vielen Hagenern nicht bekannt sein dürfte.

Heute vor genau 80 Jahren, am 20. Feb. 1943, erschien in der damaligen Hagener Zeitung ein Bericht über das zuvor am Hagener Stadttheater aufgeführte Schauspiel „Das Dorf bei Odessa“ des späteren „Derrick“-Erfinders.

Das Blut-und-Boden-Drama avancierte zu Reineckers erfolgreichstem Stück während der Zeit des Dritten Reiches. Reinecker schildert in dem Schauspiel die Situation einer deutschstämmigen Dorfbevölkerung in der Ukraine eine Nacht vor dem für sie erlösenden Angriff der deutschen Truppen.

Als nach der deutschen Niederlage bei Stalingrad Stücke mit „Russland-Bezug“ verboten waren, wurde Reineckers „Dorf bei Odessa“ ausdrücklich von diesem Verdikt ausgenommen. Die Gründe lassen sich leicht aus der Rezension in der Hagener Zeitung erahnen.

„Aus dem Erlebnis der Heimkehr volksdeutscher, seit mehreren Generationen am Schwarzen Meer ansässiger Schwaben in die großdeutsche Volksgemeinschaft erwuchs dem SS-Kriegsberichterstatter (Anm. DW: Reinecker) das Schauspiel.“ Da erwacht „die Stimme des ererbten deutschen Blutes“, ein Martin erkennt die Notwendigkeit seines Opfertodes und dann rücken die deutschen Truppen ein: „Das Dorf ist gerettet.“

„Elementar wie der Tag aus der Nacht erwächst, erwächst deutsches Fühlen“, schwärmt der Rezensent, der passenderweise den Vornamen Adolf trägt, „deutsches Blut“ bewähre sich „im opferbereiten Handeln für die Gemeinschaft“.

Schauspiel-Verfasser Reinecker wird eine Aussage aus der Nachkriegszeit (!) zugeschrieben, er habe etwas „von der Gewalt der Rasse“ gespürt. „Wenn ich mein Schauspiel selbst bezeichnen soll, würde ich es nennen: eine ,Handlung um den unerschütterlichen deutschen Lebenswillen‘.“

Herbert Reinecker wurde bereits als Gymnasiast im April 1932 Mitglied der Hitlerjugend. 1935 legte er sein Abitur ab und wurde danach Chefredakteur der von der HJ-Gebietsführung Westfalen und dem Landesjugendamt gemeinsam herausgegebenen Zeitschrift Unsere Fahne in Münster. Ab April 1935 arbeitete Reinecker hauptamtlich im Presse- und Propagandaamt der Reichsjugendführung.

Im Januar 1936 wurde er Hauptschriftleiter der HJ-Reichszeitschrift Der Pimpf, die sich an Mitglieder des Jungvolks richtete. Vom selben Jahr an veröffentlichte er propagandistische Jugendbücher, ab 1939 auch Romane und Erzählungen. Sein Werk Der Mann mit der Geige (1939) wurde 1942 unter dem Titel Der Fall Rainer verfilmt.

Im Zweiten Weltkrieg war Reinecker als Kriegsberichterstatter in einer Propagandakompanie der Waffen-SS in Rumänien, Russland, Flandern und Pommern im Einsatz. 1942 wurde er auch Hauptschriftleiter der HJ-Zeitschrift Junge Welt. Er war in der Reichsjugendführung dem Presse- und Propagandaamt zugeordnet und trat zum 1. November 1943 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 9.642.252).

Reineckers Drehbuch zu dem Jugendpropagandafilm Junge Adler wurde 1944 von seinem Freund Alfred Weidenmann verfilmt. Er schrieb am 5. April 1945 den letzten Leitartikel für die SS-Zeitung Das Schwarze Korps. Kurz vor Kriegsende setzte er sich aus Berlin ab und fand Unterschlupf am Wörthersee.

Auf der Homepage der Stadt Hagen wird Herbert Reinecker bis heute in der Liste „namhafter Persönlichkeiten“ geführt, seine Propagandatätigkeit wird eher nebensächlich erwähnt: „Unter dem NS-Regime verfasste er zwischen 1936 und 1944 zahlreiche Theaterstücke und Drehbücher, darunter „Das Dorf bei Odessa“, „Der Mann mit der Geige“ und „Junge Adler“.

In dem offiziellen Verzeichnis findet er sich in einer Reihe mit inzwischen verblichenen Popstars wie der ins verschwörungserzählerische Geschwurbel abgerutschten Schlagersängerin Nena („99 Luftballons“).

2008 veröffentlichte Karsten-Thilo Raab den Schmöker „Das ist Hagen“. Darin bescheinigt er Herbert Reinecker eine „Mordskarriere als Schreibvulkan“. Raab war seit 1997 Pressesprecher der Stadt Hagen und stellvertretender Leiter der Pressestelle im Büro des Oberbürgermeisters. Wenn man so will, also eine Art Kollege des „Schreibvulkans“.

Hagen, Westfalen und Preußen um 1850

17. Februar 2023

Hagen_im_19._Jahrhundert_Foto_Stadtarchiv_Hagen_maxHagen um 1850: Die rasanten Entwicklungen des 19. Jahrhunderts prägen die Volmestadt teilweise noch bis heute. Foto: Stadtarchiv Hagen.

Zu einem fünfteiligen Kurs mit dem Titel „Hagen, Westfalen, Preußen und die Zeit um 1850“ unter der Leitung von Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) alle geschichtsinteressierten Hagenerinnen und Hagener immer mittwochs, vom 22. Februar bis zum 22. März, jeweils von 19.30 bis 21 Uhr ein. Der Kurs findet in der Villa Post, Wehringhauser Straße 38, statt.

Vor etwa 200 Jahren beginnt der rasante Aufstieg Hagens von einer Kleinstadt zu einer großen Industriestadt – bis heute hallen die damaligen Entwicklungen nach. Nach dem Wiener Kongress wird Hagen 1817 die Hauptstadt eines weitläufigen Kreises, genau 70 Jahre später folgt seine Teilung. Die Volmestadt wird einerseits kreisfrei, andererseits entsteht ein neuer, deutlich kleinerer Landkreis Hagen.

In den sieben Jahrzehnten zwischen 1817 und 1887 wächst die Einwohnerzahl erheblich an: Eilpe und Wehringhausen werden eingemeindet, es entstehen zahlreiche neue Unternehmen wie etwa die Textilfabrik Elbers. Auch die ersten Eisenbahnen erreichen Mitte des Jahrhunderts die Volmestadt. Ein weiteres wichtiges Ereignis jener Epoche: die Revolution von 1848.

Informationen zur Anmeldung zu dem Kurs mit der Kursnummer 1129 erhalten Interessierte auf der Internetseite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

Das Erbe eines „väterlichen Freundes“

8. Februar 2023

In seiner Heimatstadt wird die SS-Geschichte des späteren Hagener CDU-Funktionärs Oskar Pahnke unter den Teppich gekehrt – In den Niederlanden ist sie nach wie vor präsent

136 lippert-Panhkefoto94Michael Lippert, Kommandant der SS-Unterführerschule Arnheim, heftet Orden an zwei SS-Männer in der Nähe der Brücken über die Waal bei Zaltbommel. Rechts: Oskar Pahnke. ©: Regionaal Archief Rivierenland.

Die Bommelerwaard, das Stromgebiet zwischen Waal und Maas (niederl. auch: Rivierenland) war, was wenig bekannt ist, während des Zweiten Weltkriegs eine der am schwersten betroffenen Regionen in den Niederlanden. Daran soll eine Dauerausstellung im Museum der Stadt Tiel erinnern, die Mitte April eröffnet wird.

Neben allgemeinen Informationen über die deutsche Besatzung und die allierte Operation „Market Garden“, die in Deutschland unter der „Schlacht von Arnhem“ bekannt ist, wird die damalige Zeit anhand von fünf Personen verdeutlicht, die stellvertretend für die unterschiedlichen Aspekte der damaligen Verhältnisse stehen.

Es sind sowohl Opfer als auch Täter, die in der Ausstellung präsentiert werden. Auf der Täterseite: Oskar Pahnke.

Jener SS-Offizier von der Unterführerschule Arnhem, den die Niederländer in übler Erinnerung behalten haben. In Hagen wird hingegen die Vergangenheit des 2009 verstorbenen CDU-Funktionärs bis heute unter den Teppich gekehrt.

Auf der Opferseite ist Wim Valk zu finden, ein Zivilist aus Tiel, der als Metalldreher in der Metallwarenfabrik Daalderop in Tiel arbeitet. Er wird 1939 mobilisiert, wie so viele Niederländer. Die Deutschen nehmen ihn gefangen. Zurück in Tiel heiratet er Annie Daalen und sie bekommen 1944 einen Sohn, Eddy. Danach beginnt der Beschuss von Tiel. Am 6. November stirbt die Familie an diesen Granatentreffern.

Und da ist Denis Colebrook, ein britischer Pilot, der abgeschossen wird. Der Tiel-Widerstand versucht, Dennis über die Waal in das befreite Gebiet zu bringen, aber das scheitert. Die Familie van Elsen nimmt ihn in dieser Nacht auf. Am nächsten Tag werden Frau van Elsen und Denis festgenommen. Der Widerstand befreit Frau van Elsen. Diese Aktion bleibt aber nicht ohne Folgen, fünf Tieler werden erschossen.

Betty und Daatje Frank sind die Töchter von Sam und Marianne Frank. Die jüdische Familie lebt in Ochten, wo der Vater ein gutgehendes Bekleidungsgeschäft betreibt. Am 9. April 1943 wird die Familie ins Lager Vught (deutsch: KZ Herzogenbusch) deportiert. Dort feiert Betty am 29. Mai ihren elften Geburtstag. Keiner von ihnen überlebt den Krieg.

Aber es gibt auch Leute wie Jan Robertson jr., einen Kollaborateur und niederländischen SS-Mann. Aus Bankierssohn wird Bankräuber: So lässt sich sein Leben zusammenfassen. Er ist der Sohn von Jan Robertston sr. und Eva Leybold. Beide sind Mitglieder der niederländischen Nationaal-Socialistische Beweging (NSB).

Eine der Banken, die Robertson jr. Anfang 1945 mit seinen SS-Kameraden überfällt, liegt in Tiel. Die Beute ist riesig. Die Polizei wird diesen Fall sofort nach der Befreiung bearbeiten. Auch Robertson wird auf den Zahn gefühlt. Doch ihm gelingt die Flucht, vermutlich nach Süddeutschland, wo sich seine Verlobte aufhält.

Und die fünfte Person, die die Historiker als exemplarisch für das Geschehen während des Zweiten Weltkriegs in diesem Teil der Niederlande ausgewählt haben, ist Oskar Pahnke. Jener SS-Offizier, der zum Hagener CDU-Funktionär mutierte.

Oskar Pahnke war als SS-Obersturmführer Kommandant der ersten Kompanie der Unterführerschule Arnhem, einer Ausbildungsstätte für SS-Führer in der Hauptstadt von Geldern. Die Ankunft der Einheit der Waffen-SS im Bereich Bommelerwaard forderte viele zivile Opfer. Pahnke wurde 1947 zu Untersuchungszwecken in die Niederlande überführt. Mitgliedern seiner Einheit wurde ein dreifacher Mord vorgeworfen, Pahnke selbst konnte aber – damals – nichts nachgewiesen werden.

Ironischerweise wurde Pahnke für ein Jahr ausgerechnet im Lager Vught inhaftiert, das während der Nazi-Besatzung unter dem Namen „KZ Herzogenbusch“ das einzige deutsche Konzentrationslager in den Niederlanden war.

In Hagen wurde Pahnke dann Werbeleiter der Andreas-Brauerei, einem – wie man heute weiß – Sammelbecken für alte SS-Kameraden. Die Braustätte wurde ebenso wie ihr Produkt jahrzehntelang vom Vereinsmilieu, der Presse und örtlichen Parteigliederungen als eine Art Kultobjekt heimischer Tradition betrachtet. Von der Nazi-Vergangenheit ihrer Führungskräfte, einschließlich des Inhabers, wollte man nichts wissen.

Pahnke, der u.a. Mitglied im Rat der Stadt Hagen war und in späteren Jahren Funktionär der Senioren-Union, einer CDU-Gliederung für die etwas betagteren Mitglieder, verstarb im Dezember 2009. Aus diesem Anlass veröffentlichte die offizielle Parteigliederung wie üblich eine Todesanzeige in der heimischen Presse.

Einigen Protagonisten der Hagener CDU reichte das aber nicht – sie machten ihr eigenes Ding. In einer separaten Beileidsbekundung erdreisteten sie sich, dem Gedenken an ihren „väterlichen Freund und Ratgeber“, den vormaligen SS-Offizier Pahnke, ein Zitat des SS-Opfers Dietrich Bonhoeffer voranzustellen.

Traueranzeige Pahnke mit Bonhoeffer-ZitatDietrich Bonhoeffer war evangelischer Theologe, Mitglied der Bekennenden Kirche, Pazifist und einer der auch heute noch bekanntesten Widerständler gegen das Nazi-Regime. Ein SS-Gericht verurteilte ihn nach einer Hitler-Anordnung – kurz vor Ende der faschistischen Tyrannei – am 8. April 1945 zum Tode. Im Morgengrauen des darauffolgenden Tages wurde Bonhoeffer im KZ Flossenbürg gehenkt.

Die drei Unterzeichner dieses Machwerks waren Helmut Diegel, Christian Kurrat und Bernd Löwenstein.

Diegel war von 1984 bis 1987 Mitglied des Hagener Stadtrats und von von 1985 bis 2005 Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags. Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag wurde er bis 2010 Regierungspräsident in Arnsberg. Von 2020 bis 2022 kehrte er (als Nachrücker) nochmals in den Landtag zurück. Von 1992 bis 2005 war er Kreisvorsitzender der Hagener CDU. Der gelernte Jurist dürfte genau gewusst haben, was er unterschreibt.

Löwenstein stand von 1992 bis 2017 als angestellter Kreisgeschäftsführer der CDU in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis. Er könnte also zur Unterschrift gedrängt worden sein – oder er kannte die Vergangenheit Pahnkes einfach nicht.

Kurrat war damals als CDU-Nachwuchskraft Mitglied des Hagener Stadtrats. Abteilung „jung und naiv“ könnte man meinen, aber Kurrat hatte auch schon in frühen Jahren eine dezidierte Meinung:

So hat er sich 2001 nach der großen antifaschistischen Demonstation gegen einen Aufmarsch von Neonazis in Hagen im Nachhinein von dieser distanziert. Die absurde Begründung: „Die heutige Gegendemonstration, die anlässlich des Aufmarsches der Rechtsradikalen in Hagen vom DGB organisiert wurde, war aus meiner Sicht eine reine Parteiveranstaltung der SPD.“

Kurrat ist inzwischen Mitarbeiter der Fernuniversität Hagen. Er promovierte 2014 zum Thema: „Renaissance des Pilgertums. Zur biographischen Bedeutung des Pilgerns auf dem Jakobsweg“.

Da wäre es doch naheliegend, dass Kurrat, der heute Mitglied des Vorstands der CDU in Hagen-Emst ist, dem Stadtteil, in dem auch sein Parteifreund Pahnke seinen Wohnsitz hatte, nach Eröffnung der Ausstellung in Tiel in Richtung Niederlande pilgern würde, um sich den früheren „Wirkungsbereich“ seines „väterlichen Freundes und Ratgebers“ Oskar Pahnke einmal etwas genauer anzuschauen.

Nachtrag:

„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. (…) Es gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind, und intellektuell sehr Schwerfällige, die alles andere als dumm sind. (…) Bei genauerem Zusehen zeigt sich, daß jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art, einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt. (…)“

Dietrich Bonhoeffer: Von der Dummheit. Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft.

Studierende des Rahel-Varnhagen-Kolleg verlegen zwei neue Stolpersteine

7. Februar 2023

Stolpersteinverlegung für Walter SiebertVerlegung des Stolpersteins für Walter Siebert in der Bismarckstraße. Foto: Pablo Arias.

Am 27.1.2023, dem offiziellen Gedenktag für die Opfer der NS-Diktatur, verlegten Studierende des Rahel-Varnhagen-Kollegs (Koordination: Geschichtslehrer Pablo Arias) gemeinsam mit dem Hagener Geschichtsverein, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische zusammenarbeit und weiteren Partnern zwei neue Stolpersteine in Hohenlimburg und Wehringhausen.

An der Wesselbachstr. 2 liegt jetzt wieder ein Stolperstein für Louis Stern. Der jüdische Buchhalter war 1942 im KZ Theresienstadt ermordet worden. Den Stolperstein, der schon vor 14 Jahren an dieser Stelle für ihn verlegt worden war, hatte die Flut 2021 weggeschwemmt.

Fast 100 Personen, darunter Schüler aus verschiedenen Hagener Schulen, kamen zur Verlegung. Für einen würdigen Rahmen sorgten mit Rede- und Musikbeiträgen die Schüler des Gymnasiums Hohenlimburg, Rudolf Damm von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hagen, Peter Mager vom Bürgervereins Wesselbach, Rüdiger Drallmayer vom Verein Friedenszeichen, Bezirksbürgermeister Frank Schmidt und die Hohenlimburgerinnen Tela Tabel und Stefan Welzel.

Nach der Verlegung bot Rudolf Damm eine Führung durch die Alte Synagoge an.

Am selben Tag erhielt der Wehringhauser Widerstandskämpfer und Soldat Walter Siebert einen Stolperstein in der Bismarckstraße 30. Die Studierenden Thiara Scheuer und Julia Böhm moderierten die Veranstaltung, bei der ein Vertreter der Jugendorganisation Die Falken, Bürgermeisterin Karin Köppen und Ruth Sauerwein vom Verein Friedenszeichen sprachen.

Letztere erläuterte die Biographie von Walter Siebert und verband diese mit aktuellen Ereignissen. So wurde Walter Siebert in der NS-Zeit aus politischen Gründen verfolgt und jahrelang in verschiedenen Gefängnissen und Lagern inhaftiert, wie tausenden von Andersdenkenden in vielen Ländern heute.

Außerdem wurde Walter Siebert 1943 zwangsrekrutiert und mit einer Strafeinheit an die Front geschickt, wie viele Menschen in russisch-ukrainischen Krieg. „Wäre er ein russischer Deserteur würde Friedrich Merz ihn als ,Sicherheitsrisiko‘ einstufen und ihn das Asyl verwehren“, kommentierte sie.

Bürgermeisterin Frau Köppen betonte, dass der Stolperstein der erste für einen Hagener „Moorsoldat“ sei – Walter Siebert wurde nämlich im berüchtigten Lager Esterwegen in Niedersachsen inhaftiert.

Die nächsten Stolpersteine werden voraussichtlich im Juni in Hohenlimburg verlegt. Die Kosten werden von Sheri Stern aus Baltimore (USA) getragen. Sie ist verwandt mit einem Holocaustüberlebenden aus Hohenlimburg und wird auch zur Verlegung nach Hagen reisen.

Blätterhöhle: Ausgrabungskampagne 2022 bringt spannende Funde hervor

6. Februar 2023

Weitere Förderung aus dem Denkmalförderprogramm ist nach aktuellem Stand sehr unsicher

Eine Feuerstelle, menschliche Überreste und der Kiefer eines Tieres: Die Ausgrabungen an der Blätterhöhle in Hagen-Holthausen brachten im vergangenen Jahr spektakuläre Funde hervor.

Bis in den Dezember dauerten die Ausgrabungs- und Nacharbeiten der Grabungskampagne 2022 an der Blätterhöhle an. Der Grabungsleiter der Stadtarchäologie Hagen, Wolfgang Heuschen, sowie der studentische Volontär der LWL-Archäologie für Westfalen der Außenstelle Olpe, Florian Gumboldt, arbeiteten bis zuletzt im Gelände.

Flutschäden beeinflussen Arbeiten vor der Höhle

Während die Untersuchung und die Dokumentation der neuen Ausgrabungsfläche auf dem Vorplatz der Blätterhöhle bereits abgeschlossen waren, dauerten die Arbeiten in der Höhle noch bis in den November an. Grund dafür war die Beseitigung der durch das Starkregenereignis 2021 hervorgerufenen Flutschäden.

Die Wassermassen hatten zu Schäden an den Grabungsprofilen geführt, die das Forschungsteam durch langwierige Grabungs- und Sicherungsmaßnahmen zunächst beheben musste. Trotz teils spektakulärer Forschungsergebnisse ist eine mögliche Fortführung der Arbeiten an der Fundstelle vor der Höhle derzeit noch ungewiss.

In der letzten Grabungskampagne erweiterten die Forscherinnen und Forscher die Fläche auf dem Vorplatz der Blätterhöhle. Vor allem für die Erforschung der tiefergelegenen, eiszeitlichen Schichten des Fundplatzes ließ die vorherige Grabungsfläche keinen Spielraum mehr. In Zusammenarbeit mit der Fachfirma „Voigt GmbH – Garten- und Landschaftsbau“ aus Ennepetal wurden die archäologisch sterilen Decksedimente zu Beginn der Erweiterung abgetragen, sodass erste Untersuchungen im letzten Jahr wieder starten konnten.

Untersuchungen bringen Feuerstelle zu Tage

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Wieder Bunkertour durch Hagen

30. Januar 2023

Wieder einmal laden die Volkshochschule Hagen (VHS) und das Bunkermuseum alle interessierten Hagenerinnen und Hagener am Samstag, 4. Februar, von 11.30 bis 14.30 Uhr zu einer Bunkertour durch Hagen ein. Treffpunkt ist vor dem Bunkermuseum, Bergstraße 98, in dem die Führung beginnt.

Es ist sicher nicht die schlechteste Idee, dem Publikum einmal die Konsequenzen ausschließlich militärischen Denkens vor Augen zu führen. Vor allem in einer Zeit, in der eine Staatsführung mittels eines völkerrechtswidrigen Angriffskriegs versucht, vergangene imperiale Größe wiederzuerlangen und im Gegenzug sich die Haubitzen Marie-Agnes und Annalena in Stellung bringen sowie die Kampfpanzer Friedrich und Anton ihren Einsatz herbeisehnen.

Bei der Bunkertour erhalten die Teilnehmer Einblicke in erhaltene Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg sowie aus der Zeit des Kalten Krieges. In dem originalgetreu rekonstruierten Kellergeschoss des Bunkermuseums lässt sich die Atmosphäre der Bombennächte im Krieg gut nachempfinden.

Nicht alle der ehemaligen Bunker sind heute noch als solche zu erkennen – der 1945 von einer Bombe getroffene Bunker an der Körnerstraße, welchen die Teilnehmenden im Anschluss besuchen, ist heute ein Kulturzentrum. Der Rückweg führt am früheren Atomschutzbunker unter dem ehemaligen ARAL-Parkhaus in der Bahnhofstraße vorbei zurück zum Bunker in der Bergstraße.

Dort erfahren die Teilnehmenden anschaulich, wie der Bunker in der Nachkriegszeit unter anderem als Hotel, Jazz-Keller und Friseursalon genutzt wurde. Die vielen kleinen Bunkerräume sind mit etlichen historischen Exponaten zeitgenössisch ausgestattet. Auch die alte originale Einrichtung des Atombunkers kann an der Bahnhofstraße besichtigt werden.

In dem Entgelt von 19 Euro ist der Eintritt für den Bunker an der Bergstraße bereits enthalten. Informationen zur Anmeldung für den Kurs mit der Nummer 1143 erhalten Interessierte unter Telefon 02331/207-3622 oder über die Internetseite www.vhs-hagen.de.

Neue Stolpersteine in Hohenlimburg und Wehringhausen

25. Januar 2023

Am Freitag, den 27.1., werden zwei neue Stolpersteine in Hagen verlegt.

Um 10:00 Uhr wird an der Wesselbachstraße 2 an Louis Stern aus Hohenlimburg erinnert, der in Theresienstadt starb. Ein zweiter Stolperstein wird um 11:15 Uhr an der Bismarckstraße 30 Walter Siebert gewidmet, der das KZ Esterwegen überlebte.

Zahlreiche Musik- und Redebeiträge sind geplant.

„Die Krise der Welt: 1923 – 1933 – 1943 – 2023“

21. Januar 2023

Vortrag mit Prof. Dr. Thomas Weber

20230117_Einweihung_Adolf-Hitler-Eiche_Foto_Stadtarchiv_Hagen_maxEinweihung einer „Adolf-Hitler-Eiche“ am 20. April 1933 beim Gut Kuhweide in Hagen-Delstern. Foto: Stadtarchiv Hagen.

Vom Krisenjahr 1923 über die Machtübernahme 1933 bis hin zum Wendepunkt 1943: Unter dem Titel „Die Krise der Welt: 1923 – 1933 – 1943 – 2023“ legt der international renommierte Historiker Prof. Dr. Thomas Weber von der britischen University of Aberdeen in einem Vortrag am Freitag, 27. Januar, – dem „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ – um 18 Uhr im Auditorium des Hagener Kunstquartiers die Mechanismen der politischen Radikalisierung in Zeiten dar, in denen Menschen meinen, in einer allumfassenden Krise auf Leben oder Tod zu leben.

Das Krisenjahr 1923 – vor 100 Jahren – und die nationalsozialistische Machtübernahme im Januar 1933 sind zwei wichtige Ankerpunkte in der europäischen und deutschen Geschichte. 1923 mit der Ruhrbesetzung zu Beginn des Jahres, dem Höhepunkt der Hyperinflation im Sommer und dem Hitler-Ludendorff-Putsch in München am 9. November war ein Krisenjahr mit nachhaltigen Folgen.

Die nationalsozialistische Machtübernahme am 31. Januar 1933 bildete den Schlusspunkt einer Entwicklung, die sich unter veränderten politischen Gegebenheiten in deutlich verschärfter Form in den folgenden Jahren fortsetzte.

Dieser „Zeitstrahl“ kann um weitere zehn Jahre in das Krisenjahr 1943 verfolgt werden. Der von den Nationalsozialisten ausgelöste Zweite Weltkrieg hatte in diesem Jahr seinen Wendepunkt erreicht. Die Wehrmacht erlebte im Januar 1943 in Stalingrad ihre erste große Niederlage. Im Jahresverlauf brachen alle Fronten zu Wasser, in der Luft und am Boden zusammen. Gleichzeitig verschärfte sich der nationalsozialistische Terror in den besetzten Ländern und an der Heimatfront.

Die Kette „1923 – 1933 – 1943“ zeigt sich als eine teilweise miteinander verbundene Linie. Der Nationalsozialismus von seinen Anfängen bis zum Ende war als Gewaltherrschaft konzipiert, für die Adolf Hitler als führender Protagonist stand. Die Ermordung von Millionen Menschen sowie der Krieg als Mittel zur Durchsetzung von Plänen und Ansprüchen waren programmatische Ziele, die ihren Ausgangspunkt bereits vor 1923 hatten.

Seit Beginn des Russisch-Ukrainischen-Kriegs erlebt die Welt auch im Jahr 2023 eine neue Krise mit vielfältigen Auswirkungen, deren Ursache unter anderem ebenfalls die politische Radikalisierung auf der kriegsführenden russischen Seite ist.

Nach dem Vortrag haben geschichtsinteressierte Hagenerinnen und Hagener die Gelegenheit, sich mit Fragen und Diskussionsbeiträgen zu beteiligen. An einem Büchertisch im Foyer können unter anderem Veröffentlichungen von Prof. Dr. Thomas Weber erworben werden.

Zusätzlich zu dem Vortrag werden die Hagener Geschichtsmuseen und das Stadtarchiv sowie der Museums- und Archivverein Geschichtsfreunde Hagen e.V. in diesem Jahr eine Reihe von Veranstaltungen anbieten, die sich mit den Jahren 1923, 1933 und 1943 sowie ihren Auswirkungen und Folgen beschäftigen. Der Eintritt ist frei.

„Kolonie und Heimat“

17. Januar 2023

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Weltretter – 17 Ziele für ein besseres Morgen“ laden die Volkshochschule Hagen (VHS), das AllerWeltHaus Hagen und der Hagener Heimatbund am Mittwoch, 18. Januar, von 19 bis 21 Uhr zu einem Vortrag zum Thema „Kolonie und Heimat – Kolonialbewegung zwischen Ruhrgebiet und Sauerland“ ein. Die Veranstaltung findet in der Villa Post, Wehringhauser Straße 38, statt.

Im Rahmen der Globalisierung der 1870er Jahren richtete sich auch entlang von Ruhr und Lenne, Volme und Ennepe, der Blick auf überseeische Kolonien. Die hier entstehende Kolonialbewegung erreichte im Nationalsozialismus den Höhepunkt ihrer gesellschaftlichen Relevanz.

Zwischen Ruhrgebiet und Sauerland gab es aber auch diejenigen, die das koloniale Projekt entschieden ablehnten, gegen die Kolonialkriege demonstrierten und Spenden für die Opfer kolonialer Gewalt sammelten. Detlev Brum, Autor von „dortmund-postkolonial.de“, stellt in seinem Vortrag die Bezüge zwischen „Kolonie und Heimat“ her, die sich mitunter noch in der Gegenwart wiederfinden lassen.

Die Teilnahme an dem Vortrag mit der Kursnummer 1419 ist kostenlos, um eine Spende nach dem „Pay what you want“-Prinzip wird gebeten. Eine Platzreservierung ist entweder über die Internetseite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622 möglich.

Franken, Sachsen und das frühe Mittelalter in Hagen und Westfalen

15. Januar 2023

Zu einem fünfteiligen Kurs mit dem Titel „Franken, Sachsen und das frühe Mittelalter in Hagen und Westfalen“ unter der Leitung von Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) alle geschichtsinteressierten Hagenerinnen und Hagener immer mittwochs, vom 18. Januar bis zum 15. Februar, jeweils von 19.30 bis 21 Uhr ein. Der Kurs findet in der Villa Post, Wehringhauser Straße 38, statt.

Die Zeit vor gut 1000 Jahren prägt Hagen und Westfalen in mancherlei Hinsicht bis heute. Der Zeitraum, der in diesem Kurs im Fokus steht, ist eng verknüpft mit Begriffen wie der Christianisierung, Rodung, Marken oder Oberhöfen. In dem Kurs lässt Michael Eckhoff jene Epoche ein Stück weit Revue passieren und zeigt, wo sich auch heute noch alte Spuren aus dieser Zeit im Raum Hagen entdecken lassen.

Informationen zur Anmeldung zu dem Kurs mit der Kursnummer 1127 erhalten Interessierte auf der Internetseite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge X

3. Januar 2023

1900 – 1983: Die Hohenlimburger Kleinbahn

Die Hohenlimburger Kleinbahn AG (HKB) betrieb eine schmalspurige Eisenbahn, die für den Anschluss der im Nahmertal ansässigen Industriebetriebe gebaut wurde. Die Strecke besaß bis zu 40 Gleisanschlüsse für die dort tätigen Unternehmen der Stahlindustrie.

Noch 1982 war keine Rede von der Stilllegung der Eisenbahn. Der Beschluss zur Aufgabe der Strecke kam somit für die Belegschaft im Juli 1983 sehr überraschend. Letztlich fiel die Bahn der Stahlkrise zum Opfer.

Hintergrund zur kurzfristigen Entscheidung war die Ankündigung, dass sich Hoesch aus dem Nahmertal zurückziehen wird. Die danach noch einzig verbliebenen Transporte von Krupp hätten zum wirtschaftlichen Betreiben der Bahn nicht ausgereicht.

Auch Krupp im Nahmertal ist inzwischen Geschichte.

Bunkertour durch Hagen

3. Januar 2023

Bunker_Bergstr._Marius_Noack_maxRegelmäßig laden die VHS und das Bunkermuseum interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einer Tour durch die Hagener Bunker ein. Foto: Marius Noack/Stadt Hagen.

Zu einer Bunkertour durch Hagen laden die Volkshochschule Hagen (VHS) und das Bunkermuseum alle interessierten Hagenerinnen und Hagener am Samstag, 7. Januar 2023, von 11.30 bis 14.30 Uhr ein. Treffpunkt ist vor dem Bunkermuseum, Bergstraße 98, in dem die Führung beginnt.

Bei der Bunkertour erhalten die Teilnehmer Informationen zu einigen in Hagen erhaltenen Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg sowie aus der Zeit des Kalten Krieges. In dem originalgetreu rekonstruierten Kellergeschoss lässt sich die Atmosphäre der Bombennächte im Krieg gut nachempfinden.

Nach der ungefähr einstündigen Führung im Inneren des Bunkers geht die Tour weiter zum 1945 von einer Bombe getroffenen Bunker an der Körnerstraße, der zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde. Der Rückweg führt am früheren Atomschutzbunker unter dem ehemaligen ARAL-Parkhaus in der Bahnhofstraße, der heutige Standort der Polizeiwache, vorbei zurück zum Bunker in der Bergstraße.

Dort erfahren die Teilnehmer anschaulich, wie der Bunker in der Nachkriegszeit beispielsweise als Hotel, Jazz-Keller und Friseursalon genutzt wurde. Die vielen kleinen Bunkerräume sind mit etlichen historischen Exponaten zeitgenössisch ausgestattet und zeigen so ein gutes Bild von der früheren Nutzung. Außerdem kann dort die alte originale Einrichtung des Atombunkers an der Bahnhofstraße besichtigt werden.

In dem Entgelt von 19 Euro ist der Eintritt für den Bunker an der Bergstraße bereits enthalten. Informationen zur Anmeldung für den Kurs mit der Nummer 1141 erhalten Interessierte unter Telefon 02331/207-3622 oder über die Internetseite www.vhs-hagen.de.

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge IX

2. Januar 2023

1950 – Einweihung der Marktbrücke mit Fritz Steinhoff

Steinhoff (1897 – 1969) war von 1946 bis 1956 Oberbürgermeister der Stadt Hagen, zudem von 1949 – 1950 NRW-Wiederaufbauminister und von 1956 – 1958 Ministerpräsident des Landes.

Im September 1961 errang er das Direktmandat im Wahlkreis Hagen und zog in den Bundestag ein. Von 1963 bis 1964 war er nochmal Oberbürgermeister von Hagen. Bei der Bundestagswahl 1965 erhielt er wieder das Direktmandat und blieb bis zu seinem Tod MdB.

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge VIII

1. Januar 2023

1919 – Ohne Osthaus kein Bauhaus

„Ohne Osthaus kein Bauhaus“ – das zeigt der Film „Bauhaus – der Hagener Impuls“. Dieser thematisiert insbesondere die große Bedeutung Hagens in Bezug auf das Bauhaus, das 2019 100 Jahre alt wurde und dessen Jubiläum auch Hagen groß feierte. In dem rund 20-minütigen Film erläutern mehrere Experten, für welche Folgen der Hagener Impuls sorgte.

Der Folkwang-Gründer und Hagener Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus hatte einen bedeutenden Anteil daran, dass Walter Gropius im Jahr 1919 das Bauhaus in Weimar gründen konnte. Ohne seine Unterstützung hätte Gropius keine so steile Karriere erleben können und nicht die Anerkennung gefunden, die schließlich zu seiner Berufung nach Weimar führte.

Osthaus selbst gründete derweil in Hagen nicht nur das erste Museum für zeitgenössische Kunst, sondern lockte auch berühmte Architekten wie Henry van de Velde, Peter Behrens und Johannes Ludovicus Matteus Lauweriks in die Volmestadt, wo deren herausragende Bauten noch heute zu bewundern sind.

Mit dieser Baukultur, die als Hagener Impuls in die Kulturgeschichte einging, entwickelte sich Hagen zum Nährboden für die Moderne und hatte einen entscheidenden Einfluss bei der Entstehung des Bauhauses. Auch die Hagener Textilindustrie profitierte davon, indem Motive des Industriedesigners Peter Behrens für den Stoffdruck der Firma Elbers Verwendung fanden.

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge VII

31. Dezember 2022

Hagen 1973 – Das Cabinentaxi

Das Cabinentaxi war ein Entwicklungsprojekt des Bundesministeriums für Forschung und Technologie für ein Personentransportsystem, das von einem Joint Venture aus Demag und Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) durchgeführt wurde.

Die Besonderheit war die Umsetzung eines sogenannten Personal-Rapid-Transit-Konzepts (PRT), das im Gegensatz zum herkömmlichen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit seinen nach Fahrplan verkehrenden Fahrzeugen kleine, voneinander unabhängige Kabinen verwendet, mit denen Fahrgäste individuell auf Bestellung ohne Zwischenhalt vollautomatisch an ihr Ziel gelangen.

Im Jahr 1973 wurde in Hagen-Vorhalle eine 150 m lange Teststrecke errichtet und am 6. September feierlich in Betrieb genommen. Bereits ein Jahr später, am 11. November 1974, wurde die Strecke auf 1,5 km kreisförmig ausgebaut. Fünf Kabinen, drei oben und zwei unten, wurden für die umfangreichen Tests verwendet.

Im Oktober 1975 wurde zusätzlich eine Zwölf-Personen-Kabine eingesetzt. 1976 wurde die Teststrecke auf 1,9 km erweitert. Sie bekam insgesamt sechs Stationen (einschließlich der für Wartungsarbeiten und Rettungskabinen) und 24 Kabinen. Die Serienreife wurde 1981 erreicht.

Ursprünglich sollte mit dem Cabinentaxi ein alternatives Verkehrsmittel für die Beförderung von vier, sechs, acht und zwölf Personen sowie eine Variante für den Güterverkehr geschaffen werden, aber es blieb bei der Versuchsstrecke. Die Versuchsanlage wurde im Juli 1981 vollständig abgebaut.[

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge VI

30. Dezember 2022

Die Innenstadt in den 1950er, 60er und 70er Jahren

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge V

29. Dezember 2022

Hagen – Vom Aufstieg bis zum Fall

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge IV

28. Dezember 2022

Linie 11 nach Breckerfeld 1963

Ein Film von Manfred Streppelmann, der als Elektriker in der Hauptwerkstatt der Hagener Strßenbahn AG und im Außendienst, in den Depots und im Fahrdienst gearbeitet hat.

Nachdem die Pläne zur Stillegung der Strecke bekannt geworden waren, lieh sich Streppelmann eine Super-8-Kamera und sorgte so für diese historische Dokumentation.

Die Strecke nach Breckerfeld war ursprünglich als Kleinbahn angelegt worden, um die Kleineisenindustrie im Hasperbachtal und auf der Hochebene in Breckerfeld mit dem Staatsbahnhof Haspe an der Bahnstrecke Elberfeld–Dortmund zu verbinden. Der erste Abschnitt bis Voerde ging 1903 in Betrieb, die Verlängerung bis Breckerfeld erfolgte 1907.

Der Personenverkehr wurde im Stundentakt bedient. Für weiteren Betrieb auf der Kleinbahn sorgte der Bau der Hasper Talsperre, für deren Sperrmauer die Bahn das Material transportierte.

Nach dem Ersten Weltkrieg geriet die Betreibergesellschaft jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste 1921 den Personenverkehr einstellen. Die Gründe dafür lagen im allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang nach dem Krieg.

1926 wurde die Strecke von der Hagener Straßenbahn AG übernommen und ins Hagener Straßenbahnnetz integriert. Im Zuge dieser Übernahme wurde die Kleinbahn elektrifiziert, fortan pendelte die Linie 11 zwischen Breckerfeld und Hagen Markt.

Sogar die Milch der Breckerfelder Höfe wurde bis 1952 zur Molkerei nach Hagen-Eckesey transportiert. Der Güterverkehr zwischen dem Hasper Güterbahnhof und Breckerfeld wurde im Jahre 1954 eingestellt. 1963 wurde dann der Personenverkehr auf Busbetrieb umgestellt.

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge III

27. Dezember 2022

Jazz Club Hagen 1955 – 1960

Aufnahmen vom Jazz-Club Hagen in den Jahren 1955-1960 von Alfred Scherer, Renate Sandberg u.a.

Siehe dazu auch:

Der Jazz-Club in der Kinkelstraße
Eine kleine Reminiszenz an eine vergessene Hagener Kulturszene

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge II

26. Dezember 2022

Hagen 1956 – Stadt zwischen Erz und Kohle

Der Film von Paul Kellermann führt nach Hagen Ende der 1950er Jahre. Paul Kellermann stellt in seinem Film „Stadt zwischen Erz und Kohle“ insbesondere das wirtschaftliche Potential der Stadt zur Zeit des Wirtschaftswunders heraus. Eine kurze und informative Anmoderation des Films liefert Franziska Hackenes.

Der 1905 in Herscheid geborene Filmemacher ist in seiner Schaffenszeit hauptsächlich durch Kultur- und Werbefilme in Erscheinung getreten, von denen die meisten im märkischen Sauerland zu verorten sind. Der Fokus seiner Werke liegt häufig auf den wirtschaftlichen und touristischen Besonderheiten der von ihm portraitierten Teile der Region.

In den 1950er Jahren machte sich Kellermann mit einer kleinen Filmproduktionsfirma in Lüdenscheid selbstständig und hatte seinen Durchbruch in seiner Heimatregion im Jahr 1956.

Hagen in der „guten alten Zeit“ – Folge I

25. Dezember 2022

Digitalisiertes historisches Filmmaterial über Hagen ist nicht viel zu finden. Einiges soll hier „zwischen den Tagen“ zur Verfügung gestellt werden. Zum Beginn heute ein als Stadtportrait kaschierter Werbefilm aus dem Jahr 1953.

Hagen 1953 – Die Pforte des Sauerlandes

„Hagen – Die Pforte des Sauerlandes“ ist ein Stadtwerbefilm im Gewand eines Kulturfilms. Gekonnt setzt er die ansässigen Geschäfte, Unternehmen und Industrie in Szene, während die Stadt als Schauplatz eher den Rahmen bildet. Auftraggeber waren u.a. die örtliche Sparkasse, eine Buchdruckerei und die Westfalenpost Hagen – wie sich unschwer erkennen lässt. Interessant ist der Film vor allem als filmisches Zeugnis für den beginnenden Wirtschaftsaufschwung der Stadt Hagen in den 1950ern.

Der martialische Tonfall des Sprechers erinnert noch an die Wochenschauen der NS-Zeit. Kameramann Wilhelm Siem war u.a. an dem Propagandafilm „Feuertaufe. Der Film vom Einsatz unserer Luftwaffe im polnischen Feldzug“ (Deutschland 1939/1940) beteiligt, der den Überfall auf Polen als heroischen Siegeszug der deutschen Luftwaffe inszenierte.

Vor diesem Hintergrund verwundert auch kaum diese vertuschende Angabe im Film: „Seit 75 Jahren ist das Kaufhaus Neugebauer, vormals Gebrüder Alsberg, die Einkaufsstätte für moderne Textilwaren.“ Tatsächlich fiel der Firma Neugebauer das Kaufhaus erst in den 1930er Jahren im Zuge der „Arisierungen“, also der Enteignung von Juden, zu.

Produziert wurde das 15minütige Stadtporträt von der Hamburger Firma „Schrader-Film“, die den Film auf 35 mm-Normalfilm und in Schwarzweiß drehte, was zu dieser Zeit dem Standard entsprach. Die Dreharbeiten waren am 2. September 1953 abschlossen und keine zwei Monate später konnte der Film bereits in den Kinos gezeigt werden.

Nach den letzten Vorführungen wurden die beiden vorhandenen Kopien des Films der Stadtbildstelle Hagen zur Aufbewahrung übergeben und 2019 zur Einlagerung an das Filmarchiv des Medienzentrums des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) weitergereicht. Mit Fördermitteln des Landes NRW konnte 2020 die vorliegende Filmkopie digitalisiert werden.

Kofferfund: Stadtarchiv erhält Steinhoff-Briefe

13. Dezember 2022

Uebergabe_Steinhoff-Koffer_Foto_Linda_Kolms_Stadt_Hagen(v.l.) Willi Henke und Christine Walter übergeben die Fundstücke von Fritz Steinhoff an die Archivare Andreas Korthals und Hubertus Wolzenburg vom Stadtarchiv Hagen. Foto: Linda Kolms/Stadt Hagen.

Rund 70 originale handschriftliche Briefe, zwei Medaillen, das Große Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland: Diese und weitere Fundstücke von Fritz Steinhoff hat das Stadtarchiv Hagen von Finder Willi Henke erhalten. Die Gegenstände lagerten in einem Koffer, der ebenfalls Fritz Steinhoff gehörte.

Bereits vor etwa 15 Jahren entdeckte Willi Henke den Koffer auf einer Müllhalde bei einem Entsorgungsunternehmen. Er nahm den Koffer mit nach Hause und sichtete mit seiner Frau Christine Walter den Inhalt. Nach zahlreichen Recherchen zu den Fundstücken stellte sich heraus, dass es sich bei dem Inhalt unter anderem um handschriftliche Briefe und Auszeichnungen von Fritz Steinhoff handelte.

Henke und seine Frau versuchten, Steinhoffs Briefe an seine Frau, die in Sütterlin verfasst waren, zu entziffern, doch nach einiger Zeit stockte die Übersetzung. Die Fundstücke gerieten in Vergessenheit, bis das Ehepaar anlässlich von Steinhoffs 125. Geburtstag wieder an den Koffer erinnert wurde.

Henke meldete den außergewöhnlichen Fund beim Stadtarchiv Hagen, das sich sehr für die Stücke interessierte. Der Koffer samt Inhalt wurde dem Stadtarchiv übergeben und bereichert nun den vorhandenen Steinhoff-Nachlass in Hagen.

Neue Stolpersteine in Hagen

11. Dezember 2022

Stolperstein Hartmut StadtlerStolperstein für den im Alter von 4 Jahren ermordeten Hartmut Stadtler. Foto: privat.

Am 2. Dezember 2022 verlegten der Hagener Geschichtsverein und das Rahel-Varnhagen-Kolleg gemeinsam sieben neue Stolpersteine. Zahlreiche Hagener, darunter Schüler von fünf Hagener Schulen, nahmen an den Verlegungen teil.

Drei Stolpersteine erinnern jetzt in der Elberfelderstr. 89 an Leopold und Eva Else Laser und ihren Sohn Heinz Egon Günther. Die jüdische Familie wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Heinz Egon Günther war erst 17 Jahre alt, als er sterben musste.

Zur Verlegung der Steine war Ruben Herzberg, der Enkel von Leopold und Eva Else Laser angereist. Herr Herzberg traf sich mit Hagener Schülern. Er erzählte ihnen die Geschichte seiner Familie und erklärte, wie der Holocaust die Überlebenden und ihre Nachkommen prägten.

Mit der Stolpersteinverlegung endet ein Projekt der Realschüler des Kollegs. In den Monaten davor hatten sie, unterstützt von ihrem Lehrer Pablo Arias, über die Familie Laser recherchiert. Ihre Ergebnisse hatten sie im Rahmen der offiziellen Gedenkfeier der Stadt Hagen für die NS-Opfer vorgestellt.

An der Grünstraße 35 erinnert jetzt ein Stolperstein an das Mädchen Gerda Oberbeck. Gerda war eine von hunderten von Frauen, die im damaligen Allgemeinen Krankenhaus Hagen zwangssterilisiert wurden. Bei einigen der Betroffenen, so auch bei der 17jährigen Gerda, hatte der Eingriff tödliche Folgen.

Per Videokonferenz schaltete sich Sheri Stern aus Baltimore (USA) kurz ein. Sie ist verwandt mit einem Hagener Holocaustüberlebenden. Schülerinnen verlasen vor ca. 100 Zuhörern einen Brief von Frau Stern. Ein Kurzvortrag des Historikers Rainer Stöcker, ehemaliger Lehrer des Rahel-Varnhagen-Kollegs, ergänzte die bewegende Veranstaltung.

An der Bachstraße 56 bzw. an der Lange Str. 57 wurden in Kooperation mit der Ev. Paulus Gemeinde, der Kath. St. Michaelskirche, den Vereinen Roter Stern und Friedenszeichen Hagen sowie der Bürgerinitiative Liebenswertes Wehringhausen weitere Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Martha Wassermann sowie den Soldaten Ernst Meyer.

Wenige Hundert Meter entfernt von der ersten Verlegungsstelle, an der Ecke Konkordia-/Bergstraße, wurde ein weiterer Stolperstein verlegt. Er ist dem 4-jährigen Kind Hartmut Stadtler gewidmet. Hartmut wurde in einer Dortmunder Klinik wegen seiner Behinderung ermordet.

Neuer Band „Hagener Archivstücke“ erschienen

7. Dezember 2022

Hagener_Archivalien_cover_maxDie schriftliche Überlieferung der Hagener Stadtgeschichte im Blickpunkt: Martina Soddemann, Kulturdezernentin der Stadt Hagen, stellt den neu erschienenen Band „Hagener Archivstücke – 111 ausgewählte Schriftquellen zur Stadtgeschichte“ (Foto: Stadt Hagen) am Mittwoch, 7. Dezember, um 18 Uhr im Auditorium des Hagener Kunstquartiers statt. Nach der Buchvorstellung präsentieren einige Autoren die von ihnen im Buch vorgestellten Urkunden und Schriftquellen.

In dem Band werden Urkunden und Schriftstücke vom achten Jahrhundert bis zur Gegenwart gezeigt. Der größte Teil stammt aus dem Stadtarchiv Hagen, viele Urkunden und Dokumenten aber aus anderen Archiven wie die Österreichische Nationalbibliothek, die britischen und US-amerikanischen National Archive sowie aus dem nordrhein-westfälische Landesarchiv in Duisburg und Münster.

Das im Klartext-Verlag erschienene Buch ist die Fortsetzung der 2017 und 2020 herausgegebenen „111 Hagener Stücke“ und „111 Hagener Fundstücke“ mit ausgewählten Exponaten aus dem Stadtmuseum Hagen und dem Archäologiemuseum Hagen.

Das Stadtmuseum und das Stadtarchiv der Stadt Hagen nutzen den Abend außerdem für einen kleinen Rückblick auf das vergangene Jahr und die Arbeit in der Coronakrise. Geschichtsinteressierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen. Das Buch kann vor Ort erworben werden.

Von der AFA zur VARTA

4. Dezember 2022

Neuerscheinung: Die Accumulatoren Fabrik AG – Batterien aus Hagen 1887-2021

24819-5_Blank_Ellerbrock_Cover_V2.inddDie im Dezember 1887 im westfälischen Hagen gegründete Accumulatoren Fabrik AG (AFA) war im ausgehenden 19. Jahrhundert ein Pionierunternehmen auf dem Gebiet der Elektrotechnik. Durch die Verbreitung der Elektrizität fanden die in Hagen erstmalig nach industriellen Maßstäben hergestellten Batterien vielfältige Anwendungen.

Eine jetzt im Aschendorff-Verlag erschienene 522 Seiten umfassende und stark bebilderte Publikation, herausgegeben von Dr. Ralf Blank, Leiter des Stadtarchivs Hagen, und Dr. Karl-Peter Ellerbrock, Direktor der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv, Dortmund, beleuchtet die Geschichte des 1962 in VARTA Batterie AG umbenannten Unternehmens. Der Fokus liegt auf dem „Stammwerk“ in Hagen, wo die Produktion von Batterien im Juni 2021 beendet wurde (Foto: Verlag).

Die AFA entwickelte sich seit ihrer Gründungsphase auch zu einem “Global Player“. Zum 25-jährigen Jubiläum 1913 verfügte das Unternehmen über ein weltumspannendes Netz aus Tochtergesellschaften, Beteiligungen und Vertretungen. Gleichzeitig spielte die AFA als Rüstungslieferant seit 1904 auf dem internationalen Absatzmarkt besonders für U-Boot-Batterien eine wichtige Rolle.

Doch auch als Produzent und Anbieter von Batterien für den Bedarf der Eisenbahn, den Bergbau, von Kraftwerken und der Industrie besaß die AFA große Marktanteile in Deutschland und in mehreren europäischen Ländern. Die Einführung der Elektromobilität wäre ohne den Hagener Batteriehersteller kaum denkbar gewesen.

Blank, Ralf/Ellerbrock, Karl-Peter (Hrsg.): Die Accumulatoren Fabrik AG
ISBN 978-3-402-24819-5, 39,80 Euro

Mit der VHS auf Bunkertour durch Hagen

1. Dezember 2022

Zu einer Bunkertour durch Hagen laden die Volkshochschule Hagen (VHS) und das Bunkermuseum alle interessierten Hagenerinnen und Hagener am Samstag, 3. Dezember, von 11.30 bis 14.30 Uhr ein. Treffpunkt ist vor dem Bunkermuseum, Bergstraße 98, in dem die Führung beginnt.

Bei der Bunkertour erhalten die Teilnehmer Informationen zu einigen in Hagen erhaltenen Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg sowie aus der Zeit des Kalten Krieges. In dem originalgetreu rekonstruierten Kellergeschoss lässt sich die Atmosphäre der Bombennächte im Krieg gut nachempfinden.

Nach der ungefähr einstündigen Führung im Inneren des Bunkers geht die Tour weiter zum 1945 von einer Bombe getroffenen Bunker an der Körnerstraße, der zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde. Der Rückweg führt am früheren Atomschutzbunker unter dem ehemaligen ARAL-Parkhaus in der Bahnhofstraße, der heutige Standort der Polizeiwache, vorbei zurück zum Bunker in der Bergstraße.

Dort erfahren die Teilnehmer anschaulich, wie der Bunker in der Nachkriegszeit genutzt wurde: beispielsweise als Hotel, Jazz-Keller und Friseursalon. Die vielen kleinen Bunkerräume sind mit etlichen historischen Exponaten zeitgenössisch ausgestattet und zeigen so ein gutes Bild von der früheren Nutzung. Außerdem kann dort die alte originale Einrichtung des Atombunkers an der Bahnhofstraße besichtigt werden.

In dem Entgelt von 19 Euro ist der Eintritt für den Bunker an der Bergstraße bereits enthalten. Die VHS bittet um Anmeldung unter Angabe der Kursnummer 1148 unter Telefon 02331/207-3622 oder über die Internetseite www.vhs-hagen.de.

Strenge Lehrer, Schiefertafel, Tintenfässer

30. November 2022

Schule – gestern und heute

Zu einem Gesprächsabend mit dem Historiker Jörg Fritzsche zum Thema „Schule – gestern und heute“ lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) alle Interessierten am Freitag, 2. Dezember, von 17 bis 19.15 Uhr in das Erzählcafé „Altes Backhaus“, Lange Straße 30, ein.

Strenge Lehrer, Schiefertafel oder Tintenfässer – all dies sind Begriffe, die mit der Schule von früher verbunden werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Lehrpläne demokratisiert und jedem Kind sollte es ermöglicht werden, eine weiterführende Schule zu besuchen.

In dieser Veranstaltung sind junge und alte „Zeitzeugen“ aufgefordert, ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu vergleichen. Was hat sich verändert? Wie wirken sich neue pädagogische Konzepte aus? Gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen Schule gestern und heute? Jörg Fritzsche lädt alle Teilnehmenden zu einer spannenden Diskussion ein.

Der Eintritt für das Erzählcafé ist frei. Informationen zur Anmeldung zu der Veranstaltung mit der Kursnummer 1206 erhalten Interessierte auf der Internetseite www.vhs-hagen.de sowie beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

Als in Hagen die erste Lok fuhr

23. November 2022

175 Jahre Bergisch-Märkische Eisenbahn

alter_bahnhof_BME_Haspe_c_Heimatbund_maxDie Bergisch-Märkische Eisenbahn machte auch in Haspe halt. Foto: Hagener Heimatbund.

Zu einem Vortrag des Stadtheimatpflegers Michael Eckhoff im Rahmen der Reihe „Hagen <w>örtlich“ über die Geschichte und Entwicklung der Bergisch-Märkischen Eisenbahn laden die Volkshochschule Hagen (VHS) sowie die Stadtbücherei Hagen alle interessierten Hagenerinnen und Hagener am Donnerstag, 1. Dezember, um 19 Uhr in die Stadtbücherei Hagen, Springe 1, ein.

Die 1843/44 gegründete Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft (BME) erschloss große Teile des Gebiets zwischen (Köln-)Deutz und Dortmund. Zu einem der wichtigsten BME-Knotenpunkte entwickelte sich Hagen. Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff arbeitet zurzeit an einem Buch über die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft. In seinen Vortrag lässt er neue Erkenntnisse aus dem Buchprojekt einfließen.

Das erste BME-Teilstück von Elberfeld bis Schwelm konnte vor 175 Jahren – im Oktober 1847 – in Betrieb gehen. Wenig später erreichte die Trasse auch Hagen. Über diese Ära und die folgende Zeit der BME sowie die enorme Bedeutung der Eisenbahn für den Wirtschaftsstandort Hagen berichtet Michael Eckhoff ausführlich in seinem Vortrag.

Informationen zur Anmeldung für den Vortrag mit der Kursnummer 1102 erhalten Interessierte auf der Internetseite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

125. Geburtstag: Erinnerung an Fritz Steinhoff

22. November 2022

Fritz_Steinhoff_maxAnlässlich des 125. Geburtstages von Fritz Steinhoff, am Mittwoch, 23. November, erinnert die Stadt Hagen an das Wirken ihres ehemaligen Oberbürgermeisters und späteren Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen. Steinhoff stand von 1946 bis 1956 und noch einmal von 1963 bis 1964 an der Hagener Verwaltungsspitze (Foto: Stadtarchiv Hagen).

Geboren am 23. November 1897 in Wickede, ein heutiger Stadtteil von Dortmund, arbeitete Steinhoff zunächst als Landwirtschaftsarbeiter und Bergmann, bevor er 1917 als Marinesoldat im Ersten Weltkrieg seinen Dienst leistete.

1918 trat er der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. Es folgten verschiedene Stationen, beispielsweise ein Studium an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin und ein Volontariat bei der „Westfälischen Allgemeinen Zeitung“, bis Steinhoff 1929 sozialdemokratischer Parteisekretär und unbesoldeter Stadtrat in Hagen wurde. Während der nationalsozialistischen Diktatur war er zweimal inhaftiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Steinhoff Anfang des Jahres 1946 zum Oberbürgermeister der Stadt Hagen gewählt. Trotz der im Herbst 1946 stattfindenden Kommunalwahlen, bei denen die Hagener Christlich Demokratische Union (CDU) die stärkste Kraft wurde, blieb Steinhoff Oberbürgermeister in Hagen. Die CDU verzichtete darauf, selbst einen Kandidaten zu stellen.

Zusätzlich zu seinem Amt als Hagener Oberbürgermeister war Steinhoff Mitglied im Provinzialrat Westfalen und von 1946 bis 1961 Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde er zum Minister für Wiederaufbau in Nordrhein-Westfalen ernannt und blieb bis zur Landtagswahl 1950 im Amt. Das Amt als SPD-Fraktionsvorsitzender im NRW-Landtag hatte Steinhoff von 1954 bis 1956 inne.

Nach einem konstruktiven Misstrauensvotum gegen den CDU-Ministerpräsidenten Karl Arnold wurde Steinhoff 1956 zum Ministerpräsidenten gewählt, doch nach der Landtagswahl 1958 musste er das Amt wieder abtreten.

Drei Jahre später kandidierte er für den Deutschen Bundestag und entschied das Direktmandat in seinem Wahlkreis für sich. 1963 kandidierte der Bundestagsabgeordnete erneut als Oberbürgermeister in Hagen und behielt das Amt bis 1964. Die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hagen wurde ihm 1967 verliehen.

Am 22. Oktober 1969 verstarb Fritz Steinhoff im Alter von 71 Jahren in Hagen. 20 Jahre nach seinem Tod wurde Steinhoff ein Denkmal vor dem Rathaus errichtet.

Wo ist das Geld des Juden Simson Cohn?

21. November 2022

Seit wenigen Tagen trägt die bisherige Marktbrücke in Hagen den Namen des einstigen jüdischen Metzgermeisters Simson Cohen, der in der Reichskristallnacht am 9. November 1938 in seinem Haus Am Hohen Graben 2 überfallen und enteignet wurde. Nazi-Schergen erschossen zuerst seinen Hund, prügelten Cohen nieder und verletzen ihn schwer. (…)

84 Jahre später ziehen seine Nachkommen nun gegen die Sparkasse an Volme und Ruhr vor Gericht. Es geht um eine Mitgift und einen heute siebenstelligen Betrag. (…)

Quelle: wp.de (Bezahlschranke)

Siehe dazu auch hier:

Ur-Enkel eines Juden fordert Aufklärung

Für den Schweizer Hartmut Blumenberg ist diese Gräueltat mehr als eine von vielen, die Nationalsozialisten an jenem Tag an Juden in Hagen und in ganz Deutschland verübt haben. Hartmut Blumenberg ist der Urenkel von Simon Cohen, dem Metzgermeister, der unmittelbar nach der Pogromnacht in die Schweiz floh und im Januar 1941 an den Spät-Folgen des Nazi-Angriffs starb. (…)

Die Familie von Simon Cohen wurde enteignet. Die Stadt Hagen gibt an, sie habe die Liegenschaft im Frühjahr 1939 von einem von der Bezirksregierung beauftragten Treuhänder erworben. Hintergrund sei die geplante Verbreiterung der Marktbrücke gewesen. 1954 wiederum sei das Grundstück an einen Privatmann veräußert worden.

Diese Aussagen decken sich nicht mit den Recherchen von Blumenberg, der davon ausgeht, dass die Stadt das Grundstück erst 1951 von einem Mann namens Emil Berges erwarb, der wiederum seit 1939 Besitzer des Hauses gewesen sein soll. (…)

„Warum hat sich nach dem Krieg die Stadt nicht mit meiner Familie in Verbindung gesetzt? Es war bekannt, dass sie in die Schweiz geflohen war. Ihr waren Haus- und Grundstück ohne jede Rechtsgrundlage weggenommen worden.“ (…)

Quelle: wp.de (Bezahlschranke)

Hagener Kinos im Wandel der Zeit

21. November 2022

Kino_Viktoria_Franz_Groel~1_maxAuch die Geschichte des Kinos Viktoria präsentiert Uli Weishaupt in seinem Vortrag. Foto: Franz Gröhl.

Zu einem Gesprächsabend mit dem Thema „Hagener Kinos im Wandel der Zeit“ lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) alle Interessierten am Freitag, 25. November, von 17 bis 19.15 Uhr in das Erzählcafé „Altes Backhaus“, Lange Straße 30, ein.

Auf unterhaltsame Weise präsentiert der Referent Uli Weishaupt Filmplakate, Kinoprogramme und viele Geschichten aus der Glanzzeit der Hagener Kinos in den 1950er und 1960er Jahren.

Der Eintritt beträgt 2 Euro. Informationen zur Anmeldung für die Veranstaltung mit der Nummer 1204 erhalten Interessierte unter www.vhs-hagen.de oder unter Telefon 02331/207-3622.

Ein Poesiealbum aus dem Ghetto

6. November 2022

Biografie über Arno Neumann

plakat10.11.22Am Donnerstag, 10.11.2022 um 17:00 Uhr wird das Buch „Arno Neumann. Poesiealbum im Ghetto“ in der St. Michaelskirche in der Pelmkestraße in Hagen-Wehringhausen vorgestellt.

Der 1930 geborene Hagener Jude Arno Neumann wurde zusammen mit seiner Familie 1938 deportiert und überlebte den Nazi-Terror im Ghetto von Chodorow, einem Städtchen in der Westukraine, etwa 50 Kilometer von Lwiw (Lemberg) entfernt.

Nach dem 2. Weltkrieg machte er Abitur in Polen, 1954 wanderte die Familie nach Israel aus, kehrte aber schon zwei Jahre später wieder nach Hagen zurück. Mit der jüdischen Tradition war er nach eigenen Angaben zwar vertraut, „aber besonders religiös bin ich nicht“.

Arno Neumann gründete den Verein „Stolpersteine e.V.“, der sich durch die kleinen Metallplatten mit den Lebensdaten der im 3. Reich verfolgten und ermordeten Juden sowie weiteren Opfern des NS-Unrechtsstaates gegen das Vergessen einsetzt.

Der Sohn eines jüdischen Vaters und einer zum Judentum konvertierten Nichtjüdin, war der letzte vor dem Holocaust in Hagen geborene Jude, der nach Hagen zurückkehrte und bis zu seinem Lebensende hier lebte. 2015 verstarb Arno Neumann und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Hagen-Eilpe beigesetzt.

Seine Biografie mit dem Titel „Arno Neumann. Poesiealbum im Ghetto“, die am Donnerstag vorgestellt wird, gibt der Hagener Geschichtsverein heraus. Autoren sind Pablo Arias, Lehrer am Rahel-Varnhagen-Kolleg, und Rudolf Damm, ein enger Freund Arno Neumanns.

Schüler des Rahel-Varnhagen-Kollegs wurden in das Projekt einbezogen. Sie übersetzten zahlreiche Dokumente aus der polnischen, russischen und ukrainischen Sprache, darunter das Poesiealbum des Kindes Arno Neumann, geschrieben im Ghetto. Es ist ein ganz normales Poesiealbum mit Widmungen, Bildern, etc. Nur dass es 1942 kurz vor der Auflösung des Ghettos und in einem Versteck 1942-1944 entstanden ist. So gut wie alle Personen, die Eintragungen gemacht haben, sind kurz später im Vernichtungslager Belzec ermordet worden.

Auf dem Veranstaltungsplakat (Abb.) sieht man Arno Neumann in Lederhosen in Polen 1939 mit seiner Tante Bora und einem Cousin, die beide später ebenfalls ermordet wurden.

Mit der VHS auf Bunkertour durch Hagen

31. Oktober 2022

Bunker_Bergstr._Marius_Noack_maxZu einer Bunkertour durch Hagen laden die Volkshochschule Hagen (VHS) und das Bunkermuseum alle interessierten Hagenerinnen und Hagener am Samstag, 5. November, von 11.30 bis 14.30 Uhr ein. Treffpunkt ist vor dem Bunkermuseum, Bergstraße 98, in dem die Führung beginnt (Foto: Marius Noack/Stadt Hagen).

Bei der Bunkertour erhalten die Teilnehmer Informationen zu einigen in Hagen erhaltenen Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg sowie aus der Zeit des Kalten Krieges. In dem originalgetreu rekonstruierten Kellergeschoss lässt sich die Atmosphäre der Bombennächte im Krieg gut nachempfinden.

Nach der ungefähr einstündigen Führung im Inneren des Bunkers geht die Tour weiter zum 1945 von einer Bombe getroffenen Bunker an der Körnerstraße, der zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde. Der Rückweg führt am früheren Atomschutzbunker unter dem ehemaligen ARAL-Parkhaus in der Bahnhofstraße, der heutige Standort der Polizeiwache, vorbei zurück zum Bunker in der Bergstraße.

Dort erfahren die Teilnehmer anschaulich, wie der Bunker in der Nachkriegszeit genutzt wurde: beispielsweise als Hotel, Jazz-Keller und Friseursalon. Die vielen kleinen Bunkerräume sind mit etlichen historischen Exponaten zeitgenössisch ausgestattet und zeigen so ein gutes Bild von der früheren Nutzung. Außerdem kann dort die alte originale Einrichtung des Atombunkers an der Bahnhofstraße besichtigt werden.

In dem Entgelt von 19 Euro ist der Eintritt für den Bunker an der Bergstraße bereits enthalten. Die VHS bittet um Anmeldung unter Angabe der Kursnummer 1146 unter Telefon 02331/207-3622 oder über die Internetseite www.vhs-hagen.de.

Platz soll nach Margot Stern benannt werden

27. Oktober 2022

Hohenlimburg,_Stolperstein_Stern_MargotDie Bezirksvertretung Hohenlimburg hat einstimmig die Verwaltung beauftragt, den Platz an der Kreuzung Freiheitstraße/Herrenstraße nach Margot Stern zu benennen.

Margot Stern wurde am 15. Januar 1927 in Hohenlimburg geboren, wo sie nahe der Innenstadt aufwuchs. Früh lernte das jüdische Mädchen die Repressionen in Nazi-Deutschland kennen: Bereits 1938 wurde die Familie Stern gezwungen, ihr Fachwerkhaus in der Wesselbachstraße 4 zu verkaufen (1978 wurde das Haus abgerissen).

Margot musste daraufhin mit ihren Eltern Julius und Auguste Stern sowie ihrem Bruder Rolf die Heimat verlassen – die Familie zog zu einer Tante nach Meckenheim bei Bonn.

Während ihrem Bruder im letzten Moment per Schiff die Flucht aus Deutschland gelang, wurden Margot Stern und ihre Eltern 1942 im ehemaligen Kloster Bonn-Endenich interniert und am 20. Juni mit einem Massentransport vom Bahnhof Köln-Deutz nach Minsk (Belarus) gebracht.

Dort angekommen, mussten die deportierten Menschen, unter ihnen die Familie Stern, den Fußweg zu den Erschießungsgruben im Wald von Blagowitschina antreten, wo man sie brutal ermordete. Die Täter in der Exekutionsstätte von Maly Trostinez waren rund 80 Schutzpolizisten und Angehörigen der Waffen-SS.

Margot Stern wurde in der Wesselbachstraße 4 ein Stolperstein gewidmet (Foto: Klaus Bärwinkel, CC BY-SA 4.0).

Werdringen wird Archäologiemuseum

23. Oktober 2022

Panorama_Schloss_WerdringenDas Museum im Wasserschloss Werdringen in Hagen-Vorhalle (Foto: Martin Vogel, CC BY-SA 4.0) feiert im November sein 18-jähriges Bestehen. Nach langen, coronabedingten Schließungen und Personalwechseln im Team des Museums soll eine Neukonzeption der museumspädagogischen Vermittlungsangebote und Vermarktung erfolgen.

So hat es der Kultur- und Weiterbildungsausschuss der Stadt Hagen beschlossen. Auch der Name wird geändert: „Archäologiemuseum Hagen – Wasserschloss Werdringen“ soll die Einrichtung künftig heißen.

Die bisherige Bezeichnung des Museums als „Museum für Ur- und Frühgeschichte Wasserschloss Werdringen“ bzw. „Museum Wasserschloss Werdringen“ entspricht nicht mehr dem heutigen Trend im Museumswesen, bereits im Namen das Thema des Museums aufzuzeigen.

Durch die Umbenennung gewinnt die Hagener Museumslandschaft eine Linie („Emil Schumacher Museum Hagen“, „Osthaus Museum Hagen“ und „Stadtmuseum Hagen“), eine dem Themenschwerpunkt der Einrichtung entsprechende sowie zeitgemäße und aussagekräftige Benennung.

Vor über 225 Jahren wurde in Hagen erstmalig über Fossilien und Bodenfunde berichtet. Adelige und Bürgerliche sammelten Versteinerungen, Höhlenfunde, Keramik und Steinartefakte. 1927 entstanden in Hagen die ersten Museen für geologische und archäologische Funde. Das 1937 gegründete „Sauerländische Museum für Vor- und Frühgeschichte“ in Hagen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Seit der Eröffnung des Museums im Wasserschloss Werdringen im November 2004 verfügt die Region wieder über ein geologisches und archäologisches Museum.

Rundgang durch die Walddorf-Siedlung

17. Oktober 2022

Eine Führung durch die Walddorf-Siedlung und das Riemerschmid-Haus mit Dr. Elisabeth May bietet die Volkshochschule Hagen (VHS) in Kooperation mit dem Osthaus Museum Hagen am Mittwoch, 19. Oktober, von 16 bis 17 Uhr an. Der Treffpunkt ist vor dem Riemerschmid-Haus in der Walddorfstraße 17.

Neben dem Hohenhof und anderen Villen gehören auch Arbeiterwohnhäuser zu den architektonischen Schätzen, die unter dem Begriff „Hagener Impuls“ zusammengefasst werden. Zwischen 1907 und 1911 baute der Architekt und Kunstgewerbler Richard Riemerschmid im „Wasserlosen Tal“ eine Häuserzeile, die eigentlich als Teil einer großen Gesamtanlage für Arbeiterwohnungen geplant war. Von dieser Walddorf-Siedlung wurden jedoch nur elf Häuser gebaut.

Bei der öffentlichen Führung durch das Haus in der Walddorfstraße 17 stellt Dr. Elisabeth May die Ideen von Karl Ernst Osthaus und der Hagener Textilindustrie als Auftraggeber dieser Bauten vor.

Die Teilnahmegebühr von 6 Euro wird vor Ort in bar kassiert. Eine Anmeldung zu dem Rundgang ist unter Angabe der Kursnummer 1166 beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622 oder auf der Seite www.vhs-hagen.de erforderlich.


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