Archive for the ‘05 Geschichte Hagen’ Category

Unterm Hakenkreuz – Folge 01: Privates Glück

13. Mai 2024

Westfalen 1933 – 1945 im Amateurfilm

Unter dem Titel „Unterm Hakenkreuz“ veröffentlicht das LWL-Medienzentrum eine Filmdokumentation, die unmittelbare Einblicke in die Alltagsgeschichte der NS-Zeit in Westfalen-Lippe eröffnet. Dazu wurden mehr als 200 private Filmdokumente gesichtet, von denen rund 60 Filme in die Filmdokumentation eingeflossen sind.

Das erste Kapitel der Reihe zeigt private Aufnahmen von Familie, Freunden und Freizeit, welche nur auf den ersten Blick unpolitisch erscheinen.

Weihnachtsfeste, Hochzeiten, Camping Ausflüge – auch zur Zeiten des „Dritten Reichs“ gehören diese Dinge zum „privaten Glück“ der Menschen.

Das Video stellt drei westfälische Amateurfilmemacher vor, welche diese privaten Einblicke zwischen den Jahren 1933 und 1945 dokumentiert haben. Die persönlichen Aufnahmen zeigen ihre Familien, Freunde und Feste in scheinbar idyllischen Aufnahmen.

Doch auch vor dem Privatleben der Menschen macht die Herrschaft der Nationalsozialisten nicht Halt: Nationalsozialistische Symbole und uniformierte Soldaten zeigen, dass auch das Privatleben der Menschen nicht mehr ideologiefrei ist.

Das Kapitel zeigt, wie der Nationalsozialismus und der Krieg ein immer größerer Teil des Alltags und privaten Lebens der Menschen in Westfalen wurden.

Führung im Hohenhof und am Stirnband

12. Mai 2024

Mi., 15.05.2024, 16.00-18.00 Uhr

Nachdem der Kunstmäzen und Kulturreformer Karl Ernst Osthaus (1874-1921) 1902 sein privates Museum Folkwang in Hagen eingeweiht hatte, begründete er 1906 die Künstlerkolonie Hohenhagen.

Bezug nehmend auf die Idee des Großherzogs Ernst Ludwig in Darmstadt, der die Mathildenhöhe initiiert hatte, lud Osthaus ausgewählte Künstler und Architekten nach Hagen ein, um deren individuelle Gebäude-Entwürfe in die Tat umzusetzen. Osthaus ließ sein Wohnhaus, den Hohenhof, von dem belgischen Künstler-Architekten Henry van de Velde 1906/08 erbauen (Foto: Birgit Andrich).

Heute zählt der Hohenhof architekturgeschichtlich zu den bedeutendsten Gebäuden Europas kurz nach der Jahrhundertwende und ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele für ein Jugendstil-Gesamtkunstwerk. Von der Architektur bis zur kompletten Inneneinrichtung gestaltete Henry van de Velde in Absprache mit dem Bauherrn Osthaus das Gebäude „aus einem Guss“.

Eine telefonische Anmeldung unter der Nummer +49 2331 207 2740 ist notwendig. Es wird eine Teilnahmegebühr in Höhe von 9 Euro erhoben (incl. Eintritt). Treffpunkt ist der Hohenhof, Stirnband 10, 58093 Hagen.

Unterm Hakenkreuz

12. Mai 2024

Alltag in Westfalen 1933-1945 im Spiegel von Amateurfilmen

Unmittelbare und bewegende Einblicke in die Alltagsgeschichte der NS-Zeit in Westfalen-Lippe eröffnet eine neue Filmdokumentation, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unter dem Titel „Unterm Hakenkreuz. Westfalen 1933-1945 im Amateurfilm“ produziert hat (Foto: LWL).

DOPPELWACHOLDER.DE wird die einzelnen Teile in loser Folge veröffentlichen.

„Amateurfilme sind eine bislang wenig beachtete Quelle zur regionalen Geschichte des ‚Dritten Reiches‘. Sie zeigen nicht nur, wie das öffentliche Geschehen im Sinne der NS-Ideologie umgestaltet wurde, sondern auch, wie sich der Nationalsozialismus seinen Weg bis in die privaten Räume der Familie bahnte“, so Prof. Dr. Markus Köster, Historiker und Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen, der die Idee für das Projekt hatte.

„Zwar liefern auch Amateurfilme oft genug einen inszenierten Einblick in das Alltagsleben der Menschen. Trotzdem eröffnen sie neue Perspektiven auf bekannte Fragestellungen und zeigen zum Beispiel, wie scheinbar normal das Leben im ‚Dritten Reich‘ weiterging.“

Rund 60 Filme sind in die rund 70-minütige Filmdokumentation „Unterm Hakenkreuz“ eingeflossen. „Bei der Recherche zeigten sich natürlich auch Leerstellen“, so Sebastian Kuhlmann, der als Wissenschaftlicher Volontär die Dokumentation inhaltlich umgesetzt hat. „Denn die private Filmkamera durfte nicht überall dabei sein. So wurden insbesondere die unzähligen Verbrechen des Regimes von Amateurfilmern fast nie festgehalten.“

Zu vielen anderen Fragestellungen können Amateurfilme Auskunft geben: Wie drang die NS-Diktatur so schnell buchstäblich bis ins letzte westfälische Dorf vor und warum konnten die Nationalsozialisten so ungefährdet zwölf Jahre regieren? Wie veränderten sich der Alltag und die Feiertage in der westfälischen Provinz? Wie wuchsen Kinder und Jugendliche in der Hitler-Diktatur auf? Und welche Auswirkungen hatte der Zweite Weltkrieg auf das Leben der Menschen im Sieger- und im Sauerland, im Ruhrgebiet, in Ostwestfalen und im Münsterland?

Dazu:

Das Booklet zur Dokumentation

Stolpersteine für NS-verfolgte Homosexuelle

11. Mai 2024

Alexander Schlüter (links) mit seinen Töchtern und weiteren Verwandten ca. 1937. Foto: privat.

In diesem Monat werden in Hagen die beiden ersten Stolpersteine für von den Nazis ermordete Homosexuelle verlegt: Am 17.5. für Alexander Schlüter, am 23.5. für Maximilian Sander.

Alexander Schlüter wurde 1903 in Gelsenkirchen-Buer geboren und zog 1925 nach Haspe um. Er arbeitete als Buchhalter und wohnte mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in der Enneper Str. 38. Dort wird am 17.5., 11:00 Uhr auch die Verlegung des Stolpersteins stattfinden.

Im Januar 1939 wurde Schlüter verhaftet. Er sah seine Familie nie wieder. Wegen homosexueller Betätigung wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Er verbrachte die ersten Monate in Einzelhaft in Rheinbach bei Bonn. Dann wurde er in eines der berüchtigten Moorlager im heutigen Niedersachsen verlegt, wo er infolge der unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen erkrankte.

Ende 1940 wurde er nach Verbüßung der Strafe sofort von der Kriminalpolizei in Vorbeugungshaft genommen, faktisch eine willkürliche, unbefristete Verlängerung der Strafe. Er kam in die KZs Natzweiler und Sachsenhausen. Dort starb der 38-jährige im November 1941, angeblich an Herz- und Kreislaufproblemen und Darmtuberkulose.

Max Sander wurde am 3. Januar 1894 in Elberfeld (heute Wuppertal) geboren. Über ihn ist wenig bekannt – wann er seinen Geburtsort verließ und in Hagen ansässig wurde, ist ebenso wenig ermittelbar gewesen wie ein detailliertes Verfolgungsschicksal.

Ausschnitt aus der Serbeurkunde Maximilian Sander. Quelle: Arolsen archives, Dokument Nr. 3474377#1.

Da aufgrund fehlender Dokumente (Kriegseinwirkungen, absichtliche Vernichtung von Justizakten usw.) nicht mehr rekonstruiert werden konnte, wo genau unter welcher Adresse in Hagen der letzte Wohnort von Max Sander war, weil andererseits aber aus der Sterbeurkunde hervorgeht, dass er in Hagen in Westfalen ansässig gewesen ist, wird der Stolperstein am 23.5., 10:30 Uhr auf dem Friedrich-Ebert-Platz in der Nähe des alten Rathausturmes/Ratskellers verlegt.

Fest steht aber, dass er als Homosexueller verfolgt und verurteilt wurde. Die Dokumente aus dem KZ Sachsenhausen belegen die folgenden Daten: Am 11. Mai 1940 ist er zusammen mit 69 weiteren Männern in dem KZ in der Zugangsliste registriert worden.

In einer weiteren Liste aus Sachsenhausen vom 5. Juni 1940 wird hinter dem Namen Sander vermerkt „BV rückfällig“. Diese Angabe verweist darauf, dass Sander mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit mehrfach nach §175 verfolgt und verurteilt worden ist. Genaueres ist dazu wegen fehlender Gerichtsakten/Polizeiakten nicht bekannt.

Über die letzte Station des Leidensweges von Max Sander gibt eine schriftliche Auskunft der heutigen Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme Auskunft: „Das bedeutet, dass er in einem Transport von 500 Männern aus dem KZ Sachsenhausen am 25.7.1940 in Neuengamme ankam.“

Für die Verschleierung des Auszehrungsprozesses im Lager Neuengamme wurde in der Sterbeurkunde von Maximilian Sander als Todesursache eine gängige Formulierung verwendet: „Herzmuskelschwäche.“ Max Sander starb am 27. März 1941. Er wurde nur 47 Jahre alt.

Führung im Riemerschmid-Haus

10. Mai 2024

So., 12.05.2024, 15.00-16.00 Uhr

Ein eigenes kleines Haus mit Nutzgarten – um 1907 sollte das für die Hagener Textilarbeiter kein Traum bleiben müssen. Karl Ernst Osthaus holte 1905 die Teilnehmer einer Konferenz für „Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen“ nach Hagen. In der Folge konnte er dem in München geborenen Künstler-Architekten Richard Riemerschmid einen Bauauftrag durch Elbers in Hagen verschaffen.

Riemerschmid ist bis heute berühmt für Projekte wie die erste deutsche Gartenstadt in Hellerau bei Dresden. Ab 1907 begann er den Bau einer Anlage für Arbeiterwohnungen in Hagen, die sogenannte „Walddorf-Siedlung“ (Foto: Klaus Bärwinkel).

Nur elf Häuser konnten realisiert werden. Bei der öffentlichen Führung durch Haus Nr. 17 erhält man Einblick in die Lebenswelt der Arbeiter dieser Zeit.

Die Teilnahmegebühr in Höhe von 7 Euro ist vor Ort an der Walddorfstr. 17 zu entrichten. Eine verbindliche telefonische Anmeldung unter der Nummer +49 2331 207 2740 ist erforderlich.

Straßennamen erzählen Hasper Geschichte

9. Mai 2024

Zu einem Stadtspaziergang durch Haspe mit dem Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) am Dienstag, 14. Mai, von 17 bis 18.30 Uhr ein. Treffpunkt ist am Markana-Park, Markana Straße an der Ecke zur Corbacher Straße.

Rund um den „Kreisel“ und den Hüttenplatz erinnern viele Straßennamen an die einstige Industrie oder an Persönlichkeiten, die Haspe vor Jahrzehnten geprägt haben. Michael Eckhoff wird bei dem Rundgang die Historie des Hasper Stadtkerns anhand der Straßennamen unter die Lupe nehmen und passende Geschichten dazu erzählen.

Die Anmeldegebühr für den Stadtspaziergang beträgt 6 Euro und wird vor Ort in bar erhoben. Eine vorherige Anmeldung ist notwendig und unter der Kursnummer 1133B beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622 oder auf der Seite www.vhs-hagen.de möglich.

Mai-Führungen im Haus Harkorten

28. April 2024

Haus Harkorten ist ein architekturgeschichtliches Juwel, das lange vernachlässigt worden ist. Vor einigen Monaten hat endlich die Restaurierung des Daches beginnen können, in diesem Jahr soll die Renovierung der Fassaden in Angriff genommen werden (Foto: Michael Eckhoff). Die Arbeiten im Inneren des wertvollen, bereits 1756 gebauten Fachwerkbauwerks lassen jedoch noch lange auf sich warten.

Wie es im Erdgeschoss des Gebäudes derzeit aussieht, können Interessierte am Samstag, 4. Mai, erfahren.

Hagens Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff lädt als Beiratsmitglied des von ihm mitgegründeten Vereins zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten e.V. ein, zusammen mit ihm und dem weiteren Beiratsmitglied Ralf Schelberger um 10 Uhr bzw. um 10.30 Uhr einen kleinen Teil von Haus Harkorten zu erkunden (jeweils etwa 45 Minuten).

Eine dritte Tour startet um 11.15 Uhr, dauert über eine Stunde und berücksichtigt stärker die Umgebung. Natürlich wird Eckhoff auch einige Fakten zur Familiengeschichte berichten.

Da die Erkundung nur von kleinen Besuchergruppen vorgenommen werden kann, ist unbedingt eine Anmeldung erforderlich – unter presse@haus-harkorten.de.

Mehr Details über Haus Harkorten und die Führungen finden Interessierte unter www.haus-harkorten.de.

Vortrag zu Karl-Ernst Osthaus

25. April 2024

„Karl Ernst Osthaus: Der Mensch und seine Welt. Zum 150. Geburtstag des Folkwang-Gründers“: Unter diesem Titel lädt das Osthaus Museum Hagen alle interessierten Hagenerinnen und Hagener am Donnerstag, 25. April, um 19 Uhr zu einem Impulsvortrag mit dem Kunsthistoriker Christoph Dorsz ein.

Dorsz forscht und arbeitet an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Industriegeschichte: Die Elbers-Textilfabrik

24. April 2024

Einen Spaziergang über das Gelände der einstigen Elbers-Textilfabrik bietet die Volkshochschule Hagen (VHS) am Donnerstag, 25. April, von 17 bis 18.30 Uhr an. Die Teilnehmer treffen sich vor dem Eingang der Max-Reger-Musikschule, Dödterstraße 10, mit Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff, der den Rundgang leitet.

Vor rund 200 Jahren wurde die Garnfärberei Elbers aus der Taufe gehoben. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich rasch ein Unternehmen, das um 1850 zu den größten Arbeitgebern im Raum Hagen gehörte. Jahrzehntelang gab es hier eine Stoffdruckerei, eine Spinnerei, eine Weberei und zahlreiche Werkswohnungen. Diese Entwicklung wurde von zahlreichen Innovationen begleitet.

Bei dem Spaziergang lernen die Teilnehmer die architektur-, kunst-, sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Aspekte dieses für Hagen so wichtigen Betriebs kennen. Von Elbers aus gehen sie zur Mühlenstraße, wo tatsächlich eine Getreidemühle stand. Danach geht es weiter zur Springe und zum Johanniskirchplatz mit seinen Denkmälern.

Die Teilnahme am Rundgang kostet 6 Euro. Informationen zur Anmeldung zum Kurs mit der Nummer 1131B erhalten Interessierte auf der Seite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte

16. April 2024

Einen Onlinevortrag mit dem Thema „Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte“ bietet die Volkshochschule Hagen (VHS) am Donnerstag, 18. April, von 19.30 bis 21 Uhr an.

Der Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 hat gezeigt, wie gefährlich die Lage für Jüdinnen und Juden in Deutschland geworden ist. Antijüdische Einstellungen existieren schon lange in der Mitte der Gesellschaft.

In dem Vortrag geht es darum, dass der gegenwärtige Antisemitismus in Deutschland schwer zu begreifen ist, wenn er vor allem als Sündenbock-Phänomen verstanden wird, wie es hierzulande Schulen und Hochschulen lehren. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass das Verhältnis zum Judentum bis heute vor allem ein Spiegel des deutschen Selbstbildes und der Suche nach nationaler Identität geblieben ist.

Der Dozent Professor Peter Longerich war an der Universität der Bundeswehr in München und am Royal Holloway College der Universität London, wo er das dortige Holocaust Research Centre gründete, tätig. Außerdem war er ein Sprecher des ersten unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus des Deutschen Bundestags und veröffentlichte zahlreiche Bücher zur NS-Zeit.

Eine Anmeldung zu dem Online-Vortrag ist bei der VHS unter der Kursnummer 0127Z bis Donnerstag, 18. April, um 12 Uhr unter Telefon 02331/207-3622 oder auf der Seite www.vhs-hagen.de möglich. Mit der Anmeldebestätigung werden die Zugangsdaten für den Vortrag per E-Mail versendet. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein PC, Laptop oder Smartphone mit einer Internetverbindung.

Kunsthistorischer Stadtspaziergang zum 150. Geburtstag von Karl Ernst Osthaus

14. April 2024

Zu einem kunsthistorischen Stadtspaziergang zum 150. Geburtstag von Karl Ernst Osthaus mit Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) am Dienstag, 16. April, von 17 bis 18.30 Uhr ein. Der Spaziergang beginnt am Hagener Stadttheater, Elberfelder Straße 65.

Karl Ernst Osthaus wurde am 15. April 1874 in Hagen geboren, sodass im Jahr 2024 der 150. Geburtstag des bedeutenden Kunstförderers und Museumsgründers ansteht. Zu diesem Jubiläum können Interessierte im Verlauf des Stadtspaziergangs auf sein Leben und Wirken schauen.

Vom Hagener Stadttheater aus geht es zum Eingang des Volksparks. Früher befand sich dort die Villa von Osthaus Großeltern Charlotte Adeline und Bernhard Wilhelm Funcke Junior. Danach geht die Gruppe in die Springmann- und die Hochstraße, wo unter anderem das Osthaus Museum steht. Die Tour endet an einem Denkmal, das auf dem Gelände der Elbershallen an Osthaus erinnert.

Informationen zur Anmeldung zum Kurs mit der Nummer 2008 erhalten Interessierte auf der Seite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

Rückblende: Der vergessene Oberbürgermeister

8. April 2024

Cuno Raabe war im Widerstand – nichts erinnert mehr an ihn

Nach Christian Dahlenkamp ist eine Straße benannt, genauso wie nach Heinrich Willde. Willi Cuno ist neben einer Straße sogar in der Cuno-Siedlung verewigt worden. Es waren allesamt Hagener Bürger- bzw. Oberbürgermeister – genauso wie Cuno Raabe. Aber der ist aus dem Bewusstsein der Stadt verschwunden (Foto: Nach der Haft 1945, © Deutsches Historisches Museum).

Der 1888 in Fulda geborene Cuno Raabe stammte aus einem katholischen, großbürgerlichen Elternhaus. Während des Studiums der Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau, München und Marburg trat er in die Zentrumspartei ein.

1926 wurde Raabe Bürgermeister und nach der kommunalen Neuordnung 1929 Oberbürgermeister von Hagen und kämpfte gegen den wachsenden Einfluss der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler wird in Hagen eine Wahlkampfrede von Joseph Goebbels mit dem Zusatz „Für Juden und Jesuiten verboten“ angekündigt. Raabe stellt Goebbels vor die Alternative, den Satz zu streichen oder auf der sogenannten Kuhweide im Stadtteil Delstern, einem beliebten Nazitreff, zu sprechen. Raabe setzt sich durch.

6. März: Raabe protestiert gegen die Hissung der Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus durch die Sturmabteilung (SA).

8. März: Eine Abordnung der NSDAP fordert beim zuständigen Regierungspräsidenten die sofortige Amtsenthebung Raabes. Um die angekündigten Gewalttätigkeiten zu vermeiden, beantragt Raabe Krankenurlaub. In einem Telegramm an Reichsprädident Paul von Hindenburg und Vizekanzler Franz von Papen protestiert die Zentrumspartei Hagen ergebnislos gegen das Vorgehen der NSDAP.

7. April: Raabe wird von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) der Unterschlagung beschuldigt und in sogenannte Schutzhaft genommen. Da sich die Vorwürfe als haltlos erweisen, wird er wenig später entlassen.

23. August: Er wird aus politischen Gründen unter Bezug auf das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem Beamtenverhältnis entlassen. Als Vorwand für die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis diente die Behauptung, er habe sich als Vorsitzender des Aufsichtsrats der örtlichen Verkehrsbetriebe der Untreue schuldig gemacht. Das Strafverfahren endete mit einem Freispruch.

Bereits 1934 schloss sich Cuno Raabe dem Widerstandskreis um Carl Friedrich Goerdeler an. Für den Fall des Gelingens des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 war er als Reichsverkehrsminister vorgesehen.

Nach dem Scheitern des Attentats wurde er zur Fahndung ausgeschrieben und vor dem „Volksgerichtshof“ unter Anklage gestellt. Im November 1944 wurde er in Königsberg verhaftet. Er wird vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Raabe verbringt mehrere Monate gefesselt in Einzelhaft in der Lehrter Straße in Berlin und wird wiederholt im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) verhört.

Bei einem Bombenangriff auf Berlin verbrannte seine Strafakte. So entging Cuno Raabe dem Todesurteil und der Hinrichtung. Er wurde 1945 beim Einmarsch der sowjetischen Truppen aus der Einzelhaft im Reichssicherheitshauptamt befreit.

Von 1946 bis 1956 war er Oberbürgermeister seiner Geburtsstadt Fulda und zugleich bis 1952 Mitglied des hessischen Landtags und dessen Vizepräsident. Cuno Raabe stirbt 1971 zwei Tage vor seinem 83. Geburtstag

Jugendstil in der Liebfrauenkirche in Vorhalle

30. März 2024

Liebfrauenkirche_b_c_Dieter_FassdorfZu einer Führung durch die Liebfrauenkirche, Liebfrauenstraße 23, lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) am Dienstag, 9. April, von 17 bis 18.30 Uhr ein.

Die Liebfrauenkirche in Vorhalle (Foto: Dieter Faßdorf) entstand in den Jahren 1911 bis 1912 als dreischiffige neuromanische Basilika nach Plänen des Architekten Carl Pinnekamp.

Sie ist eine Kirche des ausklingenden Historismus mit Hinwendung zum Jugendstil. Gebäude und Inneneinrichtung bilden ein Gesamtkunstwerk, das die Kriege unzerstört überstand.

Die individuell gestalteten Altäre sind Zeugen der Künstler und Kunsthandwerker der „Wiedenbrücker Schule“. In ihnen zeigt sich der Übergang von historischen Vorbildern zum zeitgenössischen Jugendstil. Wandgemälde aus den Jahren 1934 bis 1936 und neu gestaltete Kirchenfenster von 1986 runden den Gesamteindruck ab.

Nach einer Generalrenovierung im Jahr 1986 ist die Liebfrauenkirche heute eine der kunsthistorisch interessantesten und schönsten Kirchen in Hagen. Benno Schmolke übernimmt die Führung.

Einen festen Eintrittspreis gibt es nicht. Die Teilnehmenden können so viel wie sie möchten bezahlen. Informationen zum Kurs mit der Nummer 1185B erhalten Interessierte auf der Seite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

Bombennächte im Krieg erleben

29. März 2024

Bunker-Tour: Bunker in der Kriegs- und Nachkriegszeit

Bunker_Bergstr._Marius_Noack_maxAngesichts der Tatsache, dass die Bevölkerung aus Kreisen der Politik wieder an mögliche Waffengänge gewöhnt werden soll, ist es nicht die schlechteste Idee, sich die Folgen zu vergegenwärtigen.

So hatte Verteidigungsminister Pistorius (SPD) gefordert: „Wir müssen kriegstüchtig werden“ – und nicht etwa „verteidigungsfähig“. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Stark-Watzinger – nicht zu verwechseln mit der ähnlich gestrickten „Oma Courage“ Strack-Zimmermann (beide FDP) -, verlangt laut Deutschlandfunk: „Schulen sollen junge Menschen auf Kriegsfall vorbereiten.“

Um solche Positionen bis zum bitteren Ende zu denken, kann vielleicht folgendes Angebot hilfreich sein: Zu einer Bunker-Tour durch die Stadt laden die Volkshochschule Hagen (VHS) und das Bunkermuseum Bergstraße am Samstag, 6. April, von 11.30 bis 14.30 Uhr ein. Der Treffpunkt ist das Bunkermuseum in der Bergstraße 98 (Foto: Marius Noack/Stadt Hagen).

Bei der Bunker-Tour bekommen die Teilnehmenden Informationen zu einigen in Hagen erhaltenen Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg sowie aus der Zeit des Kalten Krieges. Im originalgetreu rekonstruierten Kellergeschoss lässt sich die Atmosphäre der Bombennächte im Krieg erleben.

Nach der gut einstündigen Führung im Inneren des Bunkers geht es weiter zum 1945 von einer Bombe getroffenen Bunker an der Körnerstraße, der zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde. Auf dem Rückweg geht es am früheren Atomschutzbunker unter dem ehemaligen ARAL-Parkhaus in der Bahnhofstraße – jetzt Standort der Polizeiwache – vorbei zurück zum Bunker an der Bergstraße.

Hier wird anschaulich gezeigt, wie der Bunker in der Nachkriegszeit genutzt wurde: als Hotel, Jazz-Keller, Frisiersalon, für eine Fahrschule und vieles mehr. Die vielen kleinen Bunkerräume sind mit etlichen historischen Exponaten zeitgenössisch ausgestattet und geben ein eindrückliches Bild der früheren Nutzung. Außerdem kann die alte originale Einrichtung des Atombunkers an der Bahnhofstraße besichtigt werden.

In der Teilnahmegebühr von 19 Euro ist der Eintritt für das Bunkermuseum an der Bergstraße bereits enthalten. Eine Anmeldung unter der Kursnummer 1157 ist bei der VHS unter Telefon 02331/207-3622 oder über die Internetseite www.vhs-hagen.de erforderlich.

Koloniale Spuren in Hagen

16. März 2024

Stadtführung durch die Innenstadt

Zu einer Führung durch die kolonialen Spuren in Hagen lädt die Volkshochschule Hagen (VHS) zusammen mit der FernUniversität am Sonntag, 17. März, von 14 bis 16 Uhr in der Innenstadt ein.

Hagen liegt nicht am Meer, kein Kolonialministerium war in der Stadt angesiedelt und die großen Entscheidungen des internationalen Handels wurden nicht in Regionen wie dem Sauerland oder Ruhrgebiet getroffen, sondern in Zentren wie Berlin, Hamburg und Bremen.

Trotzdem zeigt gerade ein dezentrales Beispiel wie die Stadt Hagen deutlich, welche vielfältigen Verbindungslinien zwischen Stadtgeschichte und Kolonialgeschichte bestanden, vor allem zwischen etwa 1850 und 1960. Koloniales Denken und Handeln waren im Alltag fest verankert. Völkerschauen, Auswanderung, Kolonialvereine, Alltagsrassismus, die Entsendung von Missionaren und Kolonialbeamten sowie Straßenbenennungen und revisionistische Ansprüche verdeutlichen, dass koloniales Denken keine bloße Randnote der Stadtgeschichte ist.

Während der Führung wird die koloniale Vergangenheit Hagens im Stadtbild verortet. Der Rundgang ist barrierefrei und wird auf ebenem Terrain in der Hagener Innenstadt auf einer Gehstrecke von ungefähr zwei Kilometern stattfinden.

Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos, eine Anmeldung jedoch notwendig. Interessierte können sich unter der Kurs-Nummer 1305 beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622 oder über die Seite www.vhs-hagen.de anmelden.

Hagener Etat 1747: Ein Reichstaler im Minus

15. März 2024

Es ist wohl eher kein Zufall: Zeitgleich mit der Ankündigung des Hagener Stadtkämmerers Christoph Gerbersmann, sein Amt zum 1. Oktober aufzugeben, veröffentlicht das Stadtarchiv Hagen kleine Anekdoten aus dem Leben der kommunalen Finanzen in vergangenen Zeiten.

Man beachte auch die spezielle Rechtschreibung in Hasper Kirmeskreisen: „Devizit“ statt „Defizit“.

Frauen, die in Hagen Geschichte schrieben

13. März 2024

Do., 14. März, 18 Uhr, AllerWeltHaus Hagen

Die Hagener Autorin und Künstlerin Dr. Birgit Ebbert spricht im AllerWeltHaus über eine ganze Reihe von Frauen, die die Geschicke Hagens mitbestimmt und geprägt haben, weil sie sich politisch, künstlerisch, sozial oder auch gastronomisch prägnant eingesetzt haben. Das AllerWeltHaus selbst gehört zu den Einrichtungen der Stadt, die ohne das große Engagement besonders von Frauen, die sich hier vor allem für den Fairen Handel einsetzen, gar nicht denkbar wären.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.Wer kommen möchte, sollte sich möglichst kurz anmelden unter Tel. 02331/ 21410 oder per E-Mail an info@allerwelthaus.org

Hohenlimburg: Denkmalschutz für Pavillon

3. März 2024

Hohenlimburg,_PavillonDer Pavillon gegenüber dem Hohenlimburger Rathaus steht jetzt unter Denkmalschutz (Foto: Klaus Bärwinkel). Die Stadt Hagen hat das Gebäude aus dem Jahr 1963 nach einem Entwurf des Architekten Herbert Krafft in die Denkmalliste aufgenommen. Sie entspricht damit einem Beschluss aus der Bezirksvertretung vom Januar 2022.

Der Pavillon reiht sich ein in Bauten aus der Wirtschaftswunderzeit der 1950er und 60er Jahre, wie sie beispielsweise rund um den 1955 angelegten Volkspark zu entstanden sind.

Aus dem dortigen Ensemble mit dem Elektromark-Gebäude, dem „Nierentisch“ der SIHK und der Musikbühne wurde der 1954 errichtete und schon zum Abriss vorgesehene Reisepavillon an der Ecke Elberfelder und Karl-Marx-Straße aufgrund des Engagements einer Bürgerinitiative 1992 in die Denkmalliste der Stadt Hagen eingetragen (Foto: Automaat). Einer der ersten Unterzeichner der Resolution war übrigens Emil Schumacher.

Union_Pavillon

Rückblende: Wochenmarkt in Wehringhausen

1. März 2024

Das Stadtarchiv Hagen hat aktuell eine Reihe Aufnahmen des Hagener Pressefotografen Willy Lehmacher veröffentlicht, mit denen er Anfang 1951 den Wochenmarkt auf dem Wilhelmsplatz im Hagener Stadtteil Wehringhausen portraitiert hat.

Der Markt findet auch heute noch statt, ist allerdings nur noch ein Schatten seiner selbst.

Erbe, Auftrag, Last?

28. Februar 2024

Videoreihe der FernUni illustriert die bewegte Industriegeschichte Hagens

Wie es ist, einer alteingesessenen Hagener Industriellenfamilie anzugehören, das schildern fünf Nachfahren der Dynastien Harkort, Wälzholz, Osthaus und Eversbusch in persönlichen Videoporträts. Die Interviews sind ein Ergebnis des Forschungsprojekts „Hagener Köpfe: Industrialisierungsgeschichte als Familiengeschichte“, das PD Dr. Eva Ochs von 2020 bis 2023 durchgeführt hat.

Für die Historikerin der FernUniversität war das Vorhaben eine Herzensangelegenheit: „Mich fasziniert einfach die Verbindung zwischen Familien und Unternehmen – das langsame Hineinwachsen, der Unternehmensalltag am Küchentisch.“

Hinzu kommt ein guter Schuss Lokalpatriotismus: „Ich lebe sehr gerne in Hagen. In der Stadt begegnet man diesen Familien auf Schritt und Tritt, zum Beispiel in Form vieler historischer Gebäude“ Die Funcke-Fabrik, das Varta-Gelände, die Papierfabrik Vorster, die Elbershallen, die Brandt-Brache, die Villa Bechem, der Hohenhof, das Haus Harkorten – die Liste eindrucksvoller Baudenkmäler ließe sich noch lange fortsetzen.

Bisweilen ähnelt das Familienunternehmen einer ständischen Adelsdynastie – mit allen damit verbundenen Fragen: Wie teilt man das Erbe nach dem Tod des Patriarchen gerecht auf? Was erscheint im familiären Sinne, was aus ökonomischer Sicht angemessen?

Ohnehin sind die Familiengeschichten keine linearen Aufstiegserzählungen, sondern mindestens von einem Auf und Ab, teilweise auch von herben Einschnitten und Niederlagen geprägt. So büßte etwa die Dynastie der Familie Osthaus nach dem frühen Tod des Mäzens ihre immense wirtschaftliche und kulturelle Relevanz, die sie um die Jahrhundertwende aufgebaut hatte, fast vollständig ein.

Derlei Entwicklungen lassen sich oft auch mit der allgemeinen Historie der Stadt in Beziehung setzen. „1914 stand die Stadt in voller Blüte“, erinnert Forscherin Ochs. „Alle haben an Hagen geglaubt!“ Allerdings dämpften Ereignisse wie der Weltkrieg, die galoppierende Inflation oder die Ruhrbesetzung das Potenzial der industriell geprägten Region.

Die ungekürzten Fassungen der Zeitzeugeninterviews sind wichtige Quellen für die Forschung. Fortan bewahrt sie das Archiv Deutsches Gedächtnis auf, das zum Hagener Institut für Geschichte und Biographie gehört. Das „IGB“ gilt als wesentliche Keimzelle eines erfahrungsgeschichtlichen Ansatzes, der fragt: Wie haben Menschen Geschichte erlebt? Lebensgeschichtliche Interviews, die nach der sogenannten Oral-History-Methode geführt werden, helfen dabei, Antworten zu finden.

Zur Youtube-Playlist mit allen Videos

Der Kapp-Putsch 1920

27. Februar 2024

Wie Arbeiter die junge Demokratie verteidigten
Do., 29. Feb., 19:00 Uhr, AWO Oberhagen, Böhmerstr. 11 (im Hof)

Kapp-Putsch 2024

Klage abgewiesen: Streit um jüdisches Konto

26. Februar 2024

Die Klage eines Nachkommen des jüdischen Fleischermeisters Simson Cohen, der in der Pogromnacht am 9. November 1938 von Nazi-Schergen in seinem Haus an der heute nach ihm benannten ehemaligen Marktbrücke überfallen und verprügelt worden war, ist vom Hagener Landgericht abgewiesen worden.

Das Verfahren, bei dem es um eine Mitgift ging, die 1932 von Simson Cohen auf das Konto seines Schwiegersohnes Artur Levy bei der Hagener Sparkasse überwiesen worden war, wird somit vorerst nicht zum bundesweiten Präzedenzfall. (…)

Quelle: wp.de (Bezahlschranke)

Aus der Mitte der Stadt in den Hinterhof

25. Februar 2024

Vor fast 65 Jahren begann der Abriss des alten Hagener Rathauses

Rathaus_Hagen Hagener Rathaus von 1903. Zeitgenössische Postkarte, um 1925.

Der durch jahrelange Vernachlässigung verursachte marode Zustand der Infrastruktur wird immer deutlicher. Auch die Halbwertzeit Hagener Rathäuser ist immer kürzer geworden, hat aber andere Ursachen.

Der Bau von 1903 hat noch 56 Jahre seinen Dienst getan, bis 1959 mit dem Abbruch des neogotischen Gebäudes begonnen wurde. Daran erinnerte jetzt das Stadtarchiv Hagen.

Trotz Bombenschäden aus dem 2. Weltkrieg und der weiteren Demolierung durch ein Unwetter wäre das Rathaus nach heutigen Maßstäben vermutlich restauriert worden, aber in der Wirtschaftswunderzeit wollten die Ratsmitglieder etwas Neues.

Also wurde ein anderes Rathaus gebaut, das 1965 eingeweiht wurde. Der stilistisch als Remineszenz an die Stahlstadt Hagen angelehnte Neubau musste schon nach 35 Jahren weichen, um einer Shoppingmall Platz zu machen. Angeschoben von den „Privat-vor-Staat“-Freunden im Stadtrat wurde damit der Niedergang der Fußgängerzone eingeläutet.

Das politische Zentrum Hagens wurde in den Hinterhof verlegt, da wo sich Parkhauszufahrten und Laderampen der neuen Einkaufsparadiese die Klinke in die Hand geben. Eine Bürgerinitiative, die sich gegen den Abriss und die Unsichtbarmachung des Politischen wehrte, wurde mit allen Mittel bekämpft. Trotz massiver Propaganda durch die heimischen Medien scheiterte der folgende Bürgerentscheid nur knapp.

2005 wurde der architektonisch nichtssagende Neubau eingeweiht. Den alten Standort, der seit 1831 für Hagens Rathäuser genutzt wurde, besetzt immer noch die seit Jahren an Leerständen leidende Volmegalerie. Damit der Einkaufstempel nicht endgültig untergeht, hat die Stadt inzwischen große Flächen langfristig angemietet.

Obwohl die Stadt finanziell am Stock geht und selbst sinnvolle Ausgaben gestrichen werden, haben unsere politischen Vordenker in ihrem jetzigen Domizil außerhalb der zentralen Wahrnehmbarkeit Mietzahlungen, die sich zu Millionen addieren werden, genehmigt. Mal schauen, wie lange ihr inzwischen auch schon wieder 19 Jahre altes Gehäuse noch hält. Zur Erinnerung: Der Sparkassenturm hatte nach nur 25 Jahren das Ende seiner Benutzbarkeit erreicht und wurde gesprengt.

Kino-Gesprächsrunde im Erzählcafé

20. Februar 2024

Viktoria-KinoFrüheres Viktoria-Kino in der Mittelstraße. Foto: Viktoria Franz-Gröl.

Die Volkshochschule Hagen (VHS) lädt am Freitag, 23. Februar, zu einer Kino-Gesprächsrunde mit Uli Weishaupt in das Erzählcafé „Altes Backhaus“, Lange Straße 30, ein.

Passend zum Thema der Glanzzeit der 18 Hagener Lichtspieltheater in den 1950er und 1960er Jahren und die Spielfilme aus dieser Zeit werden historisch wertvolle Fotos auf eine Leinwand projiziert. Alte Programm-Hefte helfen den Gästen, sich an alte Filme und Kinoerlebnisse zu erinnern und davon zu erzählen.

Für die Teilnahme ist eine Anmeldung bei der VHS unter der Kursnummer 1203B erforderlich, entweder auf der Seite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622. Der Eintritt zur Gesprächsrunde beträgt zwei Euro.

„come out, Hagen!“

19. Februar 2024

Verfolgung von Homosexuellen in Hagen in der NS-Zeit
7. – 21. März 2024, Rathaus an der Volme

Nach „Behinderung im Wandel der Zeit. Verfolgung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung in Hagen“ und „Hagener Opfer der NS-Militärjustiz“ (beide 2021 vorgestellt) kommt jetzt „come out, Hagen!“. Die Ausstellung berichtet über die Verfolgung von Homosexuellen in Hagen in der NS-Zeit.

In der NS-Diktatur galt Homosexualität als „Seuche“, die „die Volkskraft schwächte“ und die Zukunft der „arischen Rasse“ gefährdete. 1935 wurde der § 175 des Strafgesetzbuches verschärft. Allein das Hagener Landgericht verurteilte mehr als 200 Männer zu hohen Gefängnisstrafen.

Hagener Schwule wurden auch in KZs oder Straflager eingewiesen. Die meisten überlebten nicht. Mit Hilfe des kommunalen Gesundheitsamtes wurden mindestens 15 Hagener Homosexuelle zwangssterilisiert oder kastriert. Anhand von Opferbiographien wird diese Verfolgung erläutert.

Die Verfolgung wurde nach 1945 fortgesetzt. Der § 175 wurde in der BRD erst 1969 reformiert und 1994 abgeschafft.

Träger der Ausstellung ist der Hagener Geschichtsverein, der mit dem Rahel-Varnhagen-Kolleg und den Organisatoren der Ausstellung „come out, Essen!“ (2022) zusammengearbeitet hat.

Weitere Termine:

10. – 24. April, St. Michael Kirche, Pelmkestr. 12
(vor und nach Gottesdiensten)

25. April – 2. Mai, Rahel-Varnhagen-Kolleg, Schwelmstück 3
(Mo.–Fr. 08:00–15:00 Uhr)

17. Mai: Stolpersteinverlegungen für ermordete Homosexuelle

Kostenlose Ausleihe der Ausstellung auf Anfrage: pablo.arias@rvkonline.de

Rückblende: Der braune Karnevalsprinz von 1954

17. Februar 2024

Völlige Absenz eines Geschichtsbewusstseins

Kamelle – D´r Prinz kütt! Und wenn er noch so braun ist. Das war wohl das heimliche Motto der Hagener Karnevalsszene 1954.

Nicht einmal ein Jahrzehnt nach der Naziherrschaft, deren Ergebnis u.a. die Zerstörung großer Teile der Stadt Hagen war, gaben sich neben dem Ex-NSDAP-Funktionär und Prinzendarsteller Kurt Parbel weitere (ehemalige?) Nazis die Klinke in die Hand.

Brauereibesitzer und SS-Mann Carl Horst Andreas war der Arbeitgeber Parbels, der seit 1950 als Verkaufsdirektor zum Führungsstab gehörte. Der zur FDP konvertierte Politiker Willi Weyer, der von Parbel mit einem Karnevalsorden ausgezeichnet wurde, war 1937 in die NSDAP eingetreten.

„Der sozialdemokratische Oberbürgermeister und frühere Widerstandskämpfer Fritz Steinhoff übergab ihm für drei Tage die Regentschaft über seine Stadt, dinierte mit dem Altnazi und nahm einen gemeinsamen Umtrunk“, beschreibt das Stadtarchiv Hagen das damalige Klima. „Tatsächlich kam es in Hagen – zumindest ist es so überliefert – zu keiner Kritik oder zu einem Hinterfragen, selbst aus den Reihen der SPD und KPD nicht.“

Eine Ära voller Veränderungen

6. Februar 2024

Hagen und die Zeit um 1970/80

Einen sechsteiligen Kurs mit dem Thema „Eine Ära voller Veränderungen: Hagen und die Zeit um 1970/80“ bietet die Volkshochschule Hagen (VHS) ab Mittwoch, 7. Februar, immer mittwochs von 19.30 bis 21 Uhr in der Villa Post, Wehringhauser Straße 38, an. Der letzte Termin ist am Mittwoch, 13. März.

Die 1970er Jahre waren ein Jahrzehnt voller Veränderungen für Hagen. Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff gibt den Teilnehmenden einen Einblick in die Entwicklung bis in die frühen 1980er Jahre. Im Jahr 1975 wurden Hohenlimburg und Dahl mit Hagen vereinigt. Die Stadt wandelte sich rasant: Das „Entwicklungsgebiet Unteres Lennetal“ entstand, in Haspe begannen umfassende Sanierungen, die Innenstadt bekam eine großzügige Fußgängerzone und der Straßenbahnverkehr wurde eingestellt.

Informationen zur Anmeldung unter der Kursnummer 1127 erhalten Interessierte auf der Seite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

Gegen das Vergessen

2. Februar 2024

Projekt zur Aufarbeitung behördlicher Gräueltaten während der NS-Diktatur

Sich mit der eigenen Verantwortung während der NS-Diktatur auseinandersetzen, die Schuld daran anerkennen und sich angemessen für das Geschehene entschuldigen: Mit der Zielsetzung, behördliche Gräueltaten während der NS-Diktatur in Hagen aufzuarbeiten, hat die Caritas eine Projektförderung bei „Aktion Mensch“ eingereicht.

Gemeinsam mit dem Gesundheitsamt der Stadt Hagen und unter aktiver Beteiligung von Menschen mit einer Behinderung sowie Studierenden der Fachhochschule Hagen soll im Rahmen eines Projektes die Verantwortung städtischer Institutionen während des Regimes aufgearbeitet werden. Das Ziel: Einen angemessenen Ort des Gedenkens schaffen, eine fortlaufende Information der Öffentlichkeit organisieren und pädagogische Konzepte erarbeiten.

Auch interessierte Hagenerinnen und Hagener sind herzlich zur Beteiligung an dem Projekt eingeladen. Am Dienstag, 20. Februar, um 15 Uhr erfolgt im Gesundheitsamt der Stadt Hagen, Berliner Platz 22, in Raum A.225 der offizielle Projektstart. Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Friedrich Schmidt, Bereichsleiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Stadt Hagen, unter Telefon 02331/207-3554 sowie per E-Mail an friedrich.schmidt@stadt-hagen.de.

Hintergrund des Projektes

Bislang fehlt in Hagen eine angemessene Erinnerung an jenes Unrecht, das Menschen mit einer Behinderung während der nationalsozialistischen Diktatur erfahren haben. Hierzu gehören die behördlich verfügte Patiententötung (sogenannte Euthanasie), die Zwangssterilisation sowie die Zwangsabtreibung. Auch andere marginalisierte Gruppen wie Homosexuelle, Wohnungslose sowie Sinti und Roma wurden durch die Behörden verfolgt.

Mittlerweile ist das gesamte Ausmaß der genannten Gräueltaten geschichtswissenschaftlich erfasst und die Einzelfälle sind belegt. Da gerade in Hagen besonders viele Menschen mit einer Behinderung Opfer nationalsozialistisch motivierten staatlichen Unrechts geworden sind, besteht eine besondere Verpflichtung, diese Schuld einzugestehen und der Opfer würdig zu gedenken.

Städtische Einrichtungen mit in der Verantwortung

Die Hauptschuld an den aufgearbeiteten Taten trägt zu großen Teilen die damalige Gesundheitsverwaltung der Stadt Hagen. Ohne das Handeln der Fürsorgerinnen und der Ärzte, einschließlich der damaligen Leitung des Gesundheitsamtes Hagen, wäre es nicht möglich gewesen, so viele Menschen einer Sterilisation oder Patiententötung zuzuführen oder auszugrenzen.

1933 begann die erbbiologische Erfassung der gesamten Hagener Bevölkerung. Eine tragende Rolle in der Selektion sowie der Familienforschung – damals noch als Sippenforschung bezeichnet – trug das Gesundheitsamt. Es erfasste systematisch unter anderem Informationen über Erkrankungen, schlechte schulische Leistungen, Unfälle, Arbeitslosigkeit, psychische Störungen, Vorstrafen und das Sexualleben von Hagenerinnen und Hagenern. Hierfür wurden unter anderem große Archivräume beschafft, Mitarbeitende eingestellt sowie unzählige „Ermittlungen“ eingeleitet.

Aktenbestand dokumentiert Gräueltaten

Heute besitzt das Gesundheitsamt eine Liste mit fast 1.000 sogenannter „Erbgesundheitsakten“, bei denen es um Zwangssterilisationen ging. Der Aktenbestand des Erbgesundheitsgerichts von etwa 5.500 Einzelfallakten wird im Stadtarchiv aufbewahrt.

Bis heute haben die damals betroffenen Menschen sowie ihre Familien keine angemessene Entschuldigung beziehungsweise Anerkennung ihres unermesslichen Leides erfahren. Die Überlebenden der Zwangssterilisation litten ihr gesamtes Leben unter den körperlichen und psychischen Folgen, Anträge auf Entschädigungen wurden fast ausnahmslos abgelehnt.

Häufig waren die Ärzte in den Verfahren die gleichen Personen, die für die Sterilisation verantwortlich waren. Weder sie noch die Fürsorgerinnen wurden hierfür jemals zur Verantwortung gezogen. Sie durften oft sogar im Amt bleiben, erhielten für ihre Arbeit teilweise Auszeichnungen oder konnten ihre beruflichen Karrieren in anderen gesundheitlichen Tätigkeitsfeldern fortsetzen.

Im Rahmen der Aufarbeitung wurde 2018 das Buch „Vergessene Opfer. NS-Euthanasie in Hagen“ vorgestellt. 303 Hagener Bürger konnten als Opfer identifiziert werden. 2019 folgte „Vergessene NS-Opfer. Zwangssterilisationen in Hagen“, in dessen Zuge auch die Ausstellung „Behinderung im Wandel der Zeit“ stattfand.

Hauptakteure waren die FH Dortmund (mit dem Hagener Professor Dr. Michael Boecker), die Caritas (mit Meinhard Wirth) und das Rahel Varnhagen Kolleg (mit Pablo Arias Meneses).

Erst zerstört, dann diffamiert

31. Januar 2024

Werke des Künstlers Hans Slavos, der zu Lebzeiten auch Mitglied der Künstlervereinigung Hagenring war, sind nicht erst durch den ideologisch begründeten Angriff durch die Hagener FernUni auf eines seiner Bilder in Mitleidenschaft gezogen worden. Bereits zu Beginn der 1960er Jahre wurden anscheinend von Slavos entworfene Glasfenster aus dem wiederaufgebauten Rathaus nach dessen Abriss „entsorgt“.

Das Stadtarchiv Hagen berichtet dazu: „Was mit den Fenstern passiert ist, wissen wir leider nicht. Vor allem das mittlere Fenster hätte heute eine große kulturelle Bedeutung und wäre mit Sicherheit ein interessantes Objekt für das Stadtmuseum gewesen. So ist zu vermuten, dass die Fenster beim Abriss zerstört worden.“

Deportation aus Hohenlimburg

28. Januar 2024

Stadtarchiv Hagen anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Faschismus

Rückblende: 30.000 bei Hungerdemonstration

19. Januar 2024

Ein Adolf war schon zuviel!

18. Januar 2024

Stadtarchiv erinnert aus aktuellem Anlass an die Hagener Anti-NPD-Demonstration im September 1969

Ein Persilschein von Willi Weyer

16. Januar 2024

Entnazifizierung des Hagener NSDAP-Kreisleiters Erich Klein

Persilschein von Willi Weyer„Empfehlungsschreiben“ (Ausschnitt) des damaligen FDP-Landtagsabgeordneten und späteren NRW-Innenministers Willi Weyer (NSDAP-Mitgl.-Nr. 4971711) zugunsten des NSDAP-Kreisleiters Erich Klein. Foto: Stadtarchiv Hagen.

Hagen (w)örtlich: Die Industriellenfamilie Funcke

8. Januar 2024

Zu einem Bildvortrag über die Industriellenfamilie Funcke und ihr Wirken in Hagen laden die Stadtbücherei auf der Springe und die Volkshochschule Hagen (VHS) Interessierte am Donnerstag, 18. Januar, von 19 bis 20.30 Uhr in die Stadtbücherei ein.

Die Geschichte und Entwicklung des Gebiets zwischen Badstraße und Karl-Marx-Straße ist eng mit der Familie Funcke verknüpft: Dort gründete sie 1844 eines der damals innovativsten Unternehmen der Region.

Im Jahr 1908 wurde Funcke & Hueck auf Betreiben des Miteigentümers Theodor Springmann hinter den Hauptbahnhof verlagert. An den ersten Standort erinnern die Springmannstraße, der Funcke-Park sowie der Volkspark, dessen Grundlage um 1930 die privaten Funcke-Gärten bildeten. Auch das Wirken von Karl Ernst Osthaus war nur möglich, weil ihm sein Großvater Wilhelm Funcke ein beträchtliches Vermögen hinterlassen hatte.

Über diese und viele weitere interessante Geschichten rund um die Industriellenfamilie Funcke berichtet Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff in diesem Vortrag, der im Rahmen der Reihe „Hagen (w)örtlich“ stattfindet.

Informationen zur Anmeldung zum Kurs mit der Nummer 1101B erhalten Interessierte auf der Seite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

VHS bietet wieder Bunker-Tour an

3. Januar 2024

Wieder zu einer Bunker-Tour laden die Volkshochschule Hagen (VHS) und das Bunkermuseum, Bergstraße 98, am Samstag, 6. Januar, von 11.30 bis 14.30 Uhr ein. Der Treffpunkt ist das Bunkermuseum.

Bei dieser Bunker-Tour bekommen die Teilnehmer Informationen zu einigen in Hagen erhaltenen Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg sowie aus der Zeit des Kalten Krieges. Im originalgetreu rekonstruierten Kellergeschoss des Bunkermuseums ist die Atmosphäre der Bombennächte im Krieg spürbar.

Nach der gut einstündigen Führung im Inneren dieses ehemaligen Bunkers geht es weiter zum 1945 von einer Bombe getroffenen Bunker an der Körnerstraße, der zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde. Auf dem Rückweg geht es am früheren Atomschutzbunker unter dem ehemaligen ARAL-Parkhaus in der Bahnhofstraße – jetzt Standort der Polizeiwache – vorbei zurück zum Bunker an der Bergstraße.

Hier erfahren die Teilnehmenden sehr anschaulich, wie der Bunker in der Nachkriegszeit genutzt wurde: Als Hotel, Jazz-Keller, Frisiersalon, für eine Fahrschule und vieles mehr. Die zahlreichen kleinen Bunkerräume sind mit etlichen historischen Exponaten zeitgenössisch ausgestattet und geben so ein gutes Bild von der früheren Nutzung.

In der Teilnahmegebühr von 19 Euro ist der Eintritt für den Bunker Bergstraße bereits enthalten. Eine Anmeldung bei der VHS unter der Kursnummer 1151 ist notwendig. Informationen zur Anmeldung erhalten Interessierte auf der Seite www.vhs-hagen.de oder beim Serviceteam der VHS unter Telefon 02331/207-3622.

Rückblende: „Die Notlage der Stadt“ 1924

2. Januar 2024

Hagens Finanzprobleme sind nicht neu: Alles schon dagewesen

Rathaus_HagenRathaus Hagen. Zeitgenössische Postkarte, um 1925.

Haushaltsnotstand? Konnexitätsverstöße durch Bund und Land? Erhöhung von Gemeindesteuern? Ausschließlich Hagener Probleme des 21. Jahrhunderts? Mitnichten – alles schon mal dagewesen.

Terminologie und Details mögen sich geändert haben, aber das grundsätzliche Problem der Unterfinanzierung der Kommunen war schon damals virulent. Ein Blick um genau 100 Jahre zurück.

„Die Notlage der Stadt“ überschrieb die Hagener Zeitung am 2. Januar 1924 ihren Bericht über „die letzte Stadtverordnetensitzung des alten Jahres“.

Es war wohl eine dringende Angelegenheit: „Der Vorsitzende Oberbürgermeister Cuno begründet die Einberufung des Kollegiums auf den letzten Tag des Jahres mit der Notwendigkeit, einige Beschüsse zur Gewerbesteuerordnung noch vor dem 1. Januar 1924 zu fassen“, berichtete das Lokalblatt.

Cuno wird zitiert: „Die Reichszuschüsse zur Besoldung der Kommunalbeamten sind plötzlich von 75 Prozent auf 35 Prozent gekürzt worden. Durch diese Kürzung der Reichszuschüsse sind die Finanzen der Gemeinden erledigt. Aber auch die 35 Prozent Zuschuß, die das Reich noch leisten will, sind tatsächlich noch nicht eingegangen.“

Anschließend informiert der damalige Oberbürgermeister die Stadtverordneten, wie die Ratsmitglieder seinerzeit genannt wurden, über einen Schritt, den sich 100 Jahre später niemand mehr traut: „Heute sind die Beamtengehälter nur dadurch zusammengebracht worden, daß wir die an den preußischen Staat abzuführenden Steuern um 30.000 Mark gekürzt haben.“

„Der preußische Staat“ fährt Cuno fort, „erkennt die Zwangslage der Gemeinden an, Anleihen aufzunehmen, um das Defizit auszugleichen“. Ähnlich wie heute. Laut Gemeindeordnung sind Kredite eigentlich nur für Investitionen zulässig, aber die sogenannten Kassenkredite zur Finanzierung der laufenden Geschäfte und bestehender Zinszahlungen werden von der Kommunalaufsicht toleriert.

Der Fabrikant Oscar Funcke*, auf einer gemeinsamen Liste von Deutscher Volkspartei und Deutschnationaler Volkspartei gewählt, „vermißt Sparsamkeitsvorschläge der Verwaltung“. Denn „als armes Volk“, dem sich der Unternehmer offenbar zugehörig fühlt, „könnten wir den alten Apparat nicht mehr tragen“. Positionen, die heute von führenden Repräsentanten aus FDP und CDU vertreten werden.

Oberbürgermeister Cuno erwidert darauf, so berichtet es die Hagener Zeitung weiter, „daß er die Grundlage der städtischen Finanzen für durchaus gesund halte. Die Schwierigkeit liege in dem Ausbleiben der Reichszuschüsse, wo es den Gemeinden an eigenen ertragreichen Steuerquellen fehle. Die Gesetzgebung habe den Gemeinden immer mehr Aufgaben zugewiesen.“

So wie heute auch. Aber Cuno kündigte damals weiteren Widerstand an: Man werde „viele Gesetze der letzten Jahre unausgeführt lassen“.

Zur Deckung des Fehlbetrags im städtischen Haushalt „beschloß der Finanzausschuß folgende Steuererhöhungen“, so die Hagener Zeitung:

„1. Grundvermögenssteuer für bebaute Grundstücke von 50 auf 100 Prozent ab 1. Januar 1924;
2. Zuschlag zur Grunderwerbssteuer auf 4 Prozent ab 1. November 1923;
3. die Hundesteuer auf 23 Mark für den ersten und 40 Mark für jeden weiteren Hund.

Eine Änderung der Lustbarkeitssteuer sieht eine stärkere Erfassung der Tanzlustbarkeiten vor.“

Die Steuervorlagen werden angenommen.

Ein rein formeller Beschluss zur Gewerbesteuer kommt dann auch noch zustande: Anstelle des Gewerbekapitals soll für die Veranlagung die Lohnsumme zugrunde gelegt werden. Die Einzelheiten, meldet es die Hagener Zeitung, „unterliegen dem Beschluß einer späteren Stadtverordnetenversammlung“.

* Oscar Funcke (1885 – 1965) war der Vater der FDP-Politikerin Liselotte Funcke und schloss sich 1946 ebenfalls der FDP an.

Kampfzone Bühne

27. Dezember 2023

Der Etat des Hagener Theaters soll weiter abgeschmolzen werden – einst war es der Stolz der Bürgerschaft

Hagener Zeitung. 233 (4.10.1911) Eröffnung StadttheaterTitelseite der Hagener Zeitung, 4. Oktober 1911 (Ausschnitt)

Dem Theater Hagen droht eine weitere Kürzung der Mittel. Um jährlich eine halbe Million Euro soll der Etat verringert werden, wenn es nach dem Haushaltssicherungskonzept geht, das Stadtkämmerer Christoph Gerbersmann (CDU) in der letzten Ratssitzung des Jahres vorgelegt hat.

Die Nutzung des Theateretats als Steinbruch, um die Lücken im kommunalen Haushalt aufzufüllen, hat in Hagen Tradition. Schon im Jahr 2012 wurde das Theater vom Deutschen Kulturrat aufgrund von seit Jahren anhaltenden finanziellen Kürzungen – allein seit 2007 mehr als 3 Millionen Euro – auf die Vorwarnliste der Roten Liste Kultur gesetzt.

2016 war eine weitere Kürzung der Mittel um 1,5 Millionen Euro gegen den erbitterten Widerstand von Beschäftigten, DGB (der damals noch präsent war) und kulturinteressierten Bürgern, die sich trotz glühender Hitze zu einer Demonstration versammelt hatten, durchgepeitscht worden.

Da wirkt es wie Hohn, wenn die Stadt auf ihrer Homepage das Haus anpreist: „Mit seinem ausgeklügelten Abonnementssystem erreicht das Theater Hagen bis heute eine große Publikumsakzeptanz und wirkt mit einem Anteil von etwa 30 Prozent an auswärtigen Besuchern auch weit über die Region hinaus“, werden alte Oberzentrumsambitionen wiederbelebt.

Auch die soziale Komponente dieser Kultureinrichtung wird offiziell betont: „Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit sind außerdem Kooperationen mit verschiedenen Institutionen und Gruppen der Stadt. Darin bietet das lutzhagen die Möglichkeit, sich in soziokulturellen Theaterprojekten unter professionellen Bedingungen auf der Bühne zu erfahren. Diese Produktionen mit arbeitslosen Jugendlichen, Schülern mit Migrationshintergrund, mehrfach schwerstbehinderten Kindern oder jungen Strafgefangenen gehören ebenso zum Repertoire wie die Aufführungen des Seniorenclubs.“

Dessen ungeachtet wird die Bühne wieder einmal zur finanzpolitischen Kampfzone und der nächste Schrumpfungsprozess soll eingeleitet werden. Da lohnt ein Blick zurück auf jene Zeit, als das Hagener Stadttheater, wie es lange hieß, eröffnet wurde.

Am Vortag der feierlichen Eröffnung des Theater- und Konzerthauses veröffentlichte die Hagener Zeitung am 4. Oktober 1911 einen 4-seitigen (!) Beitrag. Auszüge:

„Morgen wird das an der Elberfelder- und Konkordiastraßenecke von Professor Dr. Ing. Ernst Vetterlein erbaute „Hagener Stadttheater“ eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.

Das mit allen technischen Neuerungen ausgestattete und künstlerisch ausgeführte Haus, in dem fortan die Bühnenkunst und die Musikpflege Hagens ihre würdige Heimstätte finden sollen, bildet in seiner Entstehung und Vollendung einen Denkstein in der Geschichte unserer Stadt.

Mit diesem Theater erhält daher Hagens reges Theater- und Musikleben einen durchaus würdigen und prächtigen Tempel, der geeignet sein wird, fördernd und kräftigend auf die Kunstpflege und-Entwicklung in unserer Stadt einzuwirken.“

Erste Anregungen zum Bau eines Theaters kamen bereits 1905 auf. Am 26. Dezember 1906 wurde im „Ratskeller“ beschlossen, den Bau eines städtischen Theater-, Konzert- und Festhauses (einer Art Stadthalle) auf den Weg zu bringen. Auch damals schon vor dem Hintergrund einer „fortgesetzt schwierigen Finanzlage der Stadt“, wie es die Hagener Zeitung beschreibt:

„Nun griff Oberbürgermeister Cuno mit der ihm eigenen Entschlußfähigkeit und Zähigkeit die Angelegenheit auf und verstand es, in jahrelangem Bemühen trotz der fortgesetzt schwierigen Finanzlage der Stadt die Mehrheit der Stadtverordneten schließlich im Jahre 1906 für die Bereitstellung von nicht weniger als 600000 Mark für Theater-, Konzert und Festhaus zu gewinnen. Stand für Oberbürgermeister Cuno auch der Wunsch immer im Vordergrunde, einen Tausende fassenden Raum für Massenfeste und -versammlungen zu schaffen, so übersah er doch dabei nicht die besonderen Interessen der Theater- und Musikpflege.“

Stadthallen- und Theaterplanung wurden dann getrennt:

„Am 8. Februar 1908 konnte dann die Gründung der „Hagener Stadthallen-Aktiengesellschaft“ (seit 28. Juli 1909 “Hagener Theater-Aktiengesellschaft“) vor sich gehen. Der von derselben gebildete Aufsichtsrat erklärte sich nach längeren Erörterungen einstimmig für eine Trennung des Bauprogrammes in Theater- und Festhallenbau. Die Platzfrage regelte ein Ausschuß, der bestätigte, daß in einem Einheitsbau die verschiedenen Interessen nicht voll zu ihrem Rechte kommen könnten, und verlangte daher je einen Bau für Konzert- und Festzwecke und für das Theater, letzteren mit Eignung für gelegentliche Konzerte.“

Die Hagener Zeitung beschreibt ausführlich den für das Theater ausgeschriebenen Architekten-Wettbewerb (auch das gab es – heute wird die Stadt mit Investoren-“Architektur“ zugestellt) sowie die Einrichtung des Hauses und vergisst auch nicht die am Bau beteiligten Künstler, Firmen und Handwerker (in dieser Reihenfolge) zu erwähnen.

Der Artikel endet mit dem – der Zeit entsprechend – pathetischen Wunsch: Möge der Bau von jeglichem Unfall verschont bleiben und recht lange bleiben, was der Erbauer in ihm erblickt: ein Tempel deutscher Kunst!

Die komplette Berichterstattung der Hagener Zeitung vom 4. Oktober 1911 im Faksimile

Von der „Funkhorch-Abteilung“ zu Siert Bruins

21. Dezember 2023

Auch in Hagen fanden NS-Prozesse statt

Vor 60 Jahren, am 20. Dezember 1963, begann in Frankfurt der erste Auschwitz-Prozess. Es war der größte Strafprozess der Nachkriegszeit in Deutschland.

Insgesamt waren im Vernichtungslager Auschwitz zwischen 1940 und 1945 mindestens 1.082.000 Deportierte ermordet worden oder aufgrund der Lagerbedingungen gestorben. Unter den Opfern befanden sich 960.000 Juden, 74.000 Polen, 21.000 Sinti und Roma sowie 15.000 sowjetische Kriegsgefangene.

Vor dem Landgericht Hagen fand vom 6. September 1965 bis zum 20. Dezember 1966 der von der Öffentlichkeit kaum beachtete Sobibor-Prozess gegen zwölf Angeklagte statt. Die Gesamtzahl der Ermordeten im Lager Sobibór wird auf 150.000 bis 250.000 Menschen geschätzt.

Weniger bekannt ist ein NS-Prozess, der bereits am 12. Oktober 1959 in Hagen eröffnet wurde, und auf den das Hagener Stadtarchiv kürzlich hingewiesen hat (s.u.). Verhandelt wurde die Ermordung von polnischen und sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern durch Mitglieder der „Division zur Vergeltung„.

Die Beteiligten der Taten standen im Zusammenhang mit den „Vergeltungswaffen“ (V2) der Nazis. Chef der Einheit war Hans Kammler; der Architekt und General der Waffen-SS hatte zuvor mit KZ-Entwürfen und dem Bau von Gaskammern bei den Nazis Karriere gemacht.

Eine sogenannte Funkhorch-Abteilung dieser Einheit, deren Aufgabe es war, die Einschläge der abgeschossenen Raketen und Flugkörper zu orten, lag u.a. bei Breckerfeld.

Ironischerweise ließ sich Anfang der 1950er Jahre der niederländische SS-Kollaborateur Siert Bruins in der Kleinstadt bei Hagen nieder. In den Niederlanden wurde Bruins 1949 in Abwesenheit für die Morde an Aldert Dijkema und den jüdischen Brüdern Laas und Meijer Sleutelberg zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde später – wie viele andere – in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

Vom Landgericht Hagen wurde er 1980 wegen Beihilfe zum Mord zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, da eine persönliche Tatbeteiligung im Falle der Sleutelbergs nicht nachgewiesen werden konnte. Nach seiner Verhaftung sammelten Freunde und Bekannte Unterschriften für seine Freilassung; Mitglieder des örtlichen Kegelvereins nannten ihn einen „anständigen und gern gesehenen Eingesessenen“.

Anfang 2012 nahm die deutsche Justiz neue Ermittlungen gegen Bruins auf. Ende November 2012 wurde er nun wegen Mordes an Aldert Dijkema angeklagt. Am 8. Januar 2014 wurde der Prozess ohne Urteil eingestellt, da nach Ansicht des Gerichts nicht mehr festgestellt werden könne, ob Dijkema ermordet worden sei. Zum Zeitpunkt seines Todes im Jahre 2015 galt Siert Bruins als der letzte noch lebende niederländische Kriegsverbrecher.

Hagen 1971: Protest gegen den Vietnam-Krieg

20. Dezember 2023

Alle Fotos aus dem Beitrag des Stadtarchivs (vergrößerbar)

Arbeitsmigranten aus Italien und Griechenland

18. Dezember 2023

Das Hagener Stadtarchiv präsentiert weitere Informationen zur Geschichte der „Gastarbeiter“ vom Anfang der 1970er Jahre. Auch hier sucht das Archiv nach zusätzlichem Material, genauen Datierungen und den abgebildeten Personen.

Denn Bildmaterial über das Leben der nach Hagen zugewanderten Arbeitskräfte ist in den Beständen des Stadtarchivs bislang sehr selten. Dieses wichtige Kapitel in der Hagener Stadtgeschichte muss noch weiter dokumentiert werden.

Vielleicht erkennt jemand sich oder Bekannte auf diesen Bildern wieder? Alle Fotografien (auch vergrößerbar) unter diesem Link.

Kontakt zum Stadtarchiv:
Telefon: +49 (0) 2331/207-3050
E-Mail: stadtarchiv@stadt-hagen.de