Die Antwort aus dem Rathaus auf die Kritik des VfL Eintracht
Eine Mischung aus Dummheit und Bauerschläue kennzeichnet die Oberbürgermeister-Etage im Hagener Rathaus. Wie anders soll man sich den abwehrenden Umgang mit kritischen Stimmen aus der Hagener Zivilgesellschaft erklären, der aus dem politischen Zentrum der Stadt abgesondert wird?
Nur zwei Beispiele: Der Hagener Oberbürgermeister Erik O. Schulz weigerte sich, die in einer Petition gesammelten Unterschriften gegen die Kürzungen beim Theater vom Initiator entgegen zu nehmen, weil er die beleidigte Leberwurst glaubte spielen zu müssen. Jetzt die Retourkutsche gegen die Kritik des Vorsitzenden des Hagener Traditionsvereins VfL Eintracht an der Verteilpraxis der Mittel aus der Sportpauschale.
Hintergrund ist die Abneigung gegen alles, was das Rathaus und das mit ihm verbundene Pressehaus am gegenüberliegenden Ufer der Volme nicht unter ihrer Kontrolle haben. Menschen, die nicht über Abhängigkeiten irgendwelcher Couleur, sei es bedrohter Aufstiegsmöglichkeiten in Partei- oder Verwaltungsstrukturen oder Degradierungen irgendwelcher Art, unter Druck zu setzten sind.
Die Strategie des Sprachrohrs des Oberbürgermeisters läuft also konsequent darauf hinaus, Dinge zu dementieren, die der Kontrahent nie behauptet hat. Mitmenschen, die den Offenen Brief des Vorsitzenden des VfL Eintracht nicht gelesen haben, können dadurch den Eindruck gewinnen, der Mann habe irgendwelchen Unsinn erzählt.
Zunächst spielt OB-Pressesprecher Bleicher die moralische Nummer und versucht, mit einer Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche, einen Spaltpilz in die Hagener Sportvereine zu treiben:
„Sicher ist es mehr als nur eine Stilfrage, ob der 1. Vorsitzende des VfL Eintracht Hagen e.V., Detlef Spruth, mit seinem „Offenen Brief“ der Hagener Sportfamilie in ihrer öffentlichen Wahrnehmung insgesamt einen Gefallen tut. Und auch die Frage, ob die großartige sportliche Leistung, die die Handballer des VfL Eintracht mit ihrem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga ohne jeden Zweifel vollbracht haben, mit diesem Brief eine angemessene Würdigung erfährt, muss sich der Verfasser letztlich selbst beantworten.“
Danach unterstellt er dem Eintracht-Vorsitzenden „Behauptungen, Thesen und Konstruktionen“, die aus seiner Sicht einer Richtigstellung bedürfen:
- Investive Maßnahmen im Sportbereich können mit Mitteln der sogenannten „Sportpauschale“ finanziert werden. Derzeit stehen dafür 513.000,- Euro im Jahr zur Verfügung. Hieraus werden auch Investitionen von Vereinen in ihre vereinseigenen Anlagen mit insgesamt 75.000,- Euro pro Jahr gefördert. Über die Verwendung der Sportpauschale entscheidet abschließend allein der Sport- und Freizeitausschuss.
Diese Fakten wurden in dem Offenen Brief überhaupt nicht infrage gestellt.
- In seiner Sitzung am 17. Mai 2017 hat der Sport- und Freizeitausschuss mit breiter Mehrheit beschlossen, dass die Stadt Hagen für die Ischelandhalle einen bundesligatauglichen Basketball-Boden aus Mitteln der Sportpauschale erwerben soll, um diesen dann an künftige Nutzer zu vermieten. Zugleich wurde die Verwaltung beauftragt, alle in diesem Zusammenhang offenen rechtlichen Fragen zu prüfen und zu klären. Sollte sich bei dieser Prüfung herausstellen, dass ein entsprechendes Modell – aus welchen Gründen auch immer – nicht dem Beschluss entsprechend umgesetzt werden kann, wird sich der Sport- und Freizeitausschuss nach Aussagen seines Vorsitzenden Dietmar Thieser erneut mit dem Thema Hallenboden beschäftigen.
Der ursprüngliche Verwaltungsvorschlag befürwortete einen Kauf aus Steuermitteln für die Basketballfirma: „Der Sport- und Freizeitausschuss stimmt der Finanzierung des erforderlichen mobilen Parkettbodens für die Basketball Hagen GmbH & Co KGaA in Höhe von 30.000,00 € aus Mitteln der Sportpauschale zu.“
Der letztendliche Beschluss entspricht der o.g. Darstellung des OB-Sprechers. Aber etwas anderes hat auch der Offene Brief nicht behauptet.
- Durch die vom Sport- und Freizeitausschuss gewählte Finanzierung des Hallenbodens aus Mitteln der Sportpauschale ist gewährleistet, dass der bereits erwähnte Etat von 75.000,- Euro für die Förderung von Investitionen von Vereinen in ihre vereinseigenen Anlagen in keiner Weise geschmälert wird.
Aus dem Protokoll des Sportausschusses von 17.05.2017: „Lt. Verwendungstabelle für die Sportpauschale stehen für das Haushaltsjahr 2017 noch Mittel in Höhe von ca. 439.000 € zur Verfügung.“ Das ist schon etwas mehr als 75.000.
- Die Behauptung, die Ischelandhalle sei zu einer Basketballhalle umgebaut worden, ist falsch. Die Halle ist und bleibt in erster Linie eine Schulsporthalle, die aufgrund ihrer Zuschauerkapazität ausgezeichnet für den Leistungssport genutzt werden kann. Auch der VfL Eintracht spielt hier in der 3. bzw. jetzt wieder 2. Bundesliga Handball; auch hat hier der TTC Hagen zwischenzeitlich seine Erstliga-Tischtennisspiele ausgetragen.
Das ist der Höhepunkt der „Argumentation“ des OB-Sprechers, der die Ischelandhalle als „Schulsporthalle“ verkaufen will. Auch wenn das Theodor-Heuss-Gymnasium die Einrichtung als Turnhalle benutzt – benötigt eine Schule 3.000 Zuschauerplätze für Unterricht und Bundesjugendspiele? Wohl eher abwegig, aber die Stadtspitze entblödet sich nicht, so etwas als „Bestätigung“ ihrer Politik anzuführen.
- Phoenix Hagen hat in den zurückliegenden Jahren keinerlei (!) Zuschüsse aus dem städtischen Haushalt erhalten. Dem Verein wurde seitens der Stadt lediglich einen Kredit gewährt, der für jenen Eigenanteil notwendig war, den Phoenix Hagen für den Ausbau der Ischelandhalle aufbringen musste. Bis auf eine Restsumme von 60.000,- Euro wurde dieser Kredit vollständig an die Stadt Hagen zurückgezahlt. Bedingt durch die Insolvenz des Vereins konnte die Restsumme nicht mehr beglichen werden.
Auch dass – direkte – Zuschüsse gewährt wurden, hat der Vorsitzende des VfL Eintracht nicht behauptet. Die Stadt bestätigt hingegen, dass die allseits hofierte Basketballfirma finanziellen Schaden hinterlassen hat. Zu den Ausfällen über die 60.000 Euro hinaus, die der Eintracht-Vorsitzende erwähnt, schweigt der Pressesprecher des OBs.
- Im Gegensatz zu Phoenix Hagen haben in den zurückliegenden Jahren viele Hagener Vereine in Millionenhöhe von Investitionen aus der Sportpauschale profitiert. So wurden im Stadtgebiet unter anderem mehrere Kunstrasenplätze neu gebaut und neue Funktionsgebäude an Sportplätzen errichtet.
Das hat auch Eintracht-Chef Spruth mit keiner Zeile infrage gestellt. Das OB-Sprachrohr insinuiert das aber mit diesem Punkt.
- In dem Brief erwähnt wird ferner, dass der Verein für den Trainingsbetrieb der erfolgreichen Jugendmannschaften für 32.500,- Euro neue Geräte anschaffen muss. Hierfür kann der VfL Eintracht Hagen – wie alle anderen Vereine auch – selbstverständlich einen Zuschussantrag stellen. Über eine entsprechende Gewährung entscheidet auch in diesem Fall abschließend der Sport- und Freizeitausschuss. Ein solcher Antrag liegt allerdings bis heute nicht vor.
Das ist bedauerlich, hat aber mit dem grundsätzlichen Gebaren – sprich der einseitigen Fokussierung auf sportähnliche Eventveranstalter – wenig zu tun.
- Die sportlichen Erfolge der Handballer des VfL Eintracht Hagen werden seitens der Stadt Hagen nicht nur mit großer Freude zur Kenntnis genommen, sondern natürlich auch angemessen gewürdigt. Bereits nach dem 2015er-Aufstieg in die 2. Bundesliga lud Oberbürgermeister Erik O. Schulz die Mannschaft zu einem Empfang ins Rathaus ein. Dabei fand auch eine Eintragung ins Gästebuch der Stadt Hagen statt. Der Einladung des VfL Eintracht zum kurzfristig erreichten Aufstiegsspiel am 13. Mai 2017 ist OB Schulz trotz lange vorher vereinbarter anderer Termine sehr gerne gefolgt und hat bis kurz vor Schluss gemeinsam mit vielen weiteren Handballfans in der Ischelandhalle mitgefiebert. Zudem ist – wie schon beim Aufstieg 2015 – abermals ein Empfang im Rathaus vorgesehen.
Honig ums Maul.
- Die unterschwellige Behauptung, dass Oberbürgermeister Schulz seine politische Einflussnahme nutze, um sich einseitig als Geldbeschaffer für Phoenix Hagen einzusetzen, ist falsch! In Sachen Hallenbodenbeschaffung – siehe oben – lag und liegt die Zuständigkeit allein beim Sport- und Freizeitausschuss.
Die formal sicher richtige Trennung zwischen OB, Ausschuss – und nicht zu vergessen dem Pressehaus – dürfte keiner realistischen Prüfung standhalten. Die Dauerkarteninhaber der – inzwischen muss man sagen: diversen Basketball-GmbHs und Co KGs – sind in allen Strukturen vorhanden.
Die von OB-Sprecher Bleicher inkiminierten „Behauptungen, Thesen und Konstruktionen“ fallen im Wesentlichen auf ihn selbst respektive seinen Auftraggeber zurück. Der souveräne Umgang mit Kritik und eine qualifizierte Antwort darauf ist nicht unbedingt etwas, das hiesigen Protagonisten und ihren Sprechblasen in die Wiege gelegt wurde.
PS: Im Unterschied zu einem abgebrannten Polit-Veteranen, der jetzt als Vorstand in die Wiederauflage des Mehrfach-Pleitisten Phoenix einziehen soll, ist der Vorsitzende des VfL Eintracht Hagen ein richtiger Sportsmann.
Hagen58 berichtete: 1970 bejubelte er im Trikot der Grüngelben in der Halle den Aufstieg in die Regionalliga. 1971 gelang ihm als Westdeutscher Meister der Aufstieg in die Feld-Bundesliga. Ein Jahr später stand Detlef Spruth mit dem VfL Eintracht als Meister der Bundesligagruppe Nord im Halbfinale der deutschen Meisterschaft.
Als Spielertrainer führte er dann 1978 Rot-Weiß Lüdenscheid in die Oberliga, bevor er 1986 großen Anteil am Aufstieg der Verbandsligareserve des VfL Eintracht hatte. Und auch als Trainer wandelte Detlef Spruth stets auf der Erfolgsspur: So bejubelte er mit den Damen von Rot-Weiß Lüdenscheid 1985 den Sprung in die Oberliga und feierte mit den Damen des Hasper SV sogar 1992 den Aufstieg in die Regionalliga (1992) und dann 1995 als Westdeutscher Meister in die 2. Bundesliga.