Hagen wird psychisch kränker
Hagen-Glosse von Christoph Rösner
Peter Demnitz sieht nach 38 Jahren seinem Rausschmiss aus der SPD scheint´s recht gelassen entgegen, das Große Mausohr fühlt sich wieder wohl in Hagen, und die Hagener und ihre Sanitäter? Die werden psychisch immer kränker und onanieren in ihren Dienstwagen, während Fernreisebusse nur noch am wunderbaren Loxbaum ihre Reisenden aufsammeln dürfen. Wie hängt das alles zusammen und überhaupt, was ist bloß los in dieser Stadt? Gemach, die Aufklärung naht. Doch eins nach dem anderen.
Etwas Wichtiges vorab: Immerhin hat es Hagen mal wieder in ein überregionales Medium geschafft. In diesem Fall berichtet das Hamburger Magazin Der STERN am 26. April über einen Hagener Sanitäter, dem sein Triebstau ausgerechnet im Dienstwagen zum Verhängnis wurde und der sich nun, laut höchst richterlichem Beschluss, auf Arbeitssuche begeben muss. Vielleicht sollte er sich zum Fledermausschützer ausbilden lassen, denn die, laut Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station im Haus Busch im Lennetal, fühlen sich offensichtlich wieder pudelwohl in Hagen und verlieren auch bei absoluter Finsternis nicht die Orientierung, und ein onanierender Fledermausschützer in absoluter Finsternis stellt ja nun wirklich keine große Gefahr dar, oder?
Apropos absolute Finsternis. Die Hagener SPD hat gegen Alt-OB Peter Demnitz ein Parteiordnungsverfahren eingeleitet, weil der sich erdreistet hatte, gegen seinen Genossen Claus Rudel in Wehringhausen-West als Einzelbewerber zu kandidieren. Und da das viel schlimmer ist als Onanieren im Rettungswagen, droht Demnitz nun der Rausschmiss aus seiner geliebten SPD, was wir hier nicht ganz so wörtlich nehmen wollen, denn Demnitz hat auch gesagt (Zitat) „Ich stelle die Ideale der SPD nicht in Gänze infrage. Aber auf lokaler Ebene kann ich mich nicht mehr identifizieren.“ Und weiter: „Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis das Schreiben kommt, das überrascht mich nicht. Was mich überrascht, ist der schlechte Stil.“
Aber gerade den hätte er doch kennen müssen, denn wenn die Hagener SPD heute noch etwas auszeichnet, ist es doch der schlechte Stil, den sie nicht nur im Umgang untereinander pflegt, und weshalb sie ja so ungeheuer beliebt ist bei den Hagener Wahlbürgern. Es geht eben alles seinen geordneten Gang bei der SPD, hat Demnitz auch gesagt, womit er wohl den geordneten Gang in die Bedeutungslosigkeit meint.
Womit wir bei den Fledermäusen angekommen wären, die ja früher, laut Ralf Blauscheck von der biologischen Station, in der Menge eher bedeutungslos und zudem noch als „Ekeltiere“ diffamiert wurden, heute aber von vielen Immobilienbesitzern willkommen geheißen würden. Nun, der Ekelfaktor scheint sich signifikant verlagert zu haben, weg von den nachtaktiven Flugsäugern hin zu den ganztagsaktiven Spezialdemokraten, denen, so steht es zu vermuten, nicht mehr ganz so viele Immobilienbesitzer einen Unterschlupf gewähren, geschweige sich freuen würden, wenn diese Brut sich unter ihrem Dach auch noch vermehren würde, worüber Ralf Blauscheck bei seinen Pergamentflüglern hoch erfreut ist.
Und wenn man das alles weiter spinnt, gerät man unweigerlich eine Tür weiter in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Boele. Hier wirkt ihr Leiter Dr. Nikolaus Grünherz – welch ein Name in dieser Stadt! – der nach 22 Jahren Berufspraxis in Hagen Erschreckendes konstatiert, nämlich, dass es zwar „keinen kausalen Zusammenhang zwischen der höheren Inanspruchnahme seiner Klinik und dem psychischen Gesundheitszustand der Hagener Bürger gebe.“ Na Gott sei Dank aber auch!
Allerdings könne er sagen „dass Hagen in gewisser Weise kränker wird, dass die Psyche vieler Volmestädter kränker wird.“ Also doch! Als hätten wir es nicht geahnt! Aber Nikolaus Grünherz wäre nicht Psychiater, wenn er nicht auch gleich Beruhigendes, ja geradezu Sedierendes zu vermelden hätte. „Der Standort Boele brummt und wächst. 1800 Patienten werden jährlich stationär hier behandelt. Und es werden mehr.“
Hagens Aufschwung findet also in der Psychiatrischen Klinik in Boele statt! Na immerhin!
„Es gibt einen großen Unterschied“, beruhigt Grünherz weiter und warnt davor, „gleich jede Niedergeschlagenheit als Depression zu interpretieren.“ Und Westen-Redakteur Mike Fiebig beruhigt schlussendlich alle in Grund und Boden: „Dieser Satz gibt dem Thema Hoffnung. Wir haben alle mal das Recht, uns ausgelaugt zu fühlen. Kraftlos. Ohne Antrieb.“
So isses! Und weil es so ist, machen wir uns auch weiterhin keine Sorgen um diese wunderschöne, harmonische, lebenswerte Stadt mit dem grünen Herzen, die sich in guten Händen sorgender Psychiater, Vertrauen einflößender Parteien und Politiker weiß, und deren finsterste Nächte noch voll von prallem, flatterndem Leben sind. Na Gott sei Dank!
Und was hat das jetzt alles mit den Reisebussen auf dem Loxbaum zu tun? Nichts, außer, dass eben Wahnsinn, Feinstaub und grassierende Kraft- und Antriebslosigkeit paritätisch auf alle Stadtteile verteilt werden, damit sich niemand beschweren oder übervorteilt fühlen kann.
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