Im Hagener Rathaus grassiert offenbar die Angst. Die Angst vor der Bevölkerung, deren wahlberechtigter Teil dem herrschenden Apparat bei den Kommunalwahlen am 25. Mai nächsten Jahres die Quittung ausstellen könnte. Vieles spricht für ein solches Szenario.
Warum sonst sollten die geheimen Bestandteile der Gremien ein immer größeres und inzwischen exzessives Gewicht erhalten? Wie bei der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) am letzten Donnerstag. Da ging es zu wie bei den Schlapphüten aus dem Geheimdienstmilieu.
War es in der Vergangenheit schon anrüchig genug, wenn ein Drittel bis die Hälfte der Tagesordnungspunkte hinter verschlossenen Türen abgehandelt wurde, setzte diese Sitzung allem bisher da gewesenen die Krone auf: Das Verhältnis von öffentlichen zu nichtöffentlichen TOPs betrug 2:3. Es gab also 50 Prozent mehr Geheimthemen als öffentlich zugängliche.
Vorneweg die „Beteiligungsangelegenheiten“ mit insgesamt zehn Positionen. Ein Ausfluss der aus ideologischen Gründen vorgenommenen permanenten Umwandlung des Gemeinwesens Stadt in einen „Konzern Stadt“. Mit dabei natürlich auch die Berichte aus den kryptischen Strukturen „Beteiligungskommission“ und „Lenkungsgruppe“. Letztere angeblich kein Ratsgremium, sondern „nur“ eine „interfraktionelle“ Gruppierung. Erstaunlich, dass sie trotzdem im Bürgerinformationssystem als Ratsgremium aufgeführt wird. Natürlich ohne Angabe von Mitgliedern, Sitzungsterminen und Tagesordnungen. Wie sagt der Volksmund: Im Dunkeln ist gut Munkeln.
Vor fast zwei Jahren hatten die Grünen die lobenswerte Initiative ergriffen, mehr Transparenz in diesen Ratsladen zu bringen. Inzwischen lässt sich konstatieren: Das Ergebnis ist äußerst dürftig. Benutzer des Bürgerinformationssystems können inzwischen wenigstens sehen wie das Abstimmungsverhalten der Parteien war und ob ein Votum einstimmig abgegeben wurde oder ob es abweichende Meinungen gab. Das war’s dann aber auch.
Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet – das scheint das Schicksal der Grünen zu sein. Konsequenterweise haben sie auch dem Kürzungshaushalt 2014/2015 am Donnerstag im Rat zugestimmt.
Fairerweise muss man den Grünen zu Gute halten: Sie haben es wenigstens versucht. Den anderen ist das Gemauschel entweder völlig wurscht – oder sogar willkommen. Es könnte ja womöglich die persönlichen Karrierepläne befördern.