Spitzenkraft der Hagener Politszene zu den Besorgnissen Hagener Bürger
Man muss die Partei hinzufügen, sonst lässt sich der Mann nicht verorten. Denn – wer kennt schon Uli Alda? Dabei sollte man sich den Namen merken, profiliert er sich doch in seinem Schrifttum (siehe weiter unten) als großartiges politisches Talent. Zweifellos ein unverzichtbares intellektuelles Highlight der Hagener Politikszene.
Der Multifunktionär (u.a. Hagener FDP-Vorsitzender, Mitglied des Vorstands des FDP-Bezirksverbands, Ratsmitglied und Mitglied mehrerer Aufsichtsgremien städtischer Gesellschaften), der dank eines Ausgleichmandats nach der letzten Wahl auch in den Landtag rutschen durfte, antwortete kürzlich auf einen Brief des Bündnisses „Aufstehen für Hagen“, in dem sich besorgte Hagener gegen die Kürzungspolitik des Hagener Stadtrats – vor allem im Kulturbereich – zu Wort gemeldet und die Ratsmitglieder an ihre Verantwortung gegenüber den Bürgern erinnert hatten.
Der auch schon als profunder Kenner heimischer Gewerkschafter und Fleischwarenexperte hervorgetretene Alda („Marquardt und Co. haben doch im Leben noch keine Bratwurst verkauft.“) erhielt das Schreiben als Mitglied des Hagener Stadtrats; seine Antwort darauf spricht für sich. Sie ist ein Dokument der sich auf hohem Niveau befindenden diskursiven Fähigkeiten vieler Hagener Politiker. Man beachte nur die vielen Ausrufezeichen, die als Argumentersatz eingefügt wurden. Das ist ganz hohe Schule, wer kann das schon: mehrere Satzzeichen hintereinander tippen? Eben.
Die Erkenntnis, dass es sich bei den schon beschlossenen Kürzungen (wie z.B. dem Zusammenstreichen des Busverkehrs), um „sogenanntes Sparen“ handelt, dürfte Alda mit vielen seiner Mitbürger teilen. Was aber ist es denn wirklich? „Eine Steuererhöhungsorgie“. Da muss man erst mal drauf kommen.
Hier das wegweisende Alda-Papier in vollem Wortlaut und unkorrigiert:
Sehr geehrter Herr Marquardt,
ich danke Ihnen für den gestern erhaltenen obigen Brief und bestätige hiermit gerne den Eingang.
Gleichzeitig möchte ich Ihnen aber betätigen, dass dieser Brief sowohl beim Adressaten als auch im Ton sicher falsch ist.
Dazu zwei Gründe.
1.) Bin auch ich, genauso wie meine Familie Bürger dieser Stadt und nicht nur Sie und die Unterzeichner. Desweiteren zahlen wir hier mächtig Steuern.
Falls es Ihnen entgangen, das bisherige sogenannte „Sparen“ war eine reine Steuererhöhungsorgie !!!!
2.) Wenn ich den Kreis der Unterzeichner sehe, dann entdecke ich dort nur und ausschließlich Leute, die auf Kosten anderer ihr Mütchen kühlen wollen und dies auch weiterhin gnadenlos zu Lasten von Schulden und der arbeitenden Bevölkerung. Zudem sind ja wohl extrem linke Kreise dabei, widerlich.
Das einzige, was wir davon nutzen ist das Theater, bisher aus voller Überzeugung, aber mit Herrn Pottebaum werde ich nun nochmal ernsthaft reden müssen.
Ansonsten keine Unterstützung für den Unterzeichnerkreis!!!!
Ein schönes Wochenende!
Mit freundlichen Grüßen / Best regards
Uli Alda
Kreisvorsitzender FDP – Hagen MdL
Es gibt auch eine Antwort:
Sehr geehrter Herr Alda,
für Ihre Antwort danke ich. Gern gestehe ich Ihnen eine Position zu, die sich mit meiner und manch anderen Menschen nicht deckt. So etwas kommt vor und entspricht auch einer demokratischen und dringend erforderlichen Auseinandersetzung mit wichtigen politischen Fragen. Solche Fragen stellen sich in diesen Tagen und Wochen an vielen Punkten und sie stellen sich in spezieller Weise für unsere Stadt.
Ihre Form des Antwortens und die daraus zu lesenden Intentionen der Zuordnung von Menschen, die nicht Ihren politischen Überzeugungen anhängen, sind allerdings weit von meinen Vorstellungen einer liberalen und streitbaren Auseinandersetzung um unterschiedliche Meinungen ein gutes Stück entfernt.
Ich bin einigermaßen erschrocken, weil auf einer solchen Basis eine notwendige Diskussion um die Zukunft unserer Stadt kaum zu führen ist. Schade!
Ihren Hinweis auf „extrem linke Kreise“ die Sie als „widerlich“ einordnen und „Leute, die ihr Mütchen kühlen wollen ….“ sowie die kaum verhohlene Drohung mit einem Theatervertreter „noch mal ernsthaft“ reden zu wollen, empfinde ich als zutiefst anmaßend, arrogant und unangebracht.
Soweit, so schlecht!
Anstatt in dieser Form die dringend notwendige Debatte um eine gute Zukunft unserer Stadt abzuqualifizieren, hätte ich mir Argumente gewünscht. Ihren Hinweis auf Ihren steuerlichen Beitrag halte ich gelinde gesagt für eine rechnerische Verkehrung von Realitäten, die einer Überprüfung nicht standhalten kann.
Während Sie offenkundig weiteren Kürzungen das Wort reden, ignorieren Sie, dass die Steuerpolitik der vergangenen Jahre zu erheblichen finanziellen Einbrüchen in der Haushaltslage unserer Stadt beigetragen hat. Sie wurde und wird nach wie vor noch dadurch ergänzt, dass die von Ihrer Partei mitgetragene Bundesregierung in den vergangenen Jahren keinen Weg gefunden hat, die erforderliche Konnexität in der Übertragung von Lasten auf die Kommunen einzuhalten.
Anstatt in einer solchen Form die erforderlichen und dringenden Diskussionen um die Zukunft der Stadt abzuwürgen, wäre ich an einer streitbaren Debatte im Interesse der Menschen und einer lebendigen Entwicklung in Hagen interessiert gewesen.
mit höflichen Grüßen
Jochen Marquardt
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