(…) Im Alter von 92 Jahren ist Haspes erster Bezirksvorsteher Horst Wisotzki sen. verstorben. Die Trauerfeier zur anschließenden Urnenbeisetzung des Bundesverdienstkreuzträgers beginnt am Dienstag, 2. August, um 11 Uhr in der Andachtshalle des Hasper Friedhofes.
Geboren 1924 in Ostpreußen, kam Wisotzki schon im Alter von drei Monaten nach Haspe. Nach dem Krieg war der gelernte Schriftsetzer von 1949 bei dem Hagener Unternehmen Gustav Butz und Co. tätig, das später durch die Firma Westdruck übernommen wurde. Dort wirkte Wisotzki von 1955 unter zum Teil schwierigsten Voraussetzungen als Betriebsratsvorsitzender.
Sein kämpferischer gewerkschaftlicher Einsatz für die Westdruck-Kollegen führte Mitte der 70er Jahre zu seiner Entlassung. Nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit fand der Vater dreier Söhne und einer Tochter schließlich bis zu seiner Pensionierung neue Aufgaben in Iserlohn als Organisationssekretär des DGB im Kreis Mark. Fast zeitgleich mit seinem Westdruck-Engagement wurde Wisotzki 1955 zum Vorsitzenden des damaligen Bezirks Hagen in der IG Druck und Papier gewählt. Für rund drei Jahrzehnte lenkte er die Geschicke der Gewerkschaft im Bereich Südwestfalen. (…)
Quelle: DerWesten
Horst Wisotzki (15.1.1924 – 26.7.2016)
Anmerkung: Westdruck war ein Betrieb des WAZ-Konzerns, heute Funke Mediengruppe, die u.a. die Westfalenpost herausgibt. Der Nachfolgebetrieb produziert heute unter dem Namen Druckzentrum Hagen am selben Standort in Hagen-Bathey.
Im Frühjahr 1975 versuchte die Geschäftleitung der Druckerei, einen Abbau von Sozialleistungen durchzudrücken. Dem damaligen Betriebsratsvorsitzenden, dem jetzt verstorbenen Horst Wisotzki, wurde unterstellt, er habe dem Informationsdient text intern die Nachricht zugespielt, der Westdruck sei wegen Missmanagements nicht mehr zahlungsfähig. Deshalb sollte er entlassen werden, woraufhin die Westdruck-Beschäftigten die Arbeit niederlegten.
In der Folge versuchte Westdruck 103 Arbeiter wegen des angeblich „wilden“ Streiks auf Schadensersatz in Hähe von über einer Million Mark zu verklagen. Drucker und Setzer forderten im Gegenzug die Auszahlung von Sozialplangeldern, die die Firma als „Pfand“ einbehalten hatte.
Bei einem Verfahren vor dem Arbeitsgericht wurde Ende Januar 1977 die Westdruck-Forderung abgeweisen, das Unternehmen im Gegenzug aber dazu verpflichtet, den Sozialplan auszuzahlen.
Bereits einige Jahre zuvor hatte Westdruck – damals noch mehrheitlich im Besitz der Familie Sträter (Westfalenpost) – versucht, Horst Wisotzki loszuwerden. Nach der Einstellung mehrerer Ausgaben der Zeitung im Jahre 1967 konnte der Betriebsrat einen Abbau von Sozialleistungen verhindern.
Im Mai 1968 bekam Wisotzki dafür die Quittung. Unter dem Vorwurf, er sei für die Durchführung einer Protestversammlung gegen die Verabschiedung der Notstandsgesetze während der Arbeitszeit verantwortlich, wurde er unter Erteilung von Hausverbot fristlos entlassen. Die Solidarität der Beschäftigten sorgte dafür, dass Horst Wisotzki nach zwei Tagen wieder amtieren konnte.
In einer Ausgabe der Branchenzeitung Druck und Papier der Gewerkschaft ver.di aus dem Jahr 2007 bekannte sich Wisotzki weiterhin zur SPD – „aber auf dem linken Flügel“.