von Christoph Rösner
Hagen wird schöner! Ja, wirklich, unsere wunderbare, fantastische Stadt wird noch wunderbarer und fantastischer!
Und wem haben wir das zu verdanken? Ihr kommt selber drauf – natürlich: unserem allseits geschätzten, allseits verehrten, ja geradezu geliebten Oberbürgermeister Erik O. Schulz und seinen getreuen Aktivisten!!!
`Wie jetzt?! Dreht er jetzt völlig frei? Ist er dem unwiderstehlichen Charme des OBs jetzt auch erlegen? Ja, was hat er denn? Ist er etwa ernsthaft erkrankt?`
Ich will Euch gerne sagen, was ich habe. Ich habe Zynismus in fortgeschrittenem Stadium!
Gut, das ist jetzt in HA keine so außergewöhnliche Erkrankung. Bei manchen schlägt sie auch in die heftigere Spielart Sarkasmus um. Manche leben nur mit Zynismus in Hagen. Andere überleben hier nur mit ihr.
Ist das denn heilbar?
Leider nicht.
Jedenfalls nicht, so lange hier in lockerer Manier Weinfeste, Seefeste und andere Ablenkungsevents dem abgestumpften Wahlvolk als Identität erweiternder Drogencocktail ins vernebelte Hirn gedrückt wird.
Nein, solange hier nächtens persönliche Nachrichten, eigenhändig von Mitgliedern der sogenannten höheren Kreise in die Handys Hagener Bürgerinnen und Bürger flattern, die es wagen, in sozialen Medien oder sonst wo Kritik zu äußern.
Nein, solange hier weiterhin ehrbare Hagener Unternehmer höflich aufgefordert werden, ihr Engagement im „sogenannten“ UnternehmerRat Hagen zu beenden mit dem Verweis auf fehlende Transparenz selbigen Rates und dem nicht minder freundlichen Hinweis auf mögliche Repressalien. Nein, so etwas gibt es hier nicht!
Auch keine Heilung, solange unser aller lockerer OB seine Position weiterhin in unnachahmlicher Weise dafür missbraucht, bei Einwohnerfragestunden wie zum großen Aufreger-Thema „Deerth“ ehrbaren Bürgerinnen und Bürgern das Wort zu entziehen, oder ihnen zu attestieren, dass ihnen ihre Fragen nicht zustünden etc.
Nein, solange WBH-Vorstände jetzt auch Geschäfte mit sich selbst machen dürfen, abgesegnet selbstverständlich mit einer ordentlichen Ratsmehrheit (siehe: https://doppelwacholder.wordpress.com/2017/07/09/ausser-kontrolle/ ) Ein Stadtrat kann also mir nichts, dir nichts BGB-Recht aushebeln … interessant – aber lautstark die Machenschaften des Großen Sultans anprangern … [kurzer Diskurs: ich frage mich, was sie hier wohl anstellen würden, hätten sie die Machtfülle dieses Durchgeknallten vom Bosporus…]
Und mein Zynismus wird ganz sicher nicht heilbar sein, solange hier komplette Quartiere wie z. B. Hohenlimburg weiterhin als Kollateralschaden der Hagener Zentralpolitik achselzuckend ausgeblendet werden, bis auch die letzte Lebensform ihr Dasein ausgeröchelt hat, während man sich bei schicken Festen, selbstverständlich mit Schampus und Wein, selbst feiert und diesen unverzagten Stolz – WORAUF?!?! – im strahlendweißen Dinnerjacket im Abendschimmer über der Volme erstrahlen lässt.
Und vor allem kann dieser Hagener Zynismus nicht geheilt werden, solange nicht endlich ein paar Mutige aufstehen und diese „Koalition der Vernunft“ – welch ein grausiger Euphemismus! – mit einem klaren Statement vernünftig zur finalen Implosion bringen.
Denn eines ist in Hagen so sicher wie der Verkauf von Bauerwartungsland zu Waldpreisen: jeder, der hier lebt oder es versucht, sollte sich klar machen, dass Hagen sich seinen katastrophalen Ruf bis weit in die Republik – nein, nicht durch ehrliche Arbeit – aber doch ehrlich verdient hat.
Ziele? Visionen? Einzigartige Projekte? Zukunftsorientiertes Handeln?
Fahrradstadt Hagen?
Car-Sharing-Stadt Hagen?
ÖPNV-Vorzeigestadt Hagen?
Umweltstadt Hagen?
Meinetwegen auch Bienen- oder Insektenstadt Hagen?
Oder Sauberstadt Hagen?
Motivationsstadt Hagen?
StartUp-Stadt Hagen?
Ideenstadt Hagen?
Transparenzstadt Hagen?
Fehlanzeige. Auf der ganzen Linie.
Stattdessen?
Rührend-peinliche Imagefilmchen, sterbende, in Gleichgültigkeit versinkende Stadtteile, ein Ruf, der einem die Schamesröte ins Gesicht treibt und eine Politik, die ihre Restkräfte ausschließlich darauf verwendet, ihre grenzenlose Phantasielosigkeit, ihren unkreativen, uninspirierten lächerlichen Aktionismus als verantwortliche Arbeit zum Wohle der Stadt denen zu verkaufen, die auch sonst jeden Dreck kaufen – und alles bei einem gekühlten Pinot Grigio, versteht sich. Und als Digestif eine lustige, vollmundige „Zukunftsschmiede“ – Pfefferspray in die Augen der letzten Sehenden.
Zynismus! Fortschreitend. Was sonst?
Heilung? Denkbar, wobei derzeit wohl eher nicht, es sei denn … es geschieht ein Wunder. Spontanheilung, sozusagen.
Dann, wenn all die ehrbaren, engagierten Bürgerinnen und Bürger mit wahrem Gemeinsinn weiterhin wühlen, sammeln, dokumentieren, notieren, abspeichern. Und zwar bis ins Kleinste alles, was hier an Absurditäten, Mauscheleien und anderen destruktiven Umtrieben uns als Realpolitik oder geschmiedete Zukunft verhökert werden soll.
Vielleicht dann, wenn diese ehrbaren Bürgerinnen und Bürger sich nie wieder das Fragen verbieten lassen von diesen … ach, lassen wir das.
Ja, es geschieht bereits in den unbekannten Räumen fern jeglicher Kontrolle und Beobachtung. Wichtige, haarsträubenden Informationen, werden gesammelt, gebündelt und vernetzt und dann gewürzt mit einer ordentlichen Portion Zorn und der krönenden Prise Widerstand – so wurden schon ganz andere marode Konstrukte zum Einsturz gebracht.
Sammeln wir alle bienenfleißig für ein Abschiedsgeschenk in Form eines Überraschungspäckchens, bündeln und schnüren wir es ordentlich, verpacken es bruchsicher und versenden es per Einschreiben mit der Aufschrift: Wir werden Sie vermissen.
Dann könnten wir das Wunder der Spontanheilung feiern und Hagen – locker – zum Wallfahrtsort ausbauen, für all die Belasteten, von Kommunalpolitik Gebeutelten und von Zynismus Dahingerafften.
Und – der Weg wäre frei für die Richtigen und Fähigen, sich an die Genesung dieser Stadt machen.
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