Für manches ist immer noch Geld da
Am vergangenen Mittwoch erschien im Hagener Lokalteil der WPWR ein Bericht unter der Überschrift „Bürger*innen: Stadt Hagen will ihre Sprache entmännlichen“. Unter diesem Begriff, der irgendwo zwischen „entmenschlichen“ und „entmannen“ zu verorten ist, wird der Versuch beschrieben, Texte der Stadt in einer sogenannten „gendersensiblen“ Sprache zu formulieren.
Nach Angaben der Zeitung arbeitet die Gleichstellungsstelle der Stadt bereits seit Jahresbeginn Schreiben um. Zusätzlich soll eine Arbeitsgruppe an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung ein spezielles Wörtebuch erstellen, mit dessen Hilfe städtische Beschäftigte zukünftig geschult werden.
Zu den für den ganzen Aufwand entstehenden Kosten konnte Stadtsprecher Kaub keine Angaben machen. Und das in einer Stadt, die seit Jahr und Tag Leistungen für ihre Bürger wegkürzt um Minibeträge zu „sparen“.
Andererseits sind offenbar immer noch genügend finanzielle Mittel vorhanden, um Vorhaben verschiedener Interessengruppen zu bedienen. Wie zum Beispiel die Bezirksvertretung Haspe bei ihrem Ansinnen, den Baumbestand in der Fußgängerzone Voerder Straße abzuholzen – Kostenpunkt: 170.000 Euro – oder aktuell die Genderszene.
Die Stadt beruft sich bei ihrem Vorhaben auf das vor fast 20 Jahre verabschiedete Landesgleichstellungsgesetz. Das legt in § 4 fest: „Gesetze und andere Rechtsvorschriften tragen sprachlich der Gleichstellung von Frauen und Männern Rechnung. In der internen wie externen dienstlichen Kommunikation ist die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten. In Vordrucken sind geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen zu verwenden. Sofern diese nicht gefunden werden können, sind die weibliche und die männliche Sprachform zu verwenden.“
Der Pressebericht rief prompt die CDU auf den Plan. Das war erwartbar. Kurze Zeit später meldeten sich die Grünen zu Wort. Auch das war erwartbar.
Jan Günther (29), Vorsitzender der CDU im Fleyer Viertel, gibt sich entsetzt, berichtet die WPWR: „Das, was unsere Stadt jetzt braucht, ist keine gendergerechte Sprache, sondern eine Verwaltung, die die Sprache der Bürgerinnen und Bürger spricht. Gerade die mehr als hässliche Sternchenformulierung ist nicht zwingend notwendig. Die Kann-Formulierung im Gesetz lässt genügend Spielraum für sternchenfreie Lösungen. Wir brauche dringend die einfache Sprache, damit nicht jeder die Schreiben der Verwaltung fünfmal lesen muss, um sie ansatzweise zu verstehen.“
Das Gendersternchen ist allerdings nicht nur, wie Günther er formuliert, „mehr als hässlich“ – es ist einfach das falsche Mittel. Das typografische Zeichen „*“ ist bereits seit Jahrhunderten als Verweis auf eine Fußnote gebräuchlich. Es macht also nicht, wie die Genderisten es gerne sehen möchten, vom generischen Maskulinum angeblich unberücksichtigte Bevölkerungsgruppen „sichtbar“, sondern degradiert sie. Zur Fußnote eben.
Auch die Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation fordert eine einfachere Verwaltungssprache: „Den Menschen unserer Stadt muss ein verständlicher Zugang zu den Inhalten der Verwaltung geboten werden, wozu nicht nur eine gut strukturierte Internetpräsenz, sondern auch Angebote in einfacher Sprache gehören. Gendersternchen und ähnliches tragen eben hierzu nicht bei – sie erreichen eher eine Verkomplizierung.“
Die Hagener Grünen begrüßen hingegen ausdrücklich die Initiative der Stadt Hagen zu Gleichberechtigung in der Sprache. Die Nutzung der männlichen Form für beide Geschlechter führe dazu, die Person männlich zu denken.
Zur Untermauerung dieser Behauptung haben die Grünen ein verwegenes Beispiel konstruiert: „Der Notarzt, der zu dem Unfall eines Vaters mit seinem Kind gerufen wird, kann entsetzt die Behandlung nicht durchführen, denn das Kind ist sein Sohn.“ Wer dies nicht für einen Fall gleichgeschlechtlicher Partnerschaft halte, sei irritiert. Wie könne das Kind zwei Väter haben? Habe es nicht, der Notarzt sei eine Frau.
Man kann sicher sein, dass ein solcher Satz noch nicht einmal Eingang in die Breckerfeld-Seite der WPWR finden würde. Auch dort wäre es „die Notärztin, die“ und „ihr Sohn“. Aber was kümmert’s?
Dabei liegen CDU und Grüne bei der Forderung nach einer einfacheren und verständlichen Verwaltungssprache gar nicht so weit auseinander. Die Grünen gehen sogar noch weiter und haben neben dem Gendersprech die sogenannte „leichte Sprache“ für sich entdeckt. Um auch Wähler zu erreichen, die aus den unterschiedlichsten Gründen mit der deutschen Sprache überfordert sind, z.B. Menschen mit Handicap oder Nicht-Muttersprachler, wurde das Programm für die Landtagswahlen 2017 in einer Kurzfassung auch in dieser Form verbreitet.
Dort treten u.a. auf: die Bürger, die Bauern, die Nachbarn – alle ohne _innen, Innen oder *innen.
Dazu passend:
Die große Ablenkung
Statt Symbolkulte zu zelebrieren müssen die materiellen Forderungen Benachteiligter durchgesetzt werden
Typische Frauenberufe sind schlecht bezahlt bezüglich des jeweiligen Ausbildungsgrads. Teilzeit- ist gegenüber Vollzeitbeschäftigung relativ schlechter gestellt und betrifft vorwiegend Frauen. Unterhalts- und Steuerrecht benachteiligen Mütter nach einer Scheidung. Häusliche Pflege ist vorwiegend den Frauen aufgebürdet. Gegen all diese Benachteiligungen und mehr trägt gegenderte Sprache mit dem Sternchen nichts zur Lösung bei, sondern lenkt von diesen Problemen ab und tätschelt nur den Opferstatus, queer oder nicht. Kein Transgender, ob Mann oder Frau oder dazwischen, kann durch das Sternchenschreiben ungestörter, selbstbestimmter oder erfüllter leben. (…)
Quelle: Rubikon
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