Delegiertenkonferenz des DGB-Hagen
Wozu noch Gewerkschaften? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigten sich die Delegierten der Hagener DGB-Konferenz am Mittwochabend.
Nach der Begrüßung der wieder gewählten Stellvertreterin Ruth Schäfer von der IG BCE hatte Oberbürgermeister Jörg Dehm die Gelegenheit zu einem Grußwort. Dehm machte deutlich, dass er die Arbeit der Gewerkschaften und des DGB in der Stadt für eine gute und notwendige Bereicherung sieht. Die Interessenvertretung der Menschen in den Betrieben und die gesellschaftliche Einmischung sind für den Oberbürgermeister auch dann von hoher Bedeutung, wenn er nicht in allen Punkten mit den Positionen des DGB übereinstimme.
Jochen Marquardt als Vorsitzender des Stadtverbandes dankte dem OB für eine streitbare aber auch konstruktive Zusammenarbeit in einer Reihe von gemeinsamen Aktivitäten für die Menschen und die Perspektiven der Stadt.
Im Zentrum seines Geschäftsberichtes allerdings standen die Aktionen und die Arbeit der örtlichen Gewerkschaften. Diese waren in den vergangenen Jahren daran ausgerichtet sich aktiv für gute Arbeit, gute Bildung und ein gutes Leben einzusetzen. Über 4 Jahre galt es Bilanz zu ziehen. Und Marquardt verwies darauf, dass es eine positive Bilanz ist. „Wir waren aktiv für gute Arbeit unterwegs, haben uns gegen die negativen Auswirkungen von Leiharbeit und Werkverträgen eingesetzt und waren immer ganz vorne wenn es um mehr und bessere Bildung und Ausbildung der jungen Generation ging.“
Im Weiteren ging er in seiner Berichterstattung darauf ein, dass die Bündnis- und Netzwerkarbeit für eine sozialgerechte Stadt und gegen die Kürzungspolitik zu einem wichtigen Merkmal gewerkschaftlicher Arbeit in den letzten Jahren geworden ist. Er bedauerte, dass sich nach dem Superintendenten Bernd Becker auch Dechant Dieter Osthus aus der Hagener Arbeit verabschiedeten, sieht aber auch in Zukunft eine gute Basis für die gemeinsame Arbeit mit den Hagener Kirchen.
Deutlich wurde er vor allem in Bezug auf die so genannte Sparpolitik der Kommune. „Seit Jahren schnüren die Verantwortlichen ein Kürzungspaket nach dem anderen, ohne dass sich die Schuldenlage zum Positiven wendet. Ganz im Gegenteil die Pro-Kopf-Schulden der Hagener sind weiter gestiegen. Auf der anderen Seite häuft sich der Reichtum bei einem kleinen Prozentsatz. Das darf so nicht weiter gehen, dagegen gilt es weiter mobil zu machen und dazu bietet sich der kommende Samstag in Bochum an.
Wir rufen alle zur Teilnahme an der Demonstration in Bochum auf. UMfairTEILEN gehört auf die Tagesordnung und die Demo in Bochum wird dazu ein deutliches Zeichen vor den Bundestagswahlen setzen.“
In der Debatte um den Geschäftsbericht und die vorliegenden Anträge machten die Delegierten deutlich, dass die Gewerkschaften viel zu diskutieren haben und dies auf hohem Niveau tun. Ob es gegen Fracking oder für eine Neuordnung der Arbeitszeit ging. Die Diskussionen waren solidarisch und streitbar und die Delegierten sprachen sich für ein Verbot von Fracking aus und fordern ihren Bundesvorstand auf in den kommenden Jahren die Debatte um Arbeitszeitverkürzung neu zu beleben.
In einem Leitantrag wurden zudem die Schwerpunkte für die kommenden Jahre beschlossen. Als besondere Schwerpunkte beschlossen die Delegierten die weitere Verbesserung der Zusammenarbeit der Gewerkschaften, den Kampf um viele weitere Mitglieder und sich auch künftig dafür einzusetzen, die Situation in den Betrieben und in der Stadt im Interesse der Menschen zu verbessern.
Im Wahlgang stellte sich Marquardt der Wiederwahl und wurde einstimmig gewählt. Damit wird er auch für die kommenden Jahre der Stadt in dieser Funktion erhalten bleiben und sie neben der Rolle als Geschäftsführer der DGB Region Ruhr Mark ausüben. In einer konstituierenden Sitzung zum Ende der Konferenz wurde auch Ruth Schäfer als stellvertretende Vorsitzende von den Gewerkschaftsmitgliedern bestätigt.
Die weiteren Mitglieder des Stadtverbandes setzen sich aus gesandten Vertretern der Gewerkschaften und der Personengruppen Frauen und Senioren zusammen: Detlef Gloe, Friedhelm Bleicher, Iris Karp, Udo Dreher, Ruth Sauerwein, Birgit Hermann, Anke Rudat, Werner Voßeler, Waltraud Miebs, Wilhelm Rasche, Bettina Schwerdt, Uwe Gutzeit und Günter Zollmann.
In seinem Schlusswort betonte Marquardt, dass die Konferenz mit großer Klarheit deutlich gemacht hat, dass es gute und überzeugende Antworten auf die Frage des Soziologen Oskar Negt „Wozu noch Gewerkschaften“ gäbe. Gewerkschaften sind ein wichtiger Teil der gesellschaftlichen und betrieblichen Realität. Sie vertreten erfolgreich die Interessen der Beschäftigten, setzen sich für eine flächendeckenden Mindestlohn und die Notwendigkeit flächendeckender Tarifverträge ein. „Mit Gewerkschaften gelingt nicht alles und sofort – aber ohne Gewerkschaften sähe es schlecht aus im Lande und in unserer Stadt.“
In den verbleibenden Tagen will der DGB noch einmal aktiv für die Teilnahme an den Bundestagswahlen und für einen Kurswechsel für ein gutes Leben in der Politik werben.
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