Fachkräftemangel? War gestern. 28 Prozent der Firmen wollen Belegschaft abbauen
SIHK-Verwaltung an der Hagener Karl-Marx-Straße. Foto: Klaus Bärwinkel.
Der Geschäftsklimaindex der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) steigt erstmals seit einem Jahr wieder an und legt kräftig von 77 Punkten auf 94 Punkte zu. Im Vergleich zu den letzten Umfragen haben sich die positiven Rückmeldungen der Unternehmen sowohl bei der Geschäftslage als auch bei den Erwartungen erhöht.
Trotzdem überwiegen immer noch die pessimistischen Einschätzungen der konjunkturellen Lage. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der SIHK hervor. SIHK-Präsident Ralf Stoffels sieht das so: „Es geht darum, eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung sicherzustellen, Bürokratie abzubauen sowie die Steuerbelastungen und die Arbeitskosten zu senken.“
Es ist die alte Leier: Möglichst wenig Steuern abführen und Löhne kurzhalten. Dabei bleibt nach Darstellung der SIHK über alle Branchen hinweg die schwache Inlandsnachfrage für 71 Prozent der Unternehmen das größte Risiko für die künftige Geschäftsentwicklung. Wo soll die auch herkommen, wenn mit Steuerkürzungsforderungen und Lohndumping die Nachfrage sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich weiter reduziert wird?
Zu Letzterem zitiert die SIHK ihren Konjunkturexperten Julian Pflichtenhöfer: „Mit besonderer Sorge blicken wir auf die konsumnahen Branchen. Einzelhandel, personenbezogene Dienstleistungen und Gastronomie leiden unter einer spürbaren Kaufzurückhaltung. (…) Die Gefahr einer drohenden Insolvenz ist sechsmal größer als in den anderen Wirtschaftssektoren.“
Dazu gerät die offensichtliche Mär vom Arbeitskräftemangel ins Wanken: Fast viermal so viele Betriebe erwarten eine Verringerung ihrer Beschäftigtenzahlen (28 Prozent) wie eine Erhöhung (acht Prozent). Die Situation verharrt auf niedrigem Niveau.
Vor diesem Hintergrund sei, so die wenig überraschende Erkenntnis der SIHK, die Frage nach dem Fachkräftemangel zu bewerten. Dieser fällt als Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung von 62 auf 46 Prozent.