„Freiraumentwicklungskonzept“ startet – Abholzung geht trotzdem weiter
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!
1. Johannes 2,1-6
Eine grüne Oase in der Sommerhitze, die nach dem Willen der Politik (einschließlich der „Grünen“) abgeholzt werden soll: Markanapark im Zentrum von Haspe. Foto: DW.
Mitte 2017 begann der Prozess zur Erarbeitung eines integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), der zweieinhalb Jahre später, im November 2019, in einen Beschluss des Rates der Stadt Hagen mündete. Zur Förderung der Wohn- und Lebensqualität der in Hagen lebenden Menschen sah das ISEK vor, dass ein Freiraum- und Spielflächenentwicklungskonzept erarbeitet werden sollte. Im Laufe des Planungsprozesses wurde das Freiraum- und Spielflächenentwicklungskonzept in zwei Instrumente unterteilt.
Seitdem sind inzwischen fünf Jahre vergangen und das Freiraumkonzept darf nun seinen Weg durch die Gremien aufnehmen. Start ist am morgigen Mittwoch im Umweltausschuss.
Die Ziele des Konzepts werden von der Verwaltung in hehren Worten geschildert:
„Der Freiraum steht im Rahmen einer Stadtentwicklung, die auf sich verändernde Herausforderungen reagieren muss, stetig unter Druck. Die trockenen und heißen Sommer der Jahre 2018, 2019 und aktuell in 2022 mit sog. Tropennächten in denen die Menschen in dicht bebauten innerstädtischen Lagen besonders betroffen waren, lässt deutlich werden, wie der Klimawandel besonders vulnerable Gruppen der Stadtbevölkerung belasten kann.“
Die Corona-Krise zeige sehr eindrücklich, welche Bedeutung insbesondere der öffentliche Freiraum mit seinen Parks und Grünanlagen als Kommunikations- und Bewegungsraum habe. Hinzu komme noch das Starkregenereignis mit dem sich anschließenden Hochwasser im Juli 2021, welches deutliche Grenzen hinsichtlich der Inanspruchnahme von Freiraum setze.
Zur Umsetzung werden konkrete Maßnahmen und operative Ziele beschrieben. So sollen bereits bis zum Jahr 2025 neue öffentliche Grünflächen realisiert werden; Baumpflanzungen werden explizit genannt. So weit die Theorie.
Die Praxis zeigt währenddessen die gegenteilige Entwicklung: es soll weiter abgeholzt werden. Wie im kleinen Markanapark im dichtbesiedelten Haspe. Dort werden, so die bisherige Planung, zwei Drittel des Bestands an ausgewachsenen Laubbäumen der Kettensäge zum Opfer fallen.
Viele Bäume bleiben nach dem Willen der Politik nicht übrig: Gebäudeumriss und Schallschutzmauer gem. Bebauungsplan. Luftbild: RVR, Grafik: DW.
Begründet wird die Rodung mit dem geplanten Neubau einer Kindertagesstätte und einer Schallschutzmauer auf dem Gelände. Hagen braucht weitere Kitaplätze – soweit, so korrekt. Die Standortwahl erfolgte allerdings ohne Not. Es hätte Alternativen mit weniger Eingriffen in den ökologischen Bestand gegeben.
Der Bau der Kita wird seitens der Verwaltung mit dem Mangel an Betreuungsplätzen im Sozialraum Hestert begründet. Der Markanaplatz liegt außerhalb der Hestert, eines Stadtteils, in dem es andere Möglichkeiten gegeben hätte. Zum Beispiel auf einem Grundstück an der Schlackenmühle, das die Stadt schon einmal im Jahr 2018 der Privatschule FESH angedient hatte. Oder auf dem 30.000-qm-Areal des ehemaligen Klutert-Sportplatzes, mit dem die Verwaltung nach eigenen Angaben nichts anzufangen weiß. Beide Flächen liegen mitten im genannten Sozialraum Hestert – und nicht außerhalb.
Aber es musste unbedingt der Markanapark sein. Nach einer Pressemeldung hatte der Haupt- und Finanzausschuss den Weg freigemacht für eine Veräußerung des Areals an die Hagener Arbeiterwohlfahrt (AWO) – zur Hälfte des Werts.
Böse Zungen behaupten, es handele sich dabei um ein Kompensationsgeschäft für einen von der Bürgerschaft verhinderten Bau am Deerth mitten im Hagener Stadtwald, für den sich AWO-Geschäftsführerin und Mitglied im Jugendhilfeausschuss Birgit Buchholz (SPD) so vehement stark gemacht hatte. Mit der Kita im Markanapark hätte sie wenigstens einen kleinen Ausgleich erzielt.
Würden die Pläne der damit verbundenden Abholzung umgesetzt, wäre das wieder einmal entlarvend für die Hagener Politik. Hochtrabende Papiere, die anschließend in Schubladen verschwinden einerseits und die erbärmliche Realität andererseits. Unterschiede zwischen den einzelnen Parteien sind dabei kaum noch zu erkennen und bestenfalls gradueller Natur.
Die in früheren Zeiten ökologisch gestimmten „Grünen“ unterstützten als beifallgebender Bestandteil der OB-Allianz der Grauens in allen Gemien die Kettensägenpläne; der Naturschutzbeirat, aus dem inzwischen die Vorsitzende und weitere Mitglieder unter Protest ausgetreten sind, wurde in die Beratungsfolge erst gar nicht einbezogen.
Eins wird immer deutlicher: Mit dem verbleibenden Personal in den politischen Gremien der Stadt ist angesichts der Krisen und Herausforderungen, mit denen Hagen zunehmend konfrontiert wird, kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
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