Die Landesregierung will Fördergelder für den Denkmalschutz in den kommenden Jahren weiter kürzen und 2015 sogar ganz einsparen. Wie die Süddeutsche Zeitung am Mittwoch berichtete, geht es um ganze 0,02 Prozent (!) des gesamten Landeshaushalts. Mit Kürzungsvolumina ähnlichen Kalibers hatten schon die Verantwortlichen der Stadt Hagen bei minimalem „Spar“effekt maximalen Schaden angerichtet.
Es ist zu befürchten, dass unter der Kürzungspolitik des Landes möglicherweise auch Hagener Projekte wie das Haus Harkorten zu leiden haben. Dort versucht die Untere Denkmalbehörde mit Mischfinanzierungen, die nach den Plänen der Landesregierung dann nicht mehr möglich wären (siehe Interview weiter unten), noch zu retten, was zu retten ist. Während in die Nebengebäude private Gelder fließen, sähe es für das Haupthaus wohl schlecht aus, sollten die Kürzungen durchgedrückt werden.
Die Landesmittel zur Denkmalpflege sind bereits in den vergangenen 20 Jahren um etwa 60 Prozent verringert worden. 2012 betrugen sie 11,4 Millionen Euro. Im Haushaltsentwurf 2013 sind nun nur noch 9,4 Millionen Euro Förderung vorgesehen, 2014 sollen es 3,4 Millionen Euro sein. Für 2015 ist eine komplette Streichung der Förderung, jedoch bestenfalls ein Betrag von ebenfalls 3,4 Millionen Euro vorgesehen. Als Ausgleich will das Land Darlehen anbieten.
Denkmalpfleger kritisieren, das Land komme seinen Verpflichtungen für den Denkmalschutz, der auch in der Landesverfassung festgeschrieben ist, nicht mehr nach.
„Ein verheerendes Signal“
Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Wolfgang Kirsch, zur geplanten Streichung der Denkmalförderung
Dr. Wolfgang Kirsch ist neben seinem Amt als Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) auch Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes, in dem zahlreiche Vereine und ehrenamtliche Initiativen aus dem Bereich der Denkmalpflege organisiert sind.
Herr Dr. Kirsch, was würde eine Kürzung bzw. Streichung der Fördermittel für den Denkmalschutz in Westfalen bedeuten?
Dr. Wolfgang Kirsch: Das wäre ein verheerendes Signal und würde das Ende des Denkmalschutzes einläuten. Noch im vergangenen Jahr hat die Regierungskoalition deutlich gemacht, dass sie für den Erhalt und den Ausbau steht. Nun lässt sie die Eigentümer von Denkmälern und ehrenamtliche Helfer, die auf die Landesförderung angewiesen sind, allein. Das ist vollkommen unverständlich, zumal bei landesweit rund 90.000 Denkmälern mit geringen Beträgen eine große Wirkung erzielt wird.
Zur Bodendenkmalpflege zählt auch die Archäologie. Welche Auswirkungen hätten die Regierungspläne auf die Ausgrabungsprojekte in Westfalen?
Die Auswirkungen wären gravierend und hätten erhebliche Verzögerungen bei Bauarbeiten zur Folge. Grabungsprojekte kämen zum Erliegen und die Vergangenheit bliebe im Boden versteckt. Selbst Leuchtturmprojekten wie dem Weltkulturerbeantrag von Kloster Corvey wäre damit die Grundlage entzogen.
Sehen Sie Möglichkeiten, einen Ausfall der Landesmittel zu kompensieren?
Nein. Das Problem ist, dass die Denkmalpflege auf einer Mischfinanzierung beruht. Stiftungsgelder fließen in vielen Fällen nur, wenn auch das Land ein Projekt mitfinanziert. Somit würden beispielsweise Gelder der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hier ausfallen und in andere Länder fließen. Angesichts der kommunalen Finanznot können die Städte und Gemeinden nicht einspringen, wenn sich das Land aus der Finanzierung zurückzieht.
Siehe auch hier:
Protest gegen Kürzungspläne: Denkmalförderung in NRW vor dem Aus?
Der Denkmalpflege in NRW drohen drastische Kürzungen. Die Fördermittel des Landes von jetzt noch rund zehn Millionen Euro sollen in den kommenden zwei Jahren angeblich komplett wegfallen. Denkmalschützer schlagen Alarm. Es drohe ein Verlust historischer Substanz. (…)
Quelle: WDR
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