… Hagener Impfzentrum schließt
Am 31. Mai veröffentlichte die Stadt Hagen zum letzten Mal die täglichen Coronazahlen. Ebenfalls eingestellt wurde die wöchentliche Coronastatistik.
Begründet wurde der Wegfall der Mitteilungen damit, dass es „nahezu gar keine coronabedingten Einschränkungen mehr“ gebe und somit „auch die lokale Berichterstattung der Stadtverwaltung immer mehr an Relevanz verloren“ habe.
Eine reichlich merkwürdige Begründung. Nach Ansicht der Verwaltung sind demnach nicht die Fallzahlen maßgeblich, sondern der politisch – im Wesentlichen auf Betreiben der FDP – gewollte Wegfall verpflichtender Schutzmaßnahmen, wie z.B. der Maskenpflicht im Einzelhandel und in anderen geschlossenen Räumen.
Dieser bodenlose Leichtsinn, für den in NRW die noch amtierende schwarz-gelbe Landesregierung verantwortlich zeichnet, zeigt inzwischen Wirkung: Die Infektionszahlen steigen wieder rapide – auch in Hagen.
Zum Zeitpunkt der letzten städtischen Veröffentlichung am 31. Mai betrug die 7-Tage-Inzidenz 215,2, nur zwei Wochen später (Stand: 14. Juni) hat sich die Anzahl der Infizierten pro 100.000 Einwohner auf 519,9 weit mehr als verdoppelt. Sechs weitere Verstorbene sind ebenfalls dazu gekommen.
Angesichts dieser Entwicklung müssten eigentlich alle Alarmglocken schrillen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Das Impfzentrum in der Hagener Stadthalle schließt zum Donnerstag, 30. Juni, teilt die Verwaltung mit. Grund dafür sei die rückläufige Entwicklung der Impfzahlen: Der Bedarf nehme weiter ab und liege derzeit bei rund 120 bis 150 Impfungen in der Woche.
Die Schließung erfolgt, obwohl das Landesministerium Nordrhein-Westfalen das Projekt „Koordinierende COVID-Impfeinheit“ (KoCI) vorerst bis zum 25. November 2022 verlängert hat. Um im Herbst auf einen möglichen Anstieg der Impfnachfrage vorbereitet zu sein, habe die KoCI gemeinsam mit der Stadthalle entsprechende Konzepte entwickelt, damit das Impfzentrum kurzfristig wiedereröffnet werden kann, so die Verwaltung.
Unter ähnlichem Vorbehalt wird dort auch eine regelmäßige Corona-Statistik betrachtet. „Wir können die tägliche Veröffentlichung der Zahlen kurzfristig und jederzeit wieder einführen“, sagt Dr. Anjali Scholten, Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt Hagen. „Sollte die Entwicklung der Coronazahlen wieder relevant für Regeln und Verbote des öffentlichen Zusammenlebens werden, versorgen wir die Bürgerinnen und Bürger auch wieder mit Zahlen aus erster Hand.“
Eine zunehmende Gefährdung der Bevölkerung allein aufgrund steigender Zahlen reicht also nach Ansicht der Verwaltung nicht aus. Weder um eine regelmäßige Information über die Coronafälle wiederherzustellen, noch um eine Impfkampagne zu reaktivieren.
Und dann gab es da auch mal einen Krisenstab unter Leitung des Oberbürgermeisters. Von dem hat man lange nichts mehr gehört – zum letzten Mal, als die Zahl der Infizierten nur einen Bruchteil der jetzigen Coronafälle ausmachte.
Drucken, Mailen, Facebook, Twitter:
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen...