Schon zwischen 1884 und 1976 existierte in Hagen ein Straßenbahnnetz. Hier die 1968 eingestellte Linie 2 der an der Endhaltestelle Hohenlimburg. Foto: Klaus Bärwinkel (CC BY 3.0).
Mit dem Masterplan Mobilität hat sich die Stadt Hagen das Ziel gesetzt, eine Verlagerung der Mobilität vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf Verkehrsmittel des Umweltverbundes (Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV) zu bewirken.
Bis zum Jahr 2035 soll der Umweltverbund einen Anteil von insgesamt 50 Prozent (heute: 38 Prozent) bei den zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel haben. Die übrigen 50 Prozent entfallen in dem Konzept weiterhin auf den MIV (heute: 62 Prozent). Für den ÖPNV bedeutet dies eine Steigerung von heute 19 Prozent auf mindestens 25 Prozent im Jahr 2035.
Vor dem Hintergrund dieser beschriebenen notwendigen Steigerung des ÖPNV-Anteils wurde die Verwaltung im Januar 2020 im Ausschuss für Umwelt, Stadtsauberkeit, Sicherheit und Mobilität damit beauftragt, ein Gutachten in Auftrag zu geben, welches die technischen Möglichkeiten alternativer Verkehrsmittel darstellt. Der Endbericht des Gutachtens liegt nun vor und wird in den Sitzungen des Ausschusses für Umwelt, Stadtsauberkeit, Sicherheit und Mobilität sowie des Ausschusses für Stadt-, Beschäftigungs- und Wirtschaftsentwicklung in der kommenden Woche beraten. Zusätzlich soll ein gemeinsamer Workshop zwischen Politik und Verwaltung stattfinden.
Ziel des Gutachtens war es zu untersuchen, inwiefern sich das heute bestehende ÖPNV-Angebot eignet, die Steigerung des ÖPNV-Anteils zu erreichen. Außerdem sollte geprüft werden, ob höherwertige ÖPNV-Systeme mit größerem Fassungsvermögen und höherer Leistungsfähigkeit besser geeignet sind, den höheren ÖPNV-Anteil zukünftig abzubilden.
Aufgrund ihrer hohen Kapazität, ihrer Fahrplanstabilität und ihres hohen Zuspruchs durch potenzielle Fahrgäste empfiehlt das Gutachten die Straßenbahn als vorrangiges hochwertiges ÖPNV-System für die Stadt Hagen. Die Straßenbahn sei am besten dazu geeignet, die Rückgratfunktion des ÖPNV auf den nachfragestarken Korridoren abzubilden und biete auch für weitere Fahrgastzuwächse die notwendigen Reserven.
Insgesamt sind die vorliegenden Ergebnisse jedoch noch nicht ausreichend, um zum jetzigen Zeitpunkt eine Systementscheidung treffen zu können. „Das Gutachten stellt eine gute Grundlage dar, um weitere Schritte anzugehen“, so Oberbürgermeister Erik O. Schulz. In einem nächsten Schritt sollen wichtige Aspekte zunächst in einem Folgegutachten näher untersucht werden, bevor eine Entscheidung für oder gegen ein System getroffen werden kann.
So sind beispielsweise weitere Untersuchungen zur Trassenfindung notwendig. Ebenfalls ist zu untersuchen, ob sich die einzelnen Korridore aufgrund der topographischen Verhältnisse überhaupt eignen, eine Straßenbahn zu realisieren oder ob insgesamt nicht ein höherwertiges Bussystem geeigneter ist.
Trotz noch ausstehender Untersuchungen hat sich der erste der üblichen Bedenkenträger bereits zu Wort gemeldet. „Teilweise gibt es im Stadtgebiet so erhebliche Steigungen, dass eine Straßenbahn an diesen Stellen allein aus trassierungstechnischer Sicht gar nicht umsetzbar ist“, weiß Baudezernent Henning Keune schon heute.