Ein merkwürdiger Beitrag zum 8. Mai 1945 in der WPWR
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Als die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Opfer zu beklagen. Nach zwölf Jahren nationalsozialstischer Herrschaft bedeutete dieser Tag den politischen, militärischen und moralischen Untergang des verbrecherischen Regimes in Deutschland, das die Welt in den Abgrund gestürzt hatte.
Die WPWR nimmt dieses Datum zum Anlass, die Gewichte zu verschieben. Nicht der mörderische faschistische Expansionsdrang steht im Mittelpunkt der Berichterstattung, sondern ein allierter Bombenangriff, der gar nicht stattgefunden hat. Das erscheint dem Lokalblatt wichtiger. Über die direkte oder indirekte Mitwirkung Hagener Unternehmer und späterer Funktionäre staatstragender Parteien an den Nazi-Verbrechen wird hingegen der Mantel des Schweigens ausgebreitet.
Beispielhaft ist der Brauereibesitzer Carl-Horst Andreas, der – selbst SS-Mann – nach dem 2. Weltkrieg in seinem Betrieb gleich eine ganze Truppe von SS-Verbrechern in leitenden Positionen unterbrachte, darunter Oskar Pahnke, der ebenfalls zum Führungsstab der Andreas-Brauerei gehörte und zu einer wichtigen Figur in der Hagener CDU aufstieg *.
Pahnke wird aktuell in einer Ausstellung in den Niederlanden als einer der Protagonisten des Nazi-Terrors präsentiert. Für die hiesige Lokalpresse ist das kein Thema.
Der Redaktionsleiter der Hagener Lokalredaktion, Jens Stubbe, ein exilierter Breckerfelder, setzt andere Schwerpunkte. Während jemand wie Pahnke in seinem ehemaligen Wirkungskreis in den Niederlanden nach wie vor präsent ist, lenkt Stubbe auf allierte Angriffe ab, die nie stattgefunden haben.
Stubbe sollte sich die Rede des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vergegenwärtigen, der 1985 zum 40jährigen Jahrestag des faschistischen Zusammenbruchs in seiner Rede im Bundestag sagte:
Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.
Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.
Eine Botschaft, die in der Provinz, namentlich bei Redaktionsleitern, bis heute nicht angekommen ist.
* Die SS wurde im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 als „verbrecherische Organisation“ eingestuft. Diese Bewertung betraf die gesamte SS, einschließlich der Waffen-SS.
9. Mai 2023 um 19:15 |
Ich frage mich ständig, warum ist diese Pfeife Lokalredakteur geworden. Ich habe manchmal den Verdacht, ich war da nicht unbeteiligt. Nicht als Entscheider, sondern als Informant.