von Christoph Rösner
Nach vielen Jahren friedlicher und effizienter Zusammenarbeit hatten mein Redaktionschef und ich vor einigen Tagen unseren ersten richtig deftigen Disput auszutragen.
Er – WS – wollte unbedingt, dass ich mich in einem längeren Text zu den Multikrisen und Katastrophen unserer Zeit auslasse.
Ich hatte dazu überhaupt keine Lust, denn mein Kühlschrank ist gefüllt, der Öltank ebenso – hätte nie gedacht, dass man mit Heizöl mal auf der sicheren Seite ist – im Schlafzimmer steigt das Thermometer selbst bei 45 Grad draußen nie höher als auf 20 Grad, und überhaupt, hier oben, hoch über der Stadt und dem Himmel so nah, verwandeln sich die Krisen, die Katastrophen und der Zustand dieser fantastischen Stadt mit der kaputten Couch in tanzende, schillernde Seifenbläschen.
Außerdem hatte ich das letzte Künstlerstipendium vorausschauend und rückstandslos in Wein, Schnaps und Toilettenpapier investiert, mit denen ich auch noch die übernächste Seuche heil werde überstehen können.
Was also soll mir schon passieren?
Soll ich tatsächlich meine wertvolle, tatenlose Langeweile mit Texten über Katastrophen vergeuden, die mich eh nichts angehen? Nö.
Nur eines fehlte noch zu meinem Glück: Live-Musik. Gute Live-Musik, wunderbare, inspirierende Live-Musik! Und am besten draußen bei 45 Grad.
Ein kurzer Blick in den Hagener Veranstaltungskalender, und ich wurde fündig.
Toll, was in Hagen in diesem Sommer alles geboten wird!
Weil Geld bei mir ja keine Rolle spielt, fielen so popelige, konzertante Umsonst&Draußen-Angebote auf der Springe wie „Best of Carmen“ oder „Video-Games in Concert“ vom Theater Hagen am 27. und 28. August ganz schnell durchs Raster (https://www.theaterhagen.de/kalender/alle-termine/?tx_theatre_kalender%5Bmonth%5D=1659312000&tx_theatre_kalender%5Baction%5D=buildKalenderGroupedByWeek&tx_theatre_kalender%5Bcontroller%5D=Kalender&cHash=611899127c1a3c68aca268773002f4bb).
Auch der Muschelsalat ist für mich – aus eben genannten Gründen – völlig uninteressant (https://www.hagen.de/web/de/fachbereiche/fb_49kb/fb_49kb_01/fb_49kb_0103/muschelsalat.html).
Nein, ich will was erleben diesen Sommer! Und deshalb werde ich mir zuallererst eine V.I.P.-Karte für den 10. September auf dem Springeplatz krallen. Für schlappe 149 Ocken werde ich mir dann als Very Important Pimmelträger DAS Musik-Event des Jahres in die verödete Birne knallen lassen. Und ich werde meine Autogrammsammlung um so wundervolle Unterschriften wie die von solchen überirdischen Musiktitanen wie Stefan Stürmer, Tim Toupet oder DJ DNF bereichern. Ja, ist alles im Preis inbegriffen!
Allerdings werde ich mich hüten, dieses Event hier zu verlinken – nachher schnappt mir irgend so ein kulturbegeisterter Hagener noch die letzte Karte weg.
Und damit ich den Spaß längst möglich verlängern kann, steht der 2. Oktober rot und fett in meinem Terminkalender. Dann nämlich ist „Hagener Wiesn Gaudi“ mit Stargast Markus. Endlich mal ein Großkünstler samt Song, den ich mitgrölen kann. Wie gesagt, ich will Spaß, ich will Spaß!
Vorher aber werde ich mir vom 12. bis 14. August beim Springefest mit Live-Musikuntermalung meinen über viele Jahrzehnte durch die Hagener Sterne-Gastronomie geschulten Gaumen kitzeln und verwöhnen lassen.
Und I frrroi mi so, dass ich bei all diesen wundervollen Musikereignissen endlich auch diesen neuen, einzigartigen Erguss deutscher Dichter- und Denkerlyrik über eine Puffmutter live erleben werde und mit tausenden gleichgesinnten Musikenthusiasten singend die Freiheit verteidigen darf.
Den Link dazu gibt´s hier: https://www.youtube.com/watch?v=iZV7akaSo0s
Ach, übrigens: Die schriftliche Interviewanfrage zum Song beantwortete Eric leider nur mit einem knappen „Fuck“.
24. Juli 2022 um 03:39 |
so so ( ? )