Obrigkeit verordnet Maulkorb

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Schülerin kritisiert laschen Umgang mit Corona an Schulen – Das geht ja gar nicht!

Yasmin ist 13 Jahre alt und besucht die Heinrich-Heine-Realschule in Hagen-Boelerheide. Sie ist Asthmatikerin und weigerte sich deshalb, in ihrer Klasse unterrichtet zu werden. Ihre Begründung: Es gäbe zu viele nicht geimpfte Schüler und Lehrer und als Risikofall wolle sie sich nicht einer vermeidbaren Gefahr einer Infektion aussetzen, obwohl sie selbst geimpft ist.

Also setzte sie sich mit Tisch, Stuhl und Laptop auf den Schulhof, denn sie wollte schließlich ihrer Schulpflicht nachkommen und nichts versäumen.

„Mit einer ungewöhnlichen Aktion will unsere Schülerin Yasmin darauf aufmerksam machen, wie hoch die Corona-Ansteckungsgefahr zur Zeit in Schulgebäuden und Klassenräumen im „@BildungslandNRW“ ist: sie arbeitet alleine in der Kälte auf dem Schulhof!“ twitterte die Schule.

Aus Gründen der Fürsorgepflicht bitte die Schulleiterin Yasmin aber hin und wieder ins Gebäude, damit sie sich aufwärmen kann, berichtete die WPWR. Dazu dürfe das Mädchen das leerstehende Büro einer Vertrauenslehrerin aufsuchen. Dort verbringe sie auch die Unterrichtspausen, in denen sich ihre Mitschüler auf dem Schulhof aufhalten. „Yasmin ist ein Mensch, der weiß, was er will“, berichtet Cornelia Weber, ihre Pflegemutter: „Ich stehe voll hinter dem, was sie tut.“

Auch Schulleiterin Corinna Osman unterstützt die Aktion der Schülerin, sie sei aber desillusioniert, sagte sie der WPWR. Die Einhaltung der Corona-Hygieneregeln könne man an einer Schule nicht garantieren.

Die engagierte Pädagogin gab auch gegenüber dem WDR ein Statement ab (siehe hier). Das war offenbar schon alles zu viel für die Obrigkeit. Das Hagener Jugendamt kündigte laut Presse an, ein schulpsychologisches Gutachten einholen zu wollen, weil es „das Wohlergehen des Mädchens gefährdet“ sieht.

Sollte die Schülerin die Aktion auf dem Schulhof dennoch fortsetzen, werde er eventuell ihre Inobhutnahme anordnen, drohte Reinhard Goldbach, Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales, nach Angaben der WPWR.

Die Schülerin konnte zu dem Zeitpunkt weiter auf die Rückendeckung ihrer Schulleiterin vertrauen: „Wenn Yasmin aber darauf besteht, auf dem Schulhof zu bleiben, dann werden wir sie nicht daran hindern. Wir versorgen sie mit Tee, und sie wärmt sich regelmäßig im Gebäude auf. Wir sorgen dafür, dass sie nicht auskühlt“, versicherte die engagierte Pädagogin der Presse und betonte: „Yasmin möchte auf Missstände hinweisen, und das finde ich gut. Sie ist kein Kleinkind mehr, sondern ein sehr reflektierter Mensch. Sie will kämpfen.“

Mit solchen freimütigen Stellungnahmen ist es seit gestern und einem „Gespräch“ mit der bei der Bezirksregierung Arnsberg angesiedelten Schulaufsicht vorbei. Die Schulleiterin wollte sich „im Detail“ nicht äußern, berichtete die WPWR. Aufschlussreich ist allerdings die Aussage des Sprechers der Bezirksregierung: „Sie müssen sich von der Vorstellung verabschieden, dass unsere Behörde par ordre du mufti agiert. Unsere Aufgabe ist Kommunikation.“ So nennt man heute das Umhängen von Maulkörben.

Den hat das Jugendamt der Stadt Hagen auch der 13-jährigen Yasmin verordnet, wie der WDR berichtete. Sie darf nicht mehr mit Medien sprechen. Ein neuer Höhepunkt im Agieren von Verwaltung und Politik in Hagen.

Sowohl Arnsberg als auch Hagen wollen offensichtlich auf jeden Fall verhindern, dass ihr Versagen in der Corona-Politik weiter hohe Wellen schlägt.

Die Bezirksregierung muss als untergeordnete Behörde des Landes die Verantwortlichen in Düsseldorf decken, beispielsweise die irrlichternde Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), die schon längst wegen Überforderung hätte entlassen werden müssen.

Und die Stadt Hagen? Die hat sich in fast zwei Jahren Corona-Pandemie oft genug damit hervorgetan, ihre spezielle Freunde mit Vorzugsbehandlungen zu beglücken – selbst wenn es offensichtlich rechtswidrig war, wie bei einer Ausnahmegenehmigung für ihren Diskokumpel zu einer Zeit, als auch das laut Landesverordnung nicht zulässig war.

Bezeichnend ist auch, dass die Stadt bisher nur 27 Luftfilter für Schulen bestellt hat, und das auch erst nach erheblichen Widerständen. Ein Armutszeugnis.

Ersatzweise schlagen die Obrigkeiten jetzt umso härter zu – mit einer 13-jährigen Schülerin, ihren unter Aufsicht des Jugendamts stehenden Pflegeeltern und einer weisungsgebundenen Schulleiterin kann man es ja machen.

Die eigenen Fehler und Versäumnisse sollen damit möglichst unter den Teppich gekehrt werden. Wie immer.

Die Heinrich-Heine-Realschule scheint aber den Einschüchterungsversuchen zu trotzen und twitterte gestern Abend: „Wir sind überwältigt von der großartigen Unterstützung für #SupportYasmin und den vielen Spendenanfragen, Geschenken, Rechtshilfe uvm. #Yasmin haben alle Kommentare sehr gefreut und bestärkt in ihrer Sache. Sie möchte sich ganz herzlich dafür bedanken.“

2 Antworten to “Obrigkeit verordnet Maulkorb”

  1. ElkeOverhage Says:

    Jasmin T. (13) Schülerin aus Hagen verweigert Schule mit Ungeimpften. Jasmin zeigt gesellschaftliches Engagement. „Erwachsene“ sollten sich anhören, was sie zu sagen hat. Auch das Jugendamt der Stadt Hagen sollte der Schülerin besser zuhören, statt ihr einen Maulkorb zu verpassen
    Beitrag „Schülerin aus Hagen verweigert Schule mit Ungeimpften“ 12.01 2022 und 13.01.2022 Lokalzeit aus Dortmund
    Und auch stark, wie die Schulleiterin der Heinrich Heine Realschule hinter Jasmin steht.
    Zitat Realschule:
    „Unsere Schülerin Yasmin ist ein sehr reflektierter junger Mensch und möchte auf Missstände rund um die schulischen Corona-Maßnahmen hinweisen. Das Jugendamt der Stadt Hagen möchte das verhindern und spricht von Inobhutnahme!“
    Der Leiter des Jugendamtes der Stadt Hagen hat eine sonderbare Haltung zur Partizipation von jungen Menschen. Dem betroffenen Mädchen zu unterstellen, sie würde nicht überblicken, was sie da tut, macht nur deutlich, dass er wenig Zugang zur Lebenswelt von Jugendlichen hat.

  2. Umleitung: selbstsichere Dumme, antisemitischer Antizionismus, Luca-App, Batterieautos, Denkmäler, ein Vernichtungsort, Achternbusch, die Obrigkeit und eine Reise in die Bretagne – zoom Says:

    […] Obrigkeit verordnet Maulkorb: Schülerin kritisiert laschen Umgang mit Corona an Schulen – Das geht ja gar nicht! … doppelwacholder […]

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