Hitze in der Stadt: Bäume und Schatten nötig

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Botschaft in Hagen noch nicht angekommen

Aufgrund des Klimawandels werden auch in Deutschland immer mehr heiße Sommertage gezählt. Die Tropennächte nehmen zu, also Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 °C sinkt. Dies belastet insbesondere vulnerable Gruppen in stark verdichteten Innenstädten.

Das Phänomen deutlich höherer Temperaturen in Städten gegenüber dem Umland wird als „Urbaner Hitzeinseleffekt“ bezeichnet. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA) hat nun systematisch untersucht, wie sich in Innenstadtquartieren und in den Gebäuden dort kühlere Temperaturen erreichen lassen.

UBA-Präsident Dirk Messner: „Wir sind dem Hitzeinseleffekt nicht schutzlos ausgeliefert. Mit deutlich mehr Grün, vor allem neuen Bäumen und mehr Verschattung durch außenliegenden Sonnenschutz sowie Dach- und Fassadenbegrünung lässt sich der Aufenthalt im Freien und die Temperaturen in den Wohnungen wesentlich angenehmer gestalten. Neben neuen Bäumen müssen wir vor allem den alten Baumbestand in den Städten schützen – und ihn bei anhaltender Trockenheit regelmäßig bewässern.“

Auch die sich aufheizende Bebauung insbesondere mit dunklen Flächen wie etwa Asphalt und Motorabwärme tragen zur Hitzeinselbildung in Städten bei.

Alles keine neuen Erkenntnisse, aber in Hagen ist die Botschaft noch immer nicht angekommen. Erst gestern berichtete DOPPELWACHOLDER.DE darüber, wie die mit viel Steuergeld erstellten einschlägigen Gutachten in den Schubladen des Rathauses verschimmeln und eine Umsetzung der darin enthaltenen Konzepte weiter in die Zukunft verschoben wird.

„Kommunales Leuchtturmvorhaben“

Da gibt es beispielsweise ein „Integriertes Klimaanpassungskonzept Hagen“, ein Papier, das mit finanziellen Mitteln des Bundesumweltministeriums erstellt wurde. Es war natürlich nicht einfach eine Anleitung zum lokalen Umgang mit den Folgen der Klimakrise, sondern ein „Projekt“, das sogleich zu einem „Leuchtturmvorhaben“ geadelt wurde.

Betrachtet man die Ergebnisse heute, lässt sich nur feststellen: Der Leuchtturm ist erloschen und die HMS (His Mayor’s Ship) Hagen steuert orientierungslos auf die Klippen zu. Das „Projekt“ hatte eine Laufzeit von genau drei Jahren (01.09.2015 bis 31.08.2018), danach waren die Fördergelder aufgebraucht und die vielen schönen Vorschläge wurden zu den Akten gelegt.

Oberbürgermeister Erik Olaf Schulz betonte in seinem Vorwort zum Klimakonzept noch, die „notwendige Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ rücke „zunehmend in den Fokus kommunaler Daseinsvorsorge – so auch in Hagen“.

Es werde nun darauf ankommen, die Erkenntnisse der Untersuchung in „konkretes Handeln auf dem Weg in eine nachhaltige Stadtentwicklung zu überführen“. Davon ist auch fast vier Jahre später nicht viel zu sehen.

„Gebührenfinanzierter Haushalt des WHB“

In den „Maßnahmensteckbriefen“ des Gutachtens findet sich der Punkt „Thermische Entlastung durch offene Wasserflächen“. Dort wird gefordert, bestehende Wasserflächen und Fließgewässer seien zu erhalten und klimawandelgerecht zu optimieren, um die Hitzebelastung für die Bevölkerung zu verringern. „Insbesondere die Offenlegung und naturnahe Gestaltung vormals verrohrter Gewässer bzw. Bachläufe bieten großes Potential.“

Die Stadt Hagen habe zahlreiche verrohrte Bäche im Stadtgebiet, die durch Offenlegung und/oder Renaturierung städtebauliche Gestaltungspotentiale habe, Hochwasser- und Überflutungsschäden mindern und als thermische Entlastungsräume fungieren könnten.

Passiert ist nichts. In einem Sachstandsbericht zur Umsetzung des Integrierten Klimaanpassungskonzepts vom März 2021 behauptet der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH):

„Die Schaffung von Wasserflächen, die nicht der Abwasserbeseitigung dienen, kann aus dem
gebührenfinanzierten Haushalt des WBHs jedoch nicht umgesetzt werden, da eine diesbezügliche gesetzliche Verpflichtung nicht existiert.“

Der WBH hat aber keine Probleme damit, jährlich Millionenüberschüsse an die Stadtkasse zur freien Verwendung auszuschütten, obwohl Gebühren ausschließlich die Kosten der erbrachten Leistungen decken sollen.

Wie dumm muss ein Hagener Kommunalpolitiker sein?

Ein anderer „Steckbrief“ empfiehlt die Förderung der Außenbeschattung. Die könne über das Anpflanzen großkroniger Laubbäume erreicht werden, die in den Wintermonaten wiederum das Sonnenlicht in die Gebäude lassen.

Auch keine neue Erkenntnis, für die es nicht unbedingt eines Gutachtens bedurft hätte. Für die Akteure in der Bezirksvertretung Haspe aber schon, denn diese Experten hatten es kurz vor der Veröffentlichung noch geschafft, nach jahrelangen Bemühungen die schattenspendenen Bäume in der Voerder Straße der Säge zu opfern. Begründung: „Die Bäume verschatten den Straßenraum.“

Wie dumm muss man eigentlich sein, um in Hagen Kommunalpolitiker zu werden?

Ähnlich sieht es bei der „Förderung urbaner Durchgrünung“ aus, die ebenfalls in den „Steckbriefen“ postuliert wird: „Von hoher klimaökologische Bedeutung sind insbesondere innerstädtischen Grünflächen, Parkanlagen als auch kleine, z.T. isoliert liegende Grünflächen, denen eine besondere Bedeutung als lokal wirksame Ausgleichsräume zukommt.“

So wie der kleine Markanapark, ebenfalls in Haspe, der zum größten Teil abgeholzt werden soll. Wiederum abgenickt von der Bezirksvertretung Haspe, die sich fest als erkenntnisresistenter Klamaukverein manifestiert hat.

Angesichts solcher Zustände und dieser Ignoranz klingt es fast verzweifelt, wenn die Autoren des Klimaanpassungskonzepts flehentlich darum bitten: „Die Verantwortlichen Akteure müssen sich den notwendigen Aufgaben stellen bzw. diese annehmen.“

2 Antworten to “Hitze in der Stadt: Bäume und Schatten nötig”

  1. Gerhard Engler Says:

    Es gibt noch mehr Bausünden in Hagen: Der Discounter Aldi und Edeka an der Altenhagener Str. haben je einen eignen Parkplatz mit Pseudobäumchen die nicht gedeihen, da sie kein Wasser zusätzlich bekommen – riesige Flächen, die nur zu 20-40 % ausgelastet sind. Eigentlich hätten die damalige Bauerlaubnis auf Gewerbegrundstücken zusammen erfolgen sollen. Aber man trickste und beschloss entgegen des Votums der Bezirksregierung Arnsberg dies durchzudrücken – Alidi und Edeka allenorten, damit man Geld-Kapazitäten abschöpft! Die Grüne Hildegard Kingreen mahnte eine Dachbegrünung an: – wurde einfach überstimmt: jetzt öde leere Flächen und viel zu wenig Kundschaft – die strömt ins Land des Kaufens!

  2. Umleitung: Natur & Nazis, SLAPPs, Messenger, irrationale Akteure, Hitze in der Stadt und Streik beim WDR – zoom Says:

    […] Hitze in der Stadt: Bäume und Schatten nötig … doppelwacholder […]

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