ÖPNV-Studie: Entfernung zur Haltestelle ist nicht das Problem
Eine zentrale Begründung der Hagener Verwaltung für das von ihr betriebene Pushen der Aufstellung von E-Tretrollern ist die angebliche „Lösung für die letzte Meile“. Damit soll die Entfernung zwischen ÖPNV-Haltestelle und Wohnung oder Arbeitsplatz überbrückt werden.
Eine repräsentative Studie des Forschungsinstituts Kantar im Auftrag von Allianz pro Schiene, BUND und Deutschem Verkehrssicherheitsrat belegt hingegen, dass „die letzte Meile“ nicht entscheidend bei der Wahl des Verkehrsmittels ist.
Die Studie zeigt deutlich, dass die Menschen mehrheitlich nicht die Entfernung zur nächsten Haltestelle als Problem empfinden, sondern die als zu selten empfundenen Abfahrten an einer Haltestelle. Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, betonte denn auch: „Damit haben wir die klare Erkenntnis, dass nicht die Entfernung, sondern die Taktung die Menschen unzufrieden macht.“
Jede dritte Person in Deutschland ist laut Studie unzufrieden mit der Erreichbarkeit von Bus und Bahn am eigenen Wohnort. Die Befragten wünschen sich mehrheitlich eine deutlich bessere Taktung von Bus und Bahn. Unzufriedenheit gibt es auch mit der Infrastruktur und der Sicherheit von Rad- und Fußverkehr.
Das Ergebnis der Studie widerlegt die Argumentation der Hagener Verwaltung. Die „letzte Meile“ ist nicht das Problem. Es ist nur eine nicht belegte Behauptung, die auch aus einem anderen Grund unsinnig ist. In der Regel befindet sich am Ziel (Wohnung oder Arbeitsplatz) kein gekennzeichneter Abstellplatz für den Spielzeugroller. Ein solcher Stellplatz ist aber notwendig, um die Fahrt ohne weitere Kosten beenden zu können.
Dass die sinnfreie E-Roller-Manie offenbar von einem einzelnen Mitarbeiter der Verwaltung vorangetrieben wird, hat sich inzwischen wohl auch in den Kreisen der Vorlagenverfasser und -unterschreiber (der Beigeordneten Arlt, Keune und Gerbersmann) herumgesprochen.
Da der Apparat es aber nicht gewohnt ist, Fehler und Irrtümer einzugestehen, haben sich die Verantwortlichen deshalb strategisch neu aufgestellt und ihr Spektrum erweitert. Neuerdings, wie jüngst in der Bezirksvertretung Hohenlimburg, wird der eigentliche Kern des Anliegens – die Verbreitung der Tretroller – in ein Umfeld anderer Fahrzeugtypen eingebettet, die eine bessere Akzeptanz versprechen: E-Fahrräder und Lastenräder.
Der Roller-Vermarkter hat sich inzwischen aus seinem ersten Testgebiet Haspe schon wieder zurückgezogen. Hoffentlich bleibt es dabei.
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