Kersting schließt Ende März

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Buchhandlung gibt nach 130 Jahren auf

Für Generationen von Schülern und Studenten war Kersting die Quelle ihrer Wahl für den notwendigen Lesestoff. Dort erwarben sie nicht nur die Schulbücher und die Literatur fürs Studium. Jetzt gibt die Hagener Traditionsbuchhandlung ihren letzten verbliebenen Standort in Hagen-Emst auf.

Gegründet wurde die Buchhandlung 1887 in Eilpe, aber schon 1896 wurde der Laden in die Bergstraße 78 verlegt. Dort, gegenüber des Fichte-Gymnasiums, residierte über Jahrzehnte der Stammsitz der Kerstings. Später kamen Filialen in der Voerder Straße in Haspe, in der Badstraße gegenüber der Ricarda-Huch-Schule und an der oberen Haldener Straße in unmittelbarer Nachbarschaft der Fachhochschule Hagen dazu.

Der Niedergang begann mit der Ausbreitung des Marktradikalismus. Plötzlich mussten Schulbuchaufträge europaweit ausgeschrieben werden und damit brach das „Brot- und Buttergeschäft“ weg. Zwar besteht in Deutschland glücklicherweise noch die Buchpreisbindung, aber z.B. über Freiexemplare und Rabatte für Großeinkäufer konnten sich kapitalkräftige Buchhandelsunternehmen Vorteile verschaffen, die örtliche inhabergeführte Buchhändler nicht mehr auffangen konnten.

Dazu kamen die Abwicklungen der Pädagogischen Hochschule und der Fachhochschule Hagen. Die einzelnen Standorte wurden in der Folge geschlossen und ein neuer Laden in der Hohenzollernstraße eröffnet, der allerdings von Anfang an einen schweren Stand hatte, um sich gegenüber der Konzernkonkurrenz (heute: Thalia) zu behaupten.

2011 verlegte Kersting dann dieses einzig verbliebene Geschäft nach Emst. Auch dort ist jetzt Schluss, wie Kersting es – ausgerechnet – über Fuckbook mitteilte. Man hatte sich zuletzt offenbar noch etwas davon versprochen, auch die asozialen Medien zu nutzen. Ein Irrtum.

3 Antworten to “Kersting schließt Ende März”

  1. Allan Qutermain Says:

    Wird aus der Voerder Straße die Kölner Straße in Haspe, dann stimmt das mit dem Standort der ehemaligen Hasper Filiale.
    Heute ist dort eine Zweigstelle eines Bärchen Sozialdienstes
    unter gebracht.

    Nicht nur die Buchhändler stöhnen über den Marktradikalismus.

    Auch den öffentlichen Büchereien bleibt die Kundschaft fern.

    Welches Kind oder Erwachsener nimmt in Zeiten von DSDS, GTNM, Kakerlakenspeisung, oder Pokemon noch ein Buch in der Hand? Zum lesen wohlgemerkt.

    Alle Welt scheint zu „Daddeln“ oder die Funke am Ohr an operiert zu haben. Da wird auf „Deubel komm Raus“ gequatscht, was die Sprache so her gibt.
    Ob es den anderen gefällt oder nicht, man muss diese Konversation (mit-) ertragen.
    Das ist einer der Gründe, warum ich den ÖPNV ungerne nutze.

    Wenn der Busfahrer oder man sich über diese Rotzlöffel beschwert, kommen dann so Worte wie,

    „Eh, willst du einen auf die Fresse haben“.

    Aber zurück zu den öffentlichen Büchereien.

    Wer weiß den als Erwachsener, dass man für einen Jahresbeitrag von 15 Euro, sich die ganze Palette von gedruckten Büchern auf seinen PC, TAB oder Phon laden kann?

    Man ist mit anderen Büchereien einen Verbund eingegangen.
    Was Hagen nicht hat an Lesestoff, hat bestimmt die Bücherei in München oder Flensburg auf Lager.
    Und das schönste daran ist, man merkt davon nichts als Leser.

    Auch sind den wenigsten Bürger die Literatur-Abende oder andere Lesungen von Autoren in den Büchereien bekannt.

    Schade finde ich, dass bei den klammen Kassen der Kommunen,
    die Büchereien nicht besser gefördert werden.

    Was die Glotze nicht schaft, die Politik züchtet sich eine Nachkommenschaft von Analphabeten heran.

    Den Rest erledigt jetzt das wöchentliche Schulschwänzen
    am Freitag. Was von der Politik auch gut geheißen wird.
    Schulpflicht war einmal. Es geht ja um die gute Sache.
    Warum man nicht Samstags oder Sonntag demonstrieren kann,
    das große Rätsel.

    Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

    • ws Says:

      Die Hasper Kersting-Filiale befand sich über Jahrzehnte in der Voerder Straße 2. Erst nachdem das Haus Ende der 1980er Jahre abgerissen wurde, zog die Buchhandlung in die Kölner Straße um.

  2. Umleitung: Endlich mal wieder Blogs besuchen … | zoom Says:

    […] Hagen: Kersting schließt Ende März. Buchhandlung gibt nach 130 Jahren auf … doppelwacholder […]

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