Erst verrotten lassen, dann verscherbeln

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Land bietet alte Hasper Polizeiwache zum Spottpreis an

Der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) bietet die ehemalige Polizeiwache Haspe zum Kauf an. Damit dürfte ein Abriss des nächsten traditionsreichen Gebäudes in der Stadt vorprogrammiert sein.

Angepriesen wird eine „spätklassizistische Villa mit Gartenteich“, errichtet im Jahre 1858 auf einem 1.709 qm großen Grundstück „im 1929 eingemeindeten Ortsteil Haspe“ – soviel Geschichte muss sein. Als Immobilienart gibt der BLB „Büro-/Praxisgebäude (Altbau)“ an.

Laut Objektbeschreibung bildet die Villa das Hauptgebäude des Grundstücks. Sie ist baulich verbunden mit einem Nebengebäude in Fachwerkbauweise. Als Büro- und Verwaltungsgebäude diente die Liegenschaft der Kreispolizeibehörde Hagen als Polizeidienststelle. Die Gesamtbebauung verfügt über 4 Garagen und eine Mietfläche von rund 816 m² (incl. Nebengebäude). Auf dem Grundstück befinden sich 12 Stellplätze, ein Gartenteich und alter Baumbestand.

Das riecht erst einmal alles nach einer repräsentativen Liegenschaft, für die sich leicht eine attraktive Nutzung finden lassen müsste. Dazu bestehe die unmittelbare Umgebung aus „überwiegend freistehenden Wohn- und Geschäftsbauten“.

Stutzig macht allerdings der Kaufpreis: 135.000 Euro – provisionsfrei. Das entspricht einem Quadratmeterpreis von 79 Euro – ohne aufstehende Gebäude. Ein Abriss ist offenbar schon eingepreist. Die Bodenrichtwertkarte der Stadt Hagen gibt für diesen Bereich 155 Euro an, für die gegenüberliegende Straßenseite sogar 220 Euro.

Der Wink mit dem Zaunpfahl kommt umgehend: Die Stadt Hagen spreche dem Gebäude Berliner Str. 106 zwar eine städtebauliche Bedeutung zu – Denkmalschutz bestehe aber nicht.

Das Exposé geht dann ins Detail. Demnach ist das Hauptgebäude modernisierungs- und sanierungsbedürftig. Das Einfamilienhaus ist baufällig und einsturzgefährdet und kann nicht mehr betreten werden. Bauunterhaltung zum Werterhalt des öffentlichen Eigentums hat das Land offensichtlich seit vielen Jahren vermieden.

Verantwortung in Richtung Denkmalschutz schiebt der BLB geschickt auf die Stadt Hagen ab. Die städtebauliche Bedeutung ergebe sich „nach Angabe der Stadt Hagen“ im Zusammenhang mit den Nachbargebäuden aufgrund seiner prominenten Lage an der Ausfallstraße von Haspe nach Hagen. Das kubische Gebäude mit Attikageschoss und Zeltdach, dessen Hauptfassade mit drei Zwillingsachsen gestaltet ist, werde im Ensemble mit den Nachbargebäuden als „geschmackvolle Aufreihung von Villengebäuden“ beschrieben. Daher sei das Gebäude Berliner Str. 106 als erhaltenswert im Sinne von § 25 DSCHG NW eingestuft worden.

Entscheide man sich für den Erhalt der Gebäude, seien vielfältige Nutzungsmöglichkeiten denkbar. Ein möglicher Abbruch oder Teilabbruch bedarf „der Klärung mit der Stadt Hagen“.

Der skandalumwitterte Bau- und Liegenschaftsbetrieb sieht sich damit auf der sicheren Seite. Es ist das alte Spiel in Stadt und Land: Öffentliches Eigentum verrotten lassen und den Schwarzen Peter nach unten weiterreichen. Schließlich muss ja „gespart“ werden, während es Großkonzernen weiter gestattet ist, ihre Gewinne in Räuberhöhlen wie Luxemburg mit 0,1 Prozent zu versteuern.

2 Antworten to “Erst verrotten lassen, dann verscherbeln”

  1. A. Quatermain Says:

    Das ganze erinnert an die Brandt-Villa.
    Auch diese wurde vom Sohnemann verscherbelt, um dann schließlich auf diesem Grundstück Eigentumswohnungen zu bauen.
    Kleines Rechenbeispiel, Sohnemännchen wollte
    zuletzt 1,2 Millionen dafür haben.
    Errichtet wurden Eigentumswohnungen für einen Verkaufspreis von 10,8 Millionen Euro.

    Vergessen bei der Expose der Polizeiwache wird,
    nicht nur Schusssichere Fensterscheiben in der Parterre, sondern auch das man beim Kauf dieser Immobilie als Nachbarn eine Mädchenunterbringung kostenlos mit erwirbt. .
    Da kommt im Sommer richtig Freude auf, wenn diese Pupertierenden Gören die Hinterhöfe der Berliner Str. unsicher machen. Umgeschmissene Mülleimer und Behinderung des ÖPNV, durch sitzen auf der Straße ist noch Kleckerkram.

    Es wird noch eine Villa auf der Berliner Str. angeboten!
    Das letzte Haus auf dieser Straßenseite Richtung Hagen.
    Die Besitzer wollen „nur“ 850.000 Euro haben.
    Dafür bekommt man Stuckverzierte hohe Wände kostenlos mit.
    Auch dürfen einen die Heizkosten nicht so schocken.

    Wie sagte so schön der Ex-Bürgermeister von Haspe:

    „Die Berliner Str. ist eine Verkehrsberuhigte Straße“.

    Als Anwohner fühlt man sich von diesen Politikern verscheißert.

  2. A. Quatermain Says:

    Den letzten Satz, „ihre Gewinne in Räuberhöhlen wie Luxenburg mit 0,1 Prozent versteuern“ stimmt nicht ganz.

    Vor ein paar Tagen noch einen Bericht im Fernsehen gesehen, wo die Vorsitzende eines Untersuchungsausschusses in England,
    die Manager von Amazon gefalltet hat.

    Die Klamotten kommen aus Lager in England,
    die Pikker sind Engländer,
    das Paket wird aus England zum Kunden versendet,
    (mit der lustigen Aufschrift AMAZON Luxenburg Ltg.)
    die Rechnung der Kunden wird in England gedruckt,
    und das Geld der Kunden landet auf Konten in England.

    Von dort wird es auf Konten in Luxenburg verschoben.
    Erst dort wurde im Jahre 2013 die ungeheure Summe von etwas über Eintausend Euro an Steuern bezahlt.

    Aber keine Panik, nicht nur Weltkonzerne wie Pepsi, Mc. Dof, Coca,
    Apple, Shell, BP, etc. machen diese Steuerverschiebung.

    Auch in Deutschland gibt es das.
    Spontan fällt mir Kaffee Krüger dazu ein.
    Der hat ein Klüngelgeschäft mit der Kommune und dem Finanzamt abgeschlossen. Alles Nichtöffentlich.

    Auch LIDL oder ALDI verschiebt seine Erlöse vor Steuern in Familienstiftungen. Man investiert in Golfplätze, Hotels und alte Meister. Oder man macht es wie der alte Würth,
    der hat gerade sein Achtes Museum eröffnet.

    So kann man noch öffentliche Fördergelder mit abgreiffen.

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