Gesamtschule hat Zukunft

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An der Hasper Gesamtschule herrscht zurzeit Jubiläumsstimmung. Während die Politik über neue Schulformen debattiert und entsprechende Gesetze verabschiedet, hat die Gesamtschule Haspe im November bereits ein Viertel Jahrhundert als moderne Lehranstalt überstanden. Die WR sprach mit Schulleiterin Heike Brauckhoff-Zaum über Perspektiven und das Festprogramm.

Heute diskutieren wir über das für und Wider zur Einführung der Sekundarschule. Als die Gesamtschule vor gut drei Jahrzehnten ins Leben gerufen wurde, gab es damals schon hitzige Debatten. Gibt es da Parallelen?

Das muss sich erst noch zeigen. Mit Blick auf die Gesamtschule ist aber auf jeden Fall festzustellen, dass sich die Schulform, die ja damals in erster Linie die Eltern durchgesetzt haben, bis heute bewährt hat und sich auch neben der Sekundarschule weiterhin bewähren wird. Das hat insbesondere das Zentralabitur gezeigt. Hier schneiden unsere Schüler hervorragend ab.

Sie haben also nicht die Befürchtung, dass die Gesamtschule unter der Einführung der neuen Schulform leiden könnte?

Nein, ganz im Gegenteil. Wir wissen ja noch gar nicht so ganz genau, wo der Weg in Hagen hinführen wird. Welche Schule wird Sekundarschule, welche Schulen kooperieren miteinander, wie ist die Ausstattung. In dieser Hinsicht sind wir für viele Eltern eine feste und beständige Größe in einer sich ändernden Schullandschaft. Schon heute müssen die drei Gesamtschulen in Hagen Jahr für Jahr Schüler abweisen, weil mehr Anmeldungen vorliegen als Plätze zur Verfügung stehen. (…)

Quelle: DerWesten

Anmerkung: Die Zahl der abgewiesenen Schüler bewegt sich in einer Größenordnung, die die Einrichtung zweier weiterer Gesamtschulen rechtfertigen würde. Der von der Politik jahrelang als angeblicher Maßstab hochgehaltene „Elternwille“ entpuppt sich hierbei als reiner Begriff der politischen Propaganda. Keine der im Hagener Rat agierenden Fraktionen hat es für nötig gehalten, in dieser Frage eine ernsthafte Initiative zu ergreifen und weitere Gesamtschulen einzufordern. Auch von den Standesorganisationen der Lehrer war in dieser Frage nur ein beständiges Schweigen zu vernehmen. Politischer (und auch persönlicher) Opportunismus ist offensichtlich wichtiger als die Abschaffung eines in Europa einzigartigen Klassenschulsystems.

Eine Antwort to “Gesamtschule hat Zukunft”

  1. degree37celsius Says:

    Die Anmerkung verunklart zwei unterschiedliche Sachverhalte.

    Das Schulgutachten wurde ursprünglich in Auftrag gegeben, weil der demographische Faktor die Zusammenlegung und Schließung von Schulen geradezu erzwingt, wenn man nicht künftig fast nur noch einzügige Zwergschulen haben will. Aufgabe des Gutachters war, zu ermitteln, welche unterschiedliche Herkunftszusammensetzung der Grundschulschülerschaft es an den Hagener Grundschulen gibt, welche Übergangsquoten auf die bestehenden weiterführenden Schulen existieren und Vorschläge zu unterbreiten, wie im Sinne der besseren Entzerrung einseitiger Zusammensetzungen der Schülerschaft an einzelnen Grundschulen, diese zusammengelegt, geschlossen usw. werden könnten. Zusatzthema ist hierbei die gern beschworene Inklusion.

    Der Gutachter hat offenbar die besondere Rechtsform der staatlichen katholischen Bekenntnisgrundschulen nicht beachtet und schlichtweg für diese eine deutliche Aufnahme von Kindern aus nichtkatholischen Familien berechnet, um zu einer besseren Verteilung zu kommen. Dies hat ja bereits berechtigten, aber ungeschickt formulierten Leserbriefprotest aus der muslimisch-türkischen Elternschaft der Hegemann-Grundschule ausgelöst (dessen interessegeleitete Schlussfolgerung – des Erhaltes „ihrer“ Schule – aber keinesfalls logisch zwingend ist) und dieser wiederum deutlich ressentimentgeladene und von jeder Sachkenntnis freie Reaktionen „christlicher Leitkultur“ – nicht jedoch eine längst überfällige Debatte über die antiquierten Exklusionsinteressen der zu 100% staatlich finanzierten staatlichen konfessionellen Bekenntnisschulen, an denen die anmeldenden Eltern ein Einverständnis mit der konfessionellen Erziehung unterzeichnen müssen, man sich folglich vom Religionsunterricht nicht abmelden kann und deren Charme für ihre Fans ja gerade auch darin besteht, nichtchristliche Migrantenkinder möglichst fern zu halten.

    In diese Grundschulbetrachtung hineingeplatzt ist der sog. Schulkompromiss auf Landesebene, welcher für die weiterführenden Schulen als neue Möglichkeit die Schaffung von Sekundarschulen vorsieht. Nichtgetragen ist dieser Landeskompromiss von den Linken, der FDP und ggf. lokalen Wählergruppierungen (zumindest ein Mitglied von Hagen AKTIV hat ja den auch von der CDU getragenen Landesschulkompromiss bereits in einem Leserbrief als ’sozialistischen Umtrieb‘ aufs Schärfste gebrandmarkt). Die hochideologische Schulsystemfrage ist jedenfalls auf Landesebene für Jahre beerdigt. Für Hagen geht es also nur noch darum,. w i e diese Möglichkeiten umgesetzt werden. Hierbei gilt der Elternwille. Dieser wird bei der Ermittlung der Schulbedarfe einbezogen ist. Er kann zu jetzt kaum vorhersagbaren Ergebnissen führen. Insbesondere die neue künftige Sekundarschulform ist für viele bislang lediglich ein Etikett ohne bereits erkennbares Konzept. Dazu besteht deutlicher Klärungs- und Aufklärungsbedarf!

    Es ist zweifelhaft, dass sämtliche Vorschläge des Schulgutachtens 2013/14 so wie jetzt aufgeschrieben dann auch umgesetzt werden. Ob dann der Elternwille die bestehenden Gesamtschulen in ihrer Zügigkeit – entgegen der Empfehlung des Gutachtens – sichert, wird sich ja zeigen. Ohne eine Elterninitiative zur Schaffung einer weiteren Gesamtschule wird es diese auch 2013/14 sicher nicht geben. Wenn hier hinsichtlich einer etwaigen Forderung auf Gründung einer weiteren Gesamtschule auf den Elternwillen abgehoben wird, sind die Parteien die falschen Adressaten. Ja, wo sind denn die vielen Hagener Grundschuleltern, die weitere Gesamtschulen fordern?

    Ebenso wird bislang eine Debatte darüber vermieden, wieso eigentlich angesichts deutlich zurückgehender Schülerzahlen alle weiterführenden Schulen zur Disposition stehen – mindestens in ihrer Zügigkeit – aber das Schulgutachten eine durch nichts fundierte Bestandsgarantie für den bisherigen Umfang an Gymnasien und deren Zügigkeit gibt?

    Das Schulgutachten sucht erkennbar also den Weg des geringsten Widerstandes beim unumgänglichen Umbau der Hagener Schullandschaft. Wer sich an das Scheitern der Schulreform in Hamburg erinnert, versteht, warum dies hier so geschieht. Wer politisch etwas anderes will, wird nicht umhinkommen, entsprechende Interessen hier in Hagen besser zu organisieren.

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