Erst sechs SPDler gegen Sarrazin-Beschluß

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Bislang gerade einmal sechs Mitglieder der Hagener SPD haben die „Berliner Erklärung“ zur Beendigung des Parteiordnungsverfahrens gegen Thilo Sarrazin unterzeichnet. In der Erklärung stellen die Autoren fest: „Viele Menschen in Berlin, in der gesamten Bundesrepublik und auch im Ausland haben kein Verständnis für das Ergebnis und den Verfahrensablauf des Parteiordnungsverfahrens gegen Genossen Dr. Thilo Sarrazin. Nicht nachvollziehbar erscheint vor allem der Zickzackkurs der Partei. Wir entschuldigen uns bei den Menschen, die sich durch diese Haltung verletzt oder enttäuscht fühlen.“

Das Verfahren gegen Sarrazin war eingestellt worden, nachdem die Ausschlussanträge am Donnerstag sang- und klanglos zurückgenommen wurden. Als Begründung für diesen Schritt reichte es, dass Sarrazin sinngemäß erklärt hatte, es sei doch alles nicht so gemeint gewesen.

Diese Herumtaktiererei der SPD-Spitze hatte prompt Parteiaustritte zur Folge. So verließ u.a. der Gründer des „Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokraten“, Lagodinsky, die Partei. Dazu wird in der Presse der Hagener SPD-Bundestagsabgeordnete Renè Röspel mit den Worten zitiert: „Ich hätte lieber auf Sarrazin als Genossen verzichtet als auf den Gründer des „Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokraten“.“ Röspels Unterschrift unter der „Berliner Erklärung“ sucht man allerdings bisher vergebens.

Auch Teile des Hagener SPD-Nachwuchses kritisieren die Vorgänge um Sarrazin. So schreibt im Blog der Hagener Nord-Jusos deren Sprecher Martin Schottek: „Als Sprecher der Jusos im Hagener Norden bin ich zutiefst verstört über die Entscheidung der SPD-Führung, das Parteiausschlussverfahren gegen den „Genossen“ Sarrazin einzustellen.

Niemand hat etwas gegen provokante Thesen und Debatten, aber die biologische Einteilung der Menschen in bestimmte Klassen, die Einteilung von Kindern in „erwünschten“ und „unerwünschten“ Nachwuchs, das steht dem Menschenbild der SPD absolut entgegen.“

Zum Unterzeichnen der „Berliner Erklärung“ geht es hier.

4 Antworten to “Erst sechs SPDler gegen Sarrazin-Beschluß”

  1. Eleonore Köster-Kreisler Says:

    Diese Entscheidung finde ich richtig, da er in sehr vielen Dingen Recht hat und ich denke, daß viele seiner Genossen so denken, jedoch aus welchen Gründen auch immer die Wahrheit hinten anstellen.

    Mehr Politiker müßten m.E. dermaßen wie S. reagieren, jedoch fehlt öffentlich der Mut dazu.

  2. Vito L'Orso Says:

    Die SPD hat ganz offensichtlich Angst davor, dass ihr die Felle wegschwimmen. Was wäre wenn Thilo Sarrazin nach einem Rausschmiss eine eigene Partei gründen würde und einen Großteil der der klassischen SPD-Wähler/-innen, die sich in ihren türkisch bzw. arabisch dominierten Wohnvierteln nicht mehr so recht wohl fühlen, an sich binden könnte? Nachdem die SPD einen Großteil ihrer linken Wählerschicht an die Linkspartei und die Grünen verloren hat, würde vermutlich von ihrer ehemaligen Basis nicht mehr viel übrig bleiben. Das wissen auch Nahles & Co und haben deshalb für den Verbleib Sarrazins in der SPD votiert. Was bleibt ist die Frage, was das kleinere Übel wäre …

  3. Vito L'Orso Says:

    Ich habe gerade entdeckt, dass Initiator der Berliner Erklärung gegen den Sarrazin-Beschluss mit Nachnamn Bozkurt heißt. „Bozkurt“ („Grauer Wolf“) ist die Eigenbezeichnung eines Anhängers der Jugendorganisation der rechtsextremistischen türkischen Partei „Milliyetçi Hareket Partisi“ (MHP, deutsch: „Partei der Nationalistischen Bewegung“).

    Ich möchte Herrn Bozkurt jedoch nichts unterstellen (schließlich kann niemand etwas für seinen Familiennamen und außerdem ist ein Herr Sarrazin – trotz seines Namens – auch kein Angehöriger eines ursprünglich im Nordwesten der arabischen Halbinsel siedelnden Volksstammes), bemerkenswert ist diese Petitesse m.E. dennoch.

  4. Allan Quatermain Says:

    22 EURO kostet dieses Buch des Genossen Sarazin lt. Buchpreisbindung im Handel.
    Gerade wird zu seinen, nebst dem Wohle der Bertelsfrauen, pardon,
    Bertelsmänner, die 7. Auflage in den Handel gebracht.

    Trotz bis jetzt 1,2 Mill. verkaufter Bücher, scheinen immer noch keine
    Dummschwätzer und Gutmenschen, dieses Buch je gelesen zu haben?
    Aber mitlabern wollen sie natürlich. Wie immer.

    Wenn man seine etwas kruden Ideen und Studien in den ersten Auflagen, die jetzt der Wahrheit näher kommt, liest,
    hat der Ex-Senator, obwohl es viele nicht wahrhaben wollen,

    nicht ganz unrecht!

    Ihm hat dieses Buch garantiert nicht geschadet,
    denn durch dieses Buch wurden ihm und sein Verlag,
    Millionen von Euro auf das Konto überwiesen.

    Riester und Steinbrück haben es vorgemacht mit ihren „kleinen“ Nebenverdiensten, warum soll es der Genosse Sarazin ihnen nicht gleichtun.

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