Kabul: Die Kapitulation des Imperiums

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Auch die Hagener Abgeordneten standen bis zuletzt Gewehr bei Fuß

Wie sich die Bilder gleichen. Das ikonische Foto des Niederländers Hubert van Es ging 1975 um die Welt. Es zeigt die Flucht von US-Kollaborateuren vom Dach eines CIA-Gebäudes in Saigon, das fälschlicherweise oft als US-Botschaft bezeichnet wurde.

Ähnliche Bilder kursieren inzwischen aus Kabul. Dort soll es sich tatsächlich um die US-Botschaft handeln. Aus lizenzrechtlichen Gründen können beide Aufnahmen hier nicht direkt gezeigt werden, bitte auf die Links klicken.

Nach 20 Jahren Krieg, der hierzulande lange nicht so genannt werden durfte, muss die höchstgerüstete Militärmacht der Welt, die NATO unter Führung ihrer Vormacht USA eine verheerende Niederlage hinnehmen. Gegen eine Bande auf Mopeds mir umgehängten Kalaschnikows, wenn man den immer wieder übermittelten Bildern glauben darf – aber auch das ist ungewiss.

Gewiss ist dagegen, dass auch unsere Hagener Abgeordneten, der direkt gewählte René Röspel (SPD) und die über die Landesliste ihrer Partei ins Parlament gerutschte Katrin Helling-Plahr (FDP) noch am 25. März 2021 für die Fortsetzung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan gestimmt haben.

Nur drei Wochen später hatte sich das Thema plötzlich erledigt. Per Tagesbefehl teilte das Bundesverteidigungsministerium mit: „Bis zum 11. September 2021, dem 20. Jahrestag der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten, werden alle Soldatinnen und Soldaten der Alliierten und ihrer Partner das Land verlassen haben.“

„Die Bundeswehr verlässt Afghanistan mit Stolz. Unsere Soldatinnen und Soldaten haben alle Aufträge erfüllt, die das Parlament ihnen gegeben hat“, hieß es ergänzend.

Das bedeutet nichts anderes, als dass der Deutsche Bundestag in seiner Mehrheit 20 Jahre lang als getreuer Vasall einer Racheaktion der USA Folge geleistet hat. 2002 behauptete der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) in blinder Ergebenheit gegenüber dem amerikanischen Hegemon: „Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“

Am Ende ging es dann noch viel schneller. Nicht erst im September sondern bereits zuvor setzte ein hastiger Rückzug ein, der nur als Flucht und Kapitulation bezeichnet werden kann. Ein Vietnam 2.0 der US-Amerikaner, diesmal allerdings unter Beteiligung der deutschen Bundeswehr.

Für die Sicherheit der afghanischen Hiwis gilt der großspurige Satz Peter Strucks dagegen nicht unbedingt. Über den sogenannten „Ortskräften“, Dolmetschern, Köchen und anderen Mitarbeitern des deutschen Militärs und auch der Nichtregierungsorganisationen, schwebt bis zum jetzigen Zeitpunkt das Damoklesschwert der deutschen Bürokratie, die ihnen (mit Rückendeckung oder auf Anweisung von oben) die Ausreise erschwert.

Diese Form von „Solidarität“ werden sich andere einheimische Kräfte bei weiteren militärischen Abenteuern der US-gesteuerten Bundeswehr gut merken. Man kann ihnen nur raten: Haltet Euch fern von Tarnbefleckten mit schwarz-rot-goldenen Abzeichen! Es könnte Euer Leben retten.

2 Antworten to “Kabul: Die Kapitulation des Imperiums”

  1. Allan Qutermain Says:

    Über 3000 US Amerikaner haben dort ihr Leben gelassen. Die Amis haben schon seit Obama die Zahl ihrer Toten dort nicht mehr bekannt gegeben.

    Auch die Zahl der getöteten Soldaten der BW halte ich für unter trieben.
    Denn dort sind die Selbstmorde von Ex-Afghanistan Soldaten die eine PTS haben, nicht enthalten.

    Wie die Regierung mit ihren Soldaten umgeht, konnte man bei den letzten Heimkehrer sehen.

    Kein Empfang, kein Dank, nichts davon.
    Auf zum nächsten Brunnenbauen in Mali.

  2. Umleitung: Afghanistan, Schröder, Hütchenspieler, Neonazis, Hans Globke, Revolution, Podcast-Analyse und Sonneborn. | zoom Says:

    […] Kabul: Die Kapitulation des Imperiums … doppelwacholder […]

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