„Medial assistierte Hetze“

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Hagener Ex-DRK-Funktionär geifert gegen Kritik am Bleicher-Artikel über SS-Witt in den Hohenlimburger Heimatblättern

Vier Wochen ist es jetzt her, da berichtete DOPPELWACHOLDER.DE erstmals über einen Aufsatz in den Hohenlimburger Heimatblättern, der sich mit dem Brigade-Führer Waffen-SS Fritz Witt beschäftigte.

Der Autor dieses Traktats, Heimatforscher Dr. Wilhelm Bleicher, hatte sich bei der Auswahl seiner Quellen ausschließlich bei Schriften alter SS-Kameraden und Erzeugnissen rechtsextremer Verlage bedient. Entsprechend war in der Schrift auch keinerlei Distanz zu SS-Offizier Witt zu erkennen. Im Gegenteil: Streckenweise erinnert der Text in seiner Diktion an die Frontberichterstattung der NS-Wochenschau.

Die Empörung in weiten Teilen der Öffentlichkeit war danach groß. Die „Bürger für Hohenlimburg“ verlangten die Distanzierung der Politik von dem Aufsatz, die GRÜNEN forderten Dr. Bleicher auf, seine ihm vom damaligen Oberbürgermeister Dehm verliehene Ehrennadel zurückzugeben.

Der Heimatverein Hohenlimburg, dessen Tochterverein die Heimatblätter herausgibt, distanzierte sich ebenfalls von dem Bericht und stoppte die Auslieferung der Hefte. Zusätzlich bat er in Abstimmung mit der Stadtverwaltung den Historiker Dr. Ralf Blank (Historisches Centrum Hagen) um eine ausführliche Stellungnahme aus wissenschaftlicher Sicht, die in der kommenden (Juni-)Ausgabe der Hohenlimburger Heimatblätter erscheinen soll.

Jetzt meldete sich erstmals ein Befürworter Bleichers zu Wort. In einem Leserbrief prangert Dr. Waldemar Schneiderdiese aktiv medial assistierte Hetze einer quantitativ unbezifferbaren Anzahl von Zeitgenossen“ an, dessen „Opfer“ der „ehrenwerte Dr. Wilhelm Bleicher“ sei.

Der inkriminierte Text sei eine „Darstellung (…) zum 70-jährigen Waffenstillstand“ (sic!). Bei der Titelfigur handele es sich um „den im Zuge der alliierten Normandie-Invasion 1944 gefallenen hohen Offizier der Waffen-SS, Fritz Witt“. Kein Wort davon, dass der „hohe Offizier“ in Kriegsverbrechen involviert war und vermutlich, so Historiker Blank, von den Alliierten zum Tode verurteilt worden wäre, hätte er den Krieg überlebt.

Nach Ansicht Schneiders wäre Bleicher „gut beraten gewesen, (…) auch seine ebenfalls kontrovers diskutierte Ehrennadel den Grünen vor die Füße zu werfen“. Er hätte „so persönlich die Definition des Begriffes „Elite“ in die Praxis umzusetzen“ können.

Leserbriefschreiber Dr. Waldemar Schneider war von 1969 bis 1993 Geschäftsführer des Blutspendedienstes des Deutschen Roten Kreuzes in Hagen. Unter dieser Adresse war auch Schneiders „Toko-Institut“ ansässig, als Telefon-Kontakt diente eine noch heute im Netz zu findende Durchwahlnummer des Blutspendedienstes (02331 807-250).

Ende 1992 berichtete Der Spiegel:

Abstruse Ideen

Nazi-Jäger Simon Wiesenthal hat einen hohen Funktionär des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf wegen antisemitischer Äußerungen angezeigt.

Professor Waldemar Schneider, 56, Chef des DRK-Blutspendedienstes im westfälischen Hagen, leitet das „Toko Institut für systemüberschreitendes Denken e.V.“, das Fortbildungskurse für Manager veranstaltet und unter derselben Adresse wie das DRK firmiert.

In der Institutszeitschrift Toko Zeit-Kompass veröffentlichte Schneider im Juli eine zustimmende Kritik über das neueste Buch des japanischen Bestseller-Autors Masami Uno („Wer die Juden versteht, erkennt die Welt“), der mit abstrusen Weltverschwörungstheorien aufwartet. So sei, schreibt Uno, die russische Revolution 1917 in Wirklichkeit eine jüdische Revolution gewesen. Über die deutschen Gewerkschaften behauptet der Schreiber, sie stünden bekanntermaßen stark unter jüdischem Einfluß. Schneider: „Ein spannend geschriebenes Buch.“ (…)

Quelle: Spiegel 50/1992

Am 31. März 1993 war dann die Ära Schneider beim Blutspendedienst in Hagen beendet. Das DRK wollte sich wohl die Eskapaden im esoterisch-völkischen Raum nicht länger mit ansehen.

2 Antworten to “„Medial assistierte Hetze“”

  1. A. Quatermain Says:

    Zur Info,

    der Blutspendedienst des DRK hat soviel mit dem DRK zu tun,
    wie eine Jungfrau zu eigenen Kinder.
    Der Blutspendedienst West wie er jetzt sich nennt, wird von mehreren DRK Landesverbänden als gGmbH und als ein Tochterunternehmen geführt.
    Herr Schneider war in seinen Zeiten dafür berühmt, das er die Mitarbeiter nicht nach Tarif bezahlen wollte, nein, er Installierte noch Christliche Gewerkschaften in diesem Tochterunternehmen.

    Deren Gehaltstarife sind noch etwas weniger, wie der DRK-Haustarif oder Tarif des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

    Nicht gewährte Urlaubsansprüche und Überstunden,
    füllten damals zig Ordner bei der ÖTV und DAG.

    Das ankarren von verseuchten Blutkonserven aus New York,
    fällt auch unter seiner Egide.
    Es war schon lange bekannt, das man die Konserven nach Aids untersuchen konnte.
    Das Amerikanische Rote Kreuz und wer wohl noch ?, verweigerte wegen Gewinnmaximierung, Jahrelang diesen Test.
    Es gibt einen amerikanischen Doku-Spielfilm zu dieser Charade.
    Mit allen Mittel wollte man die Aufführung verhindern.
    Was aber zum Glück nicht gelang.

    Ob dieser Institutsleiter ein Ruhmesblatt für das DRK war und ist,
    muss jeder selbst beurteilen.

  2. Dr. Wolfgang Hauswirth Says:

    Wie auch immer man zu Prof. Schneider stehen mag, diese Ansammlung an nicht zutreffenden Unterstellungen Quatermains übertrifft die „abstrusen Ideen“ um ein Vielfaches.

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