„Kultur rechnet sich nie – lohnt sich aber immer“

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Das Präsidium der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) kritisiert die geplanten Einsparungen der Stadt Hagen im kulturellen Bereich, die den eigenen Spielbetrieb des Theaters Hagen unmöglich machen. Denn die weiteren Kürzungen in Höhe von 3,3 Mio. Euro bedeuten die Aufgabe des eigenbespielten Musiktheaters mit Sängern, Chor und Philharmonischem Orchester.

„Als Unternehmer wissen wir, dass Kultur nicht das Sahnehäubchen, sondern die Hefe im Teig ist. Im Wettbewerb der Regionen um die besten Köpfe kommt es angesichts des Rückgangs und der gleichzeitigen Alterung der Bevölkerung darauf an, das Profil zu schärfen und die regionale Attraktivität zu erhöhen. Gerade auch das kulturelle Angebot leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Menschen hier zu halten und sie zu motivieren, in Hagen zu leben und zu arbeiten. Die Sicherung des Fachkräfteangebotes gehört zu den vorrangigen Anliegen der Wirtschaft in den kommenden Jahren“, betont SIHK-Präsident Harald Rutenbeck.

Das Actori-Gutachten habe gezeigt, dass das Theater Hagen an der Grenze des Möglichen arbeitet und das schon sehr lange und hervorragend, wie die Kritiken auch überregional zeigen. Für drei Millionen Euro im Jahr – eine Marginalie angesichts des finanziellen Defizits der Stadt Hagen– wird ein Stück Identität aufgegeben, das durch keine Shopping-Mall zu ersetzen ist. „Theater ist viel mehr als Unterhaltung nach Feierabend: Es ist ein lebendiges Zentrum, ein Ort der gerade auch Jugendlichen abseits der Mainstream-Unterhaltung die Möglichkeit bietet, Kritikfähigkeit, Teamwork und Kreativität zu entwickeln – wie das Lutz gerade mit der Inszenierung ‚Zäune’ beeindruckend unter Beweis gestellt hat“, so Rutenbeck. Landesweit betonen alle Parteien die Chancen der Kreativwirtschaft und feiern die Ruhr.2010 – gleichzeitig lassen sie die Quellen von Innovation und Kreativität vertrocknen.

„Die Unternehmer dieser Region brauchen Menschen, die weiterdenken, die innovativ sind, kreativ, kritikfähig und flexibel und nicht nur konsumieren – wir brauchen Visionen“, mahnt der SIHK-Präsident. Das Theater Hagen kann eine solche Vision der modernen Gesellschaft sein, denn hier arbeiten sehr verschiedene Menschen aus immerhin 42 Nationen hervorragend miteinander und bringen immer wieder Höchstleistung. „Anstatt das Theater als Kostenfaktor zu sehen, sollte es als Lernort begriffen und gefördert werden – wie es bereits Generationen vor uns getan haben, die das Theater zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründeten und es nach 1945 wieder aus den Trümmern entstehen ließen. Kultur rechnet sich nie – lohnt sich aber immer“, davon ist SIHK-Präsident Rutenbeck überzeugt.

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