Generalleutnant a.D. promovierte: Wie rutschte Deutschland tiefer in den Afghanistan-Konflikt?

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An der FernUniversität politische Entscheidungswege analysiert

Die Suche nach Wahrheit: die „klassische Triebfeder“ für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Weil er wissen wollte, ob seine Zweifel an politischen Entscheidungen zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan berechtigt waren, arbeitete Generalleutnant a.D. Ulf von Krause (Jahrgang 1944) diese Thematik in seiner Promotion an der FernUniversität in Hagen auf. Viele Gesichtspunkte dieses Einsatzes und zahlreiche Hintergründe für die Entscheidungsfindung kannte er aus seiner beruflichen Tätigkeit. Nach ungewöhnlich kurzer Zeit beendete er seine wissenschaftliche Arbeit. Jetzt erhielt er die Promotionsurkunde. Anfang Dezember erscheint die Dissertation von Dr. Ulf von Krause unter dem Titel „Die Afghanistaneinsätze der Bundeswehr. Politischer Entscheidungsprozess mit Eskalationsdynamik“ als Buch beim VS-Verlag.

Als zentrale Forschungsfrage der Dissertation formulierte von Krause: „Welche Erklärungen gibt es – vor dem Hintergrund der starken Stellung des Bundestages – für die Eskalationsdynamik der deutschen Einsätze?“ Als Antwort arbeitete er vielfältige Ursachen heraus, zum einen fehlende oder unrealistische politische Zielvorgaben, die weitgehend auf multilateralen Forderungen und Erwartungen fußten, ohne deutsche Interessen hinreichend zu präzisieren, zum zweiten ein drastisches Missverhältnis zwischen militärischen und zivilen Anstrengungen. Die Analyse belegt darüber hinaus, dass die deutsche Politik aus Rücksicht auf das Zivilmachtdenken in der deutschen Gesellschaft lange den wahren Charakter der Einsätze verschleierte. Erst die Ereignisse der Jahre 2009/2010, die der deutschen Öffentlichkeit vor Augen führten, dass deutsche Soldaten in Afghanistan kämpften, starben und auch töteten, führte zu einem allmählichen Wandel der Position der Politik. In dieser Entwicklung wirkte die Kontrolltätigkeit des Parlaments kaum eskalationsbremsend, wofür die Dissertation eine Reihe von Gründen herausarbeitete.

Bei seiner wissenschaftlichen Analyse erkannte von Krause: „Man sieht ja nur die veröffentlichten Entscheidungen – was im Hintergrund besprochen wird, hinter verschlossenen Türen, erfährt man nicht.“

Ausführlichere Information zu den Ergebnissen von Ulf von Krause finden Sie hier.

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