Eiche am See: Leistet sich Hagen Rettung für 100.000 Euro?

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Das Schicksal der Roteiche am Hengsteysee scheint schon wieder gefährdet. Die Rettung des Baumes, gegen dessen beabsichtigte Fällung zahlreiche Bürger in Hagen demonstriert hatten, soll 100.000 Euro kosten. Und so viel Geld für einen Baum auszugeben, geht einigen Politikern gegen den Strich, wie in der Sitzung der Bezirksvertretung Nord deutlich wurde. „Für 100.000 Euro können wir 33 junge und gesunde Bäume pflanzen“, sagte CDU-Fraktionschef Josef Hennemann. (…)

„Ich bin ein großer Freund aller Pflanzen“, erklärte CDU-Bezirksvertreter Heiko Klehr: „Aber was ist, wenn der Baum vorgeschädigt ist und in zehn Jahren sowieso gefällt werden muss. Wenn er in naher Zukunft sowieso stirbt, macht es dann nicht Sinn, ihn jetzt über die Wupper gehen zu lassen?“ (…)

Quelle: wp.de (Bezahlschranke)

Anmerkung: Die 100.000 Euro Mehrkosten werden laut Artikel mit der „Trassenverlegung über das Grundstück des Kanuclubs“ begründet. Da wäre doch die erste Frage, welcher Quadratmeterpreis für den Kauf einer relativ geringen Fläche angesetzt wurde – und von wem? Zum Vergleich: Im März 2023 hat der Rat einstimmig Mehrkosten in Höhe von 950.000 Euro beschlossen, u.a. für den Steg ins Nichts.

Wie verhält es sich eigentlich bei dem Hochspannungsmasten, der wenige Meter weiter in den Weg ragt? Wird der auch abgesägt, weil er möglicherweise in Zukunft durchgerostet ist (Luftbild: RVR)?

Man könnte auch mal „junge und gesunde“ Bezirksvertreter pflanzen. Wenn einer „in naher Zukunft sowieso stirbt“ …

3 Antworten to “Eiche am See: Leistet sich Hagen Rettung für 100.000 Euro?”

  1. Frau Specht Says:

    Der Hochspannungsmast ist kein Problem. Der Weg wird an dieser Stelle, links vom Mast, über das Gelände des DLRG geführt.

  2. Alter Verwalter Says:

    Es ist ja kein Geheimnis, dass die Hagener Verwaltung ein von den Gremien der Stadt unabhängiges Eigenleben führt. Sie macht sehr häufig nur das, was sie selbst für richtig hält. Beschließen die zuständigen Gremien etwas, bei dem die Verwaltung nicht dahintersteht, werden die Beschlüsse in ganz vielen Fällen einfach auf den St.-Nimmerleinstag verschoben, häufig begründet mit Personalmangel.

    Den Berichten der Lokalzeitung aus den Hagener Gremien ist ganz oft zu entnehmen, wie deren Mitglieder über das Gebaren der Verwaltung unverhohlen fluchen und schimpfen. Selbst nach der hundertsten Verfluchung passiert aber nichts.  Die diversen rechtlichen Möglichkeiten von Untersuchungsausschüssen, externen Prüfungen, Dienstaufsichtsbeschwerden bis hin zu Suspendierungen von Beamten, Beschwerden bei der Bezirksregierung oder Klagen gegen die Verwaltung werden offenkundig nicht einmal in Erwägung gezogen oder man kennt sie schlichtweg nicht. So braucht man sich nicht zu wundern, dass in der Verwaltung nichts besser wird. Viel tiefer können wir ja nicht fallen, es sind ja nur noch 6 Ränge bis zum absoluten Tiefpunkt.

    Ein weiteres einfaches probates Mittel der Verwaltung zur Durchsetzung ihrer eigenen Interessen ist, wie man auch im Fall des Hengsteybaumes wieder stark vermuten kann, mit bestimmten Behauptungen die Beschlüsse in die gewünschte Richtung zu steuern. Diese sind manchmal so absurd, dass man befürchten muss, dass die Enkeltrickbetrüger eines Tages auf die Idee kommen könnten, die Liste der Hagener Politiker abzutelefonieren, weil die Erfolgschancen hier höher sein könnten.

    So würde möglicherweise beim Hengsteybaum ein privater Laie ohne die akademischen Ausarbeitungen der Verwaltung die Behebung des Problems pragmatisch angehen und einfach einen Gartenbauer zu beauftragen, der mit weniger als 10.000 Euro auskommt. Bei der Hagener Bauverwaltung werden bei 10 Meter Waldweg aber Dimensionen wie bei 100 Meter Straßenbau taxiert, und dann auch immer noch ohne Gewähr.

    Die Annahme, dass Bauten der Hagener Bauverwaltung mit dem Faktor X teurer sind, basiert auch auf langjährigen Erfahrungen. Zum Beispiel dadurch, dass der Bau einer Schutzhütte im Hagener Stadtwald bei ca. 5 qm Grundfläche auf  einem 1 Meter tiefen Fundament Vollfundament erfolgte, statt diese mit einem einfachen Erdankerfundament zu gründen. Kein Zweifel, die Hütte ist erdbebensicher, allerdings durch kahlen Betonboden und Graffitis auch etwas unansehnlich. Die bestimmt 25 Jahre alte Schutzhütte in Zurstraße steht aber auch noch stabil und ist mit Holzboden weit gemütlicher. Etwas Nachhilfeunterricht für ökologisches und ökonomisches Bauen aus dem benachbarten Breckerfeld könnte z.B. hier nicht schaden.

     Oder die absackende Straße neben einem Bach, die danach durch eine meterdicke Betonmauer auf 100 Metter Länge unterfüttert neu gebaut wurde, statt die Straße nach einem Grundstückstausch um ein paar Meter vom Bach weg zu verlegen.

    Ich denke, viele Bürger werden die Erfahrungen mit der Stadt unter der Devise „warum einfach und günstig, wenn´s  kompliziert und teuer geht“ kennen. Ich würde mal die kühne Behauptung aufstellen, dass man, wenn es gelänge nur 10 % der überflüssigen Kosten der Bauverwaltung einzusparen, 100 % der Kürzungen im kulturellen und sozialen Bereich vermeiden könnte. Aber hat es jemand in den letzten 20 Jahren gewagt, die Effizienz der Bauverwaltung  offen in Zweifel zu ziehen und eine Untersuchung vorzuschlagen?

    Okay, Kritiker werden behaupten, dass das ja wohl für die gesamte Verwaltung gilt. Dass dieses in Hagen aber wohl kaum gelingt, kann man ja bereits aus dem Beginn dieses Kommentars erkennen.

  3. B.Faust Says:

    Bravo, so ein toller Artikel, er trifft es auf den Punkt.
    Hoffen wir dass der Baum die Diskussion überlebt, aber ich sehe da schwarz.

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