Das Märchen von der „letzten Meile“

by

E-Tretroller stoßen zunehmend auf Ablehnung – aber nicht in Hagen

E-TretrollerStadtmüll E-Scooter in Haspe. Foto: DW

Die Hagener Verwaltung hält beharrlich an der flächendeckenden Einführung von elektrischen Tretrollern, den sogenannten E-Scootern, fest. Durchgehende Unterstützung erhält sie dabei von den politischen Gremien, die damit ihre Zustimmung zu einer Verkehrswende belegen wollen.

Ein zentraler Begriff ist dabei die „letzte Meile“. Die Flutung mit Tretrollern soll angeblich dazu beitragen, Verkehr vom Auto auf die Schiene zu verlagern, indem der Weg zum nächsten Bahnhof mit diesen Spielfahrzeugen zurückgelegt wird.

Fachleute halten solche Vorstellungen für naiv bis gefährlich. So wie Wolfgang Fastenmeier, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie:

„E-Scooter sollten verboten sein“

Man hat schon früh festgestellt, dass sie nicht unbedingt als sinnvolles Verkehrsmittel eingesetzt werden, sondern eher dem Spaß dienen: Die Leute fahren mit einem E-Scooter fast ausschließlich im Freizeit- oder touristischen Bereich. Die Annahme, dass E-Scooter für die Überbrückung kurzer Distanzen, der sogenannten „letzten Meile“ genutzt werden, war schon immer falsch. (…)

Ich habe schon bei den Plänen zur Einführung als Kleinstfahrzeuge gesagt: E-Scooter sollten verboten sein. Man kann mit ihnen im privaten Bereich oder in entsprechend ausgewiesenen Bereichen fahren. Aber ein Spaß-und-Spiel-Mobil gehört für mich nicht in den öffentlichen Verkehrsraum.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Außerhalb der Hagener Stadtgrenzen tendieren auch Politiker zur Entsorgung: „Wenn ich könnte, würde ich die Scooter verbieten“, meinte etwa der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) laut Spiegel. Da die Dinger aber einmal zugelassen seien, werde man den „Stadtmüll“ (so der Deutschlandfunk) nicht mehr los.

Die angebliche „letzte Meile“ war 2018 ein zentrales „Argument“ des damaligen CSU-Verkehrsministers Andreas Scheuer, mit dem er glaubte (oder vorgab) eine Verkehrswende befördern zu können. Die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung trat am 15.06.2019 in Kraft.

Darin besagt zum Beispiel der § 11, Absatz 5: „Für das Abstellen von Elektrokleinstfahrzeugen gelten die für Fahrräder geltenden Parkvorschriften entsprechend.“ Die gibt es allerdings nicht.

Solche Widersprüche interessieren Hagener Politiker nicht. Der Umwelt- und Verkehrsausschuss sowie alle Bezirksvertretungen meldeten Vollzug. Einzige Ausnahme: In der BV Eilpe/Dahl stimmten die Vertreter der Grünen und von Hagen Aktiv sowie ein Mandatsträger der CDU gegen die Tretroller.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s


%d Bloggern gefällt das: