Belgische Schrottreaktoren sollen bis 2035 weiterlaufen
Bei einer Havarie belgischer Atomreaktoren wäre auch Hagen betroffen. Grafik: Initiative 3 Rosen.
Deutschland ist vor wenigen Tagen aus der Atomkraft ausgestiegen. Ganz Deutschland? Nein. Eine unheilige Allianz aus AfD, FDP und Union – vorneweg die CSU – würde gerne den Atomweg weiter beschreiten. Und Hagen? Versteckt Risiken im Amtsblatt.
Denn da sind ja noch die Freunde der Spaltprodukte im benachbarten Ausland. Die nächstgelegene noch in Betrieb befindliche Atomanlage ist das nur ungefähr 210 Kilometer Luftlinie von Hagen entfernte Kraftwerk Tihange in Belgien – im Falle eines Crashs ein Katzensprung.
Tihange ist ein Schrottreaktor, der seit Jahrzehnten immer wieder durch zahllose Störfälle und Schäden aufgefallen ist. Trotzdem sieht eine Entscheidung der belgischen Regierung vor, die bis dato geltende Laufzeit des 1985 in Betrieb genommenen Druckwasserreaktors bis 2025 um weitere zehn Jahre auf 2035 zu verlängern.
Dazu hat das belgische Energieministerium förmlich über die geplante Durchführung einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die Laufzeitverlängerung der Atommeiler Tihange 3 und zusätzlich eines weiteren Reaktors, Doel 4, informiert.
Die Durchführung von grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfungen bei Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken in angrenzenden Nachbarstaaten sei „eine langjährige Forderung Nordrhein-Westfalens. Daher wird sich das Land selbstverständlich an dem Verfahren beteiligen“, erklärte dazu NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne).
Wer jetzt vielleicht Widerstand aus Düsseldorf erwartet hätte, darf sich enttäuscht fühlen: „Jedes Land entscheidet eigenverantwortlich darüber, wie es seinen Strombedarf decken möchte“, versteckt sich die karriereorientierte Ministerin und Duzfreundin von Ministerpräsident Hendrik Wüst hinter formaljuristischen Begründungen.
So ähnlich wird das Thema auch in Hagen gehandhabt: Die Möglichkeit, Stellung zu nehmen samt zugehöriger Adressen und Links, wird im Sinne der bekannten ortsüblichen und langjährig erprobten Geheimhaltungsmanie im Amtsblatt versteckt, das vermutlich kaum jemand liest.
Die OB-Etage hat damit ihrer Informationspflicht formal genüge getan. Weitere Informationen zu Hintergründen und Gefährdungspotentialen? Fehlanzeige – wie üblich in Hagen.
Wie es auch anders geht, hat die Stadt Meerbusch bereits 2018 bewiesen: „Auch die Meerbuscherinnen und Meerbuscher haben jetzt die Möglichkeit, auf kurzem Wege die Petition gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3 mit ihrer Unterschrift zu unterstützen“, teilte die Kommune mit, setzte gleich einen entsprechenden Link und bot Amtshilfe an: „Ausgefüllte Listen können im Büro der Bürgermeisterin im Rathaus, Dorfstraße 20, in Meerbusch-Büderich abgegeben werden. Sie werden dort gesammelt und gebündelt an die Initiativen weitergereicht.“
In Hagen undenkbar.
26. April 2023 um 22:59 |
[…] Atomgefahr? Versteckt im Hagener Amtsblatt: Belgische Schrottreaktoren sollen bis 2035 weiterlaufen … doppelwacholder […]