Wo noch Planungskapazitäten vorhanden sind
Abkacken auf der Hundewiese. Symbolfoto: Friedrichshainblog.
Erst gestern kritisierte WPWR-Redakteur Martin Weiske die Hagener Stadtverwaltung, die „mantraartig“ wiederhole, „dass es für nichts finanzielle Mittel oder personelle Kapazitäten gebe“. Diese Kritik, so berechtigt sie sein mag, schildert aber nur einen Teil des Problems. Genau so richtig ist die Feststellung, dass letzlich die Politik die Prioritäten setzt und entscheidet, was auch bei begrenzten Möglichkeiten Vorrang genießt.
Aktuell ist es der wiederholte Vorstoß, sogenannte „Hundewiesen“ zu planen. Offenbar eine Thematik, für die genügend Planungskapazitäten vorhanden sind, während der Schulbau inzwischen sogar in die Hände von Discountern gelegt werden soll. Die Frage „Tickt Ihr eigentlich noch richtig?“ drängt sich geradezu auf.
Am Dienstag (31.01.2023) kommt die tierische Angelegenheit unter TOP 4.3 in der Bezirksvertretung (BV) Hohenlimburg erneut auf den Tisch. Und die städtischen Planer haben ganze Vorarbeit geleistet und reichlich Manpower eingesetzt.
Federführend ist der Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Bauordnung, beteiligt sind der Fachbereich Verkehr, Immobilien, Bauverwaltung und Wohnen sowie der Wirtschaftsbetrieb Hagen. Es wäre interessant zu wissen, wieviele Mitarbeiter mit wievielen Arbeitsstunden an diesem Projekt beschäftigt waren, denn es wird eine umfangreiche Stellungnahme präsentiert.
Schon der zeitliche Rahmen ist bemerkenswert: Bereits 2015 forderte die BV Spielmöglichkeiten für die Vierbeiner, dann wieder 2020 und zuletzt 2021. Das zog jedesmal einen umfangreichen Verwaltungsaufwand nach sich. Auch auffällig: Bei zwei Anläufen sollten ehemalige aus Kostengründen (!) abgeräumte Kinderspielplätze Hunden zur Verfügung gestellt werden.
Allein die Beschlussvorlage für die anstehende BV-Sitzung hat einen Umfang von 28 Seiten. Vier Flächen wurden aufwändig neu untersucht. Sind sie gut erreichbar für die Hundebesitzer? Gibt es Parkplätze in der Nähe? Möglichst wenig Gefälle sollten die Areale auch haben. Anscheinend sind die angepeilten Zwei- und Vierbeiner nicht so gut zu Fuß.
Auch die Kostenseite haben die Planer ermittelt. Die Errichtung wird je nach Standort mit 16.000 bis 34.000 Euro veranschlagt. Dazu kommen jährliche Unterhaltungskosten zwischen 2.300 und 9.600 Euro.
Da lohnt ein Vergleich. Im Rahmen der städtischen Kürzungsprogramme beschloss der Stadtrat im Jahr 2010 mehrheitlich, 33 Kinderspielplätze zu schließen. Nach der seinerzeitigen Rechnung der Verwaltung sollten dadurch jährlich 45.000 Euro an Unterhaltungskosten eingespart werden. Das sind durchschnittlich 1.364 Euro pro Spielplatz.
Wenn jetzt schon in der preiswertesten Hundevariante 2.300 Euro aufgerufen werden, ist – selbst unter Berücksichtigung des zeitlichen Unterschieds – erkennbar, wo inzwischen trotz aller vollmundigen Bekenntnisse zu Schulen, Kitas etc. – die Schwerpunkte gesetzt werden sollen.
Ruft man im Bürgerinformationssystem der Stadt in der Textrecherche den Begriff „Hundewiese“ auf, erhält man unter „Vorlagen, auf deren Nummer/Aktenzeichen/Betreff die Suchkriterien zutreffen“ sowie unter „Vorlagen, auf deren Inhalt die Suchkriterien zutreffen“ insgesamt 31 Treffer. Für eine randständige Angelegenheit eine ganze Menge.
Und überall war die Verwaltung auf Anforderung der politischen Gremien involviert. Da stellt sich die Frage, was den Parteistrategen in dieser Stadt wirklich wichtig erscheint.
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