Plakatkleber dringend gesucht

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Hagener SPD sieht ihre „Kampagnenfähigkeit“ gefährdet

Nein, um Inhalte ging es nicht bei der Klausurtagung des Unterbezirksvorstands der Hagener SPD Ende September. So ist es zumindest einem Schreiben an die Vorstände der Ortsvereine zu entnehmen, in dem das Wort „Politik“ keinerlei Erwähnung findet. Thema war vielmehr der Verlust an Mitgliedern und vor allem die Befürchtung, man habe nicht mehr genügend „Genossinnen und Genossen, die mit uns Plakate aufhängen“.

Denn, so der Anspruch der Sozialdemokraten, „wir wollen bei der Kommunalwahl 2025 wieder stärkste politische Kraft in dieser Stadt werden und den Oberbürgermeister stellen“. Dazu brauche man „eine funktionierende Partei mit engagierten und schlagkräftigen Ortsvereinen und Arbeitsgemeinschaften“.

Nun ja, gerade die jetzt geforderten „schlagkräftigen Ortsvereine“ hat der Hagener SPD-Vorstand unter Führung seines Chefs Timo Schisanowski in den letzten Jahren schließlich „erfolgreich“ zerlegt. Um jede innerparteiliche Opposition abzuräumen, die den Karrierebestrebungen führender „Genossen“ im Wege stand, wurden beispielsweise die Ortsvereine Remberg und Haspe-Nord eliminiert.

Erwünscht von der Parteispitze sind eben keine engagierten Mitglieder, die in eine Partei (in diesem Fall die SPD) eintreten, weil sie politische Vorstellungen haben – Plakatkleber werden gesucht! Bodentruppen, die stromlinienförmigen Karrieristen als Hilfsarbeiter den Weg zu den Pfründen ebnen. Was in früheren Jahrzehnten vielleicht noch funktioniert hat, klappt aber heute nicht mehr; der personelle Notstand belegt es.

Hatte die Hagener SPD 1999 noch 2.752 Mitglieder, sind es nach heutigem Stand nur noch 1.084. Allein seit Anfang 2018 sind fast 60 Prozent der damaligen Mitglieder ausgetreten, die meisten ohne Angabe von Gründen. Ein Zusammenhang mit der Politikferne des Parteivorstands, der sich lieber mit Karrierestrategien einzelner seiner Mitglieder beschäftigte und den damit verbundenen Säuberungsaktionen, ist zumindest naheliegend.

Jetzt herrschen in der Elberfelder Straße 57, der parteieigenen Immobilie des Unterbezirks Hagen und Sitz des Parteivorstandes, offenbar Heulen und Zähneklappern. Immerhin brauchte die Parteileitung nach ihrer Klausurtagung einen ganzen Monat, um sich geeignete Formulierungen zu überlegen, die sie an die Genossen weiterleiten konnte.

Die schlichten Ziele des Vorstands lauten:

1. Wir wollen wieder mehr werden!
2. Wir wollen wieder mehr machen!
3. Wir wollen wieder besser werden!

Das bedeutet im Umkehrschluss: Wir haben Mitglieder verloren, wir haben bisher weniger (oder nichts) gemacht und wir waren in der Vergangenheit schlecht(er).

Erwarten könnten die angeschriebenen Ortsvereine konkrete Vorschläge des Vorstands, wird den Adressaten des Schreibens versprochen. Hinter den „Zielen“ sollen sich nicht nur „einzelne kleine Maßnahmen“, sondern sogar „ganze Projektideen“ verbergen.

Die werden allerdings nicht genannt. Ersatzweise können sie sich die SPD-Gliederungen bei Geschäftsführer Claus Homm abholen. Begründung: „Diese im Einzelnen in einem Anschreiben vorzustellen, würde den Rahmen dieses Schreibens deutlich sprengen.“

Das müssen ja plötzlich dolle „Projektideen“ sein – nach jahrelangem inhaltsleeren Niedergang unter dem Vorsitzenden Timo Schisanowski.

Eine Antwort to “Plakatkleber dringend gesucht”

  1. Jürgen Dute Says:

    Ups, diesen enormen Schwund an Mitgliedern hätte ich nicht erwartet! Hatte man/frau doch in der SPD bisher als Speichellecker die Chance ein Pöstchen zu ergattern.
    Die Heckenschützen der SPD sind immer noch aktiv und die Partei hatte sich bereits in den 80er Jahren in Hagen von ihrer Klientel weit entfernt. Das Motto – Partei gleich sicherer Job – hat da noch funktioniert. Die Stadt leidet heute noch unter dieser Klientelpolitik. Qualität hat man so nicht bekommen! Halt „Speichellecker“ zumeist.
    Die SPD ist nun da, wo sie hingehört. Zu lange diese Spielchen auf Kosten der Bürger gespielt.

    Zu ihrer Ehrenrettung sei noch anzumerken, sämtliche andere Parteien in Hagen sind da nicht anders, doch die haben halt ein anderes Klientel. Diese miesen Spiele beherrschen alle. Fragt sich nur, wie lange dies noch gut geht.

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