Ein Mythos verpufft

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Hohenhof: Fraktionen rudern zurück

Groß aufgetrumpft hatten einige Gruppierungen aus dem Hagener Ratssaal nach den Fällungen am Hohenhof, die sie selbst verschnarcht hatten (siehe hier und hier). In einer Art „Aktion Gesichtswahrung“ laufen jetzt die Rückzugsgefechte. Bei aller berechtigten Kritik am Verwaltungshandeln im Allgemeinen wurde hier erkennbar ein Exempel ausgesucht, das auf die Kritiker selbst zurückfällt.

Von „Fassungslosigkeit und Entsetzen“ war die Rede bei der CDU. „Ich kann nicht glauben, dass es Menschen gibt, die derart wundervolle Bäume skrupellos fällen können“, so der Vorsitzende des Kultur- und Freizeitausschusses. Der Fraktionssprecher der Partei im Umweltausschuss gab an „Das verstehe ich nicht.“ Was man auch als Selbstkritik verstehen könnte.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jörg Klepper betonte das immer wieder gern als Argumentationshilfe zu Hilfe genommene Ehrenamt: „Hauptamtliche Profis haben kaum erläutertes Kartenmaterial geliefert und es den ehrenamtlichen Ratsmitgliedern überlassen, die darin versteckte Botschaft zu entschlüsseln.“

Auch FDP-Mann Lars Peter Hegenberg konnte „keine klare Darstellung der Maßnahmen feststellen“ und jammerte: „Wenn ich mich als Ehrenamtler mit hunderten Seiten an Verwaltungsvorlagen beschäftige, erwarte ich, dass die Verwaltung die Sachen auf den Punkt bringt“. Nun ja, von „hunderten Seiten“ kann im vorliegen Fall keine Rede sein.

Die Vertreter vergessen dabei zu erwähnen, dass die Geschichte mit dem „Ehrenamt“ nur begrenzt den Tatsachen entspricht, da alle Fraktionen und selbst die (Zweier-)Gruppen im Stadtrat in ihren Geschäftsstellen ebenfalls hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigen, die den Rats- und sonstigen Gremienmitgliedern die Unterlagen aufbereiten.

Befeuert wurden diese Darstellungen noch von einem Kommentar des WPWR-Redakteurs Martin Weiske in der Samstagsausgabe der Zeitung. Weiske griff dankbar die von den CDU- und FDP-Vertretern gelieferten Stichworte auf, sprach von „dicken Verwaltungsvorlagen“ und konstatierte ein „verstörendes Selbstverständnis, wie das Rathaus mit ehrenamtlichen Entscheidern und somit dem Bürger verfährt“.

Jetzt ist der Mythos verpufft. Nachdem die Verwaltung in der Sitzung der Bezirksvertretung Hagen-Mitte auf Anfragen von SPD und Grünen einen detaillierten Ablauf des gesamten Vorgangs präsentiert hatte (DW berichtete), ruderten die Mandatsinhaber zurück. Wie der WPWR jetzt zu entnehmen ist, wurde aus der Politik „keinerlei Kritik an der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit der Maßnahmen laut“.

Während SPD und Grüne die mangelnde Informationspolitik der Verwaltung hinterfragten, „schwiegen die Vertreter der übrigen Parteien zu den in den Fokus der Öffentlichkeit geratenen Vorgängen eisern“, so die Zeitung.

Schon in einem bereits am 31.01. formulierten Antrag für die Sitzung des Umweltausschusses am 09.02. kommen CDU und FDP (gemeinsam mit Hagen Aktiv) geradezu handzahm des Weges.

Dem für Baumschutz und -pflege zuständigen Umweltausschuss sei „entgangen“, dass entsprechend umfangreiche Fällungen aus der Beschlussvorlage abzuleiten gewesen wären. „Aus Sicht der Antragsteller lag hier mindestens ein erhebliches Kommunikationsdefizit vor“, heisst es weiter und man bittet darum, „Kommunikationsprobleme dieser Art und dieses Umfangs für die Zukunft zu vermeiden“.

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