Sind Blogs die neue Lokalzeitung?
Auch im IV. Quartal 2021 hat die heimische WPWR weiter an Zuspruch verloren. Nach der Erhebung der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (ivw) waren die Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,7 Prozent rückläufig. Damit hat die Monopolstruktur der Funke-Medien innerhalb von 10 Jahren fast die Hälfte der Auflage eingebüßt.
Eine Ursache ist sicher das veränderte Medienverhalten. Jüngere Mitmenschen bewegen sich zunehmend in jenen Netzwerken, die langläufig „sozial“ genannt werden, interessanterweise auch von den gebeutelten Printmedien, die sie dazu noch aufwerten – und damit vielmals das asoziale Spektrum als Plattform für allerlei Abstruses befördern.
Aber entscheidender dürften die Fehler sein, die Lokalzeitungen wie die WPWR selbst zu verantworten haben. In einem Beitrag für die Bundeszentrale für politsche Bildung benennt die Journalismusforscherin Prof. Dr. Wiebke Möhring (TU Dortmund) die Ursachen:
„Der Lokalteil ist unter anderem zu stark ereignisbezogen und zu wenig kontinuierlich („Terminjournalismus“), beinhaltet zu wenig Hintergrundinformationen, zu wenig Politisches, er ist zu wenig reflektierend („Verlautbarungsjournalismus“), die lokale Elite ist überrepräsentiert und insbesondere gegenüber dieser wird zu wenig Kritik geübt („Hofberichterstattung“).“
Lokalredaktionen seien zudem besonderen Einflussfaktoren ausgesetzt, zentrales Merkmal sei die soziale Nähe der Lokaljournalisten zu den Themen und Akteuren ihres Verbreitungsgebiets. Zusätzlich zu den sich beruflich ergebenden Kontakten träten noch persönliche hinzu.
In Hagen gut zu beobachten an der Gefälligkeitsberichterstattung über Einzelhandel, Gastronomie sowie Kirmesbuden- und Diskobetreiber.
Eine andere Frage stellt sich der freie Journalist Klaus Raab, der u.a. für Zeit online, MDR, Freitag, Bayrischer Rundfunk und taz gearbeitet hat: Sind Blogs die neue Lokalzeitung?
Raab kritisiert, dass Lokaljournalismus „an einem halbwegs anspruchsvollen Publikum vorbeiarbeite“. Mancherorts seien oder schienen auch die Verbindungen zur lokalen Wirtschaft oder Politik zu eng.
2011 führte dieser Eindruck etwa zur Gründung der Kontext-Wochenzeitung in Stuttgart: Der ehemalige Chefreporter der Stuttgarter Zeitung beklagte eine zunehmend oberflächliche Berichterstattung in der Presselandschaft, nicht nur zum Bahnhof „Stuttgart 21“, und gründete alsbald, zunächst online, sein eigenes Medium.
Gerade in sogenannten Einzeitungskreisen, in denen eine Lokalzeitung ein Monopol hat (wie in Hagen), seien Lokalblogangebote wichtig, so Raab. Aber flächendeckend sind sie kein Ersatz, sondern eine Ergänzung, wie Journalistik-Professorin Möhring meint. In zehn Jahren wisse man mehr.
Entwicklung Hagener Medien (indiziert)
Index: 2011= 100
WPWR: Durchschnittliche verkaufte Auflage, jeweils im IV. Quartal
DW: Durchschnittliche Zugriffe pro Tag
Grafik: DW, Datenquellen: ivw, wordpress
3. Februar 2022 um 00:24 |
Das hat sich das Einheitsblatt redlich verdient. Hauptsache es sind die Angehörigen gut in öffentlichen Einrichtungen unter gebracht. Mir graut es vor diesem Blatt und die feigheit der Berichtenden. Vor allen vor dem Redaktuer dieses Blattes. Mit Journalismus hat dies nichts gemein.