AfD schöpft aus dem „bürgerlichen“ Lager
Abgründe hinter gutbürgerlicher Fassade – Rasenkanten mit der Nagelschere getrimmt und AfD gewählt: Rechter Hotspot Sonntagstraße in Hagen-Boelerheide. Foto: RVR.
Wo kommen die 9,3 Prozent der Wählerstimmen her, die die rechtsnationale AfD bei den Hagener Kommunalwahlen abgriff und ihr zum zweitbesten Ergebnis in Nordrhein-Westfalen verhalf? Eine erste Analyse zeigt: Im Wesentlichen aus dem gutbürgerlichen Milieu.
Auf den ersten Blick erscheint es so, dass die AfD vor allem in den seit Jahren vor allem in den von interessierten Kreisen hochgejazzten vermeintlichen oder vielleicht auch tatsächlichen „Problemvierteln“ Hagens gewählt wird. Bei genauerer Betrachtung stellt sich diese Annahme aber als Trugschluss heraus.
25,5 Prozent für die AfD an der Wehringhauser Straße, 21,4 Prozent an der Alleestraße, 21,0 Prozent an der Södingstraße – beeindruckende Zahlen. Nur: Dahinter verbergen sich relativ wenige Wähler, denn die Wahlbeteiligung in diesen Stimmbezirken ist gering. An der Södingstraße machten nur 7,2 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Hinter den 21 Prozent für die AfD verbergen sich gerade einmal 12 Stimmen, ähnlich sieht es in den anderen Bezirken aus. Damit bekommt man auf Stadtebene keine 9,3 Prozent.
Die Steigbügelhalter der Rechtsaußentruppe sind hauptsächlich in den Kreisen zu finden, die gemeinhin als „gutbürgerlich“ bezeichnet werden. Mitmenschen, die sich eher selten in die Problembezirke der Stadt verirren und sich ihre Meinungen vom Hörensagen und aus einer lokalen Presse bilden, die seit Jahren mit einer ganz eigenen Agenda in Hagen unterwegs ist.
Beispielsweise Anwohner der Sonntagstraße im bürgerlichen Stadtteil Boelerheide. In der Reihenhausidylle, wo die Rasenkanten mit der Nagelschere getrimmt werden, erhielt die AfD 17,5 Prozent der Stimmen. Bei einer Wahlbeteiligung von 31 Prozent (auch noch mikrig genug) schlug das für die Rechtsausleger gleich mit 67 Stimmen zu Buche.
Tendenziell ähnlich verhält es sich in den dörflichen Randbezirken Hagens. Auch in Fley, Garenfeld und Holthausen erzielte die AfD mit 10,3 bis 11,4 Prozent bei überduchschnittlicher Wahlbeteiligung zwischen 36,2 und 39,7 Prozent Zustimmungen, die weit über dem Stadtergebnis lagen und für eine entsprechende Anzahl von Stimmen sorgten.
Dort fiel die ausländerfeindliche Propaganda der Rechtsnationalisten erkennbar gut auf fruchtbaren Boden, obwohl es in diesen Stadtteilen nur wenige oder fast gar keine Zuwanderer gibt. In Boelerheide liegt der Ausländeranteil an der Bevölkerung bei 9,8 Prozent (in ganz Hagen bei 19,1 Prozent), in Fley (und das auch nur zusammen mit Helfe) bei 7,4 Prozent, in Holthausen bei 5,5 Prozent und in Garenfeld sogar bei nur 2,3 Prozent.
17. September 2020 um 10:57 |
Was ist “ gutbürgerlich „, was sind “ gute “ Bürger ? Gibt es sowas wirklich ( wo es doch schon Gutmenschen gibt /:) ?
Ich habe Zweifel, ob es gut ist, die AFD schlicht zu “ bekämpfen “ und auszugrenzen. Wenn es zutrifft, daß ein tieferer Grund der Mangel an Selbstliebe dieser Menschen ist ( so gelesen, und Analysen sind ja notwendig ), befürchte ich, daß es kontrproduktiv sein könnte, abgesehen davon, daß Gewalt in sich birgt, Gegengewalt zu produzieren.
Die AFD ist nicht homogen wie auch nicht vergessen werden darf, daß etliche Leute mit entsprechender Gesinnung in anderen Parteien – größtenteils verdeckt – ihr Leben fristen.
Nicht alle wird man als rassistisch oder schlechthin fremdenfeindlich bezeichnen können, aber dies, in einen größeren Kontext gestellt, ist ein eigenes Kapitel ( und wäre insoweit auch eigener Artikel wert, am besten unter Hinzuziehung von Fachleuten wie etwa Soziologen, Psycholgen, was aber in erster Linie Aufgabe der Massenmedien mit ihren Möglichkeiten WÄRE ). Bei denen, wo es der Fall ist, wird es schwer gelingen können. Bei allen anderen sollte man m. E. versuchen, in einen Dialog zu kommen, was noch nicht Zusammenarbeit in engerem Sinne bedeuten muß ( oder, zunächst, kann ).
Aber, wie ist es um die Themen Dialog ( gekennzeichnet nicht durch zu, sondern mit den Menschen und nicht zum reinen Selbstzweck reden wie z. B. ein Bürgermeister unter´m blau-gelb-scheinheiligen Sonnenschirm ) und Differenzierung allgemein bestellt ?
Natürlich und insbes. auch in den etablierten Parteien mit ihren
( hosen – ) anzugbewehrten Hornochsen*öchsinnen und diese mit den Ureinwohnern. Wenn sie ( wieder ? ) dazu Lust hätten ( ein Stichw. : Wahlbeteiligung )… Erssma Schnauze voll
17. September 2020 um 16:37 |
Ergänzg. : Selbstliebe, nicht Selbstverliebtheit als Grundlage für Narzissmus, bei dem es übrigens i. Z. um die höheren/hohen Ausprägungen geht ( da hammwes wieder.. )
17. September 2020 um 12:24 |
Tja, die Leute möchten halt keine Zustände wie in der Alleestraße, wo man als weißer Europäer angepöbelt und bei Tage ausgeraubt werden kann. Die Leute möchten keine Vermüllung wie in Wehringhausen. Ist das so unverständlich? Bald kommen weitere Migranten. Auf Dauer kann es nur zu sozialer Spaltung kommen. Und dafür ist auch die Politik und die Medien, die von Gute-Laune-Zuzug berichten, die Schattenseiten aber außen vor lassen.
17. September 2020 um 15:39 |
zunächst muss ich mal dei vorigen Kommentare von „KranichMuss“ und MichaNone loben. Den Umgang mit der Hagener AfD finde ich nicht angemessen. Unterscheiden muss man wohl eine Landes AfD sowie die AfD auf Bundesebene. Hier in Hagen aber versucht sich die AfD mit Hagener Themen z.B. im Rat einzubringen. In den vergangenen Jahren gab und gibt es keinen Antrag im Rat, der irgendwie mit rechten oder rassistischen Themen etwas zu tun hätte. Niemand kann der AfD in Hagen unterstellen, dass sie rassistisch, radikalisiert oder demokratiefeindlich ist. Eine ausländerfeindliche Propaganda konnte im Wahlkampf nicht festgestellt werden. Und die Bürger der Sonntagsstraße oder der Randbezirke fahren sicher auch mal in andere Hagener Bezirke. Anstatt sich mit der Hagener AfD auseinanderzusetzten, sollte man sich mal vor Augen führen, dass nun auch der Kriegsverbrecher vom Bosporus seine Vasallen in Hagen installiert hat.