Oder: Auch unter den Dilettanten gibt es große Könner
Für 450.000 Euro soll die Entlüftung im Restaurant „Novy’s“ saniert werden
Von Christoph Rösner
Was ist ein Bistro? Laut Duden ein „kleines, meist einfacheres Lokal, in dem auch kleinere Speisen angeboten werden.“
Heutzutage firmieren unter dieser Bezeichnung alle möglichen gastronomischen Etablissements. Von der Gourmet-Frittenschmiede mit Sitzplätzen, über diverse abgerockte Läden mit Tütensuppen und Plastikburgern im Portfolio bis zur Edelhäppchenbleibe für einsam Streunende.
Ein Bistro kam im März 2008 im Vermietungsangebot der Stadt vermutlich nicht in Frage.
Zwar spricht die Stadt zu Beginn von einem zu planenden Bistrobetrieb, um kurz später von einem (in Klammern) „integrierten Gastronomiebetrieb (Restaurant)“ zu schwärmen: Zitat:“ Der Gastronomiebetrieb muss in seiner Konzeption und Betriebsführung der kulturellen Bedeutung des Emil Schumacher-Museums gerecht werden.“
Und das auf immerhin 217 Quadratmetern ohne Außengastronomie.
Nun betreiben Tamara und Thomas Bielefeld das Novy`s inzwischen 10 Jahre nachweislich als Restaurant und haben gerade ihren Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert.
Doch plötzlich wird die rechtmäßige Führung als Restaurantbetrieb in Frage gestellt, weil die Entlüftungsanlage nur für ein Bistro ausgelegt sei und ein Brandschutz-Upgrade auf eine restauranttypische Entlüftungsmaschinerie € 450.000 kosten soll.
SPD-Ratsherr Werner König fragt gezielt nach und fühlt sich aufs Übelste hintergangen. „[…] dass man eher zufällig von der Summe erfährt, ist ein Skandal“, und weiter König „…man muss die Frage nach den Verantwortlichen stellen.“
Machen wir.
War es nicht Thomas Grothe als verantwortlicher Baudezernent, der die Genehmigung erteilt hat und der heute sagt: „Die Anlage reicht für die gastronomischen Anforderungen nicht aus.“
War König nicht schon damals in derselben Partei wie Grothe?
Sprechen Ratsherr und Dezernent nicht miteinander?
Und, warum überhaupt fragt König plötzlich, am 21. Februar 2019, im Rat der Stadt gezielt nach?
Hier beginnt – zugegeben – die Spekulation.
Sind die Bielefelds irgendjemandem heftig auf die Füße getreten?
Sind hier vielleicht Leute am Werk, die einem erfolgreichen Gastronomiepaar daher diesen oder jenen Entlüftungsknüppel zwischen die Beine werfen wollen?
Oder ist es einfach nur der bereits beginnende Wahlkampf, der solche Blüten treibt?
Die Sanierungsarbeiten sollen zügig vonstattengehen, wird großspurig verkündet, ein Küchencontainer in der Prentzelstraße soll einen reibungslosen Küchenbetrieb gewährleisten.
Was in Hagen `zügig` bedeutet, können wir nur ahnen – zudem geht unser aller Bau- und Genehmigungs-Grothe davon aus, „dass wir dieses Budget halten.“
Allerdings, so Grothe, „handelt es sich um eine erste Schätzung[…] …“ Heiße Herdplatten scheinen ihn geradezu magisch anzuziehen …
Wir hingegen lächeln weise, runden großzügig auf eine halbe Million auf, und stellen die einzig legitime Frage in diesen Zusammenhang:
Habt Ihr sie noch alle?
Leichtfertig setzt Ihr die Existenz des gastronomischen Aushängeschildes des Kunstquartiers aufs Spiel, gleichzeitig können Eltern keine Kita-Plätze bekommen – oder – wahlweise bezahlen, fallen in unseren Schulen der Putz von der Decke und die Pissoirs von den Wänden, auf der Hestert verschleudert ihr Geld für Sonderparkplätze für durchgeknallte Helikoptereltern und wisst nicht, welchen Gastro-Betrieb Ihr im Kunstquartier genehmigt habt?
10 Jahre läuft der Laden, für alle sicht- und schmeckbar – als Restaurant, und jetzt das?
Und noch etwas: Was wird Architekt Marek Lindemann sagen, wenn er erfährt, dass an seinem Gebäude Veränderungen vorgenommen werden sollen. Architekten können mitunter sehr sensibel auf solche Frickeleien reagieren. Wir denken an die Stadthalle …
Und sage keiner, wenn die 4-monatige Sanierungsphase um weitere vier Monate überschritten worden sein wird, das wäre nicht vorauszusehen gewesen. Denn wie wir alle wissen, stehen Firmen augenblicklich auf der Matte, sobald die Ausschreibung – bis Ende April – rausgegangen ist.
Wir hingegen gehen realistisch davon aus, dass die angedachte 4-monatige Sanierungsphase locker gerissen wird.
Und wir gehen weiter davon aus, dass die 500.000 € bei Weitem nicht reichen werden, nach dem, was uns in der Vergangenheit schon an Planungs- und Finanzierungsdestastern präsentiert wurde.
Und deshalb prophezeien wir, mit Arroganz und Zähneklappern aus demselben Maul werdet Ihr dann – wieder einmal – Euer erneutes Versagen schönreden.
Aber so funktioniert halt die Kakistokratie – die Herrschaft der Schlechtesten.
Kommentar verfassen