Erfahrungen mit der Politisierung der Gegenwart

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FernUni: Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung

Es geht rund auf dem politischen Parkett: In Europa brodelt es, populistische Strömungen sind auf dem Vormarsch, weltweit suchen Menschen ihr Heil in der Flucht und die Weltmacht USA gibt viele Rätsel auf. All das sind Phänomene, die in der Öffentlichkeit angeregt diskutiert werden – aber wie lassen sie sich philosophisch einordnen?

An der FernUniversität in Hagen befassten sich Expertinnen und Experten auf einer internationalen Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung (DGPF) über vier Tage hinweg mit dem Thema „Die Phänomenologie und das Politische“.

Als große philosophische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum verfolgt die DGPF das Ziel, die Phänomenologie als Methode des Philosophierens zu fördern. Zu ihren Mitgliedern gehören Forschende aus über 25 Ländern. Die Phänomenologie versteht sich dabei als Wissenschaft, der es darum geht, Erfahrungen aus der Ersten-Person-Perspektive zu beschreiben und zu analysieren.

Grundsätzliche Denkanstöße zur spannungsreichen Beziehung zwischen „Phänomenologie“ und „Politik“ erhielten die Teilnehmer in Prof. Thomas Bedorfs Eröffnungsrede. „Die Phänomenologie kann als eine Philosophie gelten, die sich mit politischen Gegenständen schwertut“, erklärte der DGPF-Präsident in Rückbezug auf Edmund Husserls philosophisches Verständnis: Der Gründungsvater der phänomenologischen Strömung stellte das wahrnehmende Subjekt in den Mittelpunkt seines Denkens. Bedorf legte den Finger auf einen neuralgischen Punkt: „Politische, staatliche, institutionelle und kollektive soziale Tatsachen zeichnen sich jedoch vor allem dadurch aus, dass sie sich einer allein subjektiven Hervorbringung entziehen.“

Mit einer kontroversen Fragestellung hat sich ebenso der Nachwuchs-Phänomenologe Paul Helfritzsch (Universität Jena) auseinandergesetzt. Für seinen Aufsatz zur Frage „Ist die Phänomenologie eine realistische Philosophie?“ wurde dem Doktoranden von Thomas Bedorf der Essaypreis der DGPF verliehen.

Im Laufe der Tagung stellten auch Forschende der FernUniversität ihre Ergebnisse zur Diskussion. So referierte Selin Gerlek zum Thema „Die (In)Stabilität des politischen Feldes und die Rolle des Habitus“. In ihrem Vortrag untersuchte die Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie in Deutschland noch unpublizierte Vorlesungen des französischen Philosophen Maurice Merleau-Ponty. Gerlek ist Doktorandin bei Prof. Bedorf und Mitbegründerin des phänomenologischen Blogprojekts „et al.“.

Dr. Steffen Herrmann nahm in seinem Vortrag „Kritische Theorie und politische Phänomenologie. Eine Verhältnisbestimmung“ einen Vergleich vor: Auf den Prüfstand kamen Hannah Arendts und Jürgen Habermas‘ Modelle politischer Urteilskraft – eine Gegenüberstellung, die im Anschluss auch von der internationalen Zuhörerschaft intensiv diskutiert wurde.

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