Abriss im großen Stil

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In Hagen-Wehringhausen soll ganzer Wohnblock verschwinden

In Wehringhausen steht eine der größten Abrissaktionen aller Zeiten am Hagener Wohnungsmarkt bevor: Die Gemeinnützige Wohnstätten-Genossenschaft (GWG) mit Sitz in Haspe plant den gesamten Mehrfamilienhaus-Block im Karree Minerva-/Ewald-/Gustav-/Lange Straße abzureißen. 130 Wohneinheiten würden damit dem Erdboden gleichgemacht.

Angesichts eines Investitionsstaus von gut 20 Millionen Euro sieht Christoph Rehrmann, Geschäftsführender GWG-Vorstand, keine realistische Perspektive, den Komplex mit seiner zum Teil mehr als hundertjährigen Bausubstanz unweit der Bahnanlagen zu erhalten. Stattdessen sollen dort, so wurde bereits in ersten Gesprächen mit der Stadt diskutiert, ein Kindergarten sowie Flächen für Einzelhandel entstehen. (…)

Quelle: wp.de

Anmerkung: Was selbst die Flächenbombardements im 2. Weltkrieg nicht geschafft haben, plant nun die GWG. Den Abrissplänen würde auch das älteste Haus im GWG-Bestand Lange Straße Ecke Gustavstraße zum Opfer fallen.

In anderen Städten gehören Stadtviertel mit Häusern aus der Gründerzeit zu den beliebtesten Wohngebieten, während die Phantasie Hagener Entscheider nur bis zur Abrissbirne reicht. So hält auch WPWR-Redakteur Martin Weiske den Plan, „dass in Wehringhausen ein gesamtes Straßenkarree planiert werden soll“, für „angemessen“. Der jüngst von seinen Hasper Kumpeln zum „Wacholderritter“ geschlagene Zeitungsmann bezeichnet es in seinem Kommentar als „verfehlt, noch architektur-romantische Argumente herbeizuzerren“. Das ist exakt die Denkweise jener Hagener Cliquen, die seit Jahren daraufhin arbeiten, Geschichte und Kultur durch „Brauchtum“ zu ersetzen. Nicht fehlen darf natürlich auch der Hinweis auf die „EU-Zuwanderer aus Osteuropa“, aber das entspricht ja der Linie des Blattes.

Wenn, wie in dem Bericht zu lesen, die GWG bereits seit Jahren dabei ist, den Block leerzuziehen und keine Erhaltungsinvestitionen mehr getätigt hat, ist der Flächenabriss wohl schon von langer Hand vorbereitet worden und man hat die Häuser bewusst über einen langen Zeitraum heruntergewirtschaftet. Die ebenfalls erwähnte Wohnungsmarktstudie, die den Abriss von 3.500 Wohnungen in den nächsten zehn Jahren empfiehlt, ist aber erst vor acht Monaten im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt worden.

Andere Hauseigentümer haben in dieser Zeit saniert und renoviert, da sie offenbar die Potentiale, die in diesem Stadtteil trotz vieler Probleme stecken, erkannt und in ihre Immobilien investiert haben. Zu besichtigen beispielsweise in der Moltkestraße.

Das Verhalten der GWG ist umso merkwürdiger, als dem 4-Personen-Vorstand der Genossenschaft doch Claus Rudel angehört. Der ist nicht nur SPD-Fraktionsvorsitzender im Hagener Stadtrat, sondern auch Vorsitzender des Wehringhauser Ortsvereins seiner Partei. Und: Rudel ist bei den letzten Kommunalwahlen 2014 direkt in den Rat gewählt worden. Und zwar im Wahlbezirk Wehringhausen-West, genau dort wo jetzt seine GWG ein ganzes Karree (mit vermutlich vielen Rudel-Wählern) dem Erdboden gleich machen will. Der Mann sollte sich schon mal warm anziehen.

5 Antworten to “Abriss im großen Stil”

  1. Silke Pfeifer Says:

    Schon vor ca. 10 Jahren gab es viele Bürgerideen und sogar Studienauswertungen aus den EU-Projektversammlungen dazu. StudentInnen aus Nachbarstädten sollten zum Beispiel gezielt auf dieses Wohnkarree angesprochen werden. Die Nahverkehrangebote zur Uni durch S-Bahn und Bahn, die zu Fuß/per Fahrrad gut zu erreichen sind und die im Vergleich zu Uni/Hochschulstädten sehr günstigen Mieten hätten bestimmt sehr viele angesprochen.
    Durch Studenten hätte der Stadtteil und die LangeStraße eine deutliche Lebendigkeit und damit Ansiedlung von Cafés und inhabergeführten Läden erhalten. Hätte Wehringhausen dringen nötig. Eine vielfältige, OFFENE Szenekultur hätte auch deutliche wirtschaftliche Vorteile gebracht und den Stadtteil nachhaltig gestärkt.
    Aber, wie so viele gute andere Impulse einfach mal wieder aus der Hagen typischen Eigenprofilierung ignoriert. Lieber alles abreissen und damit auch ein großes Stück der Wehringhauser Identität zerstören.

  2. Vlado Says:

    Unfassbar wie man hier wohl mit Mietern und somit mit Genossen seitens der GWG umgeht. Die Mieter/Genossen erfahren das ihre Wohnung bzw. Wohnhaus abgerissen werden soll, durch die Zeitung! Ich empfinde das als unmenschlich.
    Herr Rudel, als Sozialdemokrat, ist im Vorstand der GWG und zeigt wohl nun sein wahres Gesicht. Immer alles nur abnicken scheint das Motto zu sein. Bekommt er für seine Vorstandstätigkeit ca. 1400€ im Monat?Ich hoffe sehr das die Bürger in Wehringhausen aufstehen und sich dieses nicht gefallen lassen.

  3. Dr. rer. nat. Harald Wwnk Says:

    die GWG hat schon einen riesenabriss mit riesenneubauten an der eugen-richtre-str. hinter sich.

    einer der grundgedanken de genossenschaften ist es, sich von der insbesondre finanziellen abhängigkeit von besitzern und banken zu befreien. eine art gemeinbesitz. die häuser müssen längst amortisiert sein und so hätte man eigenm´tlich recht preiswerte wohnraum aufdauwer, mit gewachsener mieterschaft.

    da selbst fachwerkhäuser aus dm 17 jahrhu ndet problemlos erhalten werden können – in haspe, sitz der GWG verwaltung, steht sogat so eins – geht das argument: „geht nicht“ gar nicht.

    die spd vor allem hat insgesamt den genossenschasftlichen kollektvbresditz zur befreinuhg von finanziellen abhänguigkeiten gant bewusst systematisch zerstört. die neue heimat der gewerkschaften iszt da paardogamatusch, die mediennbesitze und lebensmittel, banken in genossenschaft oder gerkschafstbesitz ge genauso.

    die erhöhung der umschlagszeit von kapital erfreut den finanzmarkt und verstärkt die geldversklavungsfesselnn, bildet den taktgebnber für unsrrer entfremndene markt-KONFROME und KONFORMIERENDE; normalisierden gesellschaft.

  4. uweck Says:

    Habe das mal in einem Tweet zusammengefasst. → https://twitter.com/g3ckst4/status/899530962530390016

  5. Bebbi Says:

    Für Studenten aus Dortmund und Bochum ist das völlig uninteressant. Wie soll man von da mit dem ÖPNV vernünftig zu den Uni kommen? Gab es nicht mal den Versuch, die Studis nach mit Niedrigstmieten zu locken – ohne Erfolg. Man kann die da nicht zwangsweise einmieten.

    Und wie soll Hagen das Problem lösen, dass immer mehr Wohnungen leer stehen aufgrund des Bevölkerungsrückgangs?

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