„Schieß ihn um, den Hund von Demokraten!“

by

Mit einem blutigen Massaker beantwortete der Preußenstaat im Mai 1849 die „Iserlohner Revolution“ – Ein Exempel zum Geschichtsgedächtnis

Über hundert Menschen wurden am 17. Mai 1849 in Iserlohn von der Soldateska des preußischen Staates ermordet. Die Opfer der Revolution von 1848/49 und die Pioniere des demokratischen Gedankens spielen im Geschichtsgedächtnis bis heute keine große Rolle. Am Beispiel Iserlohns lässt sich gut aufzeigen, wie nachhaltig die mörderische Staatsmacht ihren Opfern sogar ein kollektives Schuldgefühl einimpfen konnte. (…)

Der preußische König, der politische Fragen nur mit „Seinesgleichen“ abmachen wollte, erklärte in einem Brief an den preußischen Gesandten in London, den Freiherrn von Bunsen, am 7. Mai 1849: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.“ Zu diesem Zwecke gedachte er, die wehrpflichtigen Bürger einberufen zu lassen. In Westfalen hatte General von der Goeben schon am 4. Mai zur Einkleidung der Landwehreinheiten mobilisiert. (…)

In Hagen bekundeten am gleichen Tag 1.500 Landwehrmänner, sich nicht zum Waffengebrauch gegen die „Brüder“ einkleiden zu lassen. Mehrere tausend Teilnehmer einer Volksversammlung beschlossen, an der Reichsverfassung festzuhalten. Treibende Kräfte waren hier Demokraten wie der später in die USA geflüchtete Caspar Butz (1825-1885), ein Freund Friedrich Heckers. Ein überörtliches Verbindungsnetz sorgte für Nachrichtenaustausch. (…)

Aus anderen Orten, besonders aus Hagen, waren schon fast tausend Auswärtige zur Unterstützung angereist. In den Forderungskatalog wurden ausdrücklich auch die Punkte „Anerkennung der Reichsverfassung“ und „Rücktritt des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel“ aufgenommen. Die revolutionäre Selbstorganisation erfolgte über einen von allen gewählten Sicherheitsausschuss, der sich am 13. Mai in neuer Zusammensetzung noch einmal radikaler zeigte. Konstitutionelle Kräfte beklagten die rote Fahne auf vielen Iserlohner Barrikaden und mahnten an, einen „Einbruch der Pöbelherrschaft“ zu verhindern. Den Regierenden galten die Iserlohner Ereignisse als proletarische Erhebung. (…)

Quelle: Telepolis

Hinterlasse einen Kommentar