WP gekündigt – Petition unterzeichnet

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Hagener beenden Zeitungs-Abo wegen Theater-Berichten

Es sind zwei von mehr als 1.000 Hagenern, die bereits die Petition zur Unterstützung ihres Theaters unterzeichnet haben. Das Ehepaar Christiane und Georg Classen war aber schon vorher einen Schritt weiter gegangen und hat die örtliche Tageszeitung abbestellt, die es mehr als 30 Jahre bezogen hatte.

Es ist ein Protest gegen die redaktionelle Linie der WPWR in Kulturfragen, die sich verschärft als integraler Bestandteil des politisch-medialen Komplexes dieser Stadt darstellt. Neu ist diese Ausrichtung allerdings nicht.

In den 1980er Jahren saß der wichtigste Gegner, der bekämpft werden musste, im Karl-Ernst-Osthaus-Museum. Es war dessen damaliger Leiter, Johann Heinrich Müller, der unter ständigem Beschuss der vereinten Front aus Politik und WP stand. Müller stand nur ein mickriger Ausstellungsetat von 60.000 DM pro Jahr zur Verfügung, wusste ihn aber für interessante Projekte zu nutzen und kümmerte sich zudem engagiert um die Hagener Künstlerszene.

Diesen „Missstand“ wusste ein „Kulturredakteur“ der WP aufzumischen, indem er in seiner Berichterstattung Schritt für Schritt die Bildende Kunst durch hobbymalende Hausfrauen ersetzte und zu diesem Zweck sogar eigenhändig einen Verein gründete. Später schwätzte er einem der Hagener Kulturzentren noch einen vorbestraften Hochstapler als Geschäftsführer auf.

Gelernt hat die Gazette aus diesen Fehltritten offenbar nichts. Der Kulturbereich der Lokalredaktion ist weiterhin unqualifiziert wie eh und je besetzt, nur die Stoßrichtung der Anfeindungen hat sich mittlerweile dem Theater zugewandt – dort finden sich momentan die größten Schnittmengen zwischen Rathaus und Pressehaus. Das Triviale verbindet halt: Wir sind alle Kirmesesel.

So darf es nicht verwundern, dass jetzt dieses seit vielen Jahren unter Auflagenschwund leidende Blatt zwei weitere Leser verlor, die Theater-Petition hingegen zwei neue Unterstützer gewann.

Im Folgenden das Kündigungsschreiben. Eine Antwort haben die Classens übrigens bis heute nicht erhalten.

„Aufmachung stellt selbst die Bild-Zeitung in den Schatten“

An die Lokalredaktion der Westfalenpost Hagen

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe heute, nach über 30 Jahren, mein WP-Abonnement gekündigt und möchte Ihnen in diesem Schreiben den Grund dafür nennen.

Seit geraumer Zeit ärgere ich mich immer wieder über Ihre Berichterstattung zur Spardiskussion am Theater Hagen und ganz besonders über die Artikel des Herrn Weiske.

Man muß nicht einmal zwischen den Zeilen lesen, um die Absicht des Herrn Weiske zu erkennen, mit seinen Artikeln dem Theater möglichst zu schaden.

Den letzen Anstoß für meine Kündigung gab Ihr Artikel vom Freitag, den 08.01.2016 in dem sie auf einer Doppelseite die Kosten des Theaters und die Zuschüsse der Stadt Hagen dargestellt haben, um der Öffentlichkeit so eine „Diskussionsgrundlage“ zu liefern.

Damit wir uns richtig verstehen: selbstverständlich hat die Öffentlichkeit ein Anrecht darauf über die Kosten und Zuschüsse des Theaters aufgeklärt zu werden, sofern diese Zahlen gut recherchiert sind und stimmen, aber was mich und nicht nur mich gestört hat, ist diese zweiseitige Aufmachung, die selbst die Bild-Zeitung in den Schatten stellt und die ich so in den 30 Jahren meiner Abonnentenzeit in der WP noch nicht gesehen habe!

Auch da ist doch wohl die ganz deutliche Absicht Ihrer Zeitung zu erkennen, das Theater an den Pranger zu stellen, damit auch derjenige, der sich nicht für das Theater interessiert und einen Artikel in „normaler“ Größe vielleicht gar nicht erst gelesen hätte, sieht, welche Kosten das Theater verursacht.

Was aus dieser Grafik natürlich nicht hervorgeht, ist die phantastische Arbeit, die von den Mitarbeitern des Theaters vor und hinter den Kulissen Tag für Tag geleistet und die vom Publikum allabendlich mit viel Applaus honoriert wird und dieses Theater und damit auch diese Stadt weit über ihre Grenzen hinaus bekannt macht.

Dass eben diese Menschen für ihre Arbeit tatsächlich auch noch Geld bekommen geht wiederum aus Ihrer Grafik hervor, leider auch verfälscht, wie man in der Richtigstellung der Theaterleitung in Ihrer Ausgabe vom 11.01.2016 nachlesen konnte – ein Artikel den ein nicht-Theater-Interessierter wahrscheinlich wieder überlesen wird.

Vielleicht gelingt es Ihnen ja, dem Theater mit Ihrer Berichterstattung weiter zu schaden und denjenigen Lokalpolitikern, die das Theater nur als Kostenfaktor sehen, in die Hände zu spielen.

Ich möchte Ihnen aber abschließend noch einen Satz des Kölner Kabarettisten Wilfried Schmickler mit auf den Weg geben, der mir damals so gut gefiel, dass ich ihn mir nach der Vorstellung direkt aufgeschrieben habe und über den unsere Politiker und auch Ihr Redakteur Herr Weiske einmal nachdenken sollte.

Herr Schmickler sagte nach seinem Gastspiel „Weiter“ im Juni 2012 nach der Vorstellung vor ausverkauftem Haus: „Es gibt auf dieser Welt sicher nicht viele Dinge um die ein Kölner einen Hagener beneiden würde, aber dieses wunderbare Theater mit seinen freundlichen Mitarbeitern könnte so etwas sein.“

Dafür erntete er tosenden Beifall.

Das Geld, welches ich durch die Abo-Kündigung spare, werde ich übrigens dem Theater-Förderverein zukommen lassen. Vielleicht ein winziger Beitrag, um dieses wunderbare Theater doch zu erhalten!

Eine Antwort to “WP gekündigt – Petition unterzeichnet”

  1. Allan Quatermain Says:

    „Hobbymalende Hausfrauen,“ die Wörter sind gut.

    Was man von dem Künstlerischen dieser beiden Hausfrauen nicht behaupten kann.
    Alles aber eine Sichtweise im Auge des Betrachtenden.

    Mein Abo der WR und WP, habe ich zur Feier der Übernahme durch die Funke-Gruppe gekündigt.

    Was ja, wie man heute an den Einheitszeitungen sehen kann,
    eine richtige Entscheidung war.

    Zu gekauft wird bei einer Französischen Presseagentur,
    die „Lokalredaktion“ der WR ist in Berlin.
    Artikel werden verfast von Volontaire und Praktikanten.
    Und Hunderte von Kündigungen von Redakteuren, Fotografen, etc.
    der Rendite wegen.

    Dafür hat man für über 500 Millionen Euro mal eben von
    Friede Springer, die HÖR ZU erworben.

    Die Kaffeekränzchen der 4 Damen sind ja wichtiger,

    wie anständige, neutrale Berichterstattung
    von Lokal,- Landes,- oder Bundespolitik.

    Funke, Mohn, Springer, und Merkel treffen sich,
    was kein Geheimnis ist, öfters mal bei Kaffee und Kuchen
    zum Gedankenaustausch.

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