Nach Angaben des Bochumer AfD-Funktionärs Wolfgang Demolsky soll die Jüdische Gemeinde Hagen den hiesigen Rechtsauslegern Räumlichkeiten für einen Auftritt ihres Landesvorsitzenden Marcus Pretztell angeboten haben.
Demolsky zitiert dazu ein angebliches Schreiben der AfD-Mitveranstalter aus dem Märkischen Kreis. In dem beim Lokalkompass Bochum veröffentlichten Brief an die Mitglieder heißt es:
„Die jüdische Gemeinde in Hagen wollte sich diesem politischen Terror nicht beugen und hat uns die eigenen Räumlichkeiten angeboten. Nachdem jedoch selbst der jüdischen Gemeinde wohl aufgrund der Bedrohungslage seitens staatlicher Stellen davon abgeraten wurde, die AfD ‚zu beherbergen‘, hat auch diese sich schweren Herzens gezwungen gesehen, uns für morgen Abend abzusagen.“
Weiter wird in dem Schreiben behauptet, dass das Campushotel sich „nach massiven Drohungen genötigt“ sah, den veranstaltenden Verbänden der AfD den bereits geschlossenen Vertrag zu kündigen.
Ebenso soll „auch der Wirt des Kolpinghauses telefonisch massivst bedroht worden“ sein und sich daraufhin „leider ebenso gezwungen“ gesehen haben, der AfD abzusagen. Der äußerte sich in der Hagener Presse allerdings ganz anders:
„Die örtlichen Vertreter der AfD waren wie Politiker anderer Parteien auch schon häufiger bei mir zu Gast“, sagt Pächter Marko Lukac, „deshalb habe ich zunächst zugesagt. Als ich jedoch erfahren habe, wer an diesem Abend auftreten soll und welche Standpunkte er vertritt, habe ich mich an das Fraktionsbüro gewandt und abgesagt.“
Auch der Vorsitzende des Vereins Kolpinghaus, Heinz Renneke, weist laut WPWR darauf hin, dass sich die Werte des Sozialreformers Adolf Kolpings keineswegs mit denen von Marcus Pretzell in Einklang bringen ließen.
19. Januar 2016 um 11:11 |
Das ist aber ziemlich geschmacklos, Herr Doppelwacholder! Sie ziehen die „Juden-Karte“. Sonst niemand!
19. Januar 2016 um 15:53 |
Zur Erinnerung ein Beitrag im Tagesspiegel aus dem Jahr 2000:
Empörung über angebliche jüdische Vermächtnisse – Hessens Ministerpräsident Roland Koch entschuldigt sich für die Legende
Die Legende des ehemaligen hessischen CDU-Schatzmeisters Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein über angebliche jüdische Erblasser hat in Deutschland und Israel empörte Reaktionen ausgelöst. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, forderte den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) auf, in der Angelegenheit reinen Tisch zu machen. Er sei „tief empört“ und „zornig“ über die Erfindungen. Auch die SPD-Fraktion in Wiesbaden nannte den Vorfall empörend. „Die Instrumentalisierung der Verfolgten des Naziregimes für die eigenen kriminellen Machenschaften ist eine besonders perfide und geschmacklose Ablenkungsstrategie“, sagte Fraktionschef Armin Clauss. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Manfred Lahnstein, nannte die Vorgänge in der hessischen CDU „unerträglich“. Der ehemalige Bundesfinanzminister sprach von „infamen Lügen“ aus denen personelle Konsequenzen gezogen werden müssten. (…)
Quelle: Tagesspiegel