Bleicher/Witt-Affäre: Heimatverein redet sich heraus
In der Affäre um die skandalöse Verherrlichung des SS-Offiziers Fritz Witt durch den Redakteur der „Hohenlimburger Heimatblätter“, Dr. Wilhelm Bleicher, fiel dem Vorsitzenden des Hohenlimburger Heimatvereins, Widbert Felka, nur eine butterweiche Erklärung ein.
In einem Interview mit der WPWR bat er „um Verständnis“, dass „ich mich zum Inhalt aus rechtlichen Gründen jedenfalls derzeit nicht weiter äußern kann.“ Welche „rechtlichen Gründe“ mögen da vorliegen? Hat der Verein ein Verfahren gegen Dr. Bleicher angestrengt? Eher unwahrscheinlich. Es ist vielmehr die gängige Ausrede derer, die nichts sagen wollen.
Durch die Aussagen des Vorsitzenden Felka entsteht der fatale Eindruck einer historischen Kontinuität, die den Heimatverein wahrlich nicht in das beste Licht setzt. Mit der Weigerung Felkas, eine klare Position zu beziehen, bietet sich der in militäraffinen Kreisen gängige Begriff der „Drückebergerei“ geradezu an.
Die nun erfolgte Veröffentlichung des Bleicher-Textes fügt sich durchaus in die Historie des Heimatvereins ein – „plattdeutsche Nachmittage“ hin und „Letmather Kirchenmaler“ her. Der Nachhall aus deutschnationalen Sphären dröhnt offenbar bis heute an den Stammtisch im „Bentheimer Hof“.
Schon im Jahre 2011 hatte sich der Historiker Dr. Ralf Blank (Historisches Centrum Hagen) mit der Geschichte des Hohenlimburger Heimatvereins auseinandergesetzt. Dabei beleuchtete er speziell dessen Rolle während der Nazi-Zeit.
Damals stellte er fest, dass „der Hohenlimburger Verein zumindest nach außen von der Stadtverwaltung und Politik unabhängig“ blieb. „Dies hatte wohl nur formale Gründe, die Wirklichkeit sah anders aus. In Hohenlimburg hatte der NS-Ortsgruppenleiter nach dem Tod des nationalkonservativen Vereinsgründers Hermann Esser 1935 die Vereinsführung übernommen. (…) Im Hohenlimburger Verein wurden die jüdischen und politisch „unerwünschten“ Mitglieder schon 1933 aus dem Vereinsregister gestrichen.“
Die Streichung erfolgte also offensichtlich schon zu Zeiten von Hermann Esser, jenes „Nationalkonservativen“, nach dem in Hohenlimburg-Elsey noch heute eine Straße benannt ist.
Blank weiter: „Ein solcher Schritt war zu dieser Zeit durchaus noch unüblich und kann als vorauseilender Gehorsam interpretiert werden. Eine „Gleichschaltung“ erlebten die Heimatvereine nicht, da sie von den Nationalsozialisten als „gleichgeschaltet“ angesehen wurden.“
Noch in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts betrieb der Heimatverein nach Angaben von Dr. Blank eine „Bagatellisierung, ohne das tatsächliche Ausmaß der historischen Ereignisse zu kennen“. Erst mehr als sechs Jahrzehnte nach der Niederlage des Faschismus entschuldigte sich der Verein für Orts- und Heimatkunde in Hohenlimburg im Jahre 2008 öffentlich für seine Rolle im „Dritten Reich“ und nahm die 1933 ausgeschlossenen Mitglieder wieder auf.
Ob dieser Sinneswandel wirklich aus Überzeugung erfolgte oder nur aus Opportunität, wird auch der weitere Umgang mit dem „Groschenroman“ (WPWR-Redakteur Volker Bremshey) des Herrn Dr. Bleicher zeigen.
13. Mai 2015 um 23:21 |
[…] Bleicher/Witt-Affäre in Hagen: Heimatverein redet sich heraus.In der Affäre um die skandalöse Verherrlichung des SS-Offiziers Fritz Witt durch den Redakteur der „Hohenlimburger Heimatblätter“, Dr. Wilhelm Bleicher, fiel dem Vorsitzenden des Hohenlimburger Heimatvereins, Widbert Felka, nur eine butterweiche Erklärung ein … doppelwacholder […]