Deutliche Worte fand Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach im Rahmen der Veranstaltung „Vermögenssteuer jetzt“ im Gemeindesaal der St. Josefs Gemeinde in Hagen. Für ihn ist die immer mehr auseinandergehende Schere von Arm und Reich in Deutschland nicht nur eine moralische Frage, sondern auch eine besondere Herausforderung für die Gerechtigkeit und die soziale Marktwirtschaft im Land. „Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung“, so Hengsbach, „verfügen über mehr als 60% des gesamten Vermögens im Land. Damit entsteht eine Schieflage, die es aufzuheben gilt, u.a. durch die Wiedereinführung der Vermögenssteuer.“
Die aktuelle Lage ist für den Sozialethiker und emeritierten Professor vor allem der Entwicklung eines finanzmarktgetriebenen Kapitalismus geschuldet, der Profite und Renditen als einzige Meßlatte von Entwicklung sieht und die soziale Verpflichtung des Eigentums aus dem Blick verloren hat. Hart ins Gericht ging Hengsbach sowohl mit der Politik der ehemaligen Rot-Grünen-Regierungskoalition, die entscheidende Weichen für die Fehlentwicklungen u.a. durch die Agenda und Hartz-Politik gestellt hätten. Aber auch die nachfolgenden Regierungskonstellationen haben keinen Beitrag für eine bessere und notwendig andere Politik auf den Weg gebracht.
Die Veranstaltung, die von Arbeit und Leben, der VHS und dem Hagener DGB organisiert worden war, wurde durch den DGB-Kreisvorsitzenden Jochen Marquardt moderiert. Sie ist ein weiterer Mosaikstein für die notwendige Aufklärung über die Zusammenhänge und Auswirkungen einer Fehlentwicklung politischer Prozesse. Referent und Moderator waren sich einig, dass es vor allem eine Frage der Verteilungspolitik ist, die viele Menschen in Armut bringt und auch eine hohe Verantwortung für die desaströse finanzielle Lage in Kommunen, wie Hagen trägt.
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