„Ja, die Wege des Herrn sind gerade“, sagt das Alte Testament (Hosea 14,10) und dieses ward wohl auch einem Busfahrer der Linie 528 am Samstagnachmittag von seinen Vorleuten in der gut beheizten Zentrale der Hagener Straßenbahn AG im oberen Altenhagen geheißen.
Jedenfalls bog der Bus in Haspe von der Leimstraße nicht auf dem üblichen Weg in Richtung Hüttenplatz ab, sondern bevorzugte die Strecke geradeaus weiter über die Haenelstraße. Die Rückfahrt erfolgte auf gleichem Weg, während sich wartende Fahrgäste an der Haltestelle Vollbrinkstraße die verfrorenen Beine in den Bauch standen.
Informationen für die Wartenden? Fehlanzeige. Noch nicht einmal ein Infozettel war in der Wartehütte angebracht. Bei Kirmesumzügen stellt die Straßenbahn AG wenigstens Ersatzhaltestellen auf – wenngleich auch dort ohne jede Information.
Gut – denkt sich der Wohlmeinende, vielleicht ist gerade jetzt das Kopierpapier ausgegangen. Aber im Hasper Kreisel gibt es doch elektronische Anzeigetafeln, dort wird es sicherlich Auskünfte geben. Schließlich bewirbt die Straßenbahn AG auf ihrer Homepage diese Informationsmöglichkeiten vollmundig: „Wir kommen damit den Wünschen unserer Kunden nach, bei denen dieser Service besten Zuspruch findet“, erklärt Straßenbahn-Vorstand Christoph Köther. „Die Fahrgäste fühlen sich an den Haltestellen gut informiert, auch wenn die Busse mal Verspätung haben. Außerdem unterstützt das System bei der schnelleren Suche nach der richtigen Buslinie.“
Am Hasper Kreisel angekommen, ist die Überraschung jedoch groß: Anstatt ihre Fahrgäste zu informieren, haben unsere Nahverkehrsexperten die Anzeigen schlicht abgeschaltet. Schilda lässt – wieder einmal – grüßen. Ob überhaupt ein Bus fährt, und wenn ja, wann – niemand erfährt es. Das ist offensichtlich der „Service“, der nach den Worten des Straßenbahn-Vorstands Köther „besten Zuspruch findet“.
Niemand wird ernsthaft das Nahverkehrsunternehmen für die Wettelage und die damit einhergehenden Unregelmäßigkeiten verantwortlich machen wollen. Aber: Es verstärkt sich zunehmend der Eindruck, dass die Leitungsebene nicht willens oder dazu in der Lage ist, dieses Unternehmen qualifiziert zu führen.
So war es für die Linie 511 kein Problem, am Samstag den gewohnten Linienweg über den Hüttenplatz zu bedienen. Übrigens auch schon am Freitag nicht, als die 528 Haspe erst gar nicht anfuhr. Der Unterschied: Die 511 wird nicht von der Hagener Straßenbahn AG betrieben, sondern von der Verkehrsgesellschaft des Ennepe-Ruhr-Kreises. Dort arbeitet man in dieser Beziehung anscheinend professioneller.
Straßenbahn-Sprecher Dirk Thorbow sagte gegenüber der Westfälischen Rundschau: „Man muß einen Weg finden, der zu Verlässlichkeit und Planbarkeit führt.“ Treue Fahrgäste uninformiert stehen zu lassen, ist sicher nicht dieser Weg. Thorbow, der auch Gemeindevorsteher („Hirte“) einer Freikirche ist, kennt sicher auch die Fortsetzung des eingangs erwähnten Bibelzitats: „Ja, die Wege des Herrn sind gerade; die Gerechten gehen auf ihnen, die Treulosen aber kommen auf ihnen zu Fall.“
Die Hagener Straßenbahn AG ist – auch aufgrund der städtischen Kürzungs- und Personalpolitik – auf dem besten Wege zu letzterem.
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