Dr. Gert Schneider (72), Pfarrer in Vorhalle, wird am Sonntag in den Ruhestand verabschiedet.
Frage: Haben Sie sich als politischer Geistlicher verstanden?
Schneider: Meine Arbeit war geprägt durch das II. Vatikanische Konzil, ich habe Papst Johannes XXIII. hoch verehrt. Im Sinne seines Aggiornamento, das von den Konservativen gern als Anpassung diffamiert wurde, aber ein Hineingehen in die Gesellschaft meinte, habe ich Gemeindearbeit als Einmischung verstanden, auch als Einmischung in politische Fragen. Das war aber nie parteipolitisch gemünzt. Ich bin auch nicht Mitglied irgendeiner Partei.
Frage: Aber Sie haben doch erst vor einigen Monaten in einer Predigt ganz konkret Außenminister Westerwelle kritisiert.
Schneider: Ich stehe grundsätzlich auf Seiten der Armen und Benachteiligten, der Alleinerziehenden und Hartz-IV-Empfänger. Genau diese Menschen hat Herr Westerwelle verspottet, als er sie mit römischer Dekadenz in Verbindung brachte. Damals haben mich übrigens mehrere FDP-Mitglieder angerufen um mir zu sagen, es sei höchste Zeit gewesen, ihren arroganten Vorsitzenden in die Schranken zu weisen.
Frage: Dazu gehört Mut, zumal als katholischer Priester.
Schneider: Dazu gehört nicht viel Mut.
Quelle: Westfalenpost (nur Print-Ausgabe)
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