Tausende Bürger in Wuppertal protestieren seit Freitag gegen Sparpläne für Kultureinrichtungen der Stadt. An einer Kundgebung vor dem Schauspielhaus nahmen allein am Samstag 2000 Menschen teil, wie die Sprecherin der Wuppertaler Bühnen, Sonja Weber, auf ddp-Anfrage mitteilte. (Quelle: Rheinische Post)
In Hagen fand bereits am 25. Juni 2009 der „Kulturaufstand“ statt, an dem sich über 1100 Demonstranten beteiligten. Aber eines unterscheidet die beiden Städte, die nur 30 Kilometer voneinander entfernt sind, zwischen denen aber Welten zu liegen scheinen: In Wuppertal existiert ein breites Bündnis von Gewerkschaften, Schulen und Bürgervereinen, das sich explizit gegen die „Spar“politik des Landes wehrt.
Erstaunlicherweise gehören diesem Bündnis neben den Ratsfraktionen von GRÜNEN und LINKEN auch die der SPD und selbst der CDU an. In Hagen haben die beiden letztgenannten im wesentlichen den Kotau vor dem Arnsberger Vollstrecker der Landesregierung bevorzugt.
Beide Hagener Fraktionen haben Zeit und Geld damit verschwendet, sich mit Mentoren, Sparpaketen und ähnlichem zu beschäftigen – ja, sie sind nicht einmal davor zurückgeschreckt, 40 Mio. Euro mit als „Zinsoptimierung“ kaschierten Casino-Geschäften zu verzocken. Die eigentlichen Ursachen der Finanzmisere, immer neue Aufgabenbelastung ohne ausreichende Gegenfinanzierung durch das Land NRW sowie Einnahmeausfälle durch Steuergeschenke, wollten – oder konnten – sie nicht sehen.
Die Wuppertaler wehren sich u.a. gegen
- Schließung von Frei- und Hallenbädern
- Aufgabe des Schauspielhauses
- Schulschließungen
- Schließung von Stadtteilbibliotheken
- Kürzungen bei den Zuschüssen in den Bereichen Sport und Kultur
- Kürzungen bei den Zuschüssen in den Bereichen Jugend und Soziales
- Erhöhung der Elternbeiträge in Kindertageseinrichtungen und den Schulbetreuungen
- Erhöhung von Eintrittsgeldern
- Abbau von Bürgerservice
Eine umfassende laufende Dokumentation der Ereignisse findet sich hier: Wuppertal wehrt sich
Es ist Zeit, den Widerstand auch in Hagen fortzuführen und umfassend auszubauen, ansonsten besteht die Gefahr, daß auch noch der letzte Rest des von den städtischen Reklameabteilungen immer beschworenen angeblich so „liebenswerten Hagens“ endgültig den Bach runter geht.
3. Februar 2010 um 08:23 |
Ich kenne die Wuppertaler Mentalität nicht, dafür aber die der Hagener um so besser. All diese Diskussionen um Sparen, Schließungen und Kürzungen in Hagen sind negative und vor allem äußerst destruktive Multiplikatoren einer fatalen Entwicklung, die, wie mir scheint, kaum noch aufzuhalten ist. Wer genau hinschaut, wer hinhört und offen ist für Stimmungen und Befindlichkeiten, der spürt, dass Hagen und seine Bürgerschaft sich zum Hort der Depression, der Lethargie und eines kraftlosen Unmutes entwickelt hat, und das nicht erst seit Bekanntwerden der unsäglichen Derivatschlampereien. Und hieraus lässt sich schließen, dass die Wuppertaler offensichtlich – NOCH – über eine größere Bereitschaft zur Identifikation mit ihrer Stadt verfügen, aus der eine größere Bereitschaft zur Auflehnung resultiert, die sie auf die Straßen treibt. Ich persönlich kann mich einer gewissen resignativen Grundstimmung auch nicht mehr erwehren. Hier wird niemand mit Knüppeln durch die Straßen ziehen, oder, humaner, auch von unserer hoch gelobten und immer wieder reanimierten Theaterbühne herab werden wohl auch keine Knüppel – im übertragenen Sinne gemeint – gezeigt oder geschwenkt. Leider. Welch eine wundervolle Vorstellung! Die Hagener Bühne als Guckkasten in die düstere Hagener Realität! Unsere Bühne als Ort der Auflehnung, des Widerstandes – mit künstlerischen, mit satirischen, mit humoristischen Mitteln – Unser Theater als Dreh- und Angelpunkt der Erneuerung. Alles machbar, alles denkbar, Material gibt es in Hagen zur genüge, Künstler auch, die sich mit ihrer Stadt auseinandersetzen. Ganz bestimmt nichts gegen Mozart oder Puccini, aber einiges mehr für die kommunale Kunst als Begleiterin, als An – oder Aufregerin, als (re)-vitalisierende Agitatorin gegen die Ignoranz eines Provinzgouverneurs in Arnsberg oder einer politischen Stümpertruppe, aus deren Händen diese Stadt und ihre Bürger befreit werden müssen. Kunst KANN verändern, wenn die Künstler, ihre offiziellen Vertreter und ihre Schöpfer daran glauben.
23. Februar 2010 um 16:44 |
Wuppertal ist überall!
anbei info zu
krisendemo-nrw.de
„wir zahlen nicht für eure krise! zwingen wir die profiteure
zur kasse!“
Anti-Krisendemonstration am 20.03. in Essen
http://krisendemonrw.wordpress.com/about
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