Dem griechischen Philosophen Chilon wird der Ausspruch „de mortuis nihil nisi bene“ zugeschrieben, in der Regel übersetzt mit „über die Toten rede nur gut“. Nimmt man den Satz wörtlich, könnte er auch so interpretiert werden: „Wenn man über einen Toten nichts Gutes zu berichten weiß, sollte man schweigen.“
Eine Auslegung, die anscheinend auch die CDU im Falle des verstorbenen Parteimitglieds Oskar Pahnke bislang beherzigt. Keine Mitteilungen auf der Homepage, keine Todesanzeigen, nichts. Offensichtlich war über den ehemaligen SS-Offizier nichts „Gutes zu berichten“.
Einer tanzt allerdings aus der Reihe: Christian Kurrat, stellvertretenden Kreisvorsitzender der Hagener Union und ehemals Vorsitzender des parteieigenen Jugendverbandes. Der twittert fröhlich vor sich hin: „In tiefer Trauer um Oskar Pahnke, meinem lieben Freund und unermüdlichem Kämpfer für die Vollendung der menschlichen Einheit unseres Landes.“
Kurrats „tiefe Trauer“ rangiert im Quassel-Forum Twitter hinter der weltbewegenden Nachricht: „Heute ca. 400 Videokassetten weggeschmissen. Was für ein Gefühl.“ Der neueste Eintrag besteht aus der – nun wirklich pietätlosen – Mischung: „Schreibtisch in Ordnung bringen und Terminkalender für 2010 vorbereiten. Morgen zur Trauerfeier von meinem lieben Freund Oskar.“
Abgesehen von solchen Kindereien gibt es wohl doch eine gewisse Seelenverwandtschaft zwischen Kurrat und seinem SS-Freund. So hat er sich 2001 nach der großen antifaschistischen Demonstation gegen einen Aufmarsch von Neonazis in Hagen im Nachhinein von dieser distanziert. Die absurde Begründung: „Die heutige Gegendemonstration, die anlässlich des Aufmarsches der Rechtsradikalen in Hagen vom DGB organisiert wurde, war aus meiner Sicht eine reine Parteiveranstaltung der SPD.“
An der Veranstaltung haben sich damals zwischen 7.500 (nach Angaben der Polizei) und 10.000 (nach Angaben der Veranstalter) Menschen beteiligt, ein breites Bündnis von Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und anderen gesellschaftlichen Gruppen. Eine solche Demonstration hatte es seit dem Auftritt des seinerzeitigen NPD-Vorsitzenden Adolf von Thadden 1969 auf der Springe in Hagen nicht mehr gegeben. Weder damals noch 2001 wäre die SPD überhaupt dazu in der Lage gewesen, so etwas auf die Beine zu stellen.
Aber Kurrat, der auch für die CDU im Hagener Stadtrat wirken darf, geht es wohl um etwas anderes: um eine klammheimliche Sympathie mit „alten Kameraden“.
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