Oase der Kunst

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Vor zwölf Jahren beschloss die Stadt Hagen, dass der Maler Emil Schumacher ein Museum in seiner Heimatstadt bekommen soll. An diesem Wochenende wird es eröffnet.

Hagen hat ein Museum bekommen, das modern, wohlproportioniert, zurückhaltend und überzeugend ist. Zwar erinnern Glasfassade und innenliegende Beton-Ausstellungskuben durchaus an den Neubau des Kunstmuseums Stuttgart, doch für den Hagener Standort mitten in einem dicht und sehr unterschiedlich bebauten Gebiet, war Zurückhaltung das wichtigste Kriterium.

Die Mannheimer Architekten Lindemann bauten eine gläserne Hülle, die tagsüber lichtdurchflutet ist und einzelne Blicke in die Ausstellung freigibt. Bei Nacht wird das Haus von innen farbig erleuchtet. Ein zentrales Foyer verbindet die beiden Museen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Links das kühle, edle, zweckmäßige, neue Schumacher-Museum mit dem Betonkubus über drei Etagen und der außenliegenden Treppe, die zwei große Saalfluchten verbindet. Rechts das historische Osthaus-Museum, das vom Museumsgründer selbst in Auftrag gegeben und von Henry van der Velde exklusiv ausgestattet wurde. Es ist nun restauriert und ein wunderbares Zeugnis exzellenten Jugendstilinterieurs nebst schöner Kunstsammlung.

Schon für die reizende Innenarchitektur van de Veldes lohnt der Weg nach Hagen. Aber auch, um zu sehen, wie geschickt hier eine Oase mit Museum, Platz und Restaurant-Café geschaffen wurde, die das Spektakuläre eines avantgardistischen Bauwerks gar nicht braucht, um zu gefallen.

Quelle: WELT

Anmerkung: Die Eröffnung des Museumsquartiers dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit das letzte größere Ereignis auf absehbare Zeit in Hagen sein.

Typisch mal wieder die Berichterstattung der Westfalenpost: Bei der Lektüre entsteht der Eindruck, es sei ein „Jürgen-Rüttgers-Museum“ eröffnet worden. Dabei scheint der Ministerpräsident ein eher unterentwickeltes Verhältnis zur Bildenden Kunst zu haben: „Ich habe immer wieder versucht, seine Kunst zu verstehen. Bei mir im Büro hängt ein Schumacher. Ich schau‘ mir ,Macumba‘ oft an. Das macht den Kopf frei.”

Hoffentlich nicht zu frei.

Eine Antwort to “Oase der Kunst”

  1. christoph rösner Says:

    Selbstverständlich habe auch ich als Kulturschaffender in Hagen diesen Pflichttermin wahrgenommen, und ich habe – was zugestandenermaßen -selten vorkommt, nichts, oder fast nichts zu kritisieren. Gut, Emils teleportiertes Atelier hat mich ein wenig an die herzlich bemühte Präsentation eines ebenso bemühten Heimatvereins erinnert, aber das nur am Rande. Das Gebäude, die wunderbar gelungene Kenntlichmachung der Sichtbetonarchitektur mit Hilfe eines nichts verbergenden Glasmantels inmitten der umgebenden Gebäude – ein großer Wurf. Das Zitat einer alten Freundin am Eröffnungsabend will ich hier dokumentieren, es sagt alles aus und noch vieles mehr: „Ich bin tief gerührt, dass so etwas in Hagen zustande gekommen ist.“
    Wir alle dürfen gespannt sein, ob sich das ESM – wie großspurig prognostiziert – zu einem gläsernen Hort der Kunst für Besucher aus Nah und Fern entwickeln oder ob Hagens Kunstquartier bald zum gläserenen Sarkophag für Emils Kunst werden wird für die wenigen Versprengten im Lande und der Welt. Rumänenfreund Rüttgers wird wohl nicht zu ihnen zählen …

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